St. Leodegar (Bad Bellingen)

St. Leodegar (Bad Bellingen)
Pfarrkirche St. Leodegar in Bad Bellingen

St. Leodegar ist eine katholische Pfarrkirche in Bad Bellingen. Die dem heiligen Leodegar geweihte Kirche ist urkundlich bis ins Jahr 1298 nachgewiesen. Der Chor stammt aus dem Jahr 1624; Turm und Langhaus wurden in den 1780er Jahren neu errichtet. Baustilistisch ist die St.-Leodegar-Kirche sowohl dem Spätbarock wie auch dem Frühklassizismus zuzuordnen. Die selbstständige Pfarrei Bad Bellingen verlor in den Jahren 1631 bis 1796 ihre Selbstständigkeit und wurde von Bamlach mitbetreut. Seither ist sie wieder eigene Pfarrei.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Eine Kirche in Bad Bellingen wurde 1298 erstmals genannt „B. de Hartkilch rector ecclesie in Bellikon“[2] und ein Pfarrer bereits 1265 „plebanus in Bellicon“.[3] Da die Kirche bereits damals dem Patrozinium des heiligen Leodegar angehörte vermutet man, dass eine heute im Museum am Burghof in Lörrach aufbewahrte Sitzfigur aus dem 15. Jahrhundert von der Bad Bellinger Kirche stammt.[4]

Im Jahr 1624 brach man in einer ersten Bauphase den Chor ab und baute ihn als polygonalen Chor in Form eines 3/8-Ecks wieder auf. Der spätgotische Baukörper besteht im Inneren aus einem hochprofilierten Rippengewölbe, der auf dünnen Wandsäulen ruht. Die zwei Schlusssteine zeigen die Jahreszahl 1624 und das Christus-Monogramm IHS. Ursprünglich war das Gewölbe ausgemalt.[5]

1782 wurden dann Turm und Langhaus abgerissen und in größeren Ausmaßen an gleicher Stelle neu errichtet. Allerdings verzichtete man auf den Wiederaufbau einer damals am Langhaus angebauten Kapelle, die der Heiligen Odilie geweiht war.[6] Nach einjähriger Bauzeit wurde das Gotteshaus durch den Konstanzer Bischof geweiht. 1791 wurde der neue Hochaltar fertig gestellt und im Zuge dieser Arbeit glich man die Seitenaltäre aus dem Jahr 1738 dem Stil des Hauptaltars an.

Starke Beschädigung infolge des Zweiten Weltkrieges machten in den Jahren 1953 bis 1955 Außen- und Innenrenovierungen notwendig. In einer zweiten Phase gestaltete man in den Jahren 1974 bis 1976 unter anderem den Eingangsbereich neu; das Gotteshaus erhielt außerdem einen neuen Zelebrationsaltar und einen Ambo.

Beschreibung

Kirchengebäude

St. Leodegar von Osten mit Friedhof und Kapelle

Die Kirche St. Leodegar in Bad Bellingen steht inmitten des Friedhofs. Die Kirche besteht aus einem mit einem Satteldach gedeckten Langhaus und einem polygonalen Chor mit abgewalmtem Dach. An der westlichen Seite des Langhauses erhebt sich ein dreigeschossiger Glockenturm mit Welscher Haube. Im zweiten Geschoss befindet sich in einer Nische eine Madonnenstatue des Freiburger Bildhauers Berthold Knittel, die 1879 erschaffen wurden. Im oberen Turmgeschoss befinden sich zu allen vier Seiten rundbogige Klangarkaden, nach Norden und Süden über den Klangarkaden ein rundes Zifferblatt der Turmuhr. Die Ränder des Turms sind – in Anlehnung an die im Markgräflerland bei älteren Kirchen übliche Eckquaderung – sandsteinrot gestaltet. Die übrige Fassade ist mit dünnen, ebenfalls sandsteinroten Lisenen akzentuiert.

Inneres und Ausstattung

Langhaus mit Blick zum Chor

Im Innenraum ist das vierjochige Gotteshaus mit flacher Decke eingezogen. Die Saaldecke wird von einem umlaufenden Gesims eingerahmt; die Decke selbst hat im Zentrum ein schlichtes Stuckfeld.

Im über drei Treppenstufen erreichbaren Chor, der vom Langhaus über einen schlichten Triumphbogen erreichbar ist, befindet sich der Hochaltar aus dem Jahr 1791. Es zeigt den Märtyrer und Kirchenpatron Leodegar, umgeben von einer Engelsschar. Die Schreiner-, Bildhauer- und Goldfaßarbeiten wurden von der Freiburger Werkstätten Bretz, Hauser und Nüßler geleistet. Das Altarbild stammt vom Kunstmaler Simon Göser (1735–1815). Das Hauptbild des linken Seitenaltars zeigt die Beweinung Christi, das rechte stellt das Martyrium des heiligen Sebastian dar. Beide wurden von dem Tessiner Kunstmaler Jakob Pellandella 1738 geschaffen.[7] Die drei konkaven Altäre werden von Säulen flankiert und einem kleineren Oberbild bekrönt.

Die mit Bandornamenten und Blumengirlanden geschmückte klassizistische Kanzel aus dem Jahr 1797 stammt von einem Freiburger Künstler. Ihr Schalldeckel wird von Symbole der vier Evangelisten geziert.

Der neue Zelebrationsaltar und der Ambo aus Stahl und Marmor stammen von Günther van Look. Diese ersetzten in den 1970er Jahren die barocken Ausstattungsstücke.[8]

Glocken und Orgel

Glockenturm

Das dreistimmige Bronzegeläut von St. Leodegar setzt sich wie folgt zusammen:

Name Schlagton Gussjahr Gießerei
Leodegarsglocke a′ 1959 F. W. Schilling
Muttergottesglocke h′ 1959 F. W. Schilling
Kleine Glocke dis′′ 1866 Carl Rosenlächler, Konstanz

Die kleine dis′′-Glocke zeigt ein Bild des heiligen Sebastian am Marterbaum und trägt die Inschrift „Der Name des Herrn sei gepriesen“.Friedrich Wilhelm Schilling|

Die Orgel aus dem Jahr 1793 erbaute Johann Dreyer (1737–1825) aus Laufenburg; sie wurde 1794 und 1869 umgebaut. Ihr heutiges Werk setzte F. W. Schwarz 1896 ein. Das Instrument arbeitet mit Kegelladen, einer elektrisch-pneumatischen Spiel- und Registertraktur und besitzt zwei Manuale, ein Pedal und 15 Register.[9] Die Orgel befindet sich auf der Empore über dem westlichen Eingangsbereich.

Literatur

  • Oswald Meyer: St.-Leodegar-Kirche Bad Bellingen, Schnell und Steiner Kunstführer (Nr. 1102), 1977.
  • Johannes Helm: Kirchen- und Kapellen im Markgräflerland, Müllheim/Baden 1989, ISBN 3-921709-16-4, S. 35–36 .

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Meyer: St.-Leodegar-Kirche Bad Bellingen, S. 14
  2. F. X. Kraus: Die Kunstdenkmäler des Großherzogtums Baden, Band V, 1901, S. 96
  3. R. Wackernagel, u.a.: Urkundenbuch der Stadt Basel, 1890 ff, Band 1, S. 332
  4. A. Heimann-Schwarzweber: Kunstlandschaft Markgräflerland. In: W. Müller (Hrsg.): Das Markgräflerland, 19969, S. 154
  5. Helm: Kirchen- und Kapellen im Markgräflerland, S. 35 (01.2)
  6. Helm: Kirchen- und Kapellen im Markgräflerland, S. 36 (03.02)
  7. Meyer: St.-Leodegar-Kirche Bad Bellingen, S. 12–13
  8. Meyer: St.-Leodegar-Kirche Bad Bellingen, S. 9
  9. Helm: Kirchen- und Kapellen im Markgräflerland, S. 36 (01.5)
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