Ursula Schmidt-Tintemann

Ursula Schmidt-Tintemann

Ursula Schmidt-Tintemann, geborene Tintemann (* 19. Juni 1924 in Goldap) ist eine deutsche Plastische Chirurgin und emeritierte Professorin an der Technischen Universität München.

Inhaltsverzeichnis

Werdegang

Nach dem Abitur in Königsberg (Preußen), ihrem Studium der Medizin an den Universitäten Königsberg, Prag und München und der Promotion 1951 begann Schmidt-Tintemann bei Georg Maurer ihre Facharztausbildung im München-Perlacher Krankenhaus. Mit Maurer wechselte sie an das Krankenhaus rechts der Isar im Münchner Stadtteil Haidhausen; 1956 wurde sie Fachärztin für Chirurgie. In den folgenden Jahren bildete sie sich in den Vereinigten Staaten, Großbritannien und Österreich in Plastischer Chirurgie fort.

Ab 1958 baute Schmidt-Tintemann im Krankenhaus rechts der Isar eine eigenständige Abteilung für Plastische Chirurgie auf. Ihre Habilitation erlangte Schmidt-Tintemann 1969 mit dem Thema „Zur Lage der Plastischen Chirurgie“, ebenfalls bei Georg Maurer. Ab 1975 war sie Professorin an der Technischen Universität München. Schmidt-Tintemann war bis zu ihrer Emeritierung im Jahr 1984 klinisch tätig.

Wirken

Schmidt-Tintemann ist eine Pionierin der Plastischen Chirurgie in Deutschland, die sich erfolgreich für eine Etablierung der Plastischen Chirurgie als eigenständiges medizinisches Fachgebiet einsetzte. Zu Beginn ihrer Tätigkeit kamen die Ärzte, die sich plastisch-chirurgisch und wiederherstellungschirurgisch betätigten, aus unterschiedlichen Fachrichtungen, vor allem aus der Mund-, Kiefer und Gesichtschirurgie oder der HNO-Medizin. Aus der Deutschen Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie trat Schmidt-Tintemann aus, um sich 1968 mit gleichgesinnten Kollegen zur Vereinigung der deutschen Plastischen Chirurgen zusammenzuschließen, die nur Ärzte aufnahm, die sich ausschließlich mit Plastischer Chirurgie befassten. Während ihrer Präsidentschaft über die Vereinigung, der heutigen Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen, wurde 1977 „Plastische Chirurgie“ als Teilgebietsbezeichnung für Fachärzte für Chirurgie anerkannt, ein entscheidender Schritt auf dem Weg zur Einrichtung des Facharztes für Plastische Chirurgie 1992. Auch nach ihrer Emeritierung vertrat sie die Belange ihres Fachs als Vorsitzende in der Sektion Plastische Chirurgie der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie.

Sieben Plastische Chirurgen, die später alle eigene Abteilungen leiteten, haben sich bei Schmidt-Tintemann habilitiert.

Zu ethischen und psychosozialen Implikationen der Plastischen Chirurgie hat Schmidt-Tintemann über Jahrzehnte Stellung bezogen. In ihrer Sicht hat sich die Plastische Chirurgie dieser Implikationen besonders zu widmen, um das Ziel der Wiederherstellung der Einheit von Form, Funktion und Ästhetik zu erreichen. In Abgrenzung zum Trend zur Schönheitschirurgie betont sie die rekonstruktive Zielsetzung ihres Fachs und fordert für die Plastische Chirurgie eine strenge Ausrichtung nach medizinischen Indikationen anstelle eines marktbezogenen Handelns, bei dem aus dem Arzt ein reiner Dienstleister würde. Dabei müsse der Arzt allerdings bei der Indikationsstellung etwa auch in Betracht ziehen, ob der Patient durch Anzeichen des Alterns seinen Beruf verlieren würde.[1] [2]

Ein standespolitisches Thema, mit dem sich Schmidt-Tintemann darüber hinaus befasste, ist die Rolle der Frauen in der Chirurgie.[3]

Ehrungen und Mitgliedschaften

Literatur

  • Riccardo Giunta: Ursula Schmidt-Tintemann - Pionierin der Plastischen Chirurgie in Deutschland. In: Handchirurgie, Mikrochirurgie, plastische Chirurgie, Bd. 40 Nr. 6, 2008, S.408–410, ISSN 0722-1819

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Käufliche Ware. Immer häufiger legen Chirurgen, der Schönheit wegen, an Menschen das Messer. Wissen sie, was sie tun? In: Der Spiegel, Nr. 39 vom 20. September 1976. Artikel im Web
  2. Ursula Schmidt-Tintemann: Kommentar zur Arbeit von G. Maio: Ist die ästhetische Chirurgie überhaupt noch Medizin? Eine ethische Kritik. In: Handchirurgie, Mikrochirurgie, plastische Chirurgie, Bd. 39 Nr. 3, 2007, S. 195–196, ISSN 0722-1819
  3. Ursula Schmidt-Tintemann:Frauen in der Chirurgie. In: Der Chirurg. Bd. 68, Nr. 6, 1997, S. 583–585

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