- Stern des Südens
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Der Stern des Südens war ein Gemeinschaftsprojekt der Siemens AG mit dem Münchner Multimedia-Künstler Michael Pendry. Zur Realisierung der Lichtinstallation wurde die Windkraftanlage auf dem Fröttmaninger Berg bei München mit rund 9.000 LEDs beklebt. Sie bildete den größten Weihnachtsstern der Welt und war vom ersten Advent bis zum Ende des Jahres 2009 zu sehen.
Inhaltsverzeichnis
Entstehung
Im Herbst 2008 diskutierten Vertreter von Siemens und der Münchner Multimediakünstler Michael Pendry erstmals den Gedanken, ein Zeichen mit besonderer Strahlkraft für grüne Technologien und Nachhaltigkeit vor dem Weltklimagipfel in Kopenhagen (7. bis 18. Dezember 2009) zu schaffen. Und wo könnte man den nachhaltigen Umgang mit Energie besser visualisieren als an einem Windrad? Durch die exponierte Lage an der Autobahn A9 – einer Münchner Hauptverkehrsader, die täglich weit über 150.000 Autofahrer passieren – war die Windkraftanlage vor Münchens Toren in Fröttmaning von Anfang an im Gespräch. Der Betreiber des Windrads, die Stadtwerke München, sagte seine Unterstützung bei der Realisierung des Projekts zu.
In den kommenden Monaten wurde so aus der Idee Wirklichkeit. Dabei lag der Fokus zunächst auf der technischen Machbarkeit. Im Frühling 2009 kamen eine Handvoll Experten aus unterschiedlichen Disziplinen wie Windenergie, Aerodynamik, Beleuchtungs- oder Klebetechnik zusammen, um alle Aspekte rund um die Realisierung zu skizzieren. Auf wesentliche Fragen mussten Antworten gefunden werden: Wie sollten die LEDs angeordnet sein, um einen möglichst geringen Einfluss auf die Aerodynamik des Windrads zu haben? Welche LED-Modelle sollten verwendet, welche Klebstoffe genutzt werden, damit die LEDs bei jeder Witterung halten?
Im Spätsommer konnten die Windenergieexperten ihre Analyse zu den Auswirkungen der Installation auf die Rotor-Aerodynamik mittels numerischen Simulationen am PC abschließen. Damit begannen die Tests unter Echtzeitbedingungen: In Windkanalversuchen wurden an der Technischen Universität Berlin mehr als 15 verschiedene Konfigurationen unter Berücksichtigung von Anordnung, LED-Modellen und Kabelführung analysiert – bis das Optimum gefunden war. Tests zeigten, dass die Leistungseinbußen am Windrad durch die LED-Installation nur minimal waren.
Doch auch nach den Windkanaltests im Spätsommer standen längst nicht alle Ampeln in dem Projekt auf Grün. Die Zustimmungen sämtlicher zuständiger Behörden mussten eingeholt werden. Siemens-Experten für Verkehrssicherheit sprachen mit Autobahndirektion und Flugsicherheit. Schließlich sollte die Kunstinstallation weder Autofahrer noch Flugzeugpassagiere gefährden. Ein Lichtgutachten bestätigte, dass die Anwohner in der näheren Umgebung des Windrads nicht geblendet werden durch die Installation. Auch der Geräuschpegel erhöht sich nicht.
Lauter wurde es lediglich beim Aufbau, der in Rekordzeit von zwei Wochen über die Bühne gehen musste. Mehr als 30 Techniker wirkten daran mit. Sie betteten fast 1.000 Lichtpunkte, bestehend aus 9.000 LEDs, in besonders windschnittige Adapter, um die Leistungseinbußen des Windrades zu minimieren. Parallel wurden die Rotorblätter gereinigt, damit die Adapter auch bei schwierigen herbstlichen Witterungsverhältnissen wie Regen und Schnee, hoher Luftfeuchtigkeit sowie bei Plus- und Minusgraden halten. Mehr als 400 Meter Kabel zur Steuerung der Lichtinstallation verlegten die Techniker durch die Nabe des Windrads, um die LEDs mit Strom zu versorgen bzw. verschiedene Motive zu erzeugen. Zuletzt werden nun die Licht-Animationen für die Beleuchtung des Windrads aufgespielt.
Zahlen & Fakten
Montage
- Bei der Montage arbeiteten über 30 Techniker zusammen, so dass das Windrad zum 1. Advent zum Leuchten gebracht werden kann.
- Die Montage der Beleuchtung des Windrads wurde in Rekordzeit von zwei Wochen bewerkstelligt.
- Die Animation der Beleuchtung des Windrads durch den Künstler erfolgte in nur 2 Tagen.
- Der rotierende Weihnachtsstern wird mit Beginn der Dämmerung ca. 7 Stunden pro Tag leuchten.
- Der Stern des Südens ist ein weltweit einzigartiges technisches Projekt, das bei gutem Wetter noch aus 30 km Entfernung sichtbar ist.
Herausforderungen
- Abschätzung der zu erwartenden Einflüsse auf das Betriebs- & Lastverhalten der Anlage
- Befestigung von 9.000 LEDs bei schwierigen herbstlichen Witterungsbedingungen, so dass sie bei Regen und Schnee, hoher Luftfeuchtigkeit sowie bei Plus- und Minusgraden halten.
- Zuführung von elektrischem Strom sowie Kabelverlegung zur Steuerung der Lichtinstallation durch die Nabe des Windrads, um die LEDs zu beleuchten bzw. verschiedene Motive zu erzeugen.
- Einbettung der LEDs in besonders windschnittige Adapter, um so die Leistungseinbußen des Wind-rades zu minimieren. Windkanaltests zeigten, dass es nur zu minimalen Beeinträchtigungen kommt.
Daten
Anlagentyp ENERCON E-66 Baujahr 1999 Gesamthöhe Windrad Rund 100 m, d.h. höher als das Münchner Rathaus am Marienplatz Drehzahl des Windrads 10-20 Umdrehungen/Minute Länge Rotorblätter Jeweils über 30 Meter, d.h. ungefähr so lang wie ein U-Bahn-Waggon Anzahl LEDs Insgesamt ~1.000 Lichtpunkte, bestehend aus jeweils neun LEDs. D.h. pro Rotorblatt ~3.000 LEDs gleichmäßig verteilt auf einer Fläche von 70m² Insgesamt ~9.000 LEDs Kabellänge der Installation Insgesamt fast 400 Meter – länger als der Eiffelturm hoch ist Gewicht der Installation Rund 100 Kilogramm pro Flügel (Kabel ~30 kg, LEDs ~20 kg, Befestigung ~50 kg) Stromertrag Windrad ~2.300.000 Kilowattstunden pro Jahr. Dies entspricht dem durchschnittlichen jährlichen Stromverbrauch von 660 Haushalten. Spannweite des Sterns Fast 70 m (dies entspricht etwa der Breite eines Fußballfeldes) Leistungsaufnahme Unter 4kWh. Der Strom dafür kommt direkt aus dem Windrad, d.h. die Installation versorgt sich selbst – emissionsfrei. Bespielung & Dynamik der LEDs
Lichteffekte Per Echtzeitanimation programmiert – sichtbar u.a. für die mehr als 150.000 täglich auf der Autobahn A9 vor München fahrenden Pendler. Lichtstärke Bis max. 20.000 Candela (stufenlos dimmbar), was der Lichtstärke von 20.000 Weihnachtskerzen entspricht. Licht & Bildwechsel Die Animationen werden in Echtzeit auf die Windstärke bzw. Drehgeschwindigkeit abgestimmt. Lichtinstallation Exklusiv zur Weihnachtszeit bis Silvester 2009 sichtbar. Farben der Lichtinstallation Weiß, blau und rot. Projektverantwortliche
Siemens AG
Die Siemens AG (Berlin und München) ist ein weltweit führendes Unternehmen der Elektronik und Elektrotechnik. Der Konzern ist auf den Gebieten Industrie und Energie sowie im Gesundheitssektor tätig. Rund 410.000 Mitarbeiter (fortgeführte Aktivitäten) entwickeln und fertigen Produkte, projektieren und erstellen Systeme und Anlagen und bieten maßgeschneiderte Lösungen an. Siemens steht seit über 160 Jahren für technische Leistungsfähigkeit, Innovation, Qualität, Zuverlässigkeit und Internationalität. Im Geschäftsjahr 2008 erzielte das Unternehmen nach IFRS einen Umsatz von 77,3 Mrd. EUR und einen Gewinn nach Steuern von 5,9 Mrd. EUR.
Siemens und Kulturschaffende sind seit jeher stark verbunden – durch Partnerschaften mit der Oper in Argentinien oder den Bayreuther Festspielen. Als grüner Technologieführer und größter Arbeitgeber in Deutschland bei erneuerbaren Energien und innovativer Beleuchtung will Siemens mit diesem Kunstprojekt im Krisenjahr 2009 vor dem Weltklimagipfel in Kopenhagen bewusst ein Zeichen setzen. Der Stern ist weithin sichtbares Symbol für grüne Technologien, denn die Lichtinstallation benötigt weniger Energie als zwei Wasserkocher. Und der Stern versorgt sich selbst: Der Strom für die LEDs kommt direkt aus dem Windrad – emissionsfrei. Über die nahe gelegene A9 passieren täglich rund 150.000 Pendler seinen Standort.
Michael Pendry
Michael Peter Pendry, geboren 1974 in Stuttgart, Designer und freier Künstler. Pendry studierte Innenarchitektur mit den Nebenfächern Bühnenbild und Szenografie in Rosenheim. Der Künstler lebt in München und London und war somit in Designerbüros beider Metropolen tätig. 2002 gründete er mit Thomas Halbig das Design- und Innenarchitekturbüro „Zeitraum“. Mit „Das apokalyptische Weib“, „Störung“ und „Sacre Coeur“ begeisterte Pendry sein Publikum im Rahmen der „Langen Nacht der Musik 2005“ und der „Langen Nacht der Museen 2006“. 2009 gründete er die PENDRY ARTLAB GmbH: ein Kreativlabor und Atelier im Bereich Multimedia, Design und Licht mit dem Ziel ein Dialog zwischen Kunst und Wirtschaft zu entwickeln.
Quellen
Weblinks
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Commons: Stern des Südens – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Siemens Presseportal
- Homepage des Unternehmens
- Homepage Traxon Technologies
- Homepage SmartBlade
Kategorien:- Fröttmaning
- Siemens
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