Münzstätte Freiberg

Münzstätte Freiberg
Markgrafschaft Meißen, Otto der Reiche, Markgraf von Meißen (1156–1190), Brakteat (Hohlpfennig)

Die Münzstätte Freiberg wurde mit hoher Wahrscheinlichkeit, ebenso wie die Münzstätte Leipzig, während der Regierungszeit von Otto dem Reichen (1156–1190) gegründet, ist jedoch erst 1244 urkundlich nachweisbar. Mit der Errichtung der Münzstätte Dresden ließ Kurfürst August (1553–1586) alle Landesmünzen schließen. Die Landeshauptmünzstätte Freiberg musste 1556 ihren Betrieb einstellen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Aufgaben der höchstwahrscheinlich von Otto dem Reichen, Markgraf von Meißen, gegründete Münzstätte Freiberg ergaben sich aus der meißnischen Bergverfassung, dem Freiberger Bergrecht, in dem der Ablieferungszwang des geförderten Silbers festgelegt war. Der Rechtssatz „Alles Silber gehört in die Münze zu Freiberg“ war im Stadtrechtsbuch festgeschrieben. Das Bergsilber musste der Münzmeister zu einem vom Landesherren festgelegten Preis aufkaufen und dafür Münzen herstellen. Erster um 1289 namentlich bekannter Münzmeister war Nicolaus de Zibislawicz. Er ist als Ministerialer und gleichzeitig als Freiberger Ratsherr und Münzmeister nachgewiesen.

Der größte Teil der meißnischen Brakteaten, zu ihrer Zeit denarius (Pfennig) oder Hohlpfennig genannt, die regionalen Pfennige, sind zwischen 1170 und 1300 von der Freiberger Münze bereitgestellt worden.

Nach der Ablösung der Pfennigwährung durch die von Markgraf Friedrich II. (1323–1349) um 1338/39 eingeführten Meißner Groschen, prägte die Freiberger Münze in großem Umfang nach dem Vorbild des seit 1300 in Böhmen geprägten Prager Groschens, Meißner Groschen. Bei der Umstellung der Währung in der Markgrafschaft Meißen wurden wie im Königreich Böhmen italienische Finanzberater herangezogen. Zwei von ihnen, Agostino (Augustin) und Nicolao (Nicolaus) von Florenz, genannt die Walen, leiteten von 1364 bis 1368 die Münzstätte als Münzmeister in Freiberg. Die neuen Meißner Groschen, bis gegen 1382 als „Breite Groschen“ bezeichnet, wurden neben dem Prager Groschen die führende Geldeinheit in Mitteleuropa. Von 1353 bis 1485 wurden in Freiberg 60,5 t Bergsilber vermünzt.

Die ersten sächsischen Großsilbermünzen, die sogenannten Klappmützentaler (silberne Gulden bzw. Guldengroschen) wurden im Jahre 1500 nicht in Freiberg, sondern in Annaberg und evtl. in Wittenberg geprägt. Die Münzstätten Freiberg und Leipzig scheiden nachweisbar aus. (In Leipzig wurden sie nur 1519 unter Münzmeister Ulrich Gebhardt geprägt.) Die Münzstätte Buchholz arbeitete erst seit 1505, die Münzstätte Schneeberg war von 1498–1501 und die in Münzstätte Zwickau von 1493–1530 geschlossen [1]. Erst nach 1525 prägte die Freiberger Münze silberne Gulden (Taler). Ihr Feinsilbergehalt von 27,41 g entsprach wertmäßig dem damaligen Goldwert des rheinischen Goldguldens. Trotz Wechsel der Territorien, Herrschaftsformen und Landes- bzw. Erbteilungen blieb die Bergstadt Freiberg samt den Bergwerken und der Münzstätte im gemeinsamen Besitz aller Wettiner bis 1547.

Lage der Münzstätte

Münze und Wohnhaus von Andreas Alnpeck, letzter Freiberger Münzmeister.

Die Münzmeister Nicolaus Hausmann und dessen Sohn Hans Hausmann, der seit 1521 zugleich Bürgermeister von Freiberg war, wohnten in Freiberg in der Petergasse (heute Petersstraße), wohin die Münze aus der Nähe der Nicolaikirche verlegt wurde. Hans Weller, genannt Molsdorf, Münzmeister von 1540 bis 1545, verlegte die Münze in die Burggasse (heute Burgstraße). Der Münzmeister und Bürgermeister von Freiberg, Andreas Alnpeck, hatte seine Wohnung und die Münze „im oberen großen Eckhaus am Markt, zur linken Hand, wenn man in die Petergasse geht“[2]. In seiner Amtszeit im Jahre 1556 verlegte Kurfürst August die Münzstätte nach Dresden, obwohl Rat, Bürgerschaft, Berg- und Knappschaft um deren Belassung gebeten hatten.

Verlegung nach Dresden

Kurfürst August stellte bei der von ihm veranlassten Überprüfung der Münzen in seinen Münzstätten Freiberg, Annaberg und Schneeberg fest, dass die Münzmeister den Feinsilbergehalt, der nach den Vorschriften der sächsischen Münzordnung von 1549 (Münzfuß von 1549 bis 1558) für den Guldengroschen (Taler) mit 14 Lot 8 Grän (= 902,78/1000) festgesetzt war, eigenmächtig verringert hatten. Größenangaben zur Abminderung des Feingehaltes wurden nicht bekannt. Der Kurfürst ließ daraufhin alle Landesmünzen schließen und verlegte sie in eine einzige Münze nach Dresden in die unmittelbare Nähe seines Residenzschlosses, um über die Richtigkeit von Schrot und Korn besser wachen zu können. Die Hauptmünzstätte Freiberg stellte 1556 ihren Betrieb ein. Die neue Münzstätte Dresden wurde zentrale Münzstätte für das gesamte Kurfürstentum.

Münzmeister der Münzstätte Freiberg ab 1490

Münzmeister von bis Münzmeisterzeichen Bemerkung
Nicolaus Hausmann 1490 1500 Rosette
Hans Hausmann 1500 1541 Lilie
Hans Weller, sonst Molsdorf genannt 1540 1545 Lindenblatt
Hans und Paul Weller 1546 Kreuz
Andreas Alnpeck 1546 1556 bis 1555 sechsstrahliger Stern, ab 1554 auch Adlerkopf Münzstätte 1556 nach Dresden verlegt

Um 1540 wurden die Buchstabenzeichen FREIB, FRIB, FRIBE zur Kennzeichnung der Münzstätte verwendet.

Literatur

  • Walter Haupt: Sächsische Münzkunde, Berlin 1974
  • Paul Arnold: Kurfürst August (1553–1586) und das sächsische Münzwesen. In: Numismatische Hefte Nr. 20, Dresden, 1986
  • Paul Arnold: Walter Haupt und seine "Sächsische Münzkunde". In Numismatische Hefte Nr. 20, Dresden, 1986
  • Julius und Albert Erbstein: Erörterungen auf dem Gebiete der sächsischen Münz- und Medaillen-Geschichte bei Verzeichnung der Hofrath Engelhardt´schen Sammlung, Dresden 1888
  • Gerhard Krug: Die meißnisch sächsischen Groschen 1338–1500, Berlin 1974
  • Freiberger Land. 1. Auflage. Akademie-Verlag Berlin, Berlin 1988 (Werte unserer Heimat. Band 47).
  • Hans-Heinz Kaspar, Eberhard Wächtler: Geschichte der Bergstadt Freiberg, Weimar 1986. Darin S. 57: Schatzbildung, Münze, Fernhandel
  • Arthur Suhle: Deutsche Münz- und Geldgeschichte von den Anfängen bis zum 15. Jahrhundert, Berlin 1968

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Paul Arnold: Walter Haupt und seine „Sächsische Münzkunde“. In Numismatische Hefte Nr. 20, S. 54, Dresden, 1986
  2. Vgl. Julius und Albert Erbstein: Erörterungen auf dem Gebiete der sächsischen Münz- und Medaillen-Geschichte bei Verzeichnung der Hofrath Engelhardt´schen Sammlung, Erste Abtheilung 1485–1591, Dresden 1888

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