Ludwig von Mühlenfels

Ludwig von Mühlenfels

Ludwig von Mühlenfels (* 5. September 1793 in Groß Kordshagen; † 14. Juni 1861 in Greifswald) war ein deutscher Jurist, Literaturhistoriker, Oberappellationsgerichtsrat und Reichskommissar.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Der Sohn des Gustav Anton von Mühlenfels (1767–1849), Pfandträger des Gutes Groß Cordshagen, wurde zunächst von Hauslehrern erzogen, dann ab dem 16. Lebensjahr bei Theodor Ziemssen in Hanshagen. 1812 begann er an der Universität Greifswald Rechtswissenschaften zu studieren.[1]

Befreiungskriege

1813 schloss er sich dem Lützowschen Freikorps an. Bei Kitzen wurde er schwer verwundet, danach einige Zeit im Haus des Zeitzer Kupferschmieds Wagner gepflegt. Bevor er ganz genesen konnte, nahmen ihn die Franzosen gefangen und brachten ihn in ihr Lazarett nach Leipzig. Zusammen mit einem weiteren Gefangen gelang ihm auf dem Transport nach Mainz bei Gelnhausen die Flucht. Nach einem Aufenthalt bei Christoph Ziemssen in Heidelberg flüchtete er nach Böhmen. Von dort zog er über Prag und Breslau nach Berlin um sich bald darauf der Armee des schwedischen Kronprinzen Karl Johann anzuschließen. Er nahm an der Schlacht bei Dennewitz und der Völkerschlacht bei Leipzig teil. Da ihn seine bei Kitzen erhaltene Verwundung zwang, den Militärdienst aufzugeben, ging er 1815 nach Heidelberg, wo er sein Studium fortsetzte und 1816 zum Doktor der Rechte promoviert wurde.[1][2]

Demagogenverfolgung

Danach arbeitete Ludwig von Mühlenfels beim Staatsprokurator in Köln und wurde 1817 dessen Vertreter am örtlichen Kreisgericht.[1] Im Juli 1819 wurde er im Rahmen der Untersuchung staatsgefährdender Umtriebe verhaftet. Vor dem Hintergrund der Demagogenverfolgung ließ ihn das preußische Polizeiministerium nach Berlin bringen und vor die „Immediat-Untersuchungskommission zur Ermittlung hochverräterischer Verbindungen und anderer gefährlicher Umtriebe“ stellen. Mühlenfels verweigerte die Aussage und bestritt die Zuständigkeit der Kommission. Berichterstatter für die Immediatkommission war E. T. A. Hoffmann, der in seiner Untersuchung zu dem Schluss kam, dass Mühlenfels Meinungsäußerungen nicht justiziabel seien. Die darauf von der Kommission im August 1820 geforderte Einstellung der Untersuchung und umgehende Haftentlassung lehnte der Polizeidirektor Karl Albert von Kamptz ab und forderte, Mühlenfels zu Sachaussagen zu bewegen. Anfang Mai 1821 wurde schließlich angeordnet, ihn vor Gericht zu stellen. In der Nacht vom 5. zum 6. Mai gelang ihm jedoch nach 23-monatiger Untersuchungshaft die Flucht aus der Berliner Stadtvogtei.[3]

Exil

Er ging nach Schweden, wo er bei einer Familie in Göteborg und bei Stockholm als Hauslehrer arbeitete. Als er 1828 dabei war, nach Nordamerika zu emigrieren, erhielt er einem Ruf an die University of London, wo er Professor für deutsche und nordische Sprache und Literatur wurde. Von London aus betrieb er seine Rehabilitierung in Deutschland. 1829 reiste er zu einer Gerichtsverhandlung nach Deutschland, wurde freigesprochen und wieder in den preußischen Staatsdienst aufgenommen. Für den Fall einer erneuten Verfolgung, hielt er sich London jedoch als möglichen Rückzug offen. Der Orientalist Friedrich Rosen übernahm seine Seminare und den Verkauf seiner Vorlesungsmanuskripte. Offiziell kündigte Mühlenfels erst im August 1831 in London.[4]

Im Preußischen Staatsdienst

Ludwig von Mühlenfels wurde ab 1830 zunächst beim Oberlandesgericht in Frankfurt (Oder) beschäftigt. 1834 wurde er zum Oberlandesgerichtsassessor ernannt und nach Stettin versetzt,[5] 1836 nach Naumburg (Saale).[6] 1846 wurde er zum Oberappellationsgericht in Greifswald versetzt.[7]

Im Herbst 1848 wurde er als Reichskommissar mit Bundestruppen nach Thüringen entsandt, um die revolutionären Unruhen zu unterdrücken.

Schriften (Auswahl)

  • Antrittsrede, gehalten auf der Universität zu London am 30. October 1828. Löffler, Stralsund 1830 (übersetzt von Carl Heinrich Tamms).
  • A manual of german literature, containing classical specimens of German prose and poetry, systematically arranged. 2 Teile, Taylor, London 1830.
  • An introductory lecture on the german and northern languages and literature. London 1828 (2. Auflage, London 1829).
  • An introduction to a course of german literature; in lectures to the students of the university of london. London 1830. (Google bücher)
  • Berichtigung einiger mich betreffenden Angaben in der Schrift des Staats-Ministers von Kamptz : "Prüfung der grellen Irrthümer d. Stadtger.-Raths Simon". G. Reimer, Berlin 1845.

Literatur

  • Martin Herzig: „Ich hab's gewagt!“ Das Leben des Ludwig von Mühlenfels (1793–1861). NoRa, 2009, ISBN 3865571859.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Mühlenfels (Ludwig von). In: Conversations-Lexicon. Neue Folge. 2. Band, 1. Abteilung, Brockhaus, Leipzig 1825, S. 284.
  2. Ein Lützow'scher Reiter. In: Die Grenzboten. Zeitschrift für Politik und Literatur. 20. Jahrgang, 2. Semester, 4. Band, Herbig, Leipzig 1861, S. 481–500.
  3. Jürgen Goydke: E.T.A./W. Hoffmann als Jurist. In: Michael Kilian (Hrsg.): Jenseits von Bologna – Jurisprudentia literarisch. Von Woyzeck bis Weimar, von Hoffmann bis Luhmann. Berliner Wissenschaftsverlag, Berlin 2007, S. 52–56.
  4. Ulrike Kirchberger: Aspekte deutsch-britischer Expansion. Die Überseeinteressen der deutschen Migranten in Großbritannien in der Mitte des 19. Jahrhunderts. In: Beiträge zur Kolonial- und Überseegeschichte. Band 73, Franz Steiner, Stuttgart 1999, ISBN 3-515-07439-2, S. 282–292.
  5. Jahrbücher für die Preußische Gesetzgebung, Rechtswissenschaft und Rechtsverwaltung. Bd. 43, Berlin 1834, S. 676–677.
  6. E. G. Gersdorf (Hrsg.): Repertorium der gesammten deutschen Literatur. 7. Band, Brockhaus, Leipzig 1836, S. 31.
  7. Kritische Jahrbücher für Deutsche Rechtswissenschaft. 20. Band, Bernhard Tauchnitz jun., Leipzig 1846, S. 764.

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