- Johann Diepenbrock
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Johann Diepenbrock (* 16. Dezember 1854 in Norden; † 13. Dezember 1901 in Norden) war Orgelbauer in Ostfriesland, der Orgeln in traditioneller Bauweise schuf. Von seinen Neubauten sind die Werke mit mechanischer Kegellade in Werdum und Wymeer nahezu vollständig erhalten.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Den Orgelbau hat Diepenbrock anscheinend außerhalb Ostfrieslands erlernt.[1] Im Jahr 1881 machte er sich in Norden selbstständig. Seine Witwe und sein Sohn Hans führten die Firma bis 1918/19 fort.[2] Seine Werke wurden solide ausgeführt und spiegeln die Bauweise und Klangästhetik aus der Mitte des 19. Jahrhunderts wider. Während sich außerhalb Ostfriesland die pneumatische Traktur durchsetzte, baute Diepenbrock Orgeln mit mechanischer Kegellade und ohne Schwellwerk, teils hinter einem historisierenden Prospekte (so in Werdum und Hatzum), in der Regel aber im neogotischen Stil (so in Wymeer, Loga und Blomberg). Die Prospekte fertigten lokale Tischler an. Diepenbrock repräsentiert die letzte Phase eigenständiger ostfriesischer Orgelbauer vor dem industriellen Orgelbau, die bereits vom Niedergang der hochstehenden Orgelkultur gekennzeichnet war.[3] Klanglich sind die vielen verschiedenen grundtönigen Register kennzeichnend, die durch farbige Stimmen wie eine Mixtur und Zungenregister (häufig Trompete 8′) ergänzt werden, was einem kräftigen Gemeindegesang geschuldet ist.[4] Neben einem Dutzend Neubauten führte Diepenbrock verschiedene Umbauten durch und veränderte die Dispositionen entsprechend dem Zeitgeschmack, wodurch etliche originale Stimmen verloren gingen. Auch hat er zahlreiche Reparatur- und Pflegearbeiten an ostfriesischen Orgeln durchgeführt.[2]
Werke
Die Größe der Instrumente wird in der fünften Spalte durch die Anzahl der Manuale und die Anzahl der klingenden Register in der sechsten Spalte angezeigt. Ein großes „P“ steht für ein selbstständiges Pedal, ein kleines „p“ für ein angehängtes Pedal. Eine Kursivierung zeigt an, dass die betreffende Orgel nicht mehr erhalten oder lediglich der Prospekt erhalten ist.
Jahr Ort Kirche Bild Manuale Register Anmerkungen 1883–1884 Dornum St.-Bartholomäus-Kirche III/P 32 Umbau der Orgel von Gerhard von Holy (1710–11), bei dem sieben Register und die Klaviaturen ausgetauscht werden → Orgel der St.-Bartholomäus-Kirche (Dornum) 1884 Hage St.-Ansgari-Kirche II/P 22 Austausch der Vox humana 8′ im Hauptwerk der Orgel von Dirk Lohmann (1776–83) vermutlich durch eine Aeoline 8′[5] 1885 Westerende-Kirchloog St. Martin I/P 15 Erweiterungs-Umbau der Orgel von Johann Friedrich Wenthin (1793) im Zuge der Umsetzung auf die Westempore: Austausch eines Registers und Ergänzung um ein selbstständiges Pedal mit drei Registern 1886 Marienhafe St.-Marien-Kirche II/p 20 Austausch von zwei Registern der Orgel von Gerhard von Holy (1710–13) → Orgel der Marienkirche (Marienhafe) 1887 Backemoor St. Vincenz und St. Laurentius I/p 12 Neuer Spieltisch und Balganlage Tausch von anderthalb Registern (Bourdon 16′ und Gedackt 8′ von C bis gis) der Orgel von Johann Friedrich Wenthin (1783)[6] → Orgel von St. Vincenz und St. Laurentius (Backemoor) 1888 Wymeer Reformierte Kirche II/P 16 Neubau mit mechanischer Kegellade und neogotischem Prospekt; erhalten 1888 Norden Ludgeri-Kirche III/P 46 Einbau neuer Koppeln und Klaviaturen sowie Dispositionsänderungen an der Orgel von Arp Schnitger (1692) 1889 Holthusen Holthuser Kirche Neubau, der aufgrund von Feuchtigkeitsschäden und Vandalismus im Zweiten Weltkrieg, als die Kirche kanadischen Soldaten als Kino diente, verloren ging; Prospekt erhalten 1890 Böhmerwold Böhmerwolder Kirche I/p 7 Einbau einer Gambe 8′ in die Orgel von Johann Gottfried Rohlfs (1828) anstelle der ursprünglichen Trompete 8′ 1890 Amdorf Amdorfer Kirche I/p 9 Neue Balganalage und Manualklaviaturen für die Orgel von Heinrich Wilhelm Eckmann (1773) 1890 Norden Mennonitenkirche I/p 7 ? Einbau eines Prinzipal 8′ in die Orgel von Johann Gottfried Rohlfs (1799); um 1900 Überführung in die Norder Christuskirche (Bapstisten); heute II/P/11 → Orgel der Christuskirche (Norden) 1890 Norden St.-Ludgerus-Kirche I Neubau einer Orgel mit mechanischer Kegellade hinter neogotischem Prospekt, der noch erhalten ist (heute II/P/20) 1890 Osteel Warnfried-Kirche II/p 13 Umsetzung der Orgel von Edo Evers (1619) und Austausch der drei originalen Keilbälge durch einen Magazinbalg → Orgel der Warnfried-Kirche (Osteel) 1892 Pilsum Pilsumer Kreuzkirche I/p 7 Reparatur der Orgel von Valentin Ulrich Grotian (1694) 1893 Midlum Midlumer Kirche I/p 9 Reparatur der Orgel von Hinrich Just Müller (1766), Tausch der Manualklaviatur und eines Registers der drei originalen Keilbälge durch einen Magazinbalg 1890–1891 Hatzum St.-Sebastians-Kirche I/P 10 Neubau hinter historisierendem Prospekt; nicht erhalten 1892 Spiekeroog Alte Inselkirche I 4 Neubau; 1976 nach Spetzerfehn überführt und dort in Privatbesitz 1893 Blomberg-Neuschoo Blomberger Kirche I/P 9 Neubau hinter neogotischem Gehäuse 1894 Loga Reformierte Kirche I/P 11 Neubau hinter neogotischem Prospekt; nicht erhalten 1895 Moordorf Martin-Luther-Kirche I/P 7 Neubau; Gehäuse und zwei Register erhalten 1896 Ostrhauderfehn Petrus-Kirche II/P 14 Neubau 1897–98 Werdum St. Nicolai II/P 14 Neubau mit mechanischer Kegellade und historisierendem Prospekt mit rundem Bass-Mittelturm, zwei Spitztürmen, zweigeschossigen Diskantfeldern und den seitlichen Blindfeldern mit Schleierwerk, der sich an der Vorgängerorgel von Valentin Ulrich Grotian (ca. 1690) orientiert; erhalten 1897–98 Carolinensiel Carolinensieler Kirche I/p 6 Neuer Spieltisch und Tausch zweiter Register und weiterer Pfeifen der Orgel von Hinrich Just Müller (1780–81) 1898 Thunum St.-Marien-Kirche I/p 6 Einbau einer Gambe 8′ in die Orgel von Arnold Rohlfs (1855) anstelle vermutlich einer Traversflöte 8′ und Austausch der Bassoktave des Gedackt 8′[7] 1899 Baltrum Alte Inselkirche I 5 Neubau; nicht erhalten 1900 Bunde Reformierte Kirche II/P 25 Erweiterung der Orgel von Hinrich Just Müller (1790–93) um ein freies Pedal mit drei Registern auf einer Kegellade 1900 Borkum Reformierte Kirche II/P 15 Neubau; nicht erhalten Literatur
- Walter Kaufmann: Die Orgeln Ostfrieslands. Ostfriesische Landschaft, Aurich 1968.
- Ralph Nickles: Orgelinventar der Krummhörn und der Stadt Emden. Hauschild Verlag, Bremen 1995, ISBN 3-929902-62-1.
- Fritz Schild: Denkmal-Orgeln. Dokumentation der Restaurierung durch Orgelbau Führer 1974-1991. Florian Noetzel, Wilhelmshaven 2005, ISBN 978-3-7959-0862-1 (2 Teile: Backmoor-Groothusen, Hage-Wiesens).
- Harald Vogel, Günter Lade, Nicola Borger-Geweloh: Orgeln in Niedersachsen. Hauschild, Bremen 1997, ISBN 3-931785-50-5.
- Harald Vogel, Reinhard Ruge, Robert Noah, Martin Stromann: Orgellandschaft Ostfriesland. Soltau-Kurier-Norden, Norden 1995, ISBN 3-928327-19-4.
Weblinks
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Kaufmann: Die Orgeln Ostfrieslands. 1968, S. 53.
- ↑ a b Nickles: Orgelinventar der Krummhörn und der Stadt Emden. 1995, S. 137, 517f.
- ↑ Vogel: Orgellandschaft Ostfriesland. 1995, S. 117f.
- ↑ Nickles: Orgelinventar der Krummhörn und der Stadt Emden. 1995, S. 54.
- ↑ Schild: Denkmal-Orgeln. 2005, S. 462, 471.
- ↑ Siehe den Restaurierungsbericht in Schild: Denkmal-Orgeln, S. 13–22.
- ↑ Schild: Denkmal-Orgeln. 2005, S. 827, 835.
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