Chemin Neuf

Die Gemeinschaft Chemin Neuf [ʃəmɛ̃ nœf] (franz., „Neuer Weg“) ist eine Charismatische Bewegung innerhalb der katholischen Kirche mit ökumenischer Berufung. Sie umfasst derzeit etwa 1 600 Mitglieder in 25 Ländern, die ihr Glaube an Jesus Christus und der gemeinsame Wunsch, der Kirche, dem Evangelium und der Welt zu dienen, eint.

Entstehung und Verbreitung

Die Kommunität entstand 1973 aus einer Gebetsgruppe in Lyon und zählt heute neben den circa 1 600 Mitgliedern – Familien und Zölibatäre, Männer und Frauen, Priester und Pastoren – auch 12.000 Personen im Dienst der Missionen der Gemeinschaft. Ihr Gründer und heutiger Leiter ist der Jesuitenpater Laurent Fabre (* 1934 in Lyon).

In Deutschland arbeitet Chemin Neuf seit 1992. Dort leitet sie seit 1994 die katholische Gemeinde Herz-Jesu im Prenzlauer Berg (Berlin). Seit 2000 ist sie im Dienst der katholischen Pfarrei St. Adalbert (Berlin-Mitte) und des Ökumenischen Zentrums Net for God tätig. Die Gemeinschaft lebt seit 2006 auch mit den Christkönigsschwestern im Kloster Berlin-Lankwitz, wo sie u. a. die seelsorgliche Betreuung des benachbarten Betreuten Wohnens innehat. Seit Sommer 2007 wirkt Chemin Neuf in Bonn und steht dort im Dienst der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) an St. Remigius.

Ziele

Ein Hauptanliegen von Chemin Neuf ist die Einheit und Versöhnung der Christen. Die Mitglieder der Gemeinschaft kommen daher auch aus unterschiedlichen konfessionellen Hintergründen (katholisch, orthodox, anglikanisch, reformiert, evangelisch-lutherisch oder freikirchlich). Weitere Ziele der Gemeinschaft sind die Evangelisation und der Frieden in der Welt.

Ihr Leitfaden ist der Ausspruch von Papst Johannes Paul II.: „Es ist wichtig, dass wir uns von jetzt an bemühen, alles gemeinsam zu tun, was wir gemeinsam tun können.“^[1]

Kirchliche und bürgerlich-rechtliche Anerkennung

Chemin Neuf wurde 1973 von Lyoner Erzbischof Kardinal Alexandre-Charles Renard anerkannt und 1984 unter dessen Nachfolger Kardinal Albert Decourtray eine Vereinigung von Gläubigen. Dieser kanonische Status erlaubt es der Gemeinschaft, den christlichen Glauben im Namen der Kirche zu lehren und den öffentlichen Gottesdienst zu fördern (Kanon 301,1 CIC). Am 24. Juni 1992 errichtete Kardinal Decourtray das Institut Chemin Neuf als Klerikerinstitut diözesanen Rechts für die Priester und die Priesteramtskandidaten der Gemeinschaft.

Die Gemeinschaft Chemin Neuf wurde vom Französischen Staat als religiöse Kongregation anerkannt (Dekret des Ministerpräsidenten vom 23. Juli 1993).

Kontroverse

In den 1990er Jahren beschuldigten ehemalige Mitglieder die Gemeinschaft, sektenähnliche Praktiken und Gehirnwäsche zu praktizieren.^[2] 1998 nahm die französische Anti-Sekten-Organisation CCMM (Centre contre les manipulations mentales; deutsch: „Zentrum gegen mentale Manipulationen“) Chemin Neuf in ihr „Sektenlexikon“ auf.^[3]

Jérôme Dupré-Latour, ein Priester der Diözese Lyon, vermerkte sektentypische Abweichungen wie strikten Gehorsam und autoritäre Machtausübung.^[4] Der ehemalige Lyoner Erzbischof Jean Balland (1934−1998)^[5] und der seinerzeitige Sektenbeauftragte des französischen Bischofskollegiums Jean Vernette (1929−2002)^[6] wiesen die Beschuldigungen ebenso zurück wie der Chemin Neuf-Gründer Laurent Fabre.^[5]

Einzelnachweise

1. ↑ Rede von Johannes Paul II. an den Verbund der Schweizer Freikirchen. 14. Juni 1984, Website des Vatikans.
2. ↑ Thierry Baffoy, Antoine Delestre, Jean-Paul Sauzet: Les Naufragés de l'Esprit. Des sectes dans l'Église catholique. Le Seuil editions, 1996.
3. ↑ Annick Drogou: Le dico des sectes. Éditions Milan, 1998.
4. ↑ Communauté du Chemin Neuf Association publique de fidèles – Appréciation des statuts reconnus par le diocèse de Lyon. Troumad. Abgerufen am 14. August 2009.
5. ↑ ^{a b} Les charismatiques sont-ils sectaires ?. Dernières Nouvelles d'Alsace (26. Juni 1996). Abgerufen am 14. August 2009.
6. ↑ Jean Vernette (15. Januar 2001): L’Eglise catholique et les sectes. Conférence des évêques de France. Abgerufen am 14. August 2009.

Weblinks

• Communauté du Chemin Neuf − offizielle Website (französisch)
• Gemeinschaft Chemin Neuf − offizielle Website (deutsch)