- Oberrohn
-
Oberrohn Gemeinde TiefenortKoordinaten: 50° 51′ N, 10° 13′ O50.84497222222210.212972222222260Koordinaten: 50° 50′ 42″ N, 10° 12′ 47″ O Höhe: 260–275 m ü. NN Einwohner: 240 (30. Juni 2009) Eingemeindung: 8. März 1994 Postleitzahl: 36469 Vorwahl: 03695 Lage von Oberrohn in Tiefenort
Oberrohn ist ein Ortsteil der Gemeinde Tiefenort im Wartburgkreis in Thüringen. Am 30. Juni 2009 wohnten 240 Einwohner im Ortsteil.[1]
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Geografische Lage
Der Ort Oberrohn befindet sich am Westrand des Moorgrundes und am Ostrand des Frauenseer Forst. Der Ort liegt etwa vier Kilometer Luftlinie nordnordwestlich von Bad Salzungen und drei Kilometer östlich von Tiefenort.
Nachbargemeinden und -städte
Oberrohn gehört seit der Gebietsreform[2] von 1994 zu Tiefenort und grenzt im Norden an die Gemeinde Ettenhausen an der Suhl, im Osten an die Ortsteile Möhra und Gräfen-Nitzendorf der Gemeinde Moorgrund, im Süden an Unterrohn und im Westen an den Hauptort Tiefenort.[3]
Berge
Der höchste Punkt der Gemeinde befindet sich westlich der Ortslage auf der bewaldeten Anhöhe Schöne Aussicht (364,8 m ü. NN), bemerkenswert ist auch der Steinkopf (295,5 m ü. NN) am östlichen Ortsrand, hier wird ein Steinbruch betrieben.[4]
Gewässer
Durch Oberrohn fließt der Rohrgraben als westlicher Abfluss des einstigen Moores.
Geschichte
Oberrohn
Die Entstehung der sechs Rohnhöfe und des Röhrigshofes[5] geht auf die Rodungsherrschaft der Herren von Frankenstein zurück, welche am südlichen und westlichen Rand des Moorgrundes eine beträchtliche Anzahl Höfe anlegen ließen.[6] Im Jahr 1330 sahen sich die bereits hoch verschulden Frankensteiner gezwungen ihre umfangreichen Besitzungen zu veräußern (Frankensteiner Verkaufsbrief). Das später als das Gut Oberrohn bezeichnete Oberrohn gelangte zunächst an das Kloster Herrenbreitungen und nach der Säkularisation des Klosters an private Eigentümer. Oberrohn gehörte zu dieser Zeit bereits zum sächsischen Teil des Amtes Salzungen, welches zwischen den Wettinern und Grafen von Henneberg gemeinschaftlich verwaltet wurde. Als Lehnsherren traten hierbei stets die Thüringer Landgrafen in Erscheinung; sie waren auch die Schutzvögte des nahen Klosters Frauensee. 1736 erwarb der Landgraf Wilhelm von Hessen-Philippsthal-Barchfeld das Gut Oberrohn und veranlasste eine Modernisierung. Eine vermögende Familie Voigt aus Salzungen zeigte im 19. Jahrhundert ihr Kaufinteresse und erwarb das Gut, ihnen gehörte auch der Große Röhrigshof. 1841 erwarb der Landwirt Werther das Gut.[7]
Als erste Industrieansiedlung wurde bereits 1910 das Kalkwerk Oberrohn erbaut. Das Werk verfügte über einen separaten Verladeplatz mit Bahnanschluss. Der heutige Haltepunkt Oberrohn entstand erst in den 1950er Jahren, als der Ort Oberrohn durch starken Zuzug von Umsiedler- und Flüchtlingsfamilien auf 312 Einwohner angewachsen war. Diese Neusiedler gründeten 1957 mit den vorhandenen Bauern die LPG "7. November". Arbeitsangebote im Forst, im Kalkwerk, im Kalibergbau und in der benachbarten Kreisstadt Bad Salzungen waren zu dieser Zeit bereits reichlich vorhanden.
Röhrigshof
Die beiden Röhrigshöfe - man unterschied in einen Unteren Röhrigshof und einen Oberen Röhrigshof - sind durch die Erweiterung der Ortslage mit Oberrohn verschmolzen. Der Untere Röhrigshof bestand Mitte des 19. Jahrhunderts aus fünf Wohnhäusern und hatte 44 Einwohner. Am Ortsrand bestand eine bedeutende Ziegelei. Der Obere Hof oder Großer Röhrigshof bildete 1312 den Hauptort des Hofsiedlungsverbandes und wurde in den frankensteiner Urkunden als Dorf (villa) bezeichnet. Im 19. Jahrhundert bildete dieser Ortsteil ein Vorwerk des Gutes Oberrohn und wurde von fünf Einwohnern bewohnt. Die Röhrigshöfe waren administrativ mit Gräfendorf verbunden und nach Möhra eingepfarrt.
Hüttenhof
Als das Möhraer Gebiet durch Kupferbergbau zusätzliche Erwerbsmöglichkeiten erhielt soll die Kleinsiedlung Hüttenhof entstanden sein. Zuvor soll neben diesem Ortsteil ein Hof Günthersbach bestanden haben. Der Hüttenhof bestand Mitte des 19. Jahrhunderts aus fünf Wohnhäusern und hatte 24 Einwohner. Der Hüttenhof war administrativ mit Gräfendorf verbunden und war nach Möhra eingepfarrt.
Verkehr
Straßenverkehr
Die nächstgelegene Anschlussstelle (Gerstungen) der A 4 befindet sich 22 Kilometer entfernt. Durch den Ort verläuft die Kreisstraße 98.
Schienenverkehr
Am Ortsrand befindet sich ein Haltepunkt der Süd-Thüringen-Bahn.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
- Am alten Fahrweg nach Weißendiez trifft man auf die Gerichtseiche, der Baumvetereran ist ein Naturdenkmal und markiert die westliche Gemarkungsgrenze.
- Auch die Zeppelinkiefer markiert die westliche Gemarkungsgrenze. Unweit des Baumes endete am 20. Oktober 1917 die Rückreise des Marine-Luftschiffs L 55 von einem Kampfeinsatz im Ersten Weltkrieg.
- Das Erbbegräbnis der Gutsbesitzerfamilie von Oberrohn liegt durch jahrzehntelangen Verfall in Trümmern.
Einzelnachweise
- ↑ Landratsamt Wartburgkreis (Hrsg.): Information ... In: Amtsblatt des Wartburgkreises vom 10. August 2010. Bad Salzungen 2010, S. 14.
- ↑ Thüringer Verordnung über die Auflösung und Zusammenlegung der Gemeinden Tiefenort, Dönges und Oberrohn vom 18. Februar 1994 (GVBl S. 243)
- ↑ Thüringer Landesvermessungsamt Wartburgkreis und Kreisfreie Stadt Eisenach, Erfurt 2002, ISBN 3-86140-250-5
- ↑ Thüringer Landesvermessungsamt TK25 - Blatt 5127 Bad Salzungen, Erfurt 1997, ISBN 3-86140-063-4
- ↑ Es gab die Ober-, Mittel- und Unterrohn-Höfe.
- ↑ Überliefert sind die Namen Hurningeshegen / Hornseigen, Rinnesteig, Kahlenberg, Breitenloh und Hetzels.
- ↑ G. Brückner: Das Verwaltungsamt Salzungen. In: Landeskunde des Herzogthums Meiningen. 2. Band, Verlag von Brückner und Renner, Meiningen 1853, S. 41-42.
Literatur
- Peter Drescher: Tiefenort an der Werra von damals bis heute. Geiger Verlag, Horb am Neckar 1999, ISBN 3-89570-549-7, S. 156.
- Hermann Helmbold: Dönges, Weißendiez. In: Georg Voss (Hrsg.): Bau- und Kunst-Denkmäler Thüringens. Großherzogthum Sachsen-Weimar-Eisenach. Amtsgerichtsbezirk Eisenach. Die Landorte. Heft XL, Gustav Fischer Verlag, Jena 1915, S. 46, 209.
- Ludwig Hertel: Oberrohn, Unterrohn. In: Georg Voss (Hrsg.): Bau- und Kunst-Denkmäler Thüringens. Herzogthum Sachsen-Meiningen, Kreis Meiningen. Amtsgerichtsbezirk Salzungen. Heft XXXV, Gustav Fischer Verlag, Jena 1911, S. 102ff.
Weblinks
Commons: Oberrohn – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienKategorien:- Ort im Wartburgkreis
- Ehemalige Gemeinde (Wartburgkreis)
- Tiefenort
Wikimedia Foundation.