- St. Vincenz und St. Laurentius (Backemoor)
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Die Kirche St. Vincenz und St. Laurentius befindet sich in Backemoor, in der ostfriesischen Gemeinde Rhauderfehn. Die Grundsubstanz der romanischen Backsteinkirche geht auf die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts zurück. Das Gotteshaus verdankt seine Errichtung vermutlich dem Umstand, dass Backemoor zu Zeiten der friesischen Freiheit wahrscheinlich der Versammlungsort der Ratsleute aus dem gesamten Overledingerland war. Namensgebender Patron ist möglicherweise Laurentius von Rom.[1]
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
St. Vincenz und St. Laurentius geht auf eine Apsissaal-Kirche zurück, die in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts am Versammlungsort der Ratsleute (Richter, die „Sechzehner“) aus dem gesamten Overledingerland errichtet wurde. Im 15. Jahrhundert wurde der Westturm an die Kirche gebaut. Dafür wurde das Langhaus etwas verkürzt und die alten Portale – zwei im Süden, eins im Norden – wurden vermauert. Die dicken Mauern, Schießscharten und ein Kamin am Westturm deuten darauf hin, dass er als Wehrturm benutzt wurde.[2] Der Eingang befindet sich seither im Turmuntergeschoss.[1] Im 18. Jahrhundert wurde eine hölzerne Muldendecke eingezogen. Heute finden in der Kirche neben Gottesdiensten in lockerer Folge Konzerte statt. Gestaltet werden sie von Chören der Kirchengemeinde. Außerdem gibt es die Reihe Alte Musik in Backemoor, die vom Kulturring Rhauderfehn organisiert wird.[3]
Beschreibung
St. Vincenz und St. Laurentius ist eine Apsissaalkirche. Das Mauerwerk des Langschiffs in wendischem Verband ruht auf einem bündigen Sockel aus Granitquadern und ist ohne Gliederung. Das Langhaus war ursprünglich in Richtung Westen länger und hatte kleinere Fenster, von denen das mittlere der Apsisfenster im Originalzustand erhalten ist. Alle anderen wurden im Laufe der Zeit verändert. Der Westturm ist mit einem Satteldach versehen und mit Treppengiebel und steigenden Spitzbogenfriesen verziert. Das Gemäuer wurde im Blockverband ausgeführt.
Innenausstattung
Noch aus vorreformatorischer Zeit stammen die Wandmalereien im Apsisbogen. Sie wurden bei der Kirchenrenovierung in den 70er Jahren freigelegt und zeigen Palmetten, Lebensbäume und Fabelwesen.[2] Der Flügelaltar mit Szenen aus dem Neuen Testament, die Kanzel aus Eichenholz und ein Messingkronleuchter wurden von einem wohlhabenden Bürger der Gemeinde gestiftet und in den Jahren 1701/02 gefertigt.[2] Der Bemalung des Altaraufsatzes geht auf das Vorbild des von Tönnies Mahler aus Leer um 1663 geschaffenen Altars der Kirche von Rhaude zurück. Zum Inventar der Kirche gehört auch ein Becher mit einer Widmung des Stifters: Behrend Harms Buchmeyer Hausmann zu Schatteburg vermachte in seinem Testament diesen Kelch zu Backemoor 1841.[4]
Orgel
Die Orgel wurde 1783 von Johann Friedrich Wenthin aus Emden errichtet. Sie verfügt über zwölf Register auf einem Manual und ein angehängtes Pedal. Das Instrument ist weitgehend im Originalzustand erhalten und besitzt das einzige originale Gambenregister aus dem 18. Jahrhundert in Ostfriesland. Die Orgel weist Stilelemente aus dem Barock auf. Dazu zählt die Aufteilung des Prospektes in einen hohen Mittelturm mit niedrigen flankierenden Seitentürmen, voneinander getrennt durch zweistöckige Flachfelder. Dem Rokoko hingegen sind die geschwungenen Gesimse und das Schnitzwerk zuzuordnen. 1887 erneuerte Johann Diepenbrock die Klaviaturen und Balganlage und tauschte anderthalb hölzerne Register durch neue aus. Die Firma P. Furtwängler & Hammer ersetzte 1934 beide Zungenstimmen. Im Zuge der Kirchenrenovierung wurde 1972 die Orgel ausgelagert. In einer ersten Restaurierungsphase erfolgte 1973/74 die Reparatur und provisorische Instandsetzung des Werkes. Ab 1978 wurden die Hauptarbeiten durch die Orgelbauwerkstatt Alfred Führer aus Wilhelmshaven durchgeführt, die 1982 mit der Rekonstruktion der Zungenregister abgeschlossen werden konnten.[5] Maßgeblich war der Zustand von 1783. Die dabei wieder freigelegte Marmorierung der Farbfassung gilt als einmalig in Ostfriesland.[2] Im Jahr 2008 erfolgten weitere Restaurierungsmaßnahmen durch die niederländische Firma Mense Ruiter. Die Disposition der überregional bedeutenden Orgel lautet:[6]
Manual C–c3 Principal 8′ W Bordun 16′ F Viola da Gamba 8′ W Gedact 8′ W/F Octav 4′ W Flöte 4′ W Quinte 3′ W Octav 2′ W Mixtur IV 1′ W Cornett III 22/3′ W Trompete 8′ F Vox humana 8′ F - W = Johann Friedrich Wenthin (1783)
- F = Alfred Führer (1978/82)
- Traktur:
- Tontraktur: Mechanisch
- Registertraktur: Mechanisch
- Windversorgung:
- Magazinbalg
- Winddruck: 75 mmWS
- Stimmung:
- Tonhöhe etwa ein Halbton über a1= 440 Hz
- Gleichstufige Stimmung
Siehe auch
Weblinks
- Ortschronisten der Ostfriesischen Landschaft: Backemoor, Gemeinde Rhauderfehn, Landkreis Leer (PDF-Datei; 41 kB)
- Genealogie-Forum: Genealogie-Forum Backemoor
- Monika van Lengen: Rhauderfehn - St. Laurentius und Vincentius-Kirche und Orgel Backemoor
- Gemeinde Rhauderfehn: Ev.-luth. St. Vincenz u. St. Laurentius Kirche Backemoor
Einzelnachweise
- ↑ a b Arbeitsgruppe der Ortschronisten der Ostfriesischen Landschaft: Backemoor, Gemeinde Rhauderfehn, Landkreis Leer (PDF-Datei; 41 kB), eingesehen am 26. August 2010.
- ↑ a b c d Monika van Lengen: Rhauderfehn - St. Laurentius und Vincentius-Kirche und Orgel Backemoor, eingesehen am 26. August 2010.
- ↑ Gemeinde Rhauderfehn: Ev.-luth. St. Vincenz u. St. Laurentius Kirche Backemoor, eingesehen am 26. August 2010.
- ↑ Genealogie-Forum: Genealogie-Forum Die ev.-luth. St.-Vincenz-und-St.-Laurentius-Kirche, eingesehen am 26. August 2010.
- ↑ Siehe den Restaurierungsbericht von Fritz Schild: Denkmal-Orgeln. Dokumentation der Restaurierung durch Orgelbau Führer 1974-1991. Florian Noetzel, Wilhelmshaven 2005, ISBN 978-3-7959-0862-1, S. 12-22.
- ↑ Orgel auf NOMINE e.V., gesehen 3. Februar 2011.
53.187397.522641Koordinaten: 53° 11′ 15″ N, 7° 31′ 22″ OSt. Vincenz und St. Laurentius (Backemoor) | Dreifaltigkeitskirche (Collinghorst) | Rhauder Kirche | Hoffnungskirche (Westrhauderfehn) | St. Bonifatius (Westrhauderfehn)
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