- Sender Inselsberg
-
Sender Inselsberg Basisdaten Ort: Großer Inselsberg Eigentümer: Deutsche Funkturm Geographische Lage: 50° 51′ 4,9″ N, 10° 27′ 55″ O50.8513510.46528Koordinaten: 50° 51′ 4,9″ N, 10° 27′ 55″ O Geländeniveau: 909 Meter ü. NN Verwendung: Fernsehturm, nicht öffentlich zugänglich Bauzeit: 1972-1974 Technische Daten Höhe: 127 Meter Bauart: Stahlrohrmast Der Sender Inselsberg ist eine Sendeanlage für UKW und digitales Fernsehen auf dem Großen Inselsberg im Thüringer Wald mit zwei Sendetürmen, die 1939 und 1974 errichtet wurden.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Bereits 1937 begannen Mitarbeiter der Deutschen Reichspost mit technischen Versuchen rund um den Großen Inselsberg. Diese Arbeiten dauerten bis 1938, gleichzeitig wurde bereits ein Ingenieurbüro mit der Konstruktion eines Sendeturms beauftragt. Am 15. April 1939 war die Grundsteinlegung und bereits bei Kriegsbeginn im September 1939 war dieser im Rohbau fertiggestellt. Auf der Baustelle waren 200 Monteure und Arbeiter in Tag- und Nachtschichten im Einsatz. Dieses 1939 errichtete Gebäude ist ein 43 Meter hoher freistehender zylindrischer Turm in Stahlbetonbauweise, der noch bis Kriegsende als Funksende- und Überwachungsstelle für militärische Zwecke genutzt wurde. Das Gelände wurde im April 1945 geräumt und stand monatelang ohne Bewachung, was zu Plünderungen führte. Mit Zustimmung der russischen Militärverwaltung entstand in der 8. Etage eine Außenstelle des Deutschen Wetterdienstes, zunächst als provisorische Mess- und Beobachtungsstelle genehmigt.[1]
Danach diente der Turm noch einige Jahre als Aussichtsturm. Im Jahre 1952 begannen die Instandsetzungsarbeiten durch das Ministerium für Post und Fernmeldewesen der DDR. Bereits im Mai 1953 konnte in der 5. Etage ein erster, 250 Watt starker UKW-Sender mit einem Testprogramm in Betrieb genommen werden.[2] Zu seiner Versorgung musste eine neue Wasser- und eine Stromleitung zum Turm verlegt werden. Auch zwei Notstromaggregate erhielt der Sender zur Überbrückung von Sperrzeiten und technischen Ausfällen. Der reguläre Sendebetrieb des ersten thüringischen UKW-Senders begann am 15. Juni 1953 auf der Sendefrequenz 94 Megahertz.[3] Bereits im Dezember 1953 wurde die Sendeleistung durch technische Verbesserungen an der Anlage um 1 Kilowatt erhöht, dies vergrößerte die Reichweite. Im Dezember 1954 wurde der Fernsehsender auf den Berg transportiert.[4]
Seit 1955 wurden umfangreiche bauliche Vorbereitungen für den Aufbau den eines neuen Antennenträgers in Angriff genommen. Im Turm wurde die Kohleheizung ausgebaut und eine Ölheizung installiert, nun konnten alle Senderäume mit Klimaanlagen ausgestattet werden. Am Rande des Postgeländes wurde ein unauffälliger Flachbau als Unterkunft mit 18 Wohneinheiten für Betriebs- und Wartungspersonal aufgebaut.[5]
Vom DDR-Ministerrat wurde 1967 die Bereitstellung der Senderteile und der 126 m hohen Antennenanlage für das Zweite Fernsehprogramm auf dem Inselsberg bewilligt. Die mit einer technischen Generalüberholung der Sendetechnik des Inselsberges gekoppelte Baumaßnahme war mit 25,5 Millionen DDR-Mark veranschlagt.[6]
Von 1957 bis 1989 trug der Turm, ähnlich wie der Gerbrandytoren, auf seiner Spitze einen am Erdboden abgespannten 50 Meter hohen Antennenmast. Die Gesamthöhe betrug somit 93 Meter. An dem Antennenmast waren verschiedene Sendeantennen für Radio und Fernsehen installiert. Heute ist dieser Antennenmast demontiert, stattdessen zieren nur noch kleine Antennen für Mobilfunk seine Spitze. Wegen seiner zylindrischen Form trägt der Turm auch den Spitznamen „Thermosflasche“.
Am 15. August 1972 begannen die Montage- und Schweißarbeiten für die sogenannte Bock-Konstruktion - das Basisgestell des neuen Sendeturms. Alle übrigen Sendemastteile wurden von unten, mittels vier vorhandener Hubvorrichtungen in die Höhe geschoben, die Spitze des Trägermastes zuerst. Hierbei kam als Nivelierhilfe ein Rubinlaser zum Einsatz. Am 28. November 1972 war der Antennenmast im Rohbau fertiggestellt, nach technischer Inspektion wurde die Aluverkleidung montiert. Am 26. Juli 1974 nahm der Sender den Betrieb auf.[7] Der neue, 1974 errichtete Sendeturm ist ein freistehender 127 Meter hoher Stahlrohrturm, der auf vier Füßen steht. Dieser Turm, der in seiner Bauweise dem etwa zum gleichen Zeitpunkt auf dem Brocken errichteten neuen Sendeturm entspricht, trägt heute oberhalb seiner Fuße auf drei Plattformen Richtfunkantennen und im oberen Teil seiner Konstruktion Sendeantennen für UKW-Hörfunk und digitales Fernsehen (DVB-T). Die TV-Antennen sind geschützt durch Ummantelungen aus GFK.
Im Jahre 1991 wurde das Tilgerpendel in der Mastspitze des Sendemastes mittels des Transporthubschraubers Mil Mi-8 der Firma Berliner Spezialflug (BSF) ausgewechselt.
Zugunsten der Umstellung auf DVB-T wurden die analogen TV-Kanäle ARD (Kanal 5, 100 kW) und MDR Fernsehen (Kanal 31, 500 kW) am 1. Juli 2008 eingestellt.
Reichweite
Der Sender Inselsberg hat eine für hohe Reichweiten exponierte topographische Lage am Nordrand des Thüringer Waldes. Das Sendegebiet reicht neben dem westlichen und mittleren Thüringen vom nördlichen Baden-Württemberg über das gesamte Nordbayern, bis nach Nordrhein-Westfalen. Auch in Teilen von Hessen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen sind die vom Großen Inselsberg abgestrahlten Programme zu empfangen. Im Norden endet das Sendegebiet in Niedersachsen in der Nähe von Hannover.
Die reichweitenstärkste Frequenz ist aufgrund geringerer Störung durch benachbarte Frequenzen die 90,2 MHz. Man kann sie über das reguläre Einzugsgebiet hinaus von Hannover über Halle/Leipzig, Saalfeld, Bamberg, Schweinfurt, Frankfurt und im mittelhessischen Bergland hören.
Frequenzen und Programme
Analoges Radio (UKW)
Beim Antennendiagramm sind im Falle gerichteter Strahlung die Hauptstrahlrichtungen in Grad angegeben.
Frequenz
(MHz)Programm RDS PS RDS PI Regionalisierung ERP
(kW)Antennendiagramm
rund (ND)/gerichtet (D)Polarisation
horizontal (H)/vertikal (V)92,5 MDR 1 Radio Thüringen MDR_THUE D4F1 Erfurt 100 ND H 90,2 MDR Jump MDR_JUMP D3C2 – 100 ND H 87,9 MDR Figaro MDR_FIGA D3C3 – 60 ND H 97,2 Deutschlandradio Kultur DKULTUR_ D220 – 100 ND H 102,2 Antenne Thüringen AT-WEST_,
ANT.THUED4F8 (regional),
D3F8West 100 ND H 104,2 Landeswelle Thüringen LW_WEST_,
LANDESW.D4F9 (regional),
D3F9West 100 D (310°-110°, 170°-240°) H Digitales Radio (DAB)
Seit 4. Januar 2010 läuft DAB in Thüringen als Insellösung. Dadurch wurden einige Senderstandorte abgeschaltet.
Am 1. August 2011 wurden weitere MDR Hörfunkprogramme auf das Ensemble aufgeschaltet.
DAB wird in vertikaler Polarisation und im Gleichwellenbetrieb mit anderen Sendern ausgestrahlt.Block Programme ERP
(kW)Antennendiagramm
rund (ND)/
gerichtet (D)Gleichwellennetz (SFN) 12B
DABTHUERINGEN
(D__00015)- Deutschlandfunk (64 kbps, Mono)
- Deutschlandradio Kultur (128 kbps)
- DRadio Wissen (64 kbps, Mono)
- Jump (MDR) (DAB+, 72 kbps)
- MDR Figaro (DAB+, 88 kbps)
- MDR Sputnik (DAB+, 72 kbps)
- MDR Info (DAB+, 64 kbps)
- MDR Klassik (192 kbps)
- MDR 1 Radio Thüringen (DAB+, 88 kbps)
0,5 D Inselsberg, Gera-Ronneburg, Kulpenberg, Ilmenau (Kickelhahn), Jena (Oßmaritz-Cospoth), Lobenstein (Sieglitzberg), Steinbach-Hallenberg, Suhl (Erleshügel), Weimar (Ettersberg) Digitales Fernsehen (DVB-T)
Die DVB-T-Ausstrahlungen vom Mitteldeutschen Rundfunk am Großen Inselsberg laufen seit 1. Juli 2008 und sind im Gleichwellenbetrieb (Single Frequency Network) mit anderen Sendestandorten.
Kanal Frequenz
(MHz)Multiplex Programme im Multiplex ERP
(kW)Antennendiagramm
rund (ND)/
gerichtet (D)Polarisation
horizontal (H)/
vertikal (V)Modulations-
verfahrenFEC Guard-
intervallBitrate
(MBit/s)SFN 53 730 ARD national (MDR) - Das Erste (MDR)
- arte
- Phoenix
- EinsFestival
50 ND V 64-QAM 2/3 1/4 19,91 Großer Inselsberg 48 690 ARD regional (MDR) Thüringen - MDR Fernsehen (Thüringen)
- rbb Fernsehen (Brandenburg)
- Bayerisches Fernsehen (Franken)
- hr-Fernsehen
50 ND V 64-QAM 2/3 1/4 19,91 Großer Inselsberg 50 706 ZDFmobil - ZDF
- 3sat
- ZDFinfokanal
- KI.KA (6-21 Uhr) / ZDFneo (21-6 Uhr)
50 ND V 16-QAM
(8-k-Modus)2/3 1/4 13,27 Großer Inselsberg, Bleßberg (Sonneberg), Windischholzhausen-Hopfenberg (Erfurt), Großer Ettersberg (Weimar), Kernberge (Jena), Saalfeld (Kulm) Analoges Fernsehen (PAL)
Vor der Umstellung auf DVB-T diente der Sendestandort weiterhin für analoges Fernsehen:
Kanalnummer Programmname ERP (kW) 5 ARD (MDR) 100 31 MDR Fernsehen Thüringen 500 Darüber hinaus war die Inbetriebnahme des Kanals 48 mit einer ERP von 1 Megawatt für einen Privatsender geplant, diese wurde jedoch nie durchgeführt.
Ähnliche Türme dieser Baureihe
Einzelnachweise
- ↑ Manfred Bocklitz: 50 Jahre Funksendestelle Großer Inselsberg. In: Hörselbergbote. Heft 53, Reißig, Wutha-Farnroda 2003, S. 30-37.
- ↑ Bocklitz (2003): ebenda. S. 31.
- ↑ In dieser „Pionierzeit“ des Senders mussten die Sendetechniker und Ingenieure mit heute unvorstellbaren Bedingungen zurechtkommen, so gab es noch keine Dienstwohnungen auf dem Berg, der Schichtdienst und der Weg von und zur Arbeit gestaltete sich bei winterlicher Witterung zum Abenteuer.
- ↑ Bocklitz (2003): ebenda. S. 31.
- ↑ Bocklitz (2003): ebenda. S. 31.
- ↑ Bocklitz (2003): ebenda. S. 35.
- ↑ Bocklitz (2003): ebenda. S. 35.
Weblinks
-
Commons: Großer Inselsberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- den Sender Inselsberg. In: Structurae.
- Viele Fotos und Informationen über den Inselsberg & seine Umgebung bei inselsberg-mineralien.de
- Viele historische Infos und Fotos vom Inselsberg
Kategorien:- Sendeanlage in Thüringen
- Deutsche Funkturm
- Bauwerk im Landkreis Gotha
- Bauwerk im Landkreis Schmalkalden-Meiningen
- Sendeturm in Thüringen
Wikimedia Foundation.