Radhabinod Pal

Radhabinod Pal
Gedenkstein für Radhabinod Pal im Yasukuni-Schrein (2005)

Radhabinod B. Pal (* 27. Januar 1886; † 10. Januar 1967) war ein indischer Richter und Hochschullehrer.

Leben

Pal, der aus einer bengalisch-ostpakistanischen Familie stammte, studierte nach dem Schulbesuch zunächst am Presidency College der University of Calcutta. Im Anschluss absolvierte er ein postgraduales Studium in Mathematik und Verfassungsrecht an der Law School der University of Calcutta.

1923 erfolgte seine Berufung zum Professor für Rechtswissenschaft an der University of Calcutta, an der er bis 1936 lehrte. 1941 wurde er zunächst Richter am Calcutta High Court, ehe er 1944 Vizepräsident der University of Calcutta wurde.

1946 wurde Radhabinod Pal als Vertreter Indiens zum Richter am Internationalen Militärgerichtshof für den Fernen Osten berufen, der für die Durchführung der Tokioter Prozesse gegen Verantwortlichen der Kaiserlich Japanischen Armee im Zweiten Weltkrieg und besonders im Pazifikkrieg zuständig war.

Dabei erreichte sein Votum besondere Aufmerksamkeit: Während bei der Verkündung am 12. November 1948 als Urteil das Mehrheitsvotum von den Richtern aus den USA, Großbritannien, der Sowjetunion, der Republik China, Kanada und Neuseeland angenommen wurde und die Richter aus den Niederlanden, Frankreich, Indien, Philippinen und Australien einzelne Minderheitsvoten veröffentlichten, wurde besonders sein Freispruchsvotum für alle Angeklagten bekannt. Pal kritisierte in seiner 1.235-seitigen Rechtsansicht dass nur Japaner angeklagt wurden und über diese ausschließlich von ihren Gegnern gerichtet wurde und warf den Prozessen damit Siegerjustiz vor, dass das Grundprinzip der Unschuldsvermutung nicht zur Anwendung kam und bereitwillig auch Hörensagen als Beweis akzeptiert wurde, und dass zum Zeitpunkt der Taten die Hauptanklagepunkte des Führens eines Angriffskrieges bzw. „Verbrechens gegen den Frieden“ nicht strafbar waren (nulla poena sine lege).[1] Die Veröffentlichung seines Votums wurde in Japan von den Besatzungsmächten verboten.

Zwischen 1952 und 1966 war er darüber hinaus Mitglied der Völkerrechtskommission der Vereinten Nationen.

2005 wurde ihm wegen seines Freispruchsvotums ein Monument (パール博士顕彰碑, Pāru-hakase kenshōbi, dt. „Dr.-Pal-Würdigungsgedenkstein“) im Yasukuni-Schrein in Tokio errichtet.[2]

Weblinks und Quellen

Einzelnachweise

  1. Timothy Brook: Radhabinod Pal on the Rape of Nanking: The Tokyo Judgement and the Guilt of History. In: Bob Tadashi Wakabayashi (Hrsg.): The Nanking Atrocity 1937–38. Complicating the Picture. Berghahn Books, 2009, ISBN 978-1-84545-500-2, S. 159–162 (Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).
  2. 24. Monument of Dr. Pal. Abgerufen am 21. Mai 2009 (englisch).

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Radhabinod Pal — Justice Radhabinod Pal (27 January 1886 ndash; 10 January 1967) was an Indian jurist. He was the Indian member appointed to the International Military Tribunal for the Far East s trials of Japanese war crimes committed during the second World War …   Wikipedia

  • Pal (Surname) — Pal is the surname of many notable people (of Indian nationality unless otherwise indicated):Politicians: *Bipin Chandra Pal (1858 1932), militant for Indian independence *Jagdambika Pal, senior Indian National Congress leader *Kristo Das Pal… …   Wikipedia

  • Debi Prasad Pal — Dr Debi Prasad Pal Debi Prasad Pal Former Union Finance Minister Government of India In office 7 January 1995 – 2 …   Wikipedia

  • International Military Tribunal for the Far East — Tokyo Trial redirects here. For the film, see Tokyo Trial (film). International Military Tribunal for the Far East was convened at Ichigaya Court, formally Imperial Japanese Army HQ building in Ichigaya, Tokyo. The International Military Tribunal …   Wikipedia

  • Relations entre l'Inde et le Japon — Relations entre l Inde et le Japon …   Wikipédia en Français

  • Tokioter Prozesse — In den Tokioter Prozessen (jap. 東京裁判, Tōkyō Saiban, offiziell: Internationaler Militärgerichtshof für den Fernen Osten (極東国際軍事裁判, Kyokutō Kokusai Gunji Saiban)) wurden nach dem Zweiten Weltkrieg (Pazifikkrieg) Verantwortliche der Kaiserlich… …   Deutsch Wikipedia

  • Yasukuni-Schrein — Das Hauptgebäude des Yasukuni Schreins, an der Vorderseite hängt das Nationale und Kaiserliche Siegel Japans Der Yasukuni Schrein (jap. 靖國神社, Shinjitai: 靖国神社, Yasukuni jinja; „Schrein des friedlichen Landes“) ist ein Shintō Schrein im …   Deutsch Wikipedia

  • Tribunal militaire international pour l'Extrême-Orient — Le Tribunal militaire international pour l Extrême Orient TMIEO[1] (ou Tribunal de Tōkyō ou encore Tribunal militaire de Tōkyō), fut créé le 19 janvier 1946 pour juger les grands criminels de guerre japonais de la Seconde Guerre mondiale …   Wikipédia en Français

  • Yasukuni Shrine — Infobox Shinto shrine name = Yasukuni Shrine 靖国神社 caption = The honden or main shrine type = Imperial Shrine dedication = Those who lost their lives while serving Japan founded = June 1869 closed = founder = Emperor Meiji priest = Nanbu Toshiaki… …   Wikipedia

  • Nanking Massacre — Rape of Nanking redirects here. For Iris Chang s book, see The Rape of Nanking (book). Nankin Jiken redirects here. For the 1927 Nankin Jiken, see Nanjing Incident. Nanking Massacre Massacre victims on the shore of Yangtze River with a Japanese… …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”