St.-Jakobus-Kirche (Bad Kissingen)

St.-Jakobus-Kirche (Bad Kissingen)
Blick vom Rathausplatz aus auf die St.-Jakobus-Kirche
Jakobus der Ältere, der Namenspatron der Kirche, auf einem Fresko an der Kathedrale von Le Puy-en-Velay.

Die St.-Jakobus-Kirche ist eine römisch-katholische Kirche in der bayerischen Kurstadt Bad Kissingen. Sie ist dem Heiligen Jakobus, einem der zwölf Apostel, geweiht und steht auf dem Rathausplatz in der Bad Kissinger Fußgängerzone.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Für das Jahr 1286 ist der Bau einer neuen Kirche in Kissingen bezeugt, jedoch ist hierbei unsicher, ob dieser sich auf die St.-Jakobus-Kirche oder auf die damals außerhalb der Stadtmauern gelegene Marienkapelle bezieht, da der Kirchenneubau dieses Jahres sowohl Jakobus als auch Maria geweiht ist. Die Bezeichnung "Capella S. Jacobi ap." vom 30. Mai 1341 ist die erste Erwähnung, die sich eindeutig auf die St.-Jakobus-Kirche bezieht. Der Heilige Jakobus, der Namenspatron der Kirche, war im 11. und 12. Jahrhundert zur Zeit der Verehrung seiner Reliquien im spanischen Santiago de Compostela durch die Reformbewegung von Cluny in Deutschland bekannt geworden; viele fränkische Kirchen wurden nach ihm benannt.

Im 14. Jahrhundert entstand der Unterbau des Kirchturms.

Für das Jahr 1509 ist durch eine Inschrift am Kirchengebäude verbürgt, dass im Jahr 1509 der „erber [ehrbare] und feste [getreue] von Schletten“ einen ersten Neubau der Kirche durchführte (das heutige Rathausgebäude neben der St.-Jakobus-Kirche wurde einst von der Familie von Schletten bewohnt). Etwa 1607 wurde unter Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn der Turmaufbau erneuert; entweder zur gleichen Zeit oder auch 1629 wurde das Langhaus der Kirche um ein Seitenschiff erweitert. Trotzdem war das Kirchengebäude in der Zeit nach 1629, unter anderem durch die Lehmbauweise, in einem schlechten Bauzustand. Des Weiteren verweigerten sich die Filialen Garitz, Hausen, Kleinbrach und Winkels der Verpflichtung, sich an den Kosten zu beteiligen; sie verwiesen auf ihre Schulden und zweifelten die Höhe der Kosten an. Diese Einwände wurden von Pfarrer Johannes Hohmann abschlägig beschieden. Von den insgesamt 6.000 Gulden Baukosten wurden 1.000 Gulden von der Universitätsverwaltung aufgenommen, weitere 300 Gulden von der Gemeinde Euerdorf geliehen.

Im Januar 1631, ein Jahr nach Vollendung der Umbauarbeiten, fiel die Kirche, ebenso wie die Marienkapelle, Verwüstungen durch die Schweden im Rahmen des Dreißigjährigen Krieges zum Opfer. Nach einem Bericht von Pfarrer Hohmann aus dem Jahr 1649 „sind alle 3 Altäre profanirt [entweiht] und angeschlagen“. Im Rahmen der Reparatur der Schäden bekam die St.-Jakobus-Kirche im Jahr 1689 einen neuen Hochaltar, dessen Altarbild von Melchior Scheffer aus Neustadt/Saale angefertigt wurde.

Adam Friedrich auf einem Konventionstaler von 1764.

Zwischen 1732 und 1749 wurde die St.-Jakobus-Kirche unter Pfarrer Johann Molitor neu verputzt. Zwanzig Jahre später verschlechterte sich ihr Bauzustand so sehr, dass Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim im Jahr 1766 einen kompletten Abriss des Kirchengebäudes anordnete, der im Folgejahr ausgeführt wurde. Noch war unklar, wer für die Finanzierung aufzukommen hatte. Der Plan einer kompletten Kostenübernahme durch die Regierung wurde verworfen, weil man einen Präzedenzfall vermeiden wollte. So wurden die Baukosten unter dem Hochstift Würzburg (2.950 Gulden), dem Universitäts-Rezeptorat (1.139 Gulden), den Herren von Heuß (884 Gulden) und der Stadt Kissingen (400 Gulden) aufgeteilt. Wegen der Klärung der Finanzierung konnte der Neubau unter Bauamtmann Johann Philipp Geigel erst im Jahr 1772 beginnen.

Die Bauarbeiten waren 1775 vollendet; die Einweihung durch Fürstbischof von Seinsheim fand am 22. August 1775 statt. Die Innenausstattung wurde von Materno Bossi, Antonio Petrolli und Joseph Ignaz Appiani ausgeführt. Materno Bossi war mit seinem Gesellen Antonio Petrolli u. a. für die Stukkatur der Kirche zuständig. Nach Bossis Tod setzte Petrolli dessen Arbeit fort und installierte 1785/1786 mit seinem Bruder Ignaz Petrolli die neue Kanzel in der St.-Jakobus-Kirche. Das Altarbild ist ein Fresko von Joseph Ignaz Appiani und stellt den heiligen Jakobus auf dem Weg zu seinem Martyrium dar; auf dem Fresko ist auch ein Hund zu sehen, dessen Halsband die Inschrift "Appiani" trägt. Fürstbischof von Seinsheim schloss eine gegen Ende der Bauarbeiten auftretende Finanzierungslücke von 1.800 Gulden, indem er zehn Kirchen aus dem Hochstift Würzburg bestimmte, deren Gotteshaus-Wiesen verpfändet wurden.

Kurz nach Vollendung dieser Renovierungsarbeiten machten Schäden an der St.-Jakobus-Kirche durch ein Unwetter von 1793 neue Reparaturarbeiten erforderlich. Im Jahr 1800 wurde das Dach der Kirche durch einen Sturm abgedeckt, 1857 die Turmspitze durch ein Feuer in der Kirchgasse in Mitleidenschaft gezogen.

Im Jahr 1837 wurde Appianis Fresko in Anpassung an den Zeitgeschmack durch ein Gemälde aus der Königl. zentralen Gemälde-Galerie in München ersetzt; dieses ging jedoch nach einer Anforderung aus München im Jahr 1896 in die Galerie zurück. Durch Fotografien aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges ist bekannt, dass das Fresko in dieser Zeit von einem den Heiligen Jakobus darstellenden Ölgemälde überdeckt war, dessen anschließender Verbleib jedoch ungeklärt ist.

Bis 1884 war St.Jakobus Pfarrkirche. Dann übernahm die aufgrund der steigenden Anzahl der Kurgäste neu erbaute Herz-Jesu-Kirche diese Funktion. Die St.-Jakobus-Kirche, vom Stadtpfarrer als eine »eine Ruine im nachgerade schmutzigen Gewand« bezeichnet, die »für die Stadt keine Zierde« sei, drohte zu zerfallen; eine Renovierung des Kirchengebäudes im Jahr 1909 half nur bedingt. Weitere Instandsetzungsabrbeiten fanden 1960/1061 unter der Betreuung der Kirche durch die Missionare vom Heiligen Herzen Jesu statt. Die jüngsten Instandsetzungen fanden 1980 bis 1982 sowie 1989 bis 1992 statt. Während der Renovierungsarbeiten von 1980 wurden unter der Kirchenboden ein Skelett und ein Knochenrest gefunden. Auch zwei im Boden der Kirche befindliche Platten von 1571 und 1581 deuten auf Begräbnisse innerhalb der Kirche hin. Das Recht, sich auf Kirchenareal bestatten zu lassen, um damit das erhoffte Seelenheil zu erlangen, war seinerzeit Adeligen und reichen Kaufleuten vorbehalten.[1]

Literatur

  • Franz Warmuth: 100 Jahre Herz Jesu Pfarrei Bad Kissingen – Beitrag zur Geschichte der Pfarrei Bad Kissingen. Bad Kissingen 1984.
  • Denis A. Chevalley, Stefan Gerlach: „Denkmäler in Bayern - Stadt Bad Kissingen“. S. 84, ISBN 3-87490-577-2
  • Gerhard Wulz: Die Glaubensgemeinschaften in Bad Kissingen - Vielfalten auf kleinstem Raum, S. 303. In: Thomas Ahnert, Peter Weidisch (Hg.): 1200 Jahre Bad Kissingen, 801-2001, Facetten einer Stadtgeschichte. Festschrift zum Jubiläumsjahr und Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung. Sonderpublikation des Stadtarchivs Bad Kissingen. Verlag T. A. Schachenmayer, Bad Kissingen 2001, ISBN 3-929278-16-2

Weblinks

 Commons: St. Jakobus (Bad Kissingen) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Die Friedhöfe in Bad Kissingen, S. 313. In: Thomas Ahnert, Peter Weidisch (Hg.): 1200 Jahre Bad Kissingen, 801-2001, Facetten einer Stadtgeschichte. Festschrift zum Jubiläumsjahr und Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung. Sonderpublikation des Stadtarchivs Bad Kissingen. Verlag T. A. Schachenmayer, Bad Kissingen 2001, ISBN 3-929278-16-2
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