Roger Vangheluwe

Roger Vangheluwe
Bischof Vangheluwe (2007)

Roger Joseph Vangheluwe (* 7. November 1936 in Roeselare (frz. Roulers), Westflandern) ist emeritierter Bischof von Brügge.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach dem Studium der Katholischen Theologie und Biblischen Sprachen sowie Mathematik an der Katholischen Universität Löwen empfing er am 1. Februar 1963 die Priesterweihe. Er war in der Bildung, der Pfarrseelsorge und als Dekan in der Sozialarbeit tätig.

Von 1968 bis 1984 war Vangheluwe Professor am Grootseminarie, dem Priesterseminar des Bistums Brügge. Von 1969 an war er Vikar im Distrikt Izegem, Roeselare, Staden en Tielt und dessen Distriktssekretär von 1977 bis 1984.

1984 wurde er durch Papst Johannes Paul II. zum 25. Bischof von Brügge ernannt. Die Bischofsweihe spendete ihm am 3. Februar 1985 in Brügge der Erzbischof von Mechelen, Godfried Kardinal Danneels; Mitkonsekratoren war Emiel-Jozef De Smedt, Weihbischof in Mechelen, Eugeen Laridon, Weihbischof in Brügge, Jean Huard, Bischof von Tournai und Rémy Victor Vancottem, Weihbischof in Mechelen-Brüssel.

Er war in der Belgischen Bischofskonferenz Präsident der bischöflichen Kommission für die Diakone. Er war auch Sekretär des Caritas Catholica Flandern und des Netzwerkes Gerechtigkeit und Frieden (Netwerk Rechtvaardigheid en Vrede). Vangheluwe hat mehrere Bücher veröffentlicht. Zur Zeit seines Rücktritts war er der dienstälteste Bischof Belgiens.

Missbrauchsvorwürfe und Rücktritt

Nach Vorwürfen wegen sexuellen Missbrauchs gegen ihn, deren Richtigkeit von ihm eingestanden wurde, bot Vangheluwe seinen Rücktritt an. Laut eigener Aussage hat er einen Neffen wiederholt missbraucht; dies geschah in der Zeit vor seiner Bischofsweihe im Jahre 1985 und auch danach.[1] Am 23. April 2010 wurde sein Rücktrittsansuchen gemäß can. 401 § 2 CIC (Krankheit oder ‚andere schwerwiegende Gründe‘) von Papst Benedikt XVI. angenommen.[2]

Nach Medienberichten nahm Benedikt XVI. das Rücktrittsgesuch eine Stunde nach Bekanntwerden des Rücktrittsgesuchs und damit außergewöhnlich schnell an. Der Vorsitzende der Belgischen Bischofskonferenz, Erzbischof André-Joseph Léonard, sagte am Tag des Rücktrittsgesuchs, dass die belgischen Bischöfe beim Vatikan ein Amtsenthebungsverfahren für Vangheluwe beantragt hätten, wenn der Bischof seinen Rücktritt nicht angeboten hätte.[3]

Es ist das erste Rücktrittsgesuch eines Bischofs, das offiziell mit selbst begangenem Kindesmissbrauch begründet wurde. Anzeige kann gegen ihn nicht erstattet werden, da die Vorfälle verjährt sind.[4]

Am 14. April 2011 gestand Vangheluwe in einem Interview, einen weiteren Neffen sexuell missbraucht zu haben. Er habe der Familie des Opfers schon vor Jahren hohe Summen an Schweigegeld bezahlt. Zum Zeitpunkt des Geständnisses hielt sich Vangheluwe auf Anregung des Vatikans in einem Kloster im französischen Loiretal auf.[5] Im selben Interview, das in Belgien Entrüstung auslöste, behauptete der Bischof, nicht pädophil zu sein.

Disziplinäre Maßnahmen gegen Vangheluwe

Der Nachfolgerbischof von Brügge, Jozef De Kesel, legte Vangheluwe Anfang September 2010 erfolglos nahe, eine Rückversetzung in den Laienstand zu beantragen.[6] Laut Anordnung der Glaubenskongregation darf sich Vangheluwe nicht in seinem Heimatland aufhalten. Er muss sich einer spirituallen und psychologischen Evaluierung durch einen vom Heiligen Stuhl bestellten Fachmann unterziehen. Er darf den priesterlichen Dienst nicht in der Öffentlichkeit ausüben. Disziplinäre Maßnahmen sind in diesem Fall der Glaubenskongregation und schließlich dem Papst selber vorbehalten. Laut Presseerklärung des Heiligen Stuhles wurde eine allumfassende Beurteilung der Lage eingeleitet, doch wird eine Entscheidung noch einige Zeit dauern.[7]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Robert Wielaard: Roger Vangheluwe, Belgian Bishop, Quits Over Abuse; The Huffington Post, Ausgabe vom 23. April 2010.
  2. Rinuncia del Vescovo di Brugge (Belgio); in: Presseamt des Heiligen Stuhls, Tägliches Bulletin vom 23. April 2010.
  3. Christoph Lennert: „Schwarzer Tag für die Kirche in Belgien“. Belgischer Bischof gesteht sexuellen Missbrauch und tritt zurück; Domradio, Meldung vom 23. April 2010
  4. NYtimes.com
  5. Entrüstung in Belgien, Katholische Nachrichtenagentur, 15. April 2011
  6. Katholische Presseagentur, Wien: Knalleffekt: Belgische Kirchenführer legen Vangheluwe Laisierung nahe; kath.net, Meldung vom 9. September 2011
  7. Statement by the Director of the Holy See Press Office


Vorgänger Amt Nachfolger
Emiel-Jozef De Smedt Bischof von Brügge
1984–2010
Jozef De Kesel

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