Walter Franz Schleser

Walter Franz Schleser

Walter Franz Schleser (* 25. Oktober 1930 in Bölten, Nordmähren) ist ein deutscher Diplomat. Er war führender Vertreter der heimatvertriebenen deutschen Studentenschaft.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Schleser wurde als Sohn eines Molkereibesitzers geboren. Von 1936 bis 1949 war er Schüler in Bölten, Neutitschein, Wien, Bruchsal und Büdingen. Die Schulzeit war 1945 unterbrochen durch Schanzeinsatz bei der Hitlerjugend, sowjetische Kriegsgefangenschaft und Vertreibung. Nach dem Abitur studierte er in Marburg, Frankfurt am Main und Bonn. Während des Studiums war er als Werkstudent (Formsandprüfer, Tiefbauarbeiter, Bankangestellter sowie Hilfsredakteur des Wegweiser für Heimatvertriebene) tätig.
1953 heiratete er Johanna Perl. Dieser Ehe entstammen zwei Söhne: Bernhard und Burkhard.

Vertretung der heimatvertriebenen deutschen Studentenschaft

1950 war er Mitbegründer und Geschäftsführer, später Vorsitzender und Ehrenvorsitzender der in den 1950er Jahren mit zwölf landsmannschaftlichen Bünden und Hochschulgruppen an 34 deutschen und österreichischen Universitäten vertretenen und mit rund 6000 Mitgliedern großen Vereinigung Heimatvertriebener Deutscher Studenten (ab 1954: Verband Heimatvertriebener und Geflüchteter Deutscher Studenten). Schleser war in dieser Zeit auch Mitbegründer und Vorstandsmitglied des Studentenbildungswerkes in Bad Homburg v. d. H. sowie Mitbegründer und Vorsitzender des Freundeskreises ostdeutscher Akademiker.

Auswärtiger Dienst

Schon vor Abschluss des Studiums trat Schleser 1952 in den Auswärtigen Dienst der Bundesrepublik Deutschland ein. Er arbeitete bis Ende 1993 abwechselnd in Bonn und Wien.

Bis 1959 war er in der Bonner Zentrale Sachbearbeiter für Staatsangehörigkeitsrecht (StAR) und Wehrrecht sowie ab 1956 Stellvertretender Personalratsvorsitzender. Außerdem erteilte er Unterricht im StAR an in das Ausland versetzte Konsularbeamte. 1956 initiierte er die später von ihm geleitete Vereinigung der Angestellten des Auswärtigen Dienstes (VAAD) e.V. mit einem eigenen Mitteilungsblatt als Bindeglied zur Heimat.

Von 1959 bis 1971 war er Mitarbeiter der Konsularabteilung Wien und dann bis 1977 Personalreferent in der Zentrale; in den Jahren 1976/77 zudem Vorsitzender der Fachgruppe Auswärtiger Dienst der Gewerkschaft ÖTV. Von 1977 bis 1981 war Schleser Sozialattaché in Österreich, nachfolgend bis 1989 Leiter der Arbeitsgruppe Aussiedlung in der Zentrale und von 1989 bis zum Eintritt in den Ruhestand Leiter der Rechts- und Konsularabteilung der Botschaft Wien.

Während der Dienstzeiten in Bonn erteilte er Unterricht im Staatsangehörigkeitsrecht auch an Beamtenanwärter des mittleren und gehobenen Auswärtigen Dienstes in der Aus-und Fortbildungsstätte des Auswärtigen Amtes in Bonn (jetzt: Akademie Auswärtiger Dienst in Berlin). In den 1960er Jahren wirkte Schleser in Wien bei der Einbürgerung von heimatvertriebenen deutschen Volkszugehörigen mit und beriet Deutsche aus den "Oder-Neiße-Gebieten", die Verwandte im Bundesgebiet besuchen oder dorthin flüchten wollten. 1968 beriet er in Wien Tschechen und Slowaken, die nach der Niederschlagung des Prager Frühlings nicht in ihre Heimat zurückkehren wollten. Von 1977 bis 1981 wirkte er in Wien als Sozialattaché und notifizierter Botschaftsrat an der Zusammenarbeit insbesondere mit den Sozialsprechern der Parlamentsfraktionen, dem Sozialminister und den Sozialpartnern beim Informationsaustausch von Gesetzesvorhaben im Arbeits-und Sozialbereich.

1986 führte Schleser als Leiter der Arbeitsgruppe Aussiedlung in der Rechtsabteilung des Auswärtigen Amtes in Bonn Expertengespräche über Fragen der Familienzusammenführung und Aussiedlung Deutscher mit Delegierten aus der ČSSR, Polen, Rumänien und der UdSSR beim KSZE-Expertentreffen über menschliche Kontakte in Bern sowie beim 3. KSZE-Folgetreffen 1987 in Wien. 1988/1989 war er Mitglied der deutsch-sowjetischen Arbeitsgruppe für die Zusammenarbeit in humanitären Fragen. Er nahm an bilateralen Gesprächen in Bonn und Moskau zwecks Förderung von Ausreiseanträgen, aber auch von Maßnahmen zur Bewahrung des deutschen Volkstums der Russlanddeutschen teil.

Im Juli 1989 war Schleser zur Beratung von ausreisewilligen Deutschen aus der DDR als Konsul von Wien nach Budapest abgeordnet. Nachfolgend hatte er als Leiter der Rechts- und Konsularabteilung der Botschaft Wien in Zusammenarbeit insbesondere mit dem Österreichischen Roten Kreuz für die Betreuung und Weiterleitung von Flüchtlingen aus der DDR zu sorgen, von denen rd. 6.500 von Ungarn nach Österreich flüchteten. Nach der ungarischen Grenzöffnung am 11. September kamen über 55.000 Flüchtlinge hinzu.

Ehrungen

  • 1954 Ehrenvorsitzender des Verbandes Heimatvertriebener und Geflüchteter Deutscher Studenten (VHDS)
  • Ehrenurkunden ( -zeichen ) des Bundes der Vertriebenen (1965), der Sudetendeutschen Landsmannschaft (1968), der Heimatlandschaft Kuhländchen (1980), des Österreichischen Schwarzen Kreuzes [Kriegsgräberfürsorge] (1979); Dankurkunden des Bundesministers des Auswärtigen Amtes, mit denen er 1977 und 1992 für die dem deutschen Volke geleisteten treuen Dienste Dank und Anerkennung aussprach

Werke

  • Die deutsche Staatsangehörigkeit. - Frankfurt am Main: Verlag für Standesamtswesen, 4. Auflage 1980, ISBN 3-8019-5603-2
  • Rückführung,Aussiedlung und Familienzusammenführung Deutscher aus Ost-und Südosteuropa in: Königsteiner Studien Heft I u.II 1984, S.89 - 112
  • Auf dem langen Weg zur deutschen Einheit: DDR-Flüchtlinge in Ungarn und Österreich vor einer friedlichen Revolution in ihrer Heimat. Ein Zeitzeugenbericht zum 20.Jahrestag des Falles der Berliner Mauer am 9. November 1989. Wien 2009,

Literatur

  • Jenseits von Elbe und Oder – 10 Jahre VHDS., Erlangen 1960,
  • Schicksal der Vertreibung. Gedenkbuch zur Patenschaft der Gemeinde Höchst i. Odw. mit den Gemeinden des Kirchspiels Bölten/Ostsudeten, 2. Auflage 1988, S. 138/139, ISBN 3-924388-03-2
  • Deutscher Ostdienst (DOD). , Bonn, Nr. 19 vom 11. Mai 1990,

Weblinks


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