Prinz Bajaja

Prinz Bajaja
Filmdaten
Deutscher Titel Prinz Bajaja
Originaltitel Princ Bajaja
Produktionsland ČSSR
Originalsprache Tschechisch
Erscheinungsjahr 1971
Länge 81 Minuten
Altersfreigabe FSK 6
Stab
Regie Antonín Kachlík
Drehbuch Antonín Kachlík, Eva Koslerová
Produktion Eliská Nejedla
Musik Vladimír Sommer
Kamera Jirí Macák
Schnitt Jaromír Janácek
Besetzung
  • Ivan Palúch: Prinz Bajaja
  • Magda Vášáryová: Prinzessin Slavena
  • Gustav Opocensky: König
  • Fero Velecky: Schwarzer Ritter
  • Karel Augusta: Brautwerber, der Gitarrenspieler
  • Jirí Ptácník: Brautwerber,der Schwächling
  • Vladimír Hlavatý: Gärtner
  • Josef Kubícek: Räuber
  • Karel Hábl: Räuber
  • Miroslav Vlcek: Gastwirt
  • Vlasta Jelínková: Großmutter
  • Karel Dellapina: Ratgeber
  • Karel Fiala: Ratgeber
  • Milan Jonás: Kutscher
  • Jirí Krampol: Räuber
  • Petr Skarke: Ratgeber
  • Josef Stehlík: Hirt

Prinz Bajaja ist einer der tschechischen Märchenfilme, die das Sagenhafte und Mythische lebendig erscheinen lassen.[1] In der ČSSR erschien der Film unter dem Titel Princ Bajaja, in der BRD und der DDR unter dem Titel Prinz Bajaja und in Spanien als El príncipe valiente. Starttermin des Films war 1971. Die Erstaufführung in deutsch synchronisierter Fassung wurde im Kino der DDR am 15. Dezember 1972 gezeigt und im deutschen Fernsehen lief der Film am 8. Dezember 1973 auf DFF 1 und am 25. Dezember 1973 in der ARD. Der Film entstand nach Motiven des gleichnamigen Märchens von Božena Němcová.[2]

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Einer macht sich auf den Weg

Ein schweres Tor fällt ins Schloss. Ein junger Mann sperrt mit dem riesigen Schlüssel das letzte Tor zu seiner menschenleeren elterlichen Burg zu und macht sich auf den Weg. Ein altes Mütterchen, dem er freundlich begegnet, fragt den Prinzen, was er vorhätte. Er will sein Glück suchen und finden. Die gütige Alte gibt noch einen weisen Rat: Der Weg ins Paradies ist steil und hart, der Weg in die Hölle leicht und bequem. Der Prinz wandert froh weiter.

Die Räuber

Im finsteren Wald begegnet er Räubern. Sie überfallen einen alten Mann auf einem Pferdegespann. Der Prinz rettet den Alten und kämpft. Einer von den Räubern, ein Schwarzbart, spielt sich als Anführer auf. Trotz der Zahl der Spießgesellen kann der Prinz sich wehren und entkommen. Unterwegs erfährt er bei Bauersleuten, der König des Landes suche in schlimmster Gefahr seine Tochter vor einem Drachen zu retten. Der Prinz beschießt dies zu seinem Ziel zu machen. In einem Gasthaus wird er von einem hochmütigen Wirt unfreundlich aufgenommen – der will für edlere Gäste den jungen Mann vergraulen. Der Prinz lässt sich nicht ins Bockshorn jagen und wartet, was geschieht: Alte Bekannte kommen in den Hof geritten. Es ist wieder der Schwarzbart mit seinen Kumpanen, diesmal als Edelherr mit Gefolge auftretend. Im Hof des Gastwirts können sie ein weißes wildes Pferd nicht zähmen, und sich unbeobachtet wähnend peitschen sie drauf los. Doch der Prinz verhindert das schändliche Treiben. Im Streit haben die Räuber den Jungen umzingelt – jetzt sieben gegen einen Unbewaffneten. Da geht das weiße Pferd durch, reitet in die Mitte, beginnt zu sprechen und rettet nun seinerseits den Prinzen. Als sie den Schurken entkommen sind, befragt das Tier den Jungen nach seinen Plänen. Das Pferd beschließt, dem Prinzen zu helfen. Sie reisen von nun an gemeinsam als Brüder.

Die Blinde Kuh

Im Wald begegnen sie jungen Leuten, die dort Blinde Kuh spielen. Die Schönste hat die Augen verbunden und tastet und sucht und findet den Prinzen. Als das Mädchen einen Fremden erblickt ist er ihr auf einmal gar nicht fremd. Scherzend beginnt die Liebe. Beide erfahren nicht, wer der andere ist. Im Fortreiten ruft der Junge ihr zu, er wäre ihr Bräutigam.

Narrenkleid

Das Pferdchen bringt den Jungen auf seinem Weg zu dem hilfesuchenden König in eine Zauberhöhle. Das Tier weist den Prinzen an, sich als Tor mit Struwelhaar und Augenklappe zu verkleiden. Im Schloss soll er als Gärtner seinen Dienst anbieten. Der Prinz muss weiterhin stumm werden. Die Prinzessin soll ihn nicht erkennen.

Slavena

Die Prinzessin Slavena, die der König einem zwölfköpfigen Drachen versprechen musste um sein Land zu retten, ist niemand anderes als des Prinzen schönes Blinde-Kuh-Waldmädchen. Um sie vor dem Drachen zu schützen, hat der König drei Freier kommen lassen, von denen er Beistand gegen den Drachen erhofft. Der Erste ist ein dicker Möchtegernmusiker. Der Zweite ein verkümmerter Kraftloser, der Dritte ist wieder einmal der Schwarzbart, dieses Mal in der Rolle des schwarzen Prinzen. Der als stummer Tor verkleidete Prinz, der nur Bajaja sagen kann, entlarvt beim Festmahl im Spaß die grotesken Freier. Stets wird er von Slavena in Schutz genommen, obwohl sie nicht weiß, dass sich hinter der Maske des Narren ihre Begegnung im Wald verbirgt. Plötzlich kommt der Drache. Der König gesteht Slavena verzweifelt die Bedrohung. Die Freier machen sich aus dem Staub. Nur der Schwarzbart will Versprechen aus der Not herausschlagen. Slavena verweigert ihm das.

Drachenkampf

Slavena macht sich auf den Weg. Als die Pferde scheu werden, verlässt sie allein im dunklen Gehölz die Kutsche. Hier steht sie verlassen im Wald, wo der zwölfköpfige Drache haust. Im Dämmerlicht wiegen sich die Schlangenköpfe. Entsetzt lässt Slavena ihren Rosenstrauß den Händen entgleiten. Sie sinkt gebrochen zusammen. Im sicheren Hinterhalt beobachten der Schwarzbart und seine Gesellen das Geschehen. Keiner von ihnen eilt Salvena zur Hilfe. Doch plötzlich erscheint ein Ritter in strahlender rot-weißer Rüstung. Es ist Bajaja. Er hat bei seinem Pferdchen das Narrenkleid mit der Rüstung vertauscht. Der Helm verdeckt sein Gesicht. Tapfer schlägt er mit seinem Schwert das Ungeheuer. Doch dann wird Bajaja bewusstlos. Ein letzter Kopf des Drachen will sich schon Slavena nähern. Da weckt den Prinzen sein Pferdchen zur rechten Zeit. Er macht dem Drachen den Garaus und rettet die Prinzessin. Aber noch immer gibt er sich nicht zu erkennen. Slavena schenkt ihm als Zeichen eine ihrer Rosen.

Apfelprobe

Kaum ist Bajaja davongeritten, umzingelt auch schon die Räuberbande Slavena. Sie wird unter Drohungen gezwungen zu lügen, der Schwarzbart sei ihr Retter. Zurück beim Vater dem König versucht Salvena die Hochzeit mit dem Heuchler immer weiter hinauszuzögern. Ein Spiel mit Apfelwerfen wird veranstaltet. Aber nicht der Schwarzbart sondern Bajaja – wieder im Narrenbild – fängt den Apfel. Wütend fordert der Schwarzbart einen Kampf um die Prinzessin im Turnier. Doch nachdem der Machtgierige mit leichten Gegnern fertig ist, stellt sich ihm auf einmal der unbekannte Drachentöter, worauf der Schwarze beim Tjosten rasch aus dem Sattel gehoben ist. Glücklich zeigt die Prinzessin ihrem Vater den wahren Drachentöter. Als der Schwarze auf seinem Unrecht besteht entbrennt ein Kampf im Schlosshof, wo endlich die Räuberbande überwunden wird. Nach dem glücklichen Sieg ist aber auch der behelmte Ritter auf seinem Pferd erneut unerkannt verschwunden.

Glück

Slavena ist traurig und erzählt Bajaja ihre Geschichte und ihre Sehnsucht. Eine Ahnung keimt auf: Und auf einmal weiß das Mädchen, dass Bajaja, der Prinz beim Blinde-Kuh-Spiel und der Drachentöter eine und dieselbe Person sind. Sie liebt ihn jetzt um seiner selbst Willen und mit allen Seiten seines Wesens. Und Bajaja hat Salvena nicht gerettet um in Eitelkeit vor ihr zu glänzen, sondern um ihrer selbst Willen. Das Pferdchen macht die vollendete Glückssuche dem Prinzen begreiflich: Glück ist anderen helfen zu können. Slavena irrt noch auf der Suche nach Bajaja durch den dunklen Wald. Am anderen Morgen findet Bajaja auf den silbernen Hufeisenspuren seines Wunderpferdchens die erwachende Prinzessin im Farn und damit sein Glück.

Stoff

Der Kampf mit dem Drachen erscheint in vielen Mythen und Märchen. Im griechischen Mythos befreit Perseus Andromeda[3] im Kampf mit dem drachenartigen Seeungeheuer. Der Erzengel Michael erschlägt mit seinem Schwert das Böse in Gestalt eines Drachen, der Heilige Georg durchbohrt einen Drachen mit einer Lanze und rettet eine Jungfrau.[4] Ruhm erlangt Siegfried durch seinen Kampf mit einem Drachen.[5] Die Verfilmung folgt im Wesentlichen dem Bajaja–Märchen von Božena Němcová. Kleine Unterschiede ergeben sich in der Ausgangssituation, wo Bajaja nicht ein einsames Elternschloss verlässt, sondern der Bruder eines bevorzugten schwächlichen Zwillingsbruders ist, der ihm das Leben zuhause verleidet. Auf der Suche nach dem Glück hilft auch bei Němcová ein sprechendes Pferdchen. Slavena ist bei Němcová die Schönste und Jüngste von drei Schwestern und für alle drei Mädchen muss Bajaja hier mit drei Schreckensdrachen kämpfen. Die Filmepisode mit dem schwarzen Hochstapler [6] gibt es im Märchen nicht, dafür aber auch noch eine Bewährung Bajajas im Krieg für den Vater der drei Prinzessinnen mit einer – ähnlich wie im Film – anschließenden Apfelprobe. Das Němcovás Bajaja-Märchen in einigen Hinsichten ähnelnde Grimm-Märchen ist das Drachenkampfmärchen Die zwei Brüder mit zwei einander hier allerdings hilfreichen Zwillingsbrüdern. Die Verbindung von Tor und Held in Prinz Bajaja ist allerdings ein Alleinstellungsmerkmal dieses tschechischen Märchens und kann allenfalls an die Gärtnerrolle des Prinzen in Grimms Eisenhans erinnern. Tor und Held sind im Bajaja-Märchen Rollen oder Masken eines dahinterstehenden vielschichtigen Menschen. Anders als die torenhafte Hans im Glück - Rolle von Wagners Siegfried ist die Rolle des Toren von Bajaja allerdings freiwillig. Das Rätselraten im Märchen um die Identität des Geliebten weist bereits auf das berühmte Rätsel aus Drei Haselnüsse für Aschenbrödel. Die herrlichen Waldbilder des Bajaja-Filmes mit interessanten Lichteinfällen werden untermalt durch die spätromantische und impressive orchestrale Musik von Vladimír Sommer.

Synchronisation

Deutsche Bearbeitung: Aventin-Filmstudio, Buch und Dialog-Regie: Ursula Zell

Kritiken

  • "Prinz Bajaja zieht verkleidet durch die Lande, um das Glück zu suchen. Nach verschiedenen Abenteuern, dem Kampf mit einem Drachen und einem schwarzen Ritter, findet er das Glück in Gestalt einer hübschen Prinzessin. Der Film setzt Versatzstücke aus unterschiedlichen Märchen, Mythologien und Sagen zu einer abenteuerlichen Geschichte zusammen, die dank spielfreudiger Darsteller und einiger spektakulärer Kampf- und Reiterszenen ansprechende Unterhaltung bietet." - Lexikon des internationalen Films[7]

Literatur

Božena Němcová: „Prinz Bajaja“ in Karel Jaromír Erben und Božena Němcová: Märchen, S. 86–95; illustriert von Josef Lada übersetzt von Günther Jarosch und Valtr Kraus; Albatros-Verlag, Prag 2001; ISBN 80-00-00930-7

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vgl. Prinz Bajaja auf S. 291 - 294 in 77 Märchenfilme - Ein Filmführer für jung und alt (hrsg.) Eberhard Berger, Joachim Giera u.a. Henschel Verlag GmbH; Berlin 1990; ISBN 3362004474
  2. ’’Prinz Bajaja’’ in Karel Jaromír Erben und Božena Němcová: Märchen, S. 86–95; illustriert von Josef Lada übersetzt von Günther Jarosch und Valtr Kraus; Albatros-Verlag, Prag 2001; ISBN 80-00-00930-7
  3. vgl. Perseus von Karl Kerenyi in Die Mythologie der Griechen - Die Heroengeschichten Bd.2, S.44-52; Deutscher Taschenbuchverlag, München 2004; ISBN 3-423-30031-0
  4. Georg erschägt den Drachen von Paolo Uccello
  5. Arthur Rackham: Siegfrieds Drache, Rackham: Siegfried kämpft mit dem Drachen
  6. Aus dieser Konstellation feindlicher Ritter in Turnieren ergibt sich in Prinz Bajaja die Filmszenerie des Tjostens - Dieses ritterliche Kampfspiel spielt auch eine wichtige Rolle in den Filmen Schneewittchen und das Geheimnis der Zwerge und in Ritter aus Leidenschaft
  7. Prinz Bajaja im Lexikon des Internationalen Films

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