Münzstätte Leipzig

Münzstätte Leipzig

Die Münzstätte Leipzig ließ Otto der Reiche (1156–1190), Markgraf von Meißen errichten. Jedoch erst seit Mitte des 15. Jahrhunderts sind die Münzmeister zweifelsfrei nachgewiesen. 1765 erfolgte die Stilllegung der Münzstätte.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Erste Belege

Der erste Nachweis der Münzstätte Leipzig ist mit Brakteaten der Umschrift MARCHIO OTTO DE LIPPI oder OTTO MARCHIO DE LIPPZINA[1]. des Markgrafen Otto des Reichen erbracht worden. Die erste urkundliche Erwähnung der Münzstätte erfolgte um 1220. Mit dem Aufkommen der Groschen ist Freiberg als Münzstätte von Bedeutung. Vermutlich stellte die Leipziger Münze um 1370 ihren Betrieb ein.

Ab Mitte des 15. Jahrhunderts bis zur Schließung durch Kurfürst August

Kurfürst Friedrich II., der Sanftmütige (1428–1464) ließ die Leipziger Münze wiedererrichten. Außer den Meißner Groschen der Münzstätten Freiberg, Leipzig und Colditz wurden in Leipzig zwischen 1454 bis 1461 die ältesten sächsischen Goldmünzen, die Goldgulden ohne Jahreszahl mit der Darstellung Johannes des Täufers geprägt. Seit 1488 hatten die Goldgulden eine Rückseitenlegende mit dem Hinweis auf die Münzstätte Leipzig (LIPCEN bzw. LIPZENSIS). Ab dem 16. Jahrhundert wurde in der Leipziger Münze nur noch sporadisch geprägt.

Die ersten sächsischen Großsilbermünzen, die sogenannten Klappmützentaler (silberne Gulden bzw. Guldengroschen) wurden im Jahre 1500 in Annaberg und evtl. in Wittenberg geprägt. In Leipzig jedoch nur 1519 unter Münzmeister Ulrich Gebhardt.

Interessant sind die äußerst seltenen, im Januar 1547 während der Belagerung von Leipzig geprägten Not- oder Belagerungsklippen. Der Geldbedarf für die Bezahlung der Söldner während der Belagerung Leipzigs durch Kurfürst Johann Friedrich I., des Großmütigen (1532–1554, 1547–1552 in Gefangenschaft, seit 1552 Herzog), musste durch die Prägung von Notklippen aus Silber und Gold unter hauptsächlicher Verwendung von Kirchengerät und Silbergeschirr aus dem Besitz des Stiftes Merseburg, das vor dem Krieg aus Sicherheitsgründen in Leipzig eingelagert worden war, gedeckt werden. Die in Leipzig geprägten Notklippen zu einem Taler des Herzogs Moritz von Sachsen (1541–1553, Kurfürst seit 1547), mit dem Rautenschild zwischen der geteilten Jahreszahl 1547, sind mit dem Buchstaben L für Leipzig und den Buchstaben M. H. Z. S. (Moritz Herzog zu Sachsen) gekennzeichnet. Kurfürst Johann Friedrich I. hatte zur Bezahlung seiner Truppen ebenfalls Notklippen schlagen lassen. Diese Notmünzen wurden hauptsächlich in Wittenberg geschlagen und zeigen im Unterschied zu den Belagerungsklippen des Herzogs Moritz das sächsische Kurwappen mit der Jahreszahl 1547 und die Buchstaben H. HF. K. (Herzog Hans Friedrich Kurfürst). Mit dem Verlust der Kurwürde der Ernestiner war auch das Ziel, im albertinischen Leipzig die Kreismünzstätte der Ernestiner zu errichten, gescheitert. Mit der 1556 errichteten Münzstätte Dresden ordnete Kurfürst August (1553–1586) die Schließung sämtlicher Landesmünzstätten an. Im Jahre 1571 wurde auch die bereits seit langem ruhende Münzstätte Leipzig geschlossen.

Von der Kipper- und Wipperzeit bis zur Einführung des Konventionsfußes

Leipzig, Pleißenburg um 1780. Ab 1753 befand sich die Münzstätte Leipzig in den Kasematten der Pleißenburg

In der Zeit der Geldverfälschung, der Kipper- und Wipperzeit, wurde die Monopolstellung der Dresdner Münze mit der Errichtung von Kippermünzstätten durchbrochen. Auch in Leipzig setzte von 1621 bis 1623 unter den Münzmeistern Reinhard und Reichardt Jäger die in immer größeren Umfang betriebene Herstellung von sogenannten Interimsmünzen ein. Die Einführung des Zinnaischen Münzfußes erforderten 1669 die Wiederinbetriebnahme der Münzstätte, die seit Ende der Kipper- und Wipperzeit geschossenen war. Die minderwertigen Prägungen durch den Münzmeister Johannes Zipfel hatten jedoch bereits 1670 wieder die Stilllegung der Münze zur Folge.

Nach Einführung des Leipziger Fußes ließ der Kurfürst Johann Georg IV. (1691–1694) die Leipziger Münze 1693 wieder in Betrieb nehmen. Ab 1696 wurde ein neues Münzgebäude errichtet, in dem bis etwa 1714 gemünzt wurde. Ab 1752 wurden in Leipzig wahrscheinlich in den Räumen der alten Münze vor dem Peterstor Gold- und Silbermünzen der polnischen Währung geprägt. Die geplante Währungsreform und die beengten Räumlichkeiten führten 1753 zur Verlegung der Münzstätte in die Kasematten der Pleißenburg.

Unter preußischer Besatzung

Im Siebenjährigen Krieg wurde unter preußischer Besatzung vom Preußenkönig Friedrich II. (1740-1786) die Leipziger Münze an ein Berliner Konsortium Ephraim, Itzig und Co. verpachtet. Bei der Übernahme der Münze wurden alte Prägestempel für Achtgroschenstücke oder Dritteltaler mit der Jahreszahl 1753 und dem Brustbild des Kurfürsten von Sachsen, Friedrich August II. (1733-1763) verwendet, jedoch mit verringertem Feingehalt geprägt, ohne Unterscheidungsmerkmale zu den echten Stücken. Erst 1761 und 1762 wurde mit der richtigen Jahreszahl gemünzt. Die von den Pächtern an den preußischen König zu zahlenden hohen Zinsen hatten einen immer stärker fallenden Silbergehalt der Münzen zur Folge. Die preußischen Fälschungen wurden nach dem Namen des Münzpächters Ephraimiten genannt. Sächsischen Goldmünzen im Wert von fünf Talern wurden in Leipzig ebenfalls zur Finanzierung des Krieges von Friedrich II. gefälscht. Sie wurden ab 1760 mit dem Stempel von 1755 nachgeprägt und im Feingehalt immer mehr verringert. Von ursprünglich 23 Karat waren im letzten Kriegsjahr nur noch 7 Karat geblieben.

Endgültige Schließung

In den Jahren 1763 bis 1766 sind die in Leipzig geprägten Kriegsmünzen, die Dritteltaler oder Achtgroschenstücke mit den Jahreszahlen 1753, 1761 und 1762 nach vorheriger Abwertung und Außerkurssetzung eingeschmolzen worden. Mit dem ausgesaigerten Silber wurden wieder vollwertige Münzen nach dem Konventionsfuß von 1763 geprägt. Nach Abschluss der Währungsreform wurde die Hauptmünzstätte Dresden wieder einzige Münzstätte in Kursachsen, da die Leipziger Münze nicht mehr benötigt wurde. Sie stellte 1765 endgültig ihren Betrieb ein.

Münzmeister der Münzstätte Leipzig

Münzmeister von bis Münzmeisterzeichen Bemerkung
Hermann Silberborner 1451 1454 Dreiblatt
Hans Stockart 1454 1462 Lilie, Kreuz, L Lilie als Silbermünzmeister, Kreuz als Goldmünzmeister, Münzzeichen L
Conrad Funke 1462 1477 sechsstrahliger Stern
Heinrich Stein 1488 1511 sechsstrahliger Stern, Kreuz Stern als Silbermünzmeister, Kreuz als Goldmünzmeister
Gerhard Stein um 1512 Mondsichel
Ulrich Gebhardt 1518 1520 Kreuz auf Halbmond
Ulrich Gebhardt 1531 1532 Kreuz auf Halbmond
unbekannt 1547 Münzzeichen L Belagerungsklippen
Reinhard Jäger 1621 Kippermünzstätte Leipzig
Reichardt Jäger 1622 1623 Kippermünzstätte Leipzig
Jonas Zipfel 1669 1670
Siegmund Dannies 1692 1693 S D
Salomon Gottlieb Knorr 1693 ohne
Ernst Peter Hecht 1693 1714 E P H, Hecht polnische Silbermünzen ohne Münzmeisterzeichen
Johann Georg Gödecke 1752 1753 I G G, G
Ernst Dietrich Croll 1753 1764 E D C, E C, C polnische Silbermünzen auch ohne Münzmeisterzeichen
Ephraim & Co. 1761 1762 E C, E D C, F D C, L D C, Münzzeichen L Kriegsmünzen unter preußischer Besatzung, Prägungen vorher mit den Stempel von 1753
Johann Friedrich ô Feral 1764 1765 I F ô F, ô F auch ohne Münzmeisterzeichen, 1765 Schließung der Münzstätte

In den Zeiträumen ohne Angaben ruhte die Münze.

Literatur

  • Walter Haupt: Sächsische Münzkunde, Berlin 1974
  • Paul Arnold: Walter Haupt und seine „Sächsische Münzkunde. In Numismatische Hefte Nr. 20, Dresden, 1986
  • Paul Arnold: Kurfürst August (1553–1586) und das sächsische Münzwesen. In Numismatische Hefte Nr. 20, Dresden, 1986
  • Lienhard Buck: Die Münzen des Kurfürstentums Sachsen 1763 bis 1806, Berlin 1981
  • Julius und Albert Erbstein: Erörterungen auf dem Gebiete der sächsischen Münz- und Medaillen-Geschichte bei Verzeichnung der Hofrath Engelhardt´schen Sammlung, Dresden 1888
  • Gerhard Krug: Die meißnisch sächsischen Groschen 1338–1500, Berlin 1974

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vgl. Walter Schwinkowski: Münz- und Geldgeschichte der Mark Meißen und der Münzen der weltlichen Herren nach meißnischer Art vor der Groschenprägung – 1. Teil: Abbildungstafeln. Frankfurt (Main), 1931

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