St.-Georgs-Kirche (Weener)

St.-Georgs-Kirche (Weener)
Westseite der Georgskirche
Chor mit Stützpfeiler und Nordanbau der Georgskirche
Südseite und Turm der Georgskirche

Die St.-Georgs-Kirche in Weener im ostfriesischen Rheiderland wurde als Backsteinkirche Anfang des 13. Jahrhunderts erbaut und im Laufe der Jahrhunderte mehrmals umgebaut.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Kirche wurde um 1230 auf dem höchsten Punkt der Siedlung gebaut und dem Heiligen Georg geweiht.[1] Seit dem 13. Jahrhundert bis zur Reformation war Weener Sitz einer Propstei im Bistum Münster. Als 1467 die Hälfte der Propstei Hatzum Weener zugeschlagen wurde, wurde die andere Hälfte mit der Marien- und Sebastiansvikarie vereint, sodass in Weener zwei Pröpste amtierten.[2] Weener stieg auf diese Weise zum kirchlichen Mittelpunkt des damaligen Rheiderlands auf.[3] Im Zuge der Reformation wechselte die Kirchengemeinde wahrscheinlich bereits im Jahr 1524 zum reformierten Bekenntnis.[4]

Der Chor wurde 1462 als Stiftung Ulrichs I. erbaut.[5] Der Münsteraner Bischof ließ 1492 Weener mitsamt der Kirche plündern und niederbrennen, wodurch das Gebäude erheblichen Schaden litt und die gesamte Inneneinrichtung verloren ging.[6] Nachdem man 1765 erfolglos durch einen Strebepfeiler versucht hatte, das Chorgewölbe abzustützen, zog man im Kirchenschiff ein hölzernes Tonnengewölbe ein, das 1780 auch auf den Chor erweitert wurde. Die Konsolen im Chor zeugen noch vom ursprünglichen Gewölbe. In diesem Zug wurde der gotische Lettner abgebrochen und die Orgel weiter östlich vor den Chorraum versetzt. 1893 wurde die Kirche an der Nordseite durch ein Querschiff auf die heutige T-förmige Gestalt erweitert.[7]

Baubeschreibung

Von der ursprünglichen romanischen Gestalt des schlichten, flachgedeckten Apsissaals ist nur noch wenig auszumachen: die Reste des Frieses, die rundbogigen Fenster und die zugemauerten Portale. Als Ersatz für die Apsis wurde 1462 der polygonale gotische Chor geschaffen, der durch drei große spitzbogige Fenster mit Maßwerk Licht erhält. Die Konsolen im Chor zeugen noch vom ursprünglich vorhandenen Gewölbe. Vom Chorraum aus ist noch der große Triumphbogen zu sehen, der spitzbogig aufgeführt ist.[4] Durch den großzügigen Nordflügel erhält der Innenraum die Gestalt eines halben Kreuzes. Die Annexbauten zwischen dem mittelalterlichen Langhaus und dem Anbau werden durch große Rundbögen mit Schiffen verbunden.[5] Die äußere Gestaltung ist mit den Spitzbogenfenstern, dem Fries und dem gestaffelten Blendwerk deutlich neogotisch.

Zum Friedhof führt südöstlich vor der Kirche zwischen zwei benachbarten Häusern ein Portal mit geschweiftem Giebel und Korbbogen aus dem Jahr 1754.[8] Der Glockenturm aus Backstein datiert von 1738 und wurde separat von der Kirche auf der anderen Seite der Norderstraße anstelle eines Vorgängerbaus errichtet.[4] Er ist durch Lisenen gegliedert, mit kleinen rundbogigen Schallarkaden versehen und wird durch einen Pyramidenhelm mit hölzerner Laterne abgeschlossen.[9] Die älteste Glocke datiert von 1477.

Innenausstattung

Langhaus und Nordflügel werden heute durch ein Holztonnengewölbe auf kräftigen Konsolen abgeschlossen.[5] Der Chor, in den eine flache Holzbalkendecke eingezogen ist, wird vollständig durch eine Wand vom Schiff abgetrennt. Die Renaissance-Kanzel ist mit Beschlagwerk-Ornamenten, ionischen Ecksäulen auf Löwenköpfen und profilierten Kissenfüllungen in den Feldern reich verziert und mit einem sechseckigen Schalldeckel versehen. Der Abendmahlstisch mit Balusterfüßen und die Abendmahlsbank unter der Kanzel stammen aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts.[10] An der Uhr an der westlichen Wand ist die Jahreszahl 1626 zu lesen. Im Jahr 1633 wurde ein Messingleuchter gestiftet, auf dem Symbole der Seefahrt zu sehen sind: Nixen, Schatztruhen, Herolde und Seelöwen. Das barocke Kastengestühl mit Türen ist auf die Kanzel an der Südwand ausgerichtet.[5] In der Kirche sind die ältesten datierten Grabplatten Ostfrieslands aus romanischer und gotischer Zeit erhalten.[6] Auf vier Fragmenten wird wahrscheinlich Propst Tammo (1439–1464/65) dargestellt, auf einem anderen ist der Name Laduic Jacobus und sein Todesjahr 1342 eingeritzt.[3]

Die überregional bedeutende Schnitger-Orgel wurde von Arp Schnitger und seinen Söhnen im Jahr 1710 auf der neu errichteten Ostempore vor dem Chor erbaut und 1782 von Johann Friedrich Wenthin um frei stehende Pedaltürme in einem Rokoko-Gehäuse erweitert. Auch die Emporenbrüstung und der hinter der Orgel aufgemalte Vorhang wurden zu dieser Zeit geschaffen.[4] Nach weiteren Umbauten und Restaurierungen verfügt die Orgel heute über 29 Register auf zwei Manualen und Pedal.[11] Zu den Vasa Sacra gehören Becher aus den Jahren 1623 uns 1624, aus dem 17. Jahrhundert und von 1858 sowie je zwei Brotteller von 1844 und 1903.[7]

Siehe auch

Literatur

  • Walter Hilbrands: Zur Geschichte der reformierten Kirche in Weener. In: Kirchenrat der evangelisch-reformierten Gemeinde Weener (Hrsg.): Festschrift 300 Jahre Arp-Schnitger-Orgel. H. Risius, Weener 2010, S. 63–83.
  • Gottfried Kiesow: Architekturführer Ostfriesland. Verlag Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn 2010, ISBN 978-3-86795-021-3.
  • Monika van Lengen: Rheiderlands Kirchen. Entdeckungsreise zu Gotteshäusern aus acht Jahrhunderten im Westen Ostfrieslands. H. Risius, Weener 2000, S. 34.
  • Robert Noah: Gottes Häuser in Ostfriesland. Soltau-Kurier, Norden 1989, ISBN 3-922365-80-9.
  • Aeilt Risius: Aus Weeners kirchlicher Vergangenheit. In: Kirchenrat der evangelisch-reformierten Gemeinde Weener (Hrsg.): Festschrift zur Indienstnahme der renovierten St.-Georgs-Kirche in Weener. Weener 1972, S. 17–28.
  • Aeilt Risius: Weener (Ems) – Geschichte der Stadt im Rheiderland. H. Risius, Weener 1983, ISBN 3-88761-011-3.

Weblinks

 Commons: St. Georgskirche (Weener) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Monika van Lengen: Rheiderlands Kirchen. Entdeckungsreise zu Gotteshäusern aus acht Jahrhunderten im Westen Ostfrieslands. H. Risius, Weener 2000, S. 34.
  2. Menno Smid: Ostfriesische Kirchengeschichte. Selbstverlag, Pewsum 1974, S. 42 (Ostfriesland im Schutze des Deiches, Bd. 6).
  3. a b Walter Hilbrands: Zur Geschichte der reformierten Kirche in Weener. In: Kirchenrat der evangelisch-reformierten Gemeinde Weener (Hrsg.): Festschrift 300 Jahre Arp-Schnitger-Orgel. H. Risius, Weener 2010, S. 66.
  4. a b c d Homepage der Kirchengemeinde: Geschichte unserer Kirche, gesehen 24. Juni 2011.
  5. a b c d Gottfried Kiesow: Architekturführer Ostfriesland. Verlag Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn 2010, ISBN 978-3-86795-021-3, S. 167.
  6. a b Genealogie-Forum: Weener
  7. a b Ortschronisten der Ostfriesischen Landschaft: Weener (PDF-Datei; 75 kB), gesehen 24. Juni 2011.
  8. Gottfried Kiesow: Architekturführer Ostfriesland. Verlag Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn 2010, ISBN 978-3-86795-021-3, S. 166.
  9. Gottfried Kiesow: Architekturführer Ostfriesland. Verlag Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn 2010, ISBN 978-3-86795-021-3, S. 169.
  10. Gottfried Kiesow: Architekturführer Ostfriesland. Verlag Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn 2010, ISBN 978-3-86795-021-3, S. 168.
  11. Orgel in Weener bei NOMINE e.V., gesehen 24. Juni 2011.

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