- Theodor Ziemssen
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Theodor Ziemssen (* 18. Februar 1777 in Greifswald; † 20. Oktober 1843 in Thurow) war ein deutscher Theologe, Pädagoge und Botaniker.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Wirken
Theodor Ziemssen war der älteste Sohn des Greifswalder Diakons Johann Christoph Ziemssen. Nach Privatunterricht und zwei Jahren an der Greifswalder Stadtschule studierte Ziemssen vier Jahre Theologie in Greifswald. In Jena setzte er noch für ein Jahr seine Studien bei Fichte, Paulus und Griesbach fort und ging danach dann von 1799 bis 1803 als Hauslehrer in die Schweiz. Im Februar 1799 hatte er sich in Jena der Gesellschaft der freien Männer angeschlossen.[1]
Dort lernte er den dort auch als Erzieher tätigen Herbart und den Lieblingsschüler von Johann Heinrich Voß, Friedrich August Eschen, kennen. Die drei Freunde planten die Gründung eines modernen Bildungsinstitutes. Herbart ging jedoch wieder nach Deutschland und Eschen kam im August 1800 bei einer Gletscherwanderung mit Ziemssen am Mont Blanc ums Leben.[1] Der Schock über das Unglück führte bei Ziemssen zu einer längeren Nervenkrankeit. Seine Berichte an die Hinterbliebenen und an Voß wurden ohne sein Wissen veröffentlicht.[2] Ziemssen trat in die Dienste des Barons Frisching auf Schloss Rümligen und lernte in Bern Pestalozzi kennen, den er dann auch in Burgdorf oft besuchte. Ziemssen gehörte auch der fünfköpfigen Kommission an, die im Auftrag des Ministers Stapfer die Methode Pestalozzis überprüfen sollte. Später schrieb Pestalozzi an Ziemssen: „Es ist wahr, Sie waren einer der ersten, der in dem schwachen Keime die Früchte ahnete!“. Ziemssen wohnte inzwischen in Bern bei Geßner, dem Schwiegersohn Wielands und plante pädagogische Vorlesungen zu halten. Er wurde jedoch von der Familie nach Greifswald zurück gerufen und lehnte deshalb auch das Angebot Pestalozzis auf Einstellung in die Leitung seines Institutes ab. Auf der Rückreise machte Ziemssen in Jena Station, promovierte zum Doktor der Philosophie und traf 1803 wieder in der Heimat ein. 1804 habilitierte er in Greifswald über Pestalozzis Lehrart. Er las als Privatdozent über Pädagogik und Philosophie und war daneben Vorsteher des Landschullehrerseminars.
1806 nahm er die Pfarre in Hanshagen bei Greifswald an und heiratete Wilhelmine von Mühlenfels, eine Tochter von Johann Jakob von Mühlenfels und Verwandte der Ehefrau von Friedrich Schleiermacher.
In Hanshagen unterrichtete Ziemssen u.a. in der reichen Natur der Umgebung, die auch den berühmten Botaniker Kurt Sprengel sowie Adelbert von Chamisso während ihrer Besuche bei Ziemssen erfreute.
Das glückliche Leben wurde gestört, als das Pfarrhaus im Juli 1826 völlig abbrannte und Ziemssen bei der Rettung des Pfarrarchivs schwere Brandverletzungen erlitt. Er musste drei Jahre in Greifswald leben bis das Pfarrhaus wieder aufgebaut war.
1815 erhielt er die theologische Doktorwürde der Universität Rostock und 1821 wurde er zum Superintendenten der Greifswalder Landsynode ernannt.
Ziemssen starb in der Nachbargemeinde Thurow, die er auf einer Dienstreise besuchte, an einem Herzschlag.
Schriften (Auswahl)
- Ueber die Entstehung des Gehorsams in der Erziehung, ein pädagogisches Fragment. Greifswald 1803.
- Dissertatio paedagogica de Pestalozziana institutionis methodo. 1804 (Habilitationsschrift).
- Die Verbesserung der Erziehung das dringendste Bedürfniß der Gegenwart. 1804.
- Das Christenthum im Verhältniß zum Zeitalter seiner Entstehung. 1815.
- Botanische Bemerkungen über die Insel Rügen. 1819 (mit Christian Friedrich Hornschuch).
Literatur
- Adolf Häckermann: Ziemssen, Theodor. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 45, Duncker & Humblot, Leipzig 1900, S. 201–204.
- Erich Gülzow: Theodor Ziemssen, ein Greifswalder Freund Pestalozzis. In: Unser Pommerland. Heft 3/1927, S. 85-87.
Weblinks
Verweise
- ↑ a b Ernst Zunker: Casimir Ulrich Boehlendorff und die pommerschen Freunde aus der Gesellschaft der freien Männer und im Einflußbereich Hölderlins. In: Gesellschaft für pommersche Geschichte und Altertumskunde (Hrsg): Baltische Studien. Neue Folge Bd. 60, N. G. Elwert, Marburg 1974, S. 118–121.
- ↑ in Georg Anton von Halems Zeitschrift „Irene“, 1. Bd. Berlin 1801, S. 156-194
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