Rootes Arrow

Rootes Arrow

Rootes Arrow war der Projektname für ein Fahrzeug der unteren Mittelklasse der britischen Rootes-Gruppe, das von 1966 bis 1979 von mehreren Konzernmarken unter diversen Namen verkauft wurde. Der bekannteste Ableger des Arrow war der Hillman Hunter.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklungsgeschichte

Hillman Hunter GT

Der Rootes Arrow war als etwas größer dimensionierte Ergänzung zum Hillman Imp konzipiert.

Diesem Ansatz entsprechend, sahen erste Planungen aus dem Jahr 1962 zunächst eine viertürige Stufenhecklimousine mit Heckmotor vor. Das Projekt wurde zunächst unter dem Namen Swallow entwickelt. Das hauseigene Designteam entwickelte einige Studien mit glatter, nüchterner Linienführung, die Elemente des künftigen Rambler American und des Chevrolet Corvair miteinander verbanden. Letztlich war der Entwicklungsaufwand, der mit dem Heckmotorkonzept verbunden war, allerdings zu hoch, sodass die Arbeiten am Projekt Swallow bereits im Frühjahr 1963 eingestellt wurden.

Stattdessen entschied sich die Unternehmensleitung für ein konventionelles Modell mit Frontmotor und Heckantrieb, das über die einzelnen Konzernmarken in unterschiedlichen Marktsegmenten positioniert werden und so breite Käuferschichten ansprechen sollte.

Der Arrow wurde als Fahrzeug mit selbsttragender Karosserie konzipiert. Die Rohkarosserie war mit 260 Kilogramm vergleichsweise leicht, bot aber eine solide Festigkeit. Sie wurde bei Pressed Steel Fisher hergestellt. Das Fahrwerk war konventionell: Die Vorderräder wurden mit einer McPherson-Aufhängung geführt, hinten verfügte der Wagen über eine Starrachse.

Die Motoren stammten aus dem Rootes-Baukasten. Es waren konventionelle Vierzylinder-Triebwerke mit 1,5 und 1,7 Litern Hubraum, die in unterschiedlichen Bearbeitungsstufen angeboten wurden. Die Kraftübertragung erfolgte über manuelle Vierganggetriebe und – fakultativ – über einen Dreigangautomaten.

Der Arrow hatte in den ersten Jahren seiner Produktion einen guten Stand und konnte sich als konventionelles, anspruchsloses Fahrzeug gegenüber ambitionierten, aber unausgereiften Konkurrenz von BMC recht anständig behaupten. Auch im Vergleich zu den ähnlich anspruchslos konzipierten Wagen von Ford (Cortina Mk. II) und Vauxhall (Viva HB) hielt sich der Arrow zunächst solide. Allerdings machte sich im Laufe der Jahre bemerkbar, dass Rootes dem Arrow nahezu keine Weiterentwicklung angedeihen ließ. Die Modifikationen waren zumeist nur optischer Natur und beschränkten sich im Übrigen auf den Neuzuschnitt von Ausstattungsvarianten. Gegenüber dem größer gewordenen Cortina Mk. III sowie dem Ford Escort und dem Vauxhall Viva HC verlor er daher zunehmend an Boden. Hinzu kam, dass Chrysler als neuer Inhaber in den 1970er Jahren auch Konkurrenz im eigenen Hause zuließ, indem zunächst der Hillman Avenger und später auch der sehr moderne Chrysler Alpine ins Programm aufgenommen wurden. Zuletzt führte der Arrow (als Chrysler Hunter) nur noch ein Schattendasein. Einen gewissen Reiz konnte der Wagen allein aus dem Umstand ziehen, dass er der letzte Personenwagen war, den Rootes vollständig selbst entwickelt hatte, bevor der Konzern von Chrysler übernommen wurde.

Karosserieversionen

Der Rootes Arrow wurde in drei Karosserieversionen angeboten:

  • Basisfahrzeug war eine 1966 vorgestellte viertürige Limousine mit schnörkelloser, glattflächiger Karosserie und ausgeprägter Trapezlinie. Das Design entstand vollständig im Haus; verantwortlicher Designer war Rex Flemming. Die Limousine wurde von allen Marken des Konzerns angeboten.
  • Davon abgeleitet wurde ein zweitüriges Fließheck-Coupé mit runden Doppelscheinwerfern und einem großzügig verglasten Dachaufbau, der aus mancher Perspektive an den Plymouth Barracuda erinnerte. Verantwortlicher Designer war Roy Axe. Das Coupé wurde 1967 vorgestellt und blieb – ohne weitere Entwicklungsarbeiten – bis 1976 im Programm. Es wurde in unterschiedlichen Leistungsversionen nur unter der Marke Sunbeam angeboten.
  • Eine weitere Karosserieversion war der Kombi namens Estate, der 1967 erschien und als Hillman sowie – zeitweilig – als Humber angeboten wurde. Besonderes Merkmal sind die eigenwilligen Rückleuchten, die dem Coupé Rapier entlehnt waren.

Modelle

Die Rootes-Gruppe war bekannt für eine intensive Verwendung des Badge-Engineering. Der Arrow machte hier keine Ausnahme. Der Wagen wurde anfänglich unter allen Marken des Rootes-Konzerns angeboten. Die Fahrzeuge unterschieden sich äußerlich nur in der Gestaltung der Frontpartie; abgesehen davon variierten sie im Hinblick auf die Ausstattung. Ziel war es, alle erdenklichen Ausstattungsvarianten als eigenständiges Fahrzeug, jedenfalls aber als eigenen Typ erscheinen zu lassen. Das Resultat dieser Politik war verwirrend so wurde das gleiche Fahrzeug 1969 unter acht verschiedenen Bezeichnungen angeboten: Hillman Hunter, Hillman Minx, Singer Gazelle, Singer Vogue, Humber Sceptre, Sunbeam Rapier, Sunbeam Alpine und Sunbeam H 120. Ab 1970 vereinfachte Chrysler die Modellpalette, indem die Wagen nur noch unter einigen Marken, zum Schluss sogar nur noch unter einer Marke angeboten wurden. Die Differenzierung erfolgte dann durch unterschiedliche Zusätze zum Fahrzeugnamen.

Hillman

Hillman Hunter (1966 bis 1976)

Der Rootes Arrow wurde im ersten Jahr seiner Produktion nur als Hillman Hunter verkauft. Ein Jahr später trat als aufgewertete Version der Hillman Minx hinzu. Als dieses Modell 1970 eingestellt wurde, erhielt der Hunter einen Zwillingsbruder namens Hunter de Luxe, der exakt das Modell darstellte, das bislang als Minx verkauft worden war.

Hillman Minx (1967 bis 1970)

Der Hillman Minx war eine hochwertiger ausgestattete Version des Hunter. Er wurde als Limousine und als Kombiwagen angeboten.

Singer

Unter der Marke Singer wurden Arrow-Versionen verkauft, die sich sehr stark an die Hillman-Modelle anlehnten. Wesentlicher Unterschied war ein geänderter Kühlergrill, der einen trapezförmigen Einsatz aufwies. Alle anderen Stylingmerkmale – auch die Scheinwerfer des Hillman – wurden beibehalten. Das Fahrzeug hob sich insgesamt kaum vom (geringfügig) preiswerteren Hillman ab. Nicht zuletzt deshalb konnte es sich nicht mit Erfolg auf dem Markt positionieren. Im Rahmen einer Bereinigung des Modellprogramms wurden die Singer-Versionen vollständig vom Markt genommen; ihren Platz nahm der Hillman Hunter ein, der ab 1970 mit einheitlichem Namen, aber in diversen Ausstattungslinien angeboten wurde. Die Singer-Modelle waren:

Singer Gazelle (1966 bis 1970)

Basismodell war der Singer Gazelle. Er entsprach dem Hillman Hunter.

Singer Vogue (1967 bis 1970)

Der Singer Vogue entsprach weitestgehend dem Hillman Minx. Er war eine aufgewertete Version des Gazelle. Der Vogue wurde 1970 kurzfristig mit dem Markennamen Sunbeam angeboten; bei diesem Modell ging es allein darum, hergestellte, aber noch nicht verkaufte Singer-Fahrzeuge abzusetzen.

Humber

Der Humber Spectre

Unter dem Namen Humber verkaufte die Rootes-Gruppe ihre hochpreisigen Modelle. Humber stellte ein Pendant zur BMC-Marke Wolseley dar. Auch Humber bot eine Version des Arrow an, die sich vergleichsweise lange am Markt hielt. Das Modell hieß Sceptre Mk. III und wurde von 1967 bis 1976 als Limousine und von 1974 bis 1976 zudem als Kombi angeboten; letzterer stellt heute eine sehr gesuchte Rarität dar.

Der Sceptre Mk. III zeichnete sich äußerlich durch einen verchromten Kühlergrill mit runden Doppelscheinwerfern aus, die später auch beim Hillman Hunter GLS verwendet wurden. Im Innenraum wurde Holzfurnier (-imitat) verwendet, und die Sitze waren mit Kunstleder bezogen. Als Antrieb diente eine 79 PS starke Version des 1,7 Liter großen Vierzylinders. Erhältlich war auch ein Automatikgetriebe.

Für den Export in kontinentaleuropäische Märkte erhielt der Humber Sceptre die Bezeichnung Sunbeam Sceptre.

Sunbeam

Sunbeam war die sportliche Marke der Rootes-Gruppe. Um diesen Anspruch zu unterstreichen, war die Coupé-Version des Arrow ausschließlich der Marke Sunbeam vorbehalten. Limousinen- oder Kombiversionen des Arrow wurden (mit zwei Ausnahmen unter besonderen Umständen) nicht unter der Marke Sunbeam angeboten.

Die Coupés

Sunbeam New Rapier

Sunbeam bot die Coupés des Arrow unter drei verschiedenen Bezeichnungen an:

Sunbeam Rapier (1967 bis 1976)

Kernmodell war das Sunbeam Rapier Coupé, das von 1967 bis 1976 angeboten wurde. Als Antrieb diente regelmäßig eine 76 PS starke Version des 1,7 Liter großen Vierzylinders. Das Fahrzeug war mit einem Doppelvergaser ausgestattet.

Sunbeam Alpine (1969 bis 1975)

Nachdem Rootes 1968 die Produktion des Sunbeam Alpine, eines klassischen Roadsters, eingestellt hatte, wurde der traditionsreiche Name für eine vereinfachte Version des Rapier verwendet. Der Wagen hatte eine weniger umfassende Ausstattung und einen nur 72 PS starken 1,7 Liter-Motor, der mit einem Einfachvergaser ausgestattet war. Die Alpine-Version war am Markt nicht sehr erfolgreich.

Sunbeam H 120 (1968 bis 1975)

Die Spitzenversion des Coupés war der Sunbeam H 120. Er wurde von einer speziellen Ausführung des 1,7 Liter-Motors angetrieben, die vom Zulieferer Holbay entwickelt worden war. Besondere Merkmale waren überarbeitete Nockenwellen und ein modifizierter Auspuffkrümmer. Die Leistung des Triebwerks lag – anders als die Bezeichnung des Modells vermuten ließe – bei 108 PS. Der H 120 ist heute ein gesuchter Youngtimer.

Die Limousinen

Unter Berücksichtigung des sportlichen Images der Marke Sunbeam war nicht vorgesehen, Arrow-Limousinen unter dieser Bezeichnung zu verkaufen. Von diesem Grundsatz gab es zwei Ausnahmen:

Sunbeam Vogue (1970)
Ein seltener Sunbeam Vogue

Hierbei handelte es sich um Arrow-Limousinen, die als Singer Vogue produziert worden waren, bis zur Einstellung der Marke im Sommer 1970 aber nicht hatten verkauft werden können. Um diese Modelle letztlich noch absetzen zu können, wurden sie umbenannt und als Sunbeams vertrieben.

Sunbeam Sceptre

Wagen mit dem Namen Sunbeam Sceptre wurden auf den britischen Märkten nicht vertrieben. Die Kombination aus Sunbeams Markennamen und einer Modellbezeichnung von Humber blieb den kontinentaleuropäischen Exportmärkten vorbehalten, auf denen es kaum auffiel, dass diese Bezeichnungen in markenhistorischer Hinsicht nicht zusammenpassten. Tatsächlich handelte es sich bei den „Sunbeam Sceptre“ um Wagen, die als Humber Sceptre mit Vollausstattung produziert und nachträglich umbenannt worden waren. Die Umbenennung beschränkte sich allerdings auf den Austausch von Markenemblemen, und auch dies wurde in der Praxis nur halbherzig durchgeführt: An manchen versteckten Stellen trug der „Sunbeam Sceptre“ nach wie vor Hinweise auf die Marke Humber. So behielt beispielsweise das stilisierte "H" (für Humber) an der vinylbezogenen C-Säule unverändert seinen Platz. Im Verkaufsprospekt wurde dieses Emblem ohne nähere Erklärung als "vornehmes Abzeichen" beschrieben, das zur "Gediegenheit des Sceptre" beitrage.

Ein deutschsprachiges Verkaufsprospekt eines "Sunbeam Sceptre" ist hier zu sehen.

Chrysler

Von 1976 bis 1979 wurde das Fahrzeug unter der Bezeichnung Chrysler Hunter verkauft.

Talbot

Als der französische Konzern PSA im Laufe des Jahres 1978 die europäischen Chrysler-Niederlassungen und –Werke übernahm, war die Einstellung des Arrow (in Gestalt des Chrysler Hunter) bereits beschlossene Sache. 1979 wurde der letzte Hunter hergestellt, der Abverkauf der Wagen dauerte bis 1981. Die letzten Modelle erhielten die Bezeichnung Talbot Hunter.

Zweites Leben im Iran

Seit 1967 wurde der Rootes Arrow im Iran von dem Unternehmen Iran Khodro unter der Bezeichnung Peykan hergestellt. Zunächst wurden die Wagen aus importierten Teilen britischer Fertigung zusammengesetzt; nachdem 1979 die Produktion des Hunter in Großbritannien (bzw. Irland) ausgelaufen war, erfolgte die Herstellung des Peykan vollständig im Iran. Der Peykan wurde bis 2005 gebaut.

Konkurrenten

Literatur

Weblinks

Umfangreiche private Seite mit zahlreichen Details zu den Modellen der Rootes-Gruppe einschließlich der Modellgeschichte des Rootes Arrow


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