Spanische Parlamentswahlen 2011

Spanische Parlamentswahlen 2011

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Die spanischen Parlamentswahlen 2011 fanden am 20. November 2011 statt. Es handelte sich um vorgezogene Neuwahlen, in denen die Mitglieder der beiden Kammern der Cortes Generales für die zehnte Legislaturperiode seit dem Inkrafttreten der Verfassung von 1978 (X. Legislatura) bestimmt wurden.

Inhaltsverzeichnis

Vorzeitiges Ende der neunten Legislatur

Aus den letzten Parlamentswahlen im Jahre 2008 war die PSOE zum zweiten Mal nach 2004 als stärkste Kraft hervorgegangen, hatte die absolute Mehrheit im Abgeordnetenhaus (Congreso de los Diputados) mit 169 von 350 Abgeordneten jedoch verfehlt. Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero bildete eine Minderheitsregierung, die für die Durchsetzung umstrittener Gesetzesvorhaben auf die Zustimmung oder wohlwollende Stimmenthaltung der Regionalparteien (insbesondere der katalanischen CiU und der baskischen PNV) angewiesen war.

Die Legislaturperiode war von Beginn an von einer äußerst scharfen Konfrontation zwischen den beiden großen Parteien, der regierenden sozialdemokratischen PSOE und der konservativen PP, geprägt.

Von der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise wurde Spanien – vor allem aufgrund der großen Abhängigkeit vom Bausektor – ab 2008 besonders intensiv und lang anhaltend betroffen. Die Arbeitslosigkeit stieg von 8 % im Jahre 2007 auf 11 % (2008), 18 % (2009) und über 20 % (2010)[1]. Die Jugendarbeitslosigkeit (Jugendliche unter 25 Jahren) stieg 2010 sogar auf 42 %.[2] Zur Eindämmung des Staatsdefizits sah sich die Regierung zu unpopulären Maßnahmen wie der Erhöhung des Renteneintrittsalters gezwungen. Im Mai 2011 gipfelte die Unzufriedenheit vor allem unter der spanischen Jugend in der Protestbewegung des Movimiento 15-M, deren Sympathisanten zentrale Plätze in Städten im ganzen Land teilweise wochenlang besetzt hielten.

Schließlich erlitt die PSOE bei den Regional- und Kommunalwahlen vom 22. Mai 2011 empfindliche Verluste. Auch in bisherigen Hochburgen wie Asturien, Extremadura oder Kastilien-La Mancha schied sie aus der Regierungsverantwortung aus. Auf kommunaler Ebene verlor sie die Bürgermeisterposten bedeutender Städte wie Barcelona oder Sevilla.

Bereits im April 2011 hatte Zapatero angekündigt, nach den nächsten Wahlen nicht mehr als Ministerpräsident zur Verfügung zu stehen.[3] Allerdings betonte er bis zum 29. Juli 2011 öffentlich stets, die laufende Legislaturperiode noch voll ausschöpfen zu wollen, was Wahlen erst im März 2012 bedeutet hätte.

Am 29. Juli 2011 kündigte Ministerpräsident Zapatero dann jedoch vorgezogene Neuwahlen für den 20. November 2011 an.[4]

Mit Dekret vom 26. September 2011 wurden die Cortes Generales der IX. Legislatur gemäß Art. 115 der spanischen Verfassung durch König Juan Carlos I. auf Vorschlag des Ministerpräsidenten José Luis Rodríguez Zapatero (PSOE) auch offiziell aufgelöst. Das Auflösungsdekret wurde am 27. September 2011 im Boletín Oficial del Estado veröffentlicht und gleichzeitig wurden Neuwahlen gemäß den Bestimmungen des Wahlgesetzes für den 54. Tag nach der Veröffentlichung des Dekrets, also den 20. November 2011, anberaumt.[5]

Spitzenkandidaten

Als Spitzenkandidaten der drei landesweiten Parteien treten der frühere Innenminister Alfredo Pérez Rubalcaba (PSOE), Mariano Rajoy Brey (PP) und Cayo Lara (IU) an.

Ergebnisse

Abgeordnetenhaus

  • Wahlberechtigte: 34.296.458
  • Wähler: 24.590.557 (Wahlbeteiligung: 71,69%; -2,16% gegenüber 2008)
  • gültige Stimmen: 24.272.671
  • ungültige Stimmen: 317.886

spanische Parlamentswahlen, 20. November 2011

Partei Stimmen[6] % Stimmen[6] Diff. Sitze[6] Diff.
Partido Popular (PP)[7] 10.830.693 44,62 186 +32
Partido Socialista Obrero Español (PSOE)[8] 6.973.880 28,73 110 −59
Convergència i Unió (CiU) 1.014.263 4,17 16 +6
Izquierda Unida (IU)[9] 1.680.810 6,92 11 +9
Unión Progreso y Democracia (UPyD) 1.140.242 4,69 5 +4
Esquerra Republicana de Catalunya (ERC)[10] 256.393 1,05 3 =
Partido Nacionalista Vasco (EAJ-PNV)[11] 365.928 1,51 6 −1
Amaiur 333.628 1,37 7 +7
Bloque Nacionalista Galego (BNG) 183.279 0,75 2 =
Coalición Canaria-Nueva Canarias (CC-NC-PNC)[12] 143.550 0,59 2 =
Compromís-Q[13] 125.150 0,51 1 +1
Foro de Ciudadanos (FAC) 99.173 0,40 1 +1
andere Wahlvorschläge 792.587 3,27 0
leere Stimmzettel[14] 333.095 1,37

Senat

Zusammensetzung Senat, November 2011

Partei Senatoren
gesamt
Senatoren
Direktwahl
Senatoren
indirekt
Partido Popular (PP)[15] 163 136 27
Partido Socialista Obrero Español (PSOE) 66 48 18
Entesa pel Progrés de Catalunya[16] 10 7 3
Convergència i Unió (CiU) 13 9 4
Partido Nacionalista Vasco (EAJ-PNV)[11] 5 4 1
Bloque Nacionalista Galego (BNG) 1 0 1
Coalición Canaria-Nueva Canarias (CC-NC-PNC)[17] 2 1 1
Foro de Ciudadanos (FAC) 1 0 1
Amaiur 3 3 0

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Encuesta de Población Activa. Instituto Nacional de Estadística, abgerufen am 3. August 2011 (spanisch, Die Arbeitslosenquote findet sich unter „tasa de paro“).
  2. Paro juvenil, del éxito al fracaso en cuatro años. In: El País. 26. Januar 2011, abgerufen am 3. August 2011 (spanisch).
  3. Zapatero tritt 2012 nicht zur Wiederwahl an. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 2. April 2011, abgerufen am 3. August 2011.
  4. Neuwahlen in Spanien – Regierung kapituliert vor Schuldenkrise. Süddeutsche Zeitung, 29. Juli 2011, abgerufen am 3. August 2011.
  5. Real Decreto 1329/2011. In: Boletín Oficial del Estado. 27. September 2011, abgerufen am 27. September 2011 (spanisch).
  6. a b c Elecciones Generales 2011. Ministerio del Interior, abgerufen am 21. November 2011 (spanisch).
  7. in Aragonien (Wahlkreise Zaragoza, Teruel und Huesca) Wahlbündnis aus PP und der Regionalpartei PAR; in der Extremadura (Wahlkreise Badajoz und Cáceres) Wahlbündnis aus PP und der Regionalpartei Extremadura Unida (EU); im Wahlkreis Navarra Wahlbündnis aus PP und der Regionalpartei UPN
  8. in Katalonien (Wahlkreise Barcelona, Girona, Lleida und Tarragona): Partit dels Socialistes de Catalunya (PSC)
  9. Wahlbündnis der IU mit 12 weiteren Linksparteien (Iniciativa per Catalunya Verds, Esquerra Unida i Alternativa, Chunta Aragonesista, Socialistas Independientes de Extremadura, Batzarre-Asamblea de Izquierdas, Los Verdes, Gira Madrid Los Verdes, Els Verds del País Valenciá, Opció Verda-Els Verds, Canarias por la Izquierda, Iniciativa por El Hierro, Partido Democrático y Social de Ceuta)
  10. in Katalonien (Wahlkreise Barcelona, Girona, Lleida und Tarragona): Wahlbündnis aus ERC und der Regionalpartei Reagrupament Independentista
  11. a b einschließlich des Ergebnisses der Kandidatur Geroa Bai (Wahlbündnis aus EAJ-PNV und der Partei Atarrabia Taldea im Wahlkreis Navarra)
  12. Wahlbündnis aus CC, NC und Partido Nacionalista Canario (PNC)
  13. Wahlbündnis in der Region Valencia (Wahlkreise Valencia, Castellón und Alicante) aus Bloc Nacionalista Valencià, Iniciativa del Poble Valenciá, Els Verds Esquerra Ecologista del País Valenciá, Equo und Coalició Compromís
  14. Votos en Blanco“ gelten nach spanischen Wahlrecht als gültig (Art. 96.5 LOREG)
  15. in Aragonien (Wahlkreise Zaragoza, Teruel und Huesca) Wahlbündnis aus PP und der Regionalpartei PAR; in der Extremadura (Wahlkreise Badajoz und Cáceres) Wahlbündnis aus PP und der Regionalpartei Extremadura Unida (EU); im Wahlkreis Navarra Wahlbündnis aus PP und der Regionalpartei UPN; im Wahlkreis Fuerteventura Wahlbündnis aus PP und Asambleas Municipales de Fuerteventura (AMF)
  16. Wahlbündnis aus PSC, EUiA und IC-V in Katalonien (Wahlkreise Barcelona, Girona, Lleida und Tarragona)
  17. Wahlbündnis aus CC, NC und Partido Nacionalista Canario (PNC); im Wahlkreis El Hierro CC, NC und Agrupación Herreña Independiente (AHI)

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