Münzstätte Dresden

Münzstätte Dresden
Kurfürstentum Sachsen, August, Kurfürst von Sachsen: Reichstaler 1575, Münzstätte Dresden, Mmz. HB, Münzmeister Hans Biener, Prägung nach dem Reichsfuß (1571–1667)
Kurfürst August von Sachsen, Dresdner Schreckenberger 1565, Mmz. HB, Münzmeister Hans Biener
Gedenktaler 1630, auf das Jubelfest der Übergabe der Augsburger Konfession. Vs. Kurfürst Johann Georg I., Rs. Kurfürst Johann der Beständige, Münzstätte Dresden.
Kurfürstentum Sachsen, Johann Georg III. Kurfürst von Sachsen, Sterbetaler 1691, Specisreichstaler (zu 28 Groschen), Prägung im Reichsfuß, Münzstätte Dresden, Münzmeister Johann Koch (I. K.)
Kurfürstentum Sachsen, Johann Georg IV., Kurfürst von Sachsen: Klippe 1693 auf die Verleihung des Hosenbandordens, Münzstätte Dresden, Münzmeister Johann Koch (I-K), Prägung nach dem Leipziger Fuß (Kuranttaler zu 24 Groschen)
Sophiendukat, Münzstätte Dresden. Geprägt von 1616 bis 1838 als Münze, von 1846 bis 1873 als Medaille. Jahreszahl 1616.
Medaille 1726 von Johann Wilhelm Höckner, auf die Grundsteinlegung der Frauenkirche Dresden. (Replik)

Die von Kurfürst August 1556 errichtete Münzstätte Dresden wurde nach Einziehung sämtlicher Landesmünzstätten einzige Münzstätte im Kurfürstentum Sachsen. Sie bestand bis 1887.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ein Münzhof in Dresden an der Kreuzkirche ist 1414 in einer Schenkungsurkunde erstmals bezeugt. Bereits 1311 wird ein Nicolaus quondam magister monetae in Dresden erwähnt, jedoch ohne Bezug auf eine Münzstätte. Mittelalterliche Münzen aus einer Dresdner Münzstätte sind dennoch nicht bekannt.

Errichtung der Münzstätte unter Kurfürst August

Kurfürst August (1553–1586) stellte bei der von ihm veranlassten Überprüfung der Münzen in seinen Münzstätten Freiberg, Annaberg und Schneeberg fest, dass die Münzmeister den Feinsilbergehalt, der nach den Vorschriften der sächsischen Münzordnung von 1549 (Münzfuß von 1549 bis 1558) für den Guldengroschen (Taler) mit 14 Lot 8 Grän (= 902,78/1000) festgesetzt war, eigenmächtig verringert hatten. Größenangaben zur Abminderung des Feingehaltes wurden nicht bekannt. Der Kurfürst ließ daraufhin alle Landesmünzen schließen und verlegte sie in eine einzige Münze nach Dresden in die unmittelbare Nähe seines Residenzschlosses, um über die Richtigkeit von Schrot und Korn besser wachen zu können. Die 1556 nach Dresden verlegte Münzstätte Freiberg war seit dem 13. Jahrhundert sächsische Hauptmünzstätte. Die Annaberger Münzstätte wurde 1557 zunächst ins dortige Kloster zurück verlegt, bevor sie 1558 ebenfalls mit der Dresdner Münze vereinigt wurde. Die Schneeberger Münzstätte war noch bis 1571 in Betrieb, belegt durch das Münzmeisterzeichen T. Die Münzstätten in Zwickau und Buchholz wurden bereits von Kurfürst Moritz (1541–1547–1553) geschossen. Die schon seit langem ruhende Münzstätte Leipzig wurde 1571 stillgelegt. Damit war die Dresdner Münze seit fast 100 Jahren einzige Münzstätte im Kurfürstentum Sachsen.

Neben der Münzproduktion entwickelte sich die Münzstätte zu einem bedeutenden Zentrum der Medaillenkunst.

Kipper- und Wipperzeit

In der Zeit der Geldverfälschung, der Kipper- und Wipperzeit, wurde die Monopolstellung mit der Errichtung von Kippermünzstätten (1621–1623) durchbrochen. Der Dresdner Münzmeister Heinrich von Rehnen weigerte sich anfangs verfälschte Münzen auszubringen und gab dafür sein Müzmeisterzeichen nicht eher her, als bis er aus seiner, dem Obersächsischen Kreis abgelegten Dienstpflicht entbunden wurde.

Spätere Münzwirren führten 1669 zur Wiedererrichtung der Münzstätte Leipzig, die mit Unterbrechungen bis 1765 in Betrieb war.

Verlegung innerhalb Dresdens

Der Bau der katholischen Hofkirche zwischen Elbbrücke und Schloss erforderte 1738 den Abriss der Münzgebäude. Die Verlegung der Münze hinter die Frauenkirche und dem Kirchhof war bereits 1737 erfolgt. Die Münzstätte bestand bis 1886.

Ab 1872 wurden die Münzen des Königreichs Sachsen mit dem Münzzeichen E geprägt.

Verlegung nach Muldenhütten

Die letzten Münzen wurden am 5. Februar 1887 geprägt und waren Pfennige. Münzmeister Buschick ließ zwei Tage danach noch 25 Einpfennigstücke der Jahreszahl 1887 mit einem großen Punkt hinter dem Wort PFENNIG als Erkennungszeichen für die "allerletzten Einpfenniger" prägen. Die neue Münzstätte Muldenhütten wurde bereits 1887 in Betrieb genommen und verrichtete ihre Tätigkeit bis 1953.

Münzmeister der Münzstätte Dresden

Münzmeister von bis Münzmeisterzeichen Bemerkung
Hans Biener 1556 1604 HB, auch ohne ab 1556 Verwalter, später Münzmeister, ab 1557 und noch 1605 auch mit HB († 1604)
Heinrich von Rehnen 1605 1624 HR, stehender Schwan, auffliegender Schwan ab 1558 bis 1603 als Münzmeister in kurbrandenburgischen Diensten
Hans Jakob 1624 1635 H I, gekreuzte Zainhaken
Cornelius Mende 1635 C M
Sebald Dirleder 1635 1640 S D
Constantin Rothe 1640 1678 C R, Eichel am Zweig
Christoph Fischer 1678 1686 C F, zwei, mit dem Rücken gegeneinander gekehrte Fische
ohne Münzmeister 1686 1688 ohne Münzmeisterzeichen Versorgung durch den Münzschreiber und Nachfolger
Johann Koch 1688 1698 I K, gekreuzte Pfeile
Johann Lorenz Holland 1698 1716 I L H, Zainhaken
Johann Georg Schomburg 1716 1734 I G S
Friedrich Wilhelm ô Feral 1734 1756 F W ô F
Johann David Billert 1756 1757 I D B, B, auch ohne unter preußischer Verwaltung
Friedrich Wilhelm ô Feral 1757 1763 F W ô F, ô F, auch ohne
Ernst Dietrich Croll 1763 1778 E D C, E C 1753–1763 auch Münzstätte Leipzig
Johann Ernst Croll 1779 1804 I E C, I C, C
Sameel Gottlieb Helbig 1804 1813 S G H, H
Johann Gotthelf Studer 1812 1832 I G S, G S, S 1816 Einführung der Ringprägung für Taler
Johann Georg Grohmann 1833 1844 G vom 29. März 1832 bis 24. August 1833 noch mit Münzmeisterzeichen S
Gustav Theodor Fischer 1845 1860 F ab 1859 Ringprägung für sämtliche Nominale
Gustav Julius Buschick 1860 1887 B seit 1872 Münzzeichen E, 1886 nach Muldenhütten verlegt

Münzgraveure der Münzstätte Dresden (unvollständig)

Die Münzgraveure waren auch als Medailleure tätig. Die Signaturen sind ggf. für die zeitliche Einordnung undatierter Medaillen von Bedeutung.

Medailleure, die nicht als Münzgraveure tätig waren, sind hier nicht erfasst.

Münzgraveure von bis Lebensdaten Signatur Bemerkung
Kilian Prager der Ältere 1582 erwähnt
Wendel unter der Linde 1585 1592
Kilian Prager der Jüngere 1592 nach 1601
Tobias Wolf (auch Wolff) vor 1586 nach 1601 TW (Monogramm)
Heinrich von Rehnen 1605 1624 † 1633 H. V. R. war Münzmeister, Münzgraveur und Medailleur
Herbart von Lünen (Lynen) etwa 1605 etwa 1626 H. V. L., H. V. L. F. (fecit) arbeitete unter Heinrich von Rehnen
Ruprecht Niclas Kitzkatz 1616 1633 R. N. K., Monogamm
Paul Walter (Walther) 1633 1654 P. W.
Johann Caspar Höckner 1654 1671 * 1629, † 1671 IC. H. (IC als Monogramm), H.
Ernst Caspar Dürr 1671 1681 E. C. D. auch D. O. bei gemeinschaftlicher Arbeit von Dürr und Omeis
Martin Heinrich Omeis 1671 1703 † 1703 o. f. (fecit), MHO, Monogramm auch D. O. bei gemeinschaftlicher Arbeit von Dürr und Omeis
Pieler etwa 1681
Johann Wilhelm Höckner 1702 1749 HOECKNER
Johann Friedrich Stieler 1756 1790 * 1729, † 1790 St, S für Leipzig
Carl Christian Pribus vor 1763 1787 † 1787 P für Leipzig
Friedrich Heinrich Krüger 1787 1805 * 1749, † 1815 F. H. KRÜGER auch gemeinschaftliche Arbeit von Höckner und Krüger
Christian Joseph Krüger 1790 1814 * 1759, † 1814 KR.
Johann Veit Stadelmann (1814) 1817 1824 * 1739, † 1864
Karl (Carl) Reinhard Krüger (1814) 1817 1857 * 1794, † 1874 C. R. KRÜGER, KRÜGER, R. K.
Friedrich Anton König 1824 1844 * 1794, † 1844
Karl Christian Friedrich Ulbricht (1846) 1848 1860
Ernst Wilhelm Ulbricht (1857) 1861 1864
Alois Stanger 1864 1868 * 1836, † 1870
Max Barduleck (1865) 1871 1911 * 1846, † 1923 M. BARDULECK, M. B. 1865 bis 1870 als Gehilfe, ab 1886 für Muldenhütten

Literatur

  • Walter Haupt: Sächsische Münzkunde, Berlin 1974
  • Max Barduleck: Die letzten Jahre der Münze in Dresden, Werksverzeichnis 1865 bis 1911, herausgegeben von Dr. Paul Arnold, Berlin, 1981
  • Dr. Paul Arnold, Dr. Harald Küthmann, Dr. Dirk Steinhilber: GROSSER DEUTSCHER MÜNZKATALOG VON 1800 BIS HEUTE, Augsburg, 2010
  • Paul Arnold: Kurfürst August (1553–1586) und das sächsische Münzwesen. In Numismatische Hefte Nr. 20, Dresden, 1986
  • Lienhard Buck: Die Münzen des Kurfürstentums Sachsen 1763 bis 1806, Berlin 1981
  • Julius und Albert Erbstein: Erörterungen auf dem Gebiete der sächsischen Münz- und Medaillen-Geschichte bei Verzeichnung der Hofrath Engelhardt´schen Sammlung, Dresden 1888
  • Rudolf Lorenz: Die Münzen des Königreichs Sachsen 1806–1871 und des Großherzogtums Warschau 1807–1815, Berlin 1968

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