- Siegfried Liebau
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Siegfried Liebau (* 4. November 1911 in Schochwitz; † nach 1981) war ein deutscher SS-Obersturmbannführer (1945), Anthropologe und Mediziner.
Leben
Liebau studierte nach dem Abschluss seiner Schullaufbahn Medizin und promovierte 1936 mit einer Dissertation namens: Über Hämangiome des Ohres zum Dr. med.[1] Anfang der 1930er Jahre arbeitete Liebau gemeinsam mit seinem Bruder Gerhard unter deren Cousin Ernst-Robert Grawitz am Berliner Krankenhaus Westend. Mitte der 1930er Jahre heiratete Libau Ingeborg von Ekesparre, die er über Otmar Freiherr von Verschuer kennengelernt hatte.[2] Liebau wurde Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnr. 4.158.861) und SS (Mitgliedsnr. 276.969).[3] Nach dem 1936 erfolgten Beitritt zur SS gehörte er der SS-Verfügungstruppe an und war als Assistenzarzt in der Chirurgie am SS-Lazarett in Berlin beschäftigt.[4] Liebau wechselte 1938 ins Rasse- und Siedlungshauptamt. Ab November 1938 war Liebau Adjutant an der SS-Ärztlichen Akademie in Berlin.[1] Liebau publizierte 1940 unter dem Titel: Die operative Behandlung der männlichen Sterilität einen Beitrag in der Zeitschrift Der Erbarzt, deren Herausgeber Verschuer war. Zwischen Mai 1940 und dem 25. Oktober 1942 arbeitete Liebau als Personalreferent sowie Hauptabteilungsleiter am Sanitätsamt der Waffen-SS in Berlin. Sein Vorgesetzter war dort Karl Genzken.[2] Zwischen Anfang Dezember 1942 und Oktober 1943 war Liebau wissenschaftlicher Assistent Verschuers am Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik (KWI-A) in Berlin-Dahlem.[5] Liebau war in den ersten Monaten des Jahres 1943 im KZ Auschwitz-Birkenau anwesend. Dort fotografierte er für Verschuers Assistentin Karin Magnussen Angehörige einer Sinti-Familie, die heterochrome Augen hatten.[6] Zudem war Liebau in die Zwillingsforschung am KZ Auschwitz-Birkenau involviert.[7] Nach seiner Tätigkeit im KWI-A war Liebau als leitender Mediziner beim Höheren SS- und Polizeiführer Odilo Globocnik in der Operationszone Adriatisches Küstenland eingesetzt. Gegen Kriegsende musste ihm ein Arm amputiert werden.[1]
Nach Kriegsende war Liebau in Nürnberg in alliierter Internierungshaft [5] Nach seiner Entlassung arbeitete Liebau als Vertreter für homöopathische Präparate und eröffnete in Hannover eine homöopathische Praxis.[1]
Literatur
- Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich: Wer war was vor und nach 1945. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-16048-8.
- Ernst Klee: Auschwitz, die NS-Medizin und ihre Opfer. 3. Auflage. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-596-14906-1.
- Carola Sachse (Hrsg.): Die Verbindung nach Auschwitz. Biowissenschaften und Menschenversuche an Kaiser-Wilhelm-Instituten. Dokumentation eines Symposiums. Wallstein-Verlag, Göttingen 2003 (=Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus, Band 6), ISBN 3-89244-699-7.
- Hans-Walter Schmuhl: Grenzüberschreitungen. Das Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik 1927–1945. Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus, Band 9. Wallstein, Göttingen 2005, ISBN 3-89244-799-3.
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main 2007, S. 371
- ↑ a b Carola Sachse (Hrsg.): Die Verbindung nach Auschwitz. Biowissenschaften und Menschenversuche an Kaiser-Wilhelm-Instituten. Dokumentation eines Symposiums, Göttingen 2003, S. 226
- ↑ Siegfried Liebau bei www.dws-xip.pl
- ↑ Anahid S. Rickmann: „Rassenpflege im völkischen Staat“: Vom Verhältnis der Rassenhygiene zur nationalsozialistischen Politik, Dissertation, Bonn 202, S. 303 (pdf)
- ↑ a b Carola Sachse (Hrsg.): Die Verbindung nach Auschwitz. Biowissenschaften und Menschenversuche an Kaiser-Wilhelm-Instituten. Dokumentation eines Symposiums, Göttingen 2003, S. 256
- ↑ Hans-Walter Schmuhl: Grenzüberschreitungen. Das Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik 1927–1945. Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus, Band 9. Wallstein, Göttingen 2005, S. 476
- ↑ Hans-Walter Schmuhl: Grenzüberschreitungen. Das Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik 1927–1945. Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus, Band 9. Wallstein, Göttingen 2005, S. 480
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