- Straßenbahn Bratislava
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Die Straßenbahn Bratislava ist ein meterspuriges Netz für die Straßenbahn in der slowakischen Hauptstadt Bratislava und neben der Straßenbahn in Košice eines der zwei städtischen Netzen dieser Art in der Slowakei.
Das Netz wird von Dopravný podnik Bratislava a. s. (DPB) betrieben.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Donaumonarchie (1881/1893–1918)
Die ersten Pläne zur Errichtung einer Straßenbahn im damaligen Pressburg (heute: Bratislava) wurden 1881 vom Wiener Ingenieur Nicolaus Markovits vorgeschlagen, nachdem ein Omnibusnetz schon seit 1868 in Betrieb war. Diese sollte jedoch noch eine Pferdestraßenbahn sein und die eingleisige Trasse wurde vom damaligen Krönungshügelplatz (heute slowakisch: Námestie Ľudovíta Štúra), über den Promenadenplatz (heute slowakisch: Hviezdoslavovo námestie), Marktplatz (heute: Námestie SNP) und die Stephaniestraße (heute: Štefánikova ulica) zum damaligen Gebäude des Staatsbahnhofs (heute: Bratislava hlavná stanica) festgelegt. Dieses Projekt wurde jedoch nicht weitergeführt.
1893 schlug der Salzburger Ingenieur Alexander Werner wieder eine Pferdestraßenbahn vor, änderte in Kurzem aber seinen Vorschlag auf die elektrische Straßenbahn. Am 2. Juni 1893 erlitt er eine Genehmigung zu den Vorbereitungsarbeiten vom ungarischen Handelsministerium. Die Hauptstrecke wurde am Donauufer zur Vitézgasse unterhalb der Burg verlängert, blieb aber bis zum Staatsbahnhof weitgehend identisch, passierte aber direkt durch den Promenadenplatz. Die Abzweigstrecken sollten nach diesem Plan zum heute nicht mehr existierenden Neustädter Bahnhof (heute Standort des Busbahnhofs Mlynské nivy) und zum Filialbahnhof (heute: Bahnhof Bratislava filiálka) führen. Daneben waren auch einige Nebenstrecken geplant, um Vororte und Industriegelände innerhalb fünf Jahren eventuell anzuschließen: so sollten die Patronenfabrik (nicht erbaut), Fabrik Dynamit-Nobel und das heutige Račianske mýto via Schöndorferstraße (heute Obchodná ulica) und Landstraße (heute Radlinského ulica) erschlossen werden. Die Straßenbahnwagen wurden von der Budapester Firma Ganz geliefert.
Im Juli 1893 wurde ein Vertrag zwischen dem Pressburger Magistrat und den Firma Lindberg und Ganz unterzeichnet. Am 19. September 1894 wurde die Konzession zum Bau der Straßenbahn erlasst und der eigentliche Bau begann im Mai 1895. Am 27. August 1895 wurde der erste Streckenteil vom Donauufer zur Kreuzung heutiger Straßen Štefánikova und Krížkova eröffnet. Noch im selben Jahr wurde die Strecke zum Staatsbahnhof verlängert. Diese Strecke hatte 14 Haltestellen und war 3.125 Meter lang.
Schon im nächsten Jahr wurden die Zweigstrecken zum Neustädter Bahnhof via Barossstraße (heute Štúrova) und Justilände (heute Dostojevského rad) und zum Filialbahnhof via Spitalgasse (heute Špitálska) und Kreuzgasse (heute Krížná). Damit waren alle drei Bahnhöfen der Stadt erschließt.
Im Jahr 1897 wurde die Firma Lindberg vom Betreiber ausgeschlossen und es wurde die Részvénytársaság villamos és közlekedési vállalatok számára gegründet. Diese wurde im Juni 1898 von der Pozsonyi villamossagi reszvénytársaság (Vorgänger der heutigen Firma Dopravný podnik Bratislava) abgelöst. Noch vor der Jahrhundertwende wurde auch das heutige Račianske mýto an das Netz angeschlossen.
Am Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die Linien buchstabiert (A bis E) und es wurde der Lyra-Stromabnehmer eingesetzt. Als Ersatz für die nicht ausgeführte Strecke zur Patronenfabrik entstand 1909 eine Obus-Linie zur Fabrik und weiter nach Železná studienka, die bis 1915 Bestand hatte. 1910 wurde die Erweiterung zur Fabrik Dynamit-Nobel (beim heutigen Bahnhof Vinohrady) von Landstraße aus durchgeführt und dabei auch die Verbindung zur Spitalgasse gebaut.
Tschechoslowakei, Erste Slowakische Republik (1918–1945/1948)
Kurz nach dem Zerfall von Österreich-Ungarn und Entstehung von Tschechoslowakei, zu der auch das nun genannte Bratislava kam, wurden die Weichen, Oberleitungen und Wagen grundsätzlich erneuert und ein Tarifsystem eingeführt. 1922 wurde die Pozsonyi villamossagi reszvénytársaság in das slowakische Bratislavská elektrická účastinárska spoločnosť (BEÚS) umbenannt. Daneben plante man in der Zwischenkriegszeit, das ganze Netz auf Normalspur umzubauen, was aber wegen Geldmangel und Widerstand nicht geschah.
Die Straßenbahn musste seit 1927 dem Busverkehr konkurrieren. Schon in diesem Jahr wurde der Abzweig zum Neustädter Bahnhof, nun Bahnhof Nové Mesto aufgelassen. Ein Jahr zuvor wurde auch die Strecke durch die Obchodná eingestellt. Das Netz wurde jedoch weiter erweitert: 1929 wurde die Straßenbahn am Donauufer zur Villa Lafranconi (7. September), bzw. zur Svrčia ulica an der damaligen Stadtgrenze (27. September) erweitert. Am 1. Juli 1933 wurde der Kreuzgasse-Ast zum Quartier Tehelné pole an der Vajnorská-Straße im Stadtteil Nové Mesto freigegeben, der bis in die 1980er Jahren im Bereich des Filialbahnhofs eine niveaugleiche Kreuzung mit der normalspurigen Eisenbahn hatte, bevor sie aufgegeben wurde. Seit den 1930er Jahren wurden die Wagen vom tschechischen Hersteller Tatra Studénka geliefert. 1935 kaufte die BEÚS die Gesellschaft POHÉV, die den slowakischen Teil der Pressburger Bahn betrieb und spurte sie von Normalspur zur Meterspur um und änderte die Stromzufuhr vom Wechselstrom zum im Rest des Netzes verwendeten Gleichstrom (550 V).
Nach dem Münchner Abkommen im Jahr 1938 musste der Straßenbahnverkehr nach Petržalka, das nun Engerau im Deutschen Reich hieß gestoppt werden. Ende 1942 wurde auch die Gesellschaft, die um die Strecke pflegte, liquidiert. Im selben Jahr wurden die letzten noch vorhandene Lyra-Stromabnehmer für Pantografen-Stromabnehmer ausgetauscht. Anfang 1944 wurden die Linien zum ersten Mal nummeriert, was bis heute der Fall ist und die Strecke von Tehelné pole weiter nach Zátišie (beim heutigen Bahnhof Nové Mesto) erweitert. Nach den alliierten Bombenangriffen gegen die damalige Hauptstadt der Ersten Slowakischen Republik am 16. Juni 1944 musste man mit Schaden rechnen, und Ende März 1945 wurde der Betrieb wegen der annähernden Front eingestellt. Kurz nach der Besetzung durch sowjetische Truppen musste man sämtliche Teile der von Deutschen schwer beschädigten Straßenbahn instandsetzen.
Tschechoslowakei und der „Aufbau des Sozialismus“ (1948–90)
Nach der Machtübernahme der KSČ in der Tschechoslowakei wurde die BEÚS nationalisiert und 1949 zur neu entstandenen Gesellschaft Dopravné závody mesta Bratislava (DOZÁB, Verkehrsbetriebe der Stadt Bratislava) eingegliedert. In selben Jahr wurden die neuen Wagen von Siemens und Tatra eingesetzt, die letzte eingleisige Strecke am Donauufer verdoppelt und zur heutigen Straße Vodárenská in Karlova Ves verlängert. Die Strecke entlang der Straße Vajnorská wurde 1951 nach Mierová kolónia und 1956 zum neuen Depot Jurajov dvor erweitert. Die Verbindung nach Petržalka wurde 1951 wieder hergestellt, 1961 aber endgültig geschlossen. Es wurden jedoch 1965 ein Ast zum Bahnhof Nové Mesto, eine kurze Verbindung zwischen den Strecken nach Bahnhof Vinohrady und Depot Jurajov dvor und 1966 die Strecke vom Bahnhof Vinohrady weiter nach Rača (Straße Detvianska) dem Verkehr freigegeben. Um den Jahr 1960 wurden zuerst die Wagen Tatra T2 eingesetzt dann um 1965 begann man auch die Wagen des Typs Tatra T3 zu liefern.
In den 1970er und 1980er Jahren erlebte die Straßenbahn einer erneuten Aufschwung: es wurden neue Linien gebaut und alte modernisiert, um die neu entstehende Plattenbausiedlungen gut zu erschließen. Dabei halfen auch die zwei Ölkrisen von 1973 und 1979, die elektrische Traktion wieder zu benutzen. Als erster ging 1971 der Abschnitt nach Ružinov in Betrieb. Der Ast nach Karlova Ves wurde 1971–1975 grundsätzlich umgebaut und zum Ende des Stadtteils Karlova Ves ergänzt. In dieser Zeit wurden auch einige Strecken in der Altstadt verlegt und 1975 das erste Depot auf der Pribinova-Straße aufgegeben. 1979–1980 wurde der Ast zum Hauptbahnhof verlegt, wodurch die Altstadt eine direkte Verbindung dort verlor. 1981 wurde der Straßenbahnverkehr auf der Straße Obchodná wieder hergestellt und 1983 der Tunnel unter der Burg Bratislava, bis dato ein Straßentunnel, für die Straßenbahn umgebaut. Die neue Plattenbausiedlung Dúbravka wurde 1984, bzw. 1986 durch Erweiterungen zur Straße Hanulova, bzw. Quartier Pri kríži zum Netz angeschlossen. In der Zwischenzeit wurden die letzten der alten Wagen Tatra T2 außer Betrieb gesetzt. 1988 wurde der Rača-Ast zum Quartier Komisárky erweitert und 1989 der Erholungsort Zlaté piesky erschlossen, wo es sich bis heute um die letzte Erweiterung handelt.
Die Betriebsgesellschaft DOZÁB wurde Ende 1980er Jahren zweimal reorganisiert: 1987 entstand die Konzerngesellschaft Dopravné podniky hlavného mesta SSR Bratislavy (etwa: Verkehrsbetriebe der Hauptstadt der Slowakischen Sozialistischen Republik Bratislava), die sich 1989 in die Dopravný podnik Bratislava, štátny podnik (Verkehrsbetrieb Bratislava, Staatsgesellschaft).
Danach konzentrierte sich man auf den Bau der ersten U-Bahn-Linie, die 1988 begann, kurz nach der Samtenen Revolution jedoch wieder gestoppt.
Gegenwart (1990 bis heute)
Die 1990er-Jahre waren durch längere Investitionspausen und allgemeine Sparmaßnahmen geprägt, weil man auf den Bau der U-Bahn hoffte, der jedoch nicht verwirklicht wurde. In dieser Zeit wurden Wagen des Typs Tatra T6A5 angeschafft und die älteren Wagen des Typs Tatra K2 modernisiert. Zeitweilig wurden auch weitere Wagentypen wie Škoda 06T getestet. Die Pläne für den U-Bahn-Bau wurden 2002 aufgegeben. Anstelle dieses Projekts sind eine Schnellstraßenbahn nach Petržalka sowie mehrere neue Strecken nach Devínska Nová Ves, Mlynská dolina, Prievoz, Vajnory und Vrakuňa geplant.
Liniennetz
Das heute betriebene Netz umfasst 39,5 km (davon 0,79 km unterirdisch), ist fast völlig zweigleisig ausgebaut und hat 152 Haltestellen. Es erstreckt sich ausschließlich an der linken Donauseite von Bratislava. Im Wesentlichen besteht es aus einem kleinen Netz in der Altstadt, von deren mehrere Äste abzweigen. Diese Äste verbinden die Altstadt mit dem Stadtteil Dúbravka (via Karlova Ves), Rača, dem Erholungsgebiet Zlaté piesky (via Nové Mesto, mit Abzweigen zum Bahnhof Bratislava-Nové Mesto und Stadtteil Ružinov) und mit dem Hauptbahnhof.
Das ganze Netz ist in Meterspur (1000 mm) gebaut und der Antrieb für die Wagen beträgt 600 V Gleichstrom.
Die maximale Geschwindigkeit beträgt 65 km/h, ist aber auf Grund einer internen Verordnung auf 50 km/h limitiert. Im Jahr 2009 hat die Straßenbahn 75,347 Millionen Passagiere befördert, was ein bisschen mehr als 31 % aller beförderten Passagiere im Netz der DPB ist.
Liste der Linien:
Linie Anfangstation Endstation 1 Dúbravka-Pri kríži ŽST Nové Mesto 2 Hlavná stanica Zlaté piesky 3 Hlavná stanica Rača-Komisárky 4 Karlova Ves Zlaté-piesky 5 Dúbravka-Pri kríži Rača-Komisárky 7 ŽST Vinohrady Námestie SNP 8 Hlavná stanica Ružinov-Astronomická 9 Karlova Ves Ružinov-Astronomická 11 Rača-Komisárky Námestie Ľudovíta Štúra 12 Dúbravka-Pri kríži Šafárikovo námestie 13 Hlavná stanica Námestie Ľudovíta Štúra 14 Ružinov-Astronomická Námestie Ľudovíta Štúra 17 ŽST Vinohrady Karlova Ves Die Gesamtlänge dieser Linien beträgt 270,7 km.
Die Linie 7 verkehrt nur Montag bis Freitag nachmittags (13:30–18:00) und die Linie 17 nur Montag bis Freitag morgens (6:30−8:30). Während den Schulsommerferien sind beide Linien außer Betrieb.
Am 2. November 2011 wurde die Strecke zum Hauptbahnhof auf Grund des mangelhaften Bauzustandes vorübergehend gesperrt. Als Folge sind bis zur Wiedereröffnung die Linien 2, 3, 8 und 13 eingestellt; stattdessen werden die Linien 15 (anstatt der Linien 2 und 13) und 16 (anstatt der Linien 3 und 8) auf den Trassen Zlaté piesky - Vazovova - Šafárikovo námestie, bzw. Komisárky - Vazovova - Ružinov verkehren.[1]
Infrastruktur
- Depots: Jurajov dvor, Krasňany, Pribinova (bis 1975)
- Wendeschleifen: Dúbravka-Pri kríži, Hlavná stanica, Rača-Komisárky, Ružinov-Astronomická, Zlaté piesky, ŽST Nové Mesto
Wagen
Heute verkehrt an der Straßenbahn eine Mischung der Straßenbahnwagen, daneben auch einige modernisierte Varianten. Die meisten Fahrzeugen sind in den Stadtfarben rot-silber-weiß lackiert, es existieren jedoch auch werblich lackierte oder ältere rot-cremefarbige Fahrzeugen. Der Betreiber besaß im Jahr 2009 insgesamt 175 Wagen und das durchschnittliche Alter beträgt rund 24 Jahre.
- Tatra T3
- Tatra T3AS
- Tatra T3G
- Tatra T3M
- Tatra T3Mod
- Tatra T3S
- Tatra T3SU
- Tatra T3SUCS
- Tatra T3P
- Tatra K2
- Tatra K2YU
- Tatra K2G
- Tatra K2S
- Tatra T6A5
Einzelnachweise
- ↑ Odstavenie električkovej trate na Hlavnej stanici v Bratislave, bratislava.sk, abgerufen am 7. November 2011
Quellen
- Geschichte des ÖPNV auf imhd.sk (slowakisch)
- Karte der Straßenbahnentwicklung auf imhd.sk (slowakisch/englisch)
- Geschichte des ÖPNV auf der Seite des DPB (deutsch)
- Jahresbilanz 2009 von DPB (slowakisch)
Weblinks
Commons: Straßenbahn Bratislava – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienKategorien:- Bratislava
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- Spurweite 1000 mm
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