Saul Wahl

Saul Wahl

Saul Wahl (Saul Judycz Wahl, Saul ben Samuel Katzenellenbogen; * 1541 in Padua; † 1617 in Brest-Litowsk) war ein wohlhabender jüdischer Zoll- und Salzpächter in Brest-Litowsk, der angeblich eine Nacht lang König Polens gewesen sein soll.

Leben

Saul Wahl stammte mütterlicherseits aus der Familie des bekannten Talmudisten Juda Münz, der Vater war Samuel Juda Katzenellenbogen.

Während des Interregnums (1587), das auf den Tod Stefan Batorys folgte, soll Saul Wahl wenige Stunden geherrscht und in dieser Zeit mehrere Judenprivilegien erlassen haben. Dazu gibt es verschiedene widersprüchliche Legenden, die aus heutiger Sicht hinsichtlich des Wahrheitsgehalts nur schwer überprüft werden können.

1589 erhielt Saul Wahl den Titel eines "königlichen Dieners", verbunden mit der Berechtigung, eine goldene Kette zu tragen und ein eigenes Wappen zu führen, das auch eine Krone enthielt.

Historisch zweifelsfrei bedeutend für die polnisch-jüdische Geschichte war Saul Wahl als Vorsteher der jüdischen Gemeinde Brest-Litowsks. Er setzte sich für die jüdischen Interessen wirksam und erfolgreich ein. So führte er gegen das Stadtgericht Beschwerde und setzte durch, dass Entscheidungen in streitigen jüdischen Angelegenheiten auf Grundlage des polnischen Landrechts anstatt nach dem Magdeburgischen Recht gefällt wurden, welches die Juden stark benachteiligte. Auch setzte sich Wahl erfolgreich gegen Übergriffe des Brester Starosten zur Wehr: Der Starost hatte die Autonomie des bei Rechtsstreitigkeiten unter Juden allein zuständigen Gerichtshofs Bet Din missachtet, um sich persönlich zu bereichern. Wahl richtete zudem eine Klaus (Lehrhaus) und wohltätige Stiftungen in Brest-Litowsk ein.

Viele jüdische Familien führen ihre Abstammung auf Saul Wahl zurück, z. B. Moses Mendelssohn oder Gabriel Riesser.

Literatur (Auswahl)

  • Hirsch Edelmann, Gedulat Scha'ul, London 1854
  • J. Caro, Das Interregnum Polens im Jahre 1587, Gotha 1861
  • M. A. Getzelten, Po Povodu Legendi o Yevereie, Korolie Polskom, in: Razsvyet, 1880 (Nr. 41)
  • S. A. Bershadski, Saul Wahl, in: Wos'chod, 1889
  • Gustav Karpeles, Jewish Literature and Other Essays, Philadelphia 1895
  • Dubnow, Weltgeschichte des jüdischen Volkes, 1925 ff., Bd. VI.
  • Artikel Katzenellenbogen, Saul, in Wininger 1925 ff. Bd. III.
  • Josef Meisl, Artikel Wahl, Saul, in: Jüdisches Lexikon, Berlin 1927, Bd. IV./2
  • Neil Rosenstein, Saul Wahl, The Computer Center for Jewish Genealogy, Elizabeth, NY 07208; 2006
  • Nicolaus Christoph Radziwil: „Hierosolymilana peregrinatio“ erschien 1601 auf polnisch, sodann auf lateinisch und dann auch auf deutsch 1603 in Mainz und 1609 in Frankfurt.

Weblinks


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