Piața Libertății (Timișoara)

Piața Libertății (Timișoara)
Das Alte Rathaus (Primăria Veche)
Der damalige Jenő Herceg tér um die Jahrhundertwende
Statue des Johannes von Nepomuk und der Maria, 2006
Andere Sicht auf die Statue, rechts eine der alten Fichten, 2007

Piața Libertății (deutsch Freiheitsplatz) ist ein zentraler Platz in der Innenstadt der westrumänischen Stadt Timișoara.

Inhaltsverzeichnis

Name des Platzes

Zur Zeit des Kaisertums Österreich wurde die Stadt ab 1716 zu einer Festungs- und Garnisonsstadt ausgebaut, und der Platz erhielt den Namen Paradeplatz. In der deutschen Bevölkerung ist diese Bezeichnung teils bis heute gebräuchlich, das rumänische Adäquat dazu lautet Piața de Paradă.

In Folge der Ungarischen Revolution von 1848/49 benannte man ihn in Szabadság tér um, zu deutsch Freiheitsplatz. Vor dem Rathaus fanden seinerzeit die revolutionären Versammlungen statt.

In der Endphase des Königreichs Ungarn hieß der Platz dann offiziell Jenő Herceg tér, die inoffiziellen Entsprechungen dazu lauten Prinz Eugen-Platz beziehungsweise Piața Prințul Eugen.

Mit Beginn des rumänischen Zeitalters ab 1919/20 wurde er schließlich offiziell als Piața Libertății bezeichnet, der rumänischen Übersetzung für Freiheitsplatz. Namensgebend war in diesem Fall jedoch nicht die Revolution von 1848/49 sondern die im Friedensvertrag von Trianon festgelegte Abtretung Timișoaras an Rumänien, die propagandistisch als Befreiung von Ungarn bezeichnet wurde.

Beschreibung

Auf dem Platz steht das Alte Rathaus (rumänisch Primăria Veche), das 1731–1734 nach den Plänen des italienischen Architekten Pietro del Bronzo auf den Grundmauern eines im Türkenkrieg zerstörten türkischen Bades[1] errichtet wurde, aber in den folgenden Jahrhunderten einige Änderungen erfuhr. Die Fassade ist eine Mischung aus Stilelementen des Barock und der Renaissance und beinhaltet mit dem Bild starker Türme in einer Festung das städtische Wappen. Hier ist auch der Sitz der Musik-Fakultät der Universität des Westens Timișoara.[2] Im diesem östlichen Teil des Platzes befand sich auch die frühere Sparkasse, die 1855 von dem Architekten Karl Mai errichtet wurde[3], sowie die Biblioteca Județeană George Barițiu (deutsch Kreisbibliothek George Barițiu).

Vor dem repräsentativen Bau des Rathauses ist die Statue des Heiligen Nepomuk und der Maria zu finden. Sie wurde 1753–1756 von den Wiener Bildhauern Blim und Wasserburger aus Sandstein geschaffen. In der Mitte des Standbildes hält Nepomuk, den Schutzpatron der katholischen Banater seit dem Jahr 1727, ein Kreuz, und über ihm befindet sich die Gottesmutter Maria mit einem Kranz auf dem Kopf. Die Statue erinnert an die Pestopfer von 1738 und 1739.[4]

Sie wurde 1756, in Stücke zerlegt, auf dem Wasserweg über die Donau, die Theiß und den Bega-Kanal an ihrem heutigen Platz aufgebaut. 1852 musste das Denkmal dem Siegerdenkmal der Revolution von 1848/49 weichen und wurde vor dem Siebenbürger Tor, wo sich heute das Continental Hotel befindet, aufgestellt. 1969 kam es an seinen ursprünglichen Ort am Freiheitsplatz, wo es bereits einmal zwölf Jahrzehnte ausgeharrt hatte, zurück. 1994 wurde sie von dem Timișoaraer Künstler Ioan Oprescu auf eine Initiative der Landsmannschaft der Banater Schwaben restauriert.[5] Auf dem Platz befinden sich auch ein kleiner Brunnen sowie Grünanlagen.

Auf der westlichen Seite des Platzes befindet sich das Militärkasino, das ursprünglich als Residenz des Militärkommandanten fungierte. Heute ist es das Befehlszentrum der Militärgarnison der Stadt (rumänisch Casa Armatei), mit zwei ausgedienten Geschützen vor dem Gebäude[6] Es wurde 1730 auf dem Fundament der alten Festung (Cetate) erbaut, zuvor befanden sich hier die Ruinen eines türkischen Basars. Vor dem Gebäude befinden sich zwei alte Fichten, die im Jahre 1923 zur Erinnerung an die Entstehung Großrumäniens (1921-1947) gepflanzt wurden, und ein Monument mit einer Büste des letzten Königs von Dakien, Decebalus per Scorilo (deutsch Decebalus, Sohn des Scorilo).[7].

Der Platz ist schon seit 1899 an das örtliche Straßenbahnnetz der Verkehrsgesellschaft R.A.T.T. angeschlossen, bis 1989 stellte er zudem einen wichtigen Knotenpunkt dar. 100 Meter östlich des Piața Libertății hielt schon 1869 die Pferdestraßenbahn Temesvári Közúti Vaspálya.

Auf dem Piața Libertății gingen während der Rumänischen Revolution 1989 Panzer in Stellung.[8]

Literatur

  • Else von Schuster: Ein Rundgang durch Temeswar. O plimbare prin Timisoara, ADZ-Verlag, 1996, 216 Seiten

Weblinks

 Commons: Piața Libertății – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Rumaenien-erleben.de, Timișoara (Temeswar)
  2. Muzica.UVT.ro, Musikhochschule Timișoara, Piața Libertății Nr. 1, in rumänischer Sprache
  3. Rumaenien-Info.at, Timișoara - Das Kleine Wien
  4. Ebba Hagenberg-Miliu: Rumänien. Richtig Reisen. DuMont Reiseverlag, Cluj 2008, ISBN 3770176146, 9783770176144, S. 382.
  5. Darastean.com, Sightseeing Timișoara Portfolio, in englischer Sprache
  6. Panoramio.com, Bild der zwei Geschütze
  7. Panoramio.com, Bild des Monumentes und der Fichten
  8. Spiegel.de, Der Spiegel 1/1990: Das ist unser Ceauschwitz - Die Stadt Timisoara nach dem Aufstand gegen Ceausescu
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