Sonderforschungsbereich 700: „Governance in Räumen begrenzter Staatlichkeit: Neue Formen des Regierens?“

Sonderforschungsbereich 700: „Governance in Räumen begrenzter Staatlichkeit: Neue Formen des Regierens?“

Der Sonderforschungsbereich 700: „Governance in Räumen begrenzter Staatlichkeit: Neue Formen des Regierens?“ (SFB 700) ist ein an der Freien Universität Berlin eingerichteter und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderter Sonderforschungsbereich. Er ist eng mit dem Otto-Suhr-Institut assoziiert.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der SFB 700 nahm seine Arbeit bereits im Jahre 2006 auf. Die Eröffnungskonferenz, bei der Robert O. Keohane die Hauptrede und Staatssekretär Georg Boomgaarden die Auftaktrede hielten, fand am 23. und 24. Februar 2007 in Berlin statt. Bereits diese Eröffnungsveranstaltung fand eine erhebliche Medienresonanz beispielsweise in der Süddeutschen Zeitung und dem Handelsblatt [1]. Das Forschungsprojekt SFB 700 ist auf zwölf Jahre angelegt. Zunächst hatte die Deutsche Forschungsgemeinschaft vier Jahre bewilligt und dafür insgesamt etwa 6,5 Millionen Euro bereitgestellt. [2] Die zweite Förderphase des SFB 700 von 2010 bis 2013 wurde im November 2009 von der DFG bewilligt.

Wissenschaftliche Aufgabe

Die wissenschaftliche Arbeit des SFB 700 folgt der Frage nach den Bedingungen von Governance in geographischen Räumen deren Staatlichkeit beispielsweise auf Grund von Transformationsprozessen, durch das Zerfallen von Staaten oder wegen Krisen und (auch militärisch ausgetragener) Konflikte begrenzt ist. Die besonderen Bedingungen und Herausforderungen vor denen die Etablierung von Herrschaft so wie die Gewährleistung von Sicherheit und Wohlfahrt in Gebieten, die durch das Fehlen einer funktionierenden Staatlichkeit gekennzeichnet sind, stehen, werden versucht wissenschaftlich zu erfassen.

Der SFB 700 veröffentlicht auf seinen Internetseiten wissenschaftliche Beiträge zum Forschungsgegenstand, zudem treten Mitglieder des Forschungsbereichs als Herausgeber und Autoren von Sammelbänden und Monographien zu entsprechenden Themen in Erscheinung.

Organisation

Sprecher des Sonderforschungsbereichs 700 sind Thomas Risse und Stefan Rinke. In der ersten Förderphase bis 2009 war der Sonderforschungsbereich in die vier Projektbereiche Theoretische Grundlagen (Sprecher: Gunnar Folke Schuppert), Herrschaft (Sprecherin: Tanja Börzel), Sicherheit (Sprecher: Christoph Zürcher) und Wohlfahrt und Umwelt (Sprecher: Harald Fuhr) gegliedert. In der zweiten Förderphase sind die Projektbereiche als Beiträge zur Theoriebildung, Governance Institutionen, Sicherheit und Wohlfahrt und Umwelt benannt. Derzeit (Februar 2011) gibt es 27 Teilprojekte, die diesen Projektbereichen zugeordnet sind. Die Projektbereiche haben je zwei Sprecher bzw. Sprecherinnen, die neben den von der Mitgliederversammlung des SFB 700 gewählten Sprechern des Sonderforschungsbereichs und weiteren gewählten Vorstandsmitgliedern im Vorstand des SFB 700 sitzen. Dieser ist für die Rekrutierung der Geschäftsführung verantwortlich. Sitz des Sonderforschungsbereichs ist das Alfried-Krupp-Haus in Berlin. Die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung stellte es der Freien Universität Berlin für die Laufzeit des SFB 700 zur Verfügung. Neben der Freien Universität Berlin waren zunächst die Universität Potsdam, das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, die Hertie School of Governance, das Deutsche Institut für Internationale Politik und Sicherheit und das European University Institute Partner des SFB 700. Inzwischen werden die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die Freie Universität Berlin, die Hertie School of Governance, die Stiftung Wissenschaft und Politik, die Universität Potsdam, die Universität zu Köln und das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung vom SFB 700 als seine Trägerinstitutionen genannt.

Kritik

Der SFB 700 wird besonders in einigen Kreisen der Studentenschaft des Otto-Suhr-Instituts aber auch in Teilen der Berichterstattung über die Arbeit des Sonderforschungsbereiches kritisch gesehen. Hauptpunkte der Kritik sind, der SFB 700 unterstütze mit seiner Arbeit militärische Interventionen[3] [4] [5] und neokoloniale Entwicklungen und Strategien [6]. Die Finanzierung des Sonderforschungsbereichs 700 und eine mögliche militärische Nutzung seiner Forschungsergebnisse wurde in der Kleinen Anfrage Die Rolle der Hochschulen in der staatlich geförderten Rüstungs- und militärrelevanten Sicherheitsforschung vom 14. September 2010 von Bundestagsabgeordneten der Linksfraktion thematisiert[7]. Auch wird der Sonderforschungsbereich 700 mit Unregelmäßigkeiten in Berufungsverfahren am Otto-Suhr-Institut in Zusammenhang gebracht [8] [3].

Einzelnachweise

  1. In den Medien: Stimmen zur Eröffnungskonferenz des SFB 700 abgerufen am 15. Februar 2009
  2. Artikel im Tagesspiegel vom 11. Februar 2007: „Governance in Räumen begrenzter Staatlichkeit“ abgerufen am 16. Februar 2009
  3. a b Failing Sciences Embedded Stakeholders. Wider den SFB 700 abgerufen am 16. Februar 2009
  4. Gerd Höhne: Der deutsche Imperialismus auf Kriegskurs. Kriegsforschungsprojekt SFB 700 bekommt 6,5 Millionen Euro - Kriegsforschungsgelder für die Profite abgerufen am 16. Februar 2009
  5. Peer Heinelt: Herrschaftswissen »SFB 700«: Ein Institut an der FU Berlin liefert Informationen und Strategiekonzepte für bundesdeutsche Großmachtpolitik abgerufen am 16. Februar 2009
  6. Detlef Hartmann: SFB 700 – ein neokoloniales Projekt ? Aufriss einer historischen Verortung. abgerufen am 16. Februar 2009
  7. Deutscher Bundestag: Drucksache 17/2931 abgerufen am 6. Februar 2011
  8. Artikel im Tagesspiegel vom 30. Oktober 2008: Streit um Politische Theorie am Otto-Suhr-Institut abgerufen am 19. Februar 2009

Weblinks


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