- Querkirche
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Eine Querkirche ist eine Form des Kirchenbaus, in deren Grundriss das Querhaus erheblich größer ausgebaut ist als das Langhaus. Letzteres entfällt fast vollständig. Das Prinzip der Querkirche verstand man ähnlich dem der reformatorischen Zentralkirche als eine architektonische Umsetzung des Prinzips vom "Priestertum aller Gläubigen". Chöre und Schiffe galten damit nicht mehr als konstitutiver Bestandteil des Kirchengebäudes.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Querkirche entwickelte sich aus der spätmittelalterlichen unbestuhlten Langkirche, in der die Kanzel in der Regel seitlich an einem Mittelschiffspfeiler angebracht war. Vor dieser hatte sich die Gemeinde während der Predigt versammelt. Mit der Reformation wurde der Messgottesdienst am vorne befindlichen Altar abgeschafft und der Altartisch vor die Kanzel gestellt, z.B in Straßburg, und ein seitliches der Kanzel und dem Altar zugewandtes Gestühl geschaffen. (z.B. Marienkirche (Berlin)). Mit dieser funktionalen Drehung nach Süden, Norden, teilweise sogar nach Westen, spielte die Ostung keine Rolle mehr.
Querkirchen als Neubauten entstanden bis zum Aufkommen des Historismus im 19. Jahrhundert mehr in reformiert geprägten als in lutherischen Gegenden. Im reformierten Kirchenbau der Schweiz war die Querkirche vor allem im Spätbarock und im Klassizismus ein beliebtes Konzept. Die Gründe sind darin zu suchen, dass die reformierte Theologie von Huldrych Zwingli und Jean Calvin einen radikalen Verzicht auf Bilder und Altäre vorsieht, der noch weit über die lutherischen Ideale hinausgeht. Auf der Suche nach einem idealen Raumkonzept erschien die Querkirche, die einen Blick auf die Kanzel als Zentrum des reformierten Predigtgottesdienstes ermöglicht, optimal. Die Grundrissformen sind vielfältig, und reichen von Ovalkirchen über Rechteckbauten zu Kirchen mit Kreuzgrundriss. Typisch für den reformierten Kirchenbau sind auch die U-förmigen Emporen, die in den Kirchen von Wädenswil und Horgen, den grössten und bedeutendsten Querkirchen auf Schweizer Boden, am besten zur Geltung kommen.
Auch vereinzelte katholische Kirchen wurden - allerdings aus bestimmten praktischen Notwendigkeiten - als Querkirchen ausgeführt. Ein Beispiel hierfür ist Gianlorenzo Berninis Kirche Sant'Andrea al Quirinale in Rom.
Beispiele für Querkirchen
Deutschland
- Kirche Carlsdorf, Hofgeismar
- Paulskirche (Kirchheimbolanden)
- Peterskirche (Kirchheimbolanden)
- Ludwigskirche Saarbrücken,
- Lutherkirche (Pirmasens)
- Kirche (Heftrich) (Hessen)
- Kirche (Lichenroth) (Hessen)
- Kirche (Wißmar) (Hessen)
- Evangelisch-reformierte Kirche Wölfersheim.
- Evangelische Kirche (Wabern)
Die Schlosskirche der Plassenburg in Kulmbach war die zweite jemals gebaute evangelische Querkirche. Erst im 19. Jahrhundert wurde sie zu einer Langkirche umgebaut.
Schweiz
- Kirche von Chêne-Pâquier
- Reformierte Kirche Wädenswil
- Reformierte Kirche Horgen
- Reformierte Kirche Kloten
- Reformierte Kirche Wilchingen
- Reformierte Kirche Uster
- Reformierte Kirche Thalwil
- Reformierte Kirche Embrach
- Reformierte Kirche Zürich-Albisrieden
Literatur
- Kathrin Ellwardt, »Kirchenbau zwischen evangelischen Idealen und absolutistischer Herrschaft. Die Querkirchen im hessischen Raum vom Reformationsjahrhundert bis zum Siebenjährigen Krieg«, Michael Imhof Verlag, Petersberg 2004, ISBN 3937251340
- H. Schneider: Entdeckungsreise - Reformierter Kirchbau in der Schweiz, Zürich 2000.
Weblinks
Kategorie:- Kirchenbautyp
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