- Ngaing
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Der Begriff Ngaing benennt eine linguistische Einheit, die zur Sprachfamilie der Trans-Neuguinea-Sprachen gehört, welche den Finisterre-Huon-Sprachraum umfasst. Dem Finisterre-Huon-Sprachraum untergeordnet sind die Gusap–Mot-Sprachzweige, zu denen neben Madi (Gira), Iyo (Nahu), Neko, Nekgini, Rawa und Ufim und anderen auch Ngaing gehört. Der Sprachzweig Ngaing soll nach Forschungsstand Ende der 1980er Jahre etwa 1200 Sprecher(-innen) umfasst haben.[1] Der Begriff Ngaing steht auch für die Bevölkerung, die diese Sprache spricht.
Die Dörfer der Ngaing-Bevölkerung liegen an den südöstlichen Ausläufern des Finisterre-Gebirges in der Provinz Morobe im Osten von Papua-Neuguinea. Das Gebiet dieses Sprachraums liegt vornehmlich zwischen den Flüssen Nankina und Mot und damit teilweise in stark zerklüftetem Gebirgs- und zur Küste hin abflachendem Terrain.
Der Anthropologe Peter Lawrence befasste sich in den Jahren 1964, 1965 eingehend mit der Ngaing-Bevölkerung.[2]
Inhaltsverzeichnis
Lebensweise der Ngaing-Bevölkerung
Die Ngaing leben von Subsistenzwirtschaft. Sie versorgen sich mit Feldfrüchten aus dem Eigenanbau, wie Taro-Rhizomen, Yams und Süsskartoffeln. Sie halten Schweine und Hühner und gehen auf die Jagd. Jagdbeute stellen Wildschweine, Beuteltiere und Vögel. Für den Verkauf bestimmt sind die Früchte diverser Nutzpflanzen, wie Kaffee und Kakao und Betelnüsse.[3]
Gesellschaftsstruktur
Der Gesellschaftsstruktur der Ngaing liegt die doppelt unilineare Deszendenz zugrunde. Das System bezieht sich in seinem Kontext also auf die Patrilinie und Matrilinie gleichermaßen. Die Patrilinien eines Dorfes haben gewöhnlicherweise drei bis fünf Generationen Tiefe und bilden Patriclans (hong), welche die Grundeinheit der Siedlung ausmachen. Über sie werden die Regeln der Exogamie, Landrechte (wichtig für Gartenbau und Jagd) und Ritualrechte (wichtig für Männerkultzeremonien) definiert. Ähnlich strukturiert sind die parallel zu den Männern berechtigten Matrilinien, die das Totem-Recht auf sich vereinen und damit animistische Schutzgeistfunktionen ausüben. Meist wird dabei eine Pflanze oder ein Tier, die/das für die Gesellschaft eine bestimmte Bedeutung hat, der betroffenen Person zugewiesen, die besondere Achtung davor darzubringen hat. Die Gruppen leben im Siedlungsgebiet verstreut, denn sie befolgen das Prinzip virilokaler Patrilokalität, d.h. der Wohnsitz des verheirateten Paares wird beim Ehemann genommen, der gleichzeitig bei seinem Vater wohnt. Versammlungen zu gemeinsamen Aktivitäten finden nicht statt.[4][5]
Siehe auch
Weblinks
- Ernst Kausen, Die Klassifikation der sog. Papua-Sprachen. (DOC)
- Materialien (Engl., PDF) zu den Sprachen in Papua-Neuguinea
Einzelnachweise
- ↑ Wolfgang Kempf, Yong - Das Beschneidungsritual bei den Ngaing und benachbarten Gruppen im Finisterre-Gebirge, aus Jürg Wassmann (Hg.), Abschied von der Vergangenheit (Ethnologische Berichte aus dem Finisterre-Gebirge in Papua New Guinea, S. 77, Dietrich Reimer Verlag, 1992, ISBN 3-496-00496-7
- ↑ Dream travelers: sleep experiences and culture in the western Pacific, Wolfgang Kempf und Elfriede Hermann: Transcending the Lokal in Initiation Rites among the Ngaing of Papua New Guinea
- ↑ Wolfgang Kempf, S. 78
- ↑ Wolfgang Kempf, S. 78
- ↑ The Ngaing of the Rai Coast, Peter Lawrence and M. Meggitt (Hrsg.): Gods, Ghosts and Men in Melanesia. Melbourne 1965.
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