Peter Henning (Physiker)

Peter Henning (Physiker)
Peter Henning (2009)

Peter A. Henning (* 29. April 1958 in Wiesbaden) ist ein deutscher Informatiker und Physiker. Er ist seit 1998 Professor für Informatik an der Fakultät für Informatik der Hochschule Karlsruhe.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Peter Henning, Sohn des technischen Angestellten Hans-Jürgen Henning und seiner Frau Ilse, verbrachte seine Kindheit und Jugendzeit im hessischen Langen. Bereits vor dem Abitur 1977 wurde er in die Studienstiftung des Deutschen Volkes aufgenommen. Während des Grundwehrdienstes von 1977 bis 1978 entwarf und baute er einen Mikrocomputer, basierend auf dem Prozessor Intel 8080. Danach studierte er ab 1978 zunächst Physik und Informatik an der Technischen Universität Darmstadt, konzentrierte sich dann aber auf die Physik. 1980 schied er aus der Studienstiftung des Deutschen Volkes aus und erhielt ein Stipendium der Friedrich Naumann-Stiftung.

1983 legte Henning seine Diplomprüfung mit Auszeichnung ab. Ab 1984 erhielt er ein Promotionsstipendium der Friedrich Naumann-Stiftung und arbeitete am Institut für Kernphysik der TU Darmstadt und bei der Gesellschaft für Schwerionenforschung (GSI) an seiner Dissertation. 1987 wurde er mit der Arbeit „Landau's Theorie der Fermi-Flüssigkeit im Rahmen der Quantenhadrodynamik“ mit Auszeichnung promoviert. 1993 habilitierte er sich mit der Schrift „Thermo Field Dynamics for Quantum Fields with Continuous Mass Spectrum“ für das Gebiet der Theoretischen Physik.

In der Zeit von 1984 bis 1996 arbeitete Henning in verschiedenen Positionen in der Theoretischen Physik, u.a. in den USA, Kanada, Russland, China. Darunter fallen ein einjähriger Aufenthalt als Feodor Lynen-Stipendiat der Alexander von Humboldt-Stiftung an der State University of New York in Stony Brook sowie eine Position als Visiting Professor an der University of Alberta in Edmonton, Kanada. In dieser Zeit entstanden 46 Veröffentlichungen, die sich zumeist mit der Anwendung der relativistischen Quantenfeldtheorie auf Vielteilchensysteme befassen.

1996 wechselte Henning seinen Arbeitsschwerpunkt. Bis 1998 arbeitete er in der Datenverarbeitung für die Deutsche Börse in Frankfurt am Main. Dort hatte er zuerst eine Stelle als Senior-Systemanalytiker (Gruppenleiter) inne, bevor er Mitglied des Competence Center Architecture and Technology wurde.

1998 erhielt er einen Ruf an die Fakultät für Informatik der Hochschule Karlsruhe als Professor für Informatik und Multimedia. Hier entstand unter seiner Leitung einer der ersten deutschen Master-Studiengänge im Bereich der Informatik. 2006 war er Gründungsdirektor des Institute for Computers in Education, in dem er sich vorwiegend mit den Einsatz neuer Medien in der Lehre und E-Learning befasst. Eine der wesentlichen Aktivitäten dieses Institutes ist der seit 2003 bestehende European Award for Technology Supported Learning (eureleA), mit dem die europaweit besten Projekte in diesem Sektor ausgezeichnet werden.

Im Februar 2010 übernahm Henning gemeinsam mit Sünne Eichler die wissenschaftliche Leitung der Learntec, einer internationalen Kongressmesse für technologiegestütztes Lernen. Vom 1. bis 3. Februar 2011 fand die erste Learntec unter dieser Leitung statt.

Weitere Interessengebiete von Henning sind semantische Technologien, multimediale Informationssysteme, die Visualisierung von Siedlungsstrukturen und Nichtlineare Dynamik.

Henning ist verheiratet und hat drei Kinder, die 1988, 1991 und 2000 geboren wurden.

Beiträge zur Theoretischen Physik

Die Beiträge von Peter Henning zur Theoretischen Physik sind der Quantenfeldtheorie zuzurechnen. Hier wurde seit den 1950er Jahren u.a. durch Walter Thirring und andere festgestellt, dass zu der fundamentalen Operator-Algebra, die ein Quantenfeld definiert, offenbar immer zwei konkrete Darstellungen des Feldes existieren: Eine davon entwickelt sich vorwärts in der Zeit, die andere rückwärts. Im Bereich der Quantenmechanik entwickelte Hiromi Umezawa (University of Alberta, Edmonton) daraus seit den 1970er Jahren die Thermofeld-Dynamik (Thermo Field Dynamics, TFD), die darauf beruht, dass in thermischen Systeme die physikalischen Quantenzustände eine Mischung aus den beiden genannten Darstellungen sind.

In der Quantenfeldtheorie, der Quantentheorie der Wellenfelder, entwickelte sich seit den 1950er Jahren eine Sichtweise, die das Teilchenkonzept zu Gunsten einer allgemeineren Spektralfunktion der Feldquanten aufgab. Ab etwa Mitte der 1980er ergab sich durch das Aufkommen von Experimenten mit hochenergetischen Stößen von Atomkernen die Notwendigkeit, diese Quantenfeldtheorie mit der statistischen Physik "heißer" Systeme zusammenzuführen.

Henning befasste sich seit 1989 mit diesem Gebiet. In seiner Habilitationsschrift (erschienen als Physics Report, s. unten) zeigte er, dass die so genannten Transportgleichungen der Nichtgleichgewichtsthermodynamik ihren Ursprung in einer Mischungsbedingung der beiden Felddarstellungen haben.

Weitere Beiträge befassen sich ebenfalls mit Spektralfunktionen, sowohl aus grundlegend mathematischer Sicht als auch angewandt auf z.B. die Neutrinophysik.

Ehrungen und Auszeichnungen

  • 2002 - Bad Herrenalber Akademiepreis der Evangelischen Akademie Baden. Ausgezeichnet wurde der beste Vortrag des Jahres 2001, der sich mit gesellschaftspolitischen Fragen des Internet befasst.
  • 2006 - doIT Software Award des Landes Baden-Württemberg für herausragende Forschungsleistung. Ausgezeichnet wurde das Projekt WB3 - Visualisierung von Siedlungsstrukturen
  • 2007 - „Professor des Jahres 2007“ in der Kategorie Ingenieurwissenschaften und Informatik. Bundesweit wurden durch Studierende 729 Professorinnen und Professoren für ihr Engagement bei der Berufsvorbereitung nominiert. Aus diesen wählte eine von der Studierendenzeitschrift UNICUM eingesetzte Jury von Hochschullehrern und Managern dann die vier Preisträger.
  • 2009 - Landeslehrpreis des Landes Baden-Württemberg. Peter Henning wurde hier zusammen mit seinen Kolleginnen und Kollegen vom Fachgebiet Informatik der Hochschule Karlsruhe durch diesen mit 50.000 € dotierten Preis geehrt.

Publikationen (Auswahl)

Theoretische Physik

  • P.A.Henning: On the treatment of initial correlations in quantum field theory of non-equilibrium states. Nucl.Phys. B 337 (1990) 547-568
  • P.A.Henning: Thermo Field Dynamics for Quantum Fields with Continuous Mass Spectrum. Physics Reports 253 No. 5 & 6 (1995) 235 - 380
  • P.A.Henning, E.Poliatchenko, T.Schilling, J.Bros: Approximate Spectral Functions in Thermal Field Theory. Phys.Rev.D 54 (1996) 5239
  • M.Blasone, P.A.Henning and G.Vitiello: Berry Phase for oscillating Neutrinos. Phys.Lett. B466 (1999) 262 - 266
  • P.A.Henning: Damping rate of a massive fermion in a hot medium. Cond.Mat.Phys. 3 No.1(21) (2000) 75-102
  • P.A.Henning: Thermal Non-Analyticity in the Damping Rate of a Massive Fermion, in: K.Morawetz (Hrsg.), Formation of correlations. Nonequilibrium at short time scales (Springer, Heidelberg 2004) 70 - 90

Informatik

  • Peter A. Henning: Taschenbuch Multimedia. 4. Auflage. Fachbuchverlag Leipzig im Carl Hanser Verlag, München 2007, ISBN 978-3-446-40971-2.
  • Peter A. Henning: Netzwelten. zur Notwendigkeit einer Internetkultur. Evangelische Akademie Baden, Karlsruhe 2003, ISBN 3-89674-533-6.
  • Peter A. Henning, Holger Vogelsang: Taschenbuch Programmiersprachen. 2. Auflage. Fachbuchverlag Leipzig im Carl Hanser Verlag, München 2007, ISBN 978-3-446-40744-2.
  • Peter A. Henning, Holger Vogelsang: Handbuch Programmiersprachen. Fachbuchverlag Leipzig im Carl Hanser Verlag, München 2007, ISBN 978-3-446-40558-5.
  • Peter A. Henning, Helmut Hoyer (Hrsg.): eLearning in Deutschland. uni-edition, Berlin 2006, ISBN 3-937151-49-4.
  • Peter A. Henning, Anders T. Lehr: Best Practice in E-Learning 2006. Finalisten und Preisträger des eureleA 2006. uni-edition, Berlin 2006, ISBN 3-937151-59-1.
  • Peter A. Henning: Best Practice in E-Learning 2005. Finalisten und Preisträger des eureleA 2005, Thomas Brandner, Anders T. Lehr. uni-edition, Berlin 2005, ISBN 3-937151-44-3.
  • Peter A. Henning, Fleming Lampi: Best Practice in E-Learning 2004. Finalisten und Preisträger des eureleA 2004. uni-edition, Berlin 2004, ISBN 3-937151-22-2.

Politik

  • I18N. zur Internationalisierung der Deutschen Hochschulen. Liberales Institut der Friedrich Naumann-Stiftung, Juni 2007
  • The Impact of Decentralized Knowledge on Education.Die Auswirkung von Dezentralisiertem Wissen auf die Bildung. Proceedings des Internationalen Bildungskongresses der Friedrich Naumann-Stiftung, Potsdam 2.-4. September 2005. Liberales Institut der Friedrich Naumann-Stiftung, Januar 2006

Weblinks


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