Moorriem

Moorriem

Moorriem ist eine mittelalterliche Moormarschsiedlung und war bis 1974 eine Gemeinde in Niedersachsen, die dann in die Stadt Elsfleth eingemeindet wurde.

Das Gebiet ist ein 16 km langer Siedlungsstreifen zwischen der Weser und Oldenburg. Es beginnt östlich von Oldenburg in Moorhausen und erstreckt sich über Butteldorf und Bardenfleth bis Neuenbrok.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Bodenfunde vom Hunteufer bei Gellenerdeich belegen, dass es im Mooriemer Gebiet bereits um 2000 v. Chr. Viehwirtschaft betreibende Bauern gab, die ihre Siedlungen aber am Ende der Jungsteinzeit wegen zunehmend unwirtlicher werdenden Bodenverhältnissen wieder aufgeben mussten.[2][3]

Als Kaiser Heinrich IV. das Moorgebiet 1062 dem Erzbischof Adalbert von Bremen übertrug, begann die planmäßige Kolonisation Moorriems.[4] Um das Moor urbar zu machen, waren in dem von der Tide beeinflussten Gebiet zunächst Deich- und Sielbauten erforderlich. Diese wurden nach holländischem Vorbild von Fachkräften aus Holland und Flandern durchgeführt.[5] Auf dem höher gelegenen Rand des Ipweger Moores errichteten die Bauern dicht nebeneinander ihre Gebäude, von hier aus arbeiteten sie sich immer weiter ins Moor vor. So entstanden schmale Grundstücke, bis zu acht Kilometer lang, aber nur 20 bis 60 Meter breit.[6] Im 12./13. Jahrhundert war auch schon ein Knüppeldamm angelegt, der unter der Bezeichnung Bohlenweg XXII (Ip) als archäologischer Fund eingeordnet, in der Moorriemer Gegend aber als Holten Straat (Hölzerne Straße, Holzweg) bekannt ist. Er führt am Südrand des Ipweger Moores entlang und entspricht zwischen Moorhausen und Huntorf einem Abschnitt der heutigen Landesstraße 65.[7]

Im Moorriemer Gebiet kam es im 15. Jahrhundert zu Schlachten zwischen Oldenburgern und Bremern, die als „Bremer Taufe“ (Bremer Döpe) bezeichnet wurden. Die erste „Taufe“ bezieht sich auf das Jahr 1464, als während einer Fehde 250 Bremer in der Hunte ertranken; die zweite ereignete sich, als sich Bremer Raubzügler 1476 mit ihrer Beute auf dem Rückzug befanden, dabei von einer Truppe des Oldenburger Grafen Gerd eingeholt und bei Paradies an der Gellener Bäke vernichtend geschlagen wurden.[8]

Als Gemeinde entstand Moorriem 1933 aus Neuenbrok, Bardenfleth und Altenhuntorf. Zu Moorriem gehörten 1933 die Bauerschaften Altendorf I, Altendorf II, Barghorn, Burwinkel, Butteldorf, Dalsper, Eckfleth, Gellen, Huntorf, Kolonie Barghorn, Loyermoor, Meerkirchen, Mittelort, Moordorf, Moorhausen, Moorseite, Niederhörne, Niederort, Nordermoor, Oberhörne, Wehrder und Wolfsstraße. Damals hatte Moorriem 4876 Einwohner; die Zahl sank bis 1939 auf 4744.[9]

1974 verlor Moorriem seine Eigenständigkeit und wurde mit Elsfleth zusammengeschlossen. Eine Grundschule ist aber noch in Moorriem vorhanden.[10]

Sehenswürdigkeiten

Typische Hofstelle in Moorriem

Die Marschenhofsiedlung besteht überwiegend aus niederdeutschen Hallenhäusern mit Reetdach und Fachwerk, die zum Teil unter Denkmalschutz stehen.[11] [12]

Die 1620 errichtete St. Anna-Kirche im Ortsteil Eckfleth ist eine Ständerfachwerkkirche mit hölzernem Glockenturm und einem Altar aus dem Jahre 1624. Auf dem Kirchhof ist der Maler Bernhard Winter begraben.

Die Hochmoorfläche Gellener Torfmöörte steht unter Naturschutz, kann aber von einem Naturlehrpfad aus erkundet werden.[13] Ein weiteres Naturschutzgebiet ist der Moorhauser Polder, ein Hochwasserrückhaltebecken der Hunte und Teil des Vogelschutzgebietes V11 Hunteniederung.[14][15]

Söhne und Töchter Moorriems

Der Maler, Grafiker und Fotograf Bernhard Winter (1871–1964) wurde in Neuenbrok geboren.[16]

Vereine

  • BV Moorriem (Boßeln)[17]
  • Schützenverein Moorriem, 1910 gegründet.[18]
  • Landfrauenverein Moorriem [19]
  • Landjugend Moorriem [20]

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Moorriem - einzigartige Natur- und Kulturlandschaft
  2. Moorriem - Die Geschichte
  3. J. Pätzold: Eine Siedlung der Großsteingrableute unter Normalnull bei Oldenburg (Oldb). Oldenburger Jahrbuch LV 1955, Teil II, S. 83-97
  4. H. Goens, B. Ramsauer: Stedingen, beiderseits der Hunte in alter und neuer Zeit. Oldenburger Jb 28 1924, S.5-91
  5. J. von Gierke: Die Geschichte des deutschen Deichrechts. Breslau 1901, Band I, S. 11, 124 f., 139
  6. Heike Ritter-Eden: Reisen im Oldenburger Land Band 2 Wesermarsch und Ammerland. Isensee, Oldenburg 1997, S. 113 ISBN 3-89598-459-0
  7. Hajo Hayen: Die hölzerne Straße vor den Toren der Residenzstadt. Der mittelalterliche Bohlenweg XXII (Ip). Archäologische Mitteilungen aus Nordwestdeutschland, Beiheft 3, Oldenburg 1988
  8. G. Rüthning: Oldenburgische Geschichte. Bremen 1911, Band I, S. 158 f.
  9. Moorriem auf Verwaltungsgeschichte.de
  10. Grundschule Moorriem
  11. Fachwerkdörfer Moorriem
  12. Moorriem - einzigartige Natur- und Kulturlandschaft, Evangelisch-lutherische Kirche in der Wesermarsch
  13. Naturschutzgebiet „Gellener Torfmöörte“
  14. Ritter-Eden: Reisen im Oldenburger Land Band 2 Wesermarsch und Ammerland. Isensee, Oldenburg 1997, S. 139
  15. NSG Moorhauser Polder
  16. Bernhard Winter auf der Seite der Stadt Oldenburg in Oldenburg
  17. BV Moorriem
  18. Schützenverein Moorriem auf der Seite des Schützenbundes Wesermarsch
  19. Landfrauenverein Moorriem
  20. Landjugend Moorriem
53.2342978.369684

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