Religiöser Zionismus

Religiöser Zionismus

Religiöser Zionismus, Religiös Zionistische Bewegung (Hebräisch: ציונות דתית, ausgesprochen als Zionut Datit) oder Religiöse Nationalisten (Hebräisch: דתי לאומי, ausgesprochen als Dati Leumi) ist eine Ideologie, die Zionismus und Judentum verbindet und deren Mitglieder größtenteils dem modern-orthodoxen Judentum angehören.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Einer der ersten Rabbiner der zum Religiösen Zionismus der Neuzeit gehörte war Zwi Hirsch Kalischer. Er engagierte sich für die Ansiedlung von Juden in Israel. In dem 1862 veröffentlichten Traktat von Zwi Hirsch Kalischer Derishat Zion, vertritt er die Meinung dass die Erlösung der Juden die durch Propheten versprochen wurde, nur durch zusätzliche Selbsthilfe erreicht werden kann.[1]

1902 gründeten Rabbiner Reines und Seew Jawetz in Vilnius die Misrachi-Bewegung. Die Ziele der Misrachi-Bewegung sind die Einhaltung der Gebote des Judentums sowie die Rückkehr nach Israel. Eie andere religiöse Bewegung ist die 1912 in Kattowitz gegründete aschkenasische orthodox jüdische Bewegung Agudat Jisra’el. Agudat Jisra’el war eine Sammlungsbewegung des traditionellen, streng religiösen, nicht zionistischen Judentums. Inzwischen unterstütz die Bewegung jedoch den Staat Israel obwohl sie sich nicht als Zionistisch sieht. Agudat Jisra’el konnte sich in Israel als politische Partei etablieren. Bnei Akiva ist eine Jugendbewegung die mit der Mizrachi-Bewegung assoziiert ist. Bne Akiwa (hebräisch: בני עקיבא (Kinder Akiwas)) ist ein religiös-zionistischer Jugendverband der 1929 im Völkerbundsmandat für Palästina, das damals zur „Errichtung einer nationalen Heimstätte für das jüdische Volk in Palästina“ von den Briten verwaltet wurde, gegründet wurde. Einige besondere Unterstützer in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg waren Baron Edmond James de Rothschild (der mehr als 50 Millionen Dollar für die Besiedlung Israels ausgab) und Jizchak Jakob Reines. Viele religiöse Organisationen waren dem Zionismus gegenüber negativ eingestellt mit der Begründung, dass ein Versuch zur Wiederherstellung Israels durch den Menschen blasphemisch sei, da nur der Messias dies sollte. Die steigende Bezugnahme auf das Judentum blieb jedoch nicht ohne Auswirkungen auf diese religioese Organisationen. Seit dem Wahlsieg Begins (vom Likud) 1977 zum Ministerpraesidenten Israels wandelte sich der durch die Ablehnung des Staates entstandene Kampf gegen den Staat in einen Kampf um den Staat Israel. Die zunehmende Bereitschaft den Konfrontationen durch Atheisten zu antworten zeigt eine bessere Integration in die israelische Gesellschaft. Obwohl offiziell von den Charedim weiterhin Israel als Staat abgelehnt wurde ist jedoch ein seit diesen Jahren ein zunehmendes politisches Engagement erkennbar.

Ideologie

Das Bebauen von israelischem Boden gild im Judentum als Gebot. Im Babylonischen Talmud gibt es jedoch einen Midrasch ("Drei Schwüre"), nach dem die Juden schworen, nicht nach Israel in Massen zu gehen sowie nicht gegen andere Nationen zu rebellieren, die anderen Nationen ihrerseits schworen die Juden nicht zu schlecht zu behandeln. Maimonides schrieb jedoch, dass die Eide metaphorisch sind, außerdem schrieb er häufig in seinem Werk, das er großen Wert auf das Leben in dem Land Israel legt, und es zu verlassen verbietet.[2]

Religiöse Juden glauben, dass da das Land Israel (Erez Israel) an die Juden von Gott gegeben wurde es dauerhaft den Juden gehöre. Als Devise des Religiösen Zionismus gilt: (Hebräisch: "ארץ ישראל לעם ישראל על פי תורת ישראל", Übersetzung: Das Land Israel ist für das Volk Israel entsprechend der Lehre Israels.) Der hebräische Ausdruck "Torat Eretz Israel" bezeichnet jüdischen Lehren über das Land Israel ("Erez Israel"), insbesondere solche religiös-zionistischen Standpunktes. Der Ausdruck ist eine Kürzung der oben genannten Devise des Religiösen Zionismus. Zu diesen Lehren werden zum Beispiel die Werke von Rabbi Abraham Isaak Kook gezählt.

Kleidung

Form und Farbe der Kippa geben zuweilen Auskunft über den religiösen, politischen und auch parteipolitischen Hintergrund ihres Trägers. [3].

Verschiedene gehäkelte Kippot

Religiöse Zionisten werden oft „Kippot Srugot“ genannt, was gehäkelte Kippa bedeutet, weil von vielen religiösen Zionisten gehäkelte Kippot getragen werden[4] [5].

Religiöszionistische Organisationen / Politik

Religiöse Zionisten unterstützen verschiedene Parteien in Israel. Die Mehrheit der religiösen Zionisten unterstützen eher Konservative Parteien. Zum Beispiel Likud. Auch rechtere Parteien wie die Nationale Union und die Nationalreligiöse Partei werden häufig unterstützt. Es gibt jedoch nur eine Minderheit von linken religiösen Zionisten, die vom Rabbiner Michael Melchior geleitet und von der Partei Meimad (die mit der israelischen Arbeitspartei verbündet ist) vertreten wird. Viele Siedler im Bezirk Judäa und Samarien sind Religiöse Zionisten. Die Misrachi Bewegung ist auch Wirtschaftlich aktiv. Die Bank Mizrahi Tefahot ist eine Privatbank dieser Bewegung.

Seit 1935 existiert in Israel die religiöse Kibbuz-Bewegung, eine Organisation der Orthodoxen Kibbuzim in Israel. Da ein einziges relgiöses Kibbuz Probleme mit der Verteidigung der Religiösidealogischen Prinzipien hätte, gründete die Religiöszionistische Bewegung sogennante Siedlungsblöcke. Diese bestehen aus jeweils drei Kibbuzim. Insesammt gibt es drei solche Siedlungsblöcke [6]. Die Bewegung unterhält auch verschiedene Bildungseinrichtungen wie zum Beispiel die Jeschiwa Ein Tzurim, die Jeschiwa Ma'ale Gilboa und das Frauenseminar Ein HaNatziv.

Bne Akiwa, ein Jugendverband, dessen Wahlspruch ist: "Tora we'Awoda"

Eine weitere religiöszionistische Organisation ist Bne Akiwa. Mit über 125.000 Mitgliedern in mehr als 30 Ländern ist Bne Akiwa der größte religiös-zionistischer jüdischer Jugendverband. Im Jahr 1929 wurde der Verband in Jerusalem gegründet.

Militärdienst

Für viele religiöse Zionisten hat der Wehrdienst einen hohen Wert. Viele religiöse Zionisten beteiligen sich am Hesder Programm, wobei sie Wehrdienst mit dem Jeschiwa-Studium kombinieren können. Diese Jeschiwot erlauben religiöse Juden die volle und aktive Teilnahme an der Verteidigung Israels in der IDF, neben dem intensiven Torastudium.

Siehe auch

Bekannte religiös-zionistische Personen

Medien

  • HaTzofe (israelische Zeitung)
  • Tehumin
  • Iton Meyuhad
  • Arutz Sheva

Bildung

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Zvi Hirsch Kalischer (Jewish Encyclopedia)
  2. Hilchos Melachim 5:9 "It is forbidden to leave Eretz Yisrael for the Diaspora at all times except: to study Torah; to marry; or to save [one's property] from the gentiles. [After accomplishing these objectives,] one must return to Eretz Yisrael."
  3. HaGalil - Kippah
  4. Living Jewish - Jewish Attire!
  5. myjewishlearning.com - Kippah
  6. "Settlement-Clustering auf einem sozio-kulturellen Grundlagen:. Der Block Siedlungspolitik der die religiöse Kibbuz-Bewegung in Palästina, "Yossi Katz, Journal of Rural Studies, vol. 11, Nr. 2, pp.161-171, 1995

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