- Uslowoje (Kaliningrad, Krasnosnamensk)
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Siedlung Uslowoje/Rautenberg
УзловоеFöderationskreis Nordwestrussland Oblast Kaliningrad Rajon Krasnosnamensk Erste Erwähnung 1818 Frühere Namen Rautenberg (bis 1946) Zeitzone UTC+3 Kfz-Kennzeichen 39, 91 OKATO 27 218 802 005 Geographische Lage Koordinaten 54° 51′ N, 22° 17′ O54.85277777777822.286111111111Koordinaten: 54° 51′ 10″ N, 22° 17′ 10″ O Lage in Russland Oblast Kaliningrad Uslowoje (russisch Узловое, deutsch Rautenberg (Ostpr.)) ist ein Ort im Nordosten der russischen Oblast Kaliningrad (Gebiet Königsberg (Preußen)). Er liegt im Rajon Krasnosnamensk (Kreis Lasdehnen, 1938–1946 Haselberg) und gehört zur Wesnowskoje selskoje posselenije (Landgemeinde Wesnowo (Kussen)).
Bis zum Jahre 2009 bezeichnete der russische Name Uslowoje auch den Nachbarort mit dem ehemaligen deutschen Namen (Groß) Kamanten, und nach 1946 ebenfalls die nahe gelegene Ortschaft Barachelen (1938–1946 Brachfeld). Beide Orte sind jetzt nicht mehr nachgewiesen.
Inhaltsverzeichnis
Geographische Lage
Uslowoje liegt an einer Nebenstraße, die Lunino (Langwethen, 1938-1946 Hohensalzburg) an der Fernstraße A 198 und Sabrodino (Lesgewangminnen, 1938–1946 Lesgewangen) mit Wesnowo (Kussen) an der Fernstraße R 508 verbindet. Bis in die ursprüngliche Kreisstadt Neman (Ragnit) sind es 30, zur nachmaligen Kreisstadt Sowetsk (Tilsit) 40 Kilometer, und die heutige Rajonshauptstadt Krasnosnamensk (Lasdehnen, 1938–1946 Haselberg) liegt 18 Kilometer weit entfernt.
Von 1893/94 an war „Rautenberg (Ostpr.)“ Bahnstation an der eingleisigen Bahnstrecke von Tilsit (seit 1946: Sowetsk) nach Stallupönen (1938–1946 Ebenrode, seit 1946: Nesterwo), die nach 1945 nicht wieder in Betrieb genommen wurde.
Ortsname
Die Namensgebung leitete sich wohl von der Person des Gottfried Rautenberg ab, der im Jahre 1772 das Gelände vom Gutsbesitzer Hofer in Groß Skaisgirren (1938–1946 Großschirren, seit 1946: Dunaiskoje) gekauft hatte. Die Familie Rautenberg war aus dem heute niedersächsischen Gebiet zwischen Hildesheim und Celle nach Ostpreußen ausgewndert. Ob es einen Bezug zum Dorf Rautenberg bei Hildesheim gibt, ist nicht bekannt.
Geschichtliches
Bei der Gemeinde Rautenberg[1] handelt es sich um eine relativ später kommunale Gründung. Auf einer Karte von 1818 war der Ort noch nicht verzeichnet. Erst 1818 wurde er in einem Dokument des Regierungsbezirks Gumbinnen als Ansiedlung mit drei Feuerstellen und 18 Einwohnern genannt – zur Domäne Lesgewangminnen (1938–1946 Lesgewangen, seit 1946: Sabrodino) gehörig.
Am 30. Juni 1876 endlich wurde die selbständige Gemeinde Rautenberg im damaligen Landkreis Ragnit gegründet, in deren südöstlichsten Teil an der Grenze zum Landkreis Pillkallen (1939–1945 Landkreis Schloßberg) gelegen. Zum gemeindebezirk gehörten die Wohnplätze Antagminehlen (1938–1946 Kernwalde), Friedrichswalde und Kamanten (bis 1895 Groß Kamanten).
Seit seiner Gründung bis zum Jahre 1945 war der Rautenberg Verwaltungssitz und namensgebender Ort des 21 Landgemeinden bzw. Gutsbezirke umfassenden Amtsbezirks im Regierungsbezirk Gumbinnen der preußischen Provinz Ostpreußen[2]. Im Jahre 1925 lebten hier 278 Einwohner, deren Zahl bis 1939 auf 580 anstieg.
Im Herbst 1944 zwang das Kriegsgeschehen die Bevölkerung von Rautenberg ihre Heimat zu räumen. Mit dem gesamten nördlichen Ostpreußen kam das Dorf unter sowjetische Administration und erhielt 1946 den russischen Namen „Uslowoje“.
Bis 2009 war Uslowoje ein Teil des Wesnowski sowjet (Dorfsowjet Wesnowoje (Kussen)). Danach wurde es aufgrund einer Struktur- und Verwaltungsreform[3] in der inzwischen russischen Oblast Kaliningrad eine „Siedlung“ (possjolok) genannte Ortschaft innerhalb der Wesnowskoje selskoje posselenije (Landgemeinde Wesnowo) im Rajon Krasnosnamensk.
Amtsbezirk Rautenberg
Am 15. April 1874 wurde der bis 1945 bestehende Amtsbezirk Rautenberg[4] aus 20 Landgemeindem und einem Gutsbezirk gebildet. Er wurde zunächste vom Amtsvorsteher aus Groß Skaisgirren (1938–1946 Großschirren, seit 1946: Dunaiskoje) verwaltet, das Amtsdorf Rautenberg wurde erst 1876 eine selbständige Gemeinde:
Name (bis 1938) Name (1938–1946) Name (ab 1946) Bemerkungen Landgemeinden: Alt Moritzlauken Alt Moritzfelde Kortschagino 1930 in die Landgemeinde Birkenfelde eingegliedert Alt Wingeruppen Windungen Dunaiskoje Antagminehlen Kernwalde -- 1928 in die Landgemeinde Rautenberg eingegliedert Baltruschatschen Balzershöfen Jakowlewo Barachelen Brachfelde Uslowoje 1879 in die Landgemeinde Groß Skaisgirren eingegliedert Birkenfelde Birkenfelde -- Czuppen Schuppen Dunaiskoje Friedrichswalde Friedrichswalde -- 1928 in die Landgemeinde Rautenberg eingegliedert (Groß) Kamanten Kamanten Uslowoje 1928 in die Landgemeinde Rautenberg eingegliedert Groß Skaisgirren Großschirren Dunaiskoje 1928 in die Landgemeinde Karohnen eingegliedert Grünfelde Grünfelde -- 1879 in die Landgemeinde Groß Skaisgirren eingegliedert Karalkehmen Karlen Kaschtanowka Karohnen Karohnen -- Klein Skaisgirren Lichtenrode -- Kubillehnen Kuben Kusmino Laugallen
(Kirchspiel Rautenberg)Kleehausen Mostowoje Neu Moritzlauken Moritzfelde -- Neu Wischteggen Henndorf Priwolnoje Welnabalis
(ab 1927: Jägerfeld)Jägerfeld -- Gutsberzirk: Lindenthal Lindenthal -- 1928 in die Landgemeinde Karalkehmen eingegliedert Am 1. Januar 1945 gehörten noch 13 Gemeinden zum Rautenberger Amtsbezirk: Balzershöfen, Birkenfelde, Henndorf, Jägerfeld, Karlen, Karohnen, Lichtenrode, Kleehausen, Kuben, Moritzfelde, Rautenberg, Schuppen und Windungen.
Kirche
Kirchengebäude
Im Jahre 1867 begann man in Rautenberg mit dem Bau einer Kirche. Sie entstand auf den Grundmauern eines Pferdestalls des Gutsbesitzers Hofer (Groß Skaisgirren, 1938–1946 Großschirren, seit 1946: Dunaiskoje). 1876 wurde das Gotteshaus eingeweiht.
Es handelte sich um ein schlichtes, rechteckiges Gebäude mit einem Giebelturm als Träger für eine Glocke. Es bot etwa 500 Menschen Platz. Im Kriege wurde die Kirche nur unwesentlich in Mitleidenschaft gezogen. Nach 1945 diente sie zweckentfremdet als Lagerhalle, bis sie mehr und mehr verfiel. Bis 1998 standen nur noch Ruinenreste, die dann abgerissen und beseitigt wurden.
Kirchengemeinde/Kirchspiel
Vor 1945 war die Bevölkerung von Rautenberg[5] fast ausnahmslos evangelischer Konfession. Die erst späte Gründung einer Kirchengemeinde führte dazu, dass man am 5. Juni 1853 als Provisorium zunächst das Kirchspiel Kinten, ab 1866: Friedrichswalde, bildete, für das ein Gebäude auf dem Gelände des Gutsbesitzers Liebe als Gotteshaus genutzt wurde.
Das Kirchspiel Friedrichwalde entstand durch Umpfarrungen von Orten aus den bereits bestehenden Kirchspielen Budwethen (1938–1946 Altenkirch, seit 1946: Malomoschaiskoje), Kraupischken (1938-1946 Breitenstein, seit 1946: Uljanowo) und Kussen (seit 1946: Wesnowo). Das nachmalige Kirchspiel Rautenberg gehörte bis 1919 zum Kirchenkreis Ragnit, danach zum Kirchenkreis Tilsit-Ragnit (Sowetsk-Neman) in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union.
In Folge des Zweiten Weltkrieges und dem Verbot aller kirchlichen Aktivitäten in der Sowjetunion erlosch die Kirchengemeinde Rautenberg. Erst in den 1990er Jahren bildeten sich in dem seit 1991/92 zu Russland gehörigen Oblast Kaliningrad wieder evangelische Gemeinden. Die Uslowoje am nächsten liegende ist die in Sabrodino (Lesgewangminnen, 1938–1946 Lesgewangen), die zur ebenfalls neu errichteten Propstei Kaliningrad[6] in der Evangelisch-Lutherischen Kirche Europäisches Russland gehört und vom Pfarramt in Slawsk (Heinrichswalde) betreut wird.
Kirchspielorte
Bis 1945 gehörten zu dem weitflächigen Kirchspiel Rautenberg 38 Ortschaften, die teilweise auch im Nachbarkreis Pillkallen (1938-1946 Schloßberg) lagen:
Name (bis 1938) Name (1938–1946) Name (ab 1946) Alt Moritzlauken Alt Moritzfelde Kortschagino Alt Stonupönen Altstonen Alt Wingeruppen Windungen Dunaiskoje Alt Wischteggen Altweiden Antagminehlen Kernwalde Bärenfang Bärenfang Kurganskoje Baltruschatschen Balzershöfen Jakowlewo Barachelen Brachfeld Uslowoje Birkenfelde Birkenfelde Blumenthal Blumenthal Lugowoje Brödlauken Bröden Melnitschnoje Czuppen Schuppen Dunaiskoje Droszwalde Droschwalde Darwino Friedrichswalde Friedrichswalde Girrehlischken Ebenwalde Krasnoselskoje Groß Baltruschkehlen
ab 1935: GrüneichenGrüneichen Groß Jodupönen Schwarzfelde Groß Skaisgirren Großschirren Dunaiskoje Grünfelde Grünfelde Grünkrug Grünkrug Bolchowo Grünwalde Grünwalde Iwenberg Iwenberg (Groß) Kamanten Kamanten Uslowoje Karalkehmen Karlen Kaschtanowka Klein Jodupönen Kleinsorge Sumarokowo Klein Meschkuppen Bärenbach Kuprino Klein Skaisgirren Lichtenrode Kuttkuhnen Kuttenhof Laugallen Kleehausen Mostowoje Lindenthal Lindenthal Neu Moritzlauken Moritzfelde Neu Wingeruppen Neuweide Djatlowo Neu Wischteggen Henndorf Priwolnoje Orupönen Grünrode Sinjawino Rautenberg Rautenberg Uslowoje Trakeningken Ritterswalde Uszgirren
ab 1930: WaldenauWaldenau Welnabalis Jägerfeld Pfarrer
Zwischen 1853 und 1945 amtierten in Kinten/Friedrichswalde bzw. Rautenberg neun evangelische Geistliche[7]
- Adolf Leonhard Hermann Karck, 1853–1866
- Otto Friedrich Hermann Krauss, 1866
- Albert Hammer, 1866–1881
- Martin Anton Friedrich Brausch, 1886–1896
- Moritz Arthur Scheduikat, 1896–1909
- Ernst Edwin Freutel, 1909–1914
- Rudolf Erich Sack, 1913–1914
- Hermann Rudolf Rumpel,
1914–1935 - Walter Noetzel, 1936–1945
Verweise
Fußnoten
- ↑ Karl Detlefsen, Rautenberg - eine Dorfchronik
- ↑ Rolf Jehke, Amtsbezirk Rautenberg
- ↑ Nach dem Gesetz über die Zusammensetzung und Territorien der munizipalen Gebilde der Oblast Kaliningrad vom 25. Juni/1. Juli 2009, nebst Gesetz Nr. 256 vom 30. Juni 2008, präzisiert durch Gesetz Nr. 370 vom 1. Juli 2009
- ↑ Rolf Jehke, siehe oben
- ↑ Werner Metschulat, Das Kirchdorf Rautenberg
- ↑ Ev.-luth. Propstei Kaliningrad
- ↑ Friedwald Moeller, Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945, Hamburg, 1968, S. 119-120
Weblink
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