Otto Pflanze

Otto Pflanze

Otto Paul Pflanze (* 2. April 1918 in Maryville; † 3. März 2007 in Bloomington) war ein amerikanischer Historiker.

Otto Pflanze entstammte einer Familie schottisch-irischer und deutscher Herkunft. Sein Großvater Karl Pflanze wanderte 1863 mit seiner Frau nach Amerika aus, wo er sich im Staat Tennessee niederließ. 1874 wurde er amerikanischer Staatsbürger.

Otto Pflanze studierte zunächst als Undergrate am Maryville College und dann an der Yale University. 1942 erwarb er den Master. Während des Zweiten Weltkriegs war er bei der amerikanischen Luftwaffe im Pazifik. Nach dem Krieg setzte er seine Studien unter der Betreuung von Hajo Holborn fort. Von Holborn wurde er entscheidend geprägt und war sein ganzes Leben persönlich ihm verbunden. Für das amerikanische Außenministerium gab er die ersten drei Bände der Serie D der Documents on German Foreign Policy, 1918–1945 heraus. 1950 erwarb er den Ph.D. mit der Arbeit The Internal Integration of Germany 1867–1880. Die Studie blieb unveröffentlicht. 1950/51 war er Instructor an der New York University. Anschließend war er Assistant Professor an der University of Massachusetts Amherst (1952–1958) und Assistant Professor an der University of Illinois (1958–1961). Pflanze lehrte als Professor an den Universitäten Minnesota (1961–1976) und Indiana (1971–1986). 1986 wurde Pflanze Inhaber des Stevenson-Stiftungslehrstuhls für Geschichte am Bard-College in Annandale-on-Hudson. Dort lehrte er bis zu seiner Emeritierung 1992 Geschichte.

Sein Forschungsschwerpunkt war Otto von Bismarck. In seinem ersten Aufsatz über Bismarck and German Nationalism behandelte er die Frage nach einer Mitverantwortung Bismarcks an der „MachtergreifungAdolf Hitlers. Die 1963 veröffentlichte Arbeit Bismarck and the Development of Germany: The Period of Unification 1815–71 wurde zum Standardwerk. Pflanze war Hauptherausgeber der American Historical Review. Er war Mitglied des Institute for Advanced Study und gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Historischen Kollegs in München.

Nach jahrzehntelanger Forschung legte er 1990 eine Bismarck-Biografie in drei voluminösen Bänden vor. Die deutsche Ausgabe erschien 1997/98 in zwei Bänden. Pflanze widmete sie seinen Lehrer Holborn. Die Zeit seit der Reichsgründung 1871 bis zu Bismarks Tod 1898 bildet mit fast zwei Dritteln an Umfang den Schwerpunkt seiner Darstellung. Im zweiten Band liegt das Hauptaugenmerk auf der Finanz-, Wirtschafts- und Sozialpolitik. Die Sozialversicherungsgesetze würdigte Pflanze als „bahnbrechende Maßnahmen zur Herstellung sozialer Gerechtigkeit“.[1] Dagegen galt ihm Bismarcks Versuch seit 1868 über zwanzig Jahre eine grundlegende Steuerreform durchzusetzen als „seine größte innenpolitische Niederlage“.[2] Neben einer Entfremdung mit Wilhelm II. sah Pflanze auch „die zunehmende Erstarrung seines Denkens und die nachlassende Fähigkeit zu einer realistischen Lagebeurteilung“[3] sowie Bismarcks Blockade nötiger Reformen als entscheidend für seinen Sturz an. In seiner Gesamtbeurteilung sieht Pflanze Bismarcks Versuch ein zum Untergang geweihtes autoritäres System angesichts der politischen und sozialen Veränderungen zu bewahren, trotz vereinzelter Konsolidierungserfolge, als gescheitert an. Er vergleicht Bismarck mit Franklin D. Roosevelt, der ebenfalls versuchte das System zu ändern „um es zu retten“.[4] Für seine Biografie wurde Pflanze 1999 mit dem Einhard-Preis für historische Biographik geehrt.

Schriften

Literatur

Weblinks

Anmerkungen

  1. Otto Pflanze: Der Reichskanzler, München 1998, S. 422.
  2. Otto Pflanze: Der Reichsgründer, München 1997, S. 421.
  3. Otto Pflanze: Der Reichskanzler, München 1998, S. 570.
  4. Otto Pflanze: Der Reichskanzler, München 1998, S. 672.

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