Thomas Michels

Thomas Michels

Thomas Michels, OSB (* 28. Oktober 1892 in Krefeld; † 13. Januar 1979 in Salzburg) war ein deutsch-österreichischer Benediktiner, Patristiker und Liturgiewissenschaftler.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach dem Besuch des humanistischen Gymnasiums in seiner Heimatstadt trat Michels 1910 in das Kloster Maria Laach in der Eifel ein. Nach den Studien der Philosophie und Theologie in Maria Laach, Rom und Beuron wurde er am 9. September 1917 zum Priester geweiht. Es folgten danach weitere Studien der Geschichte, Klassischen Philologie und christlichen Archäologie in Breslau, Münster und Bonn. Promotion zum Dr. phil. in Bonn 1925 mit einer Arbeit bei Professor Wilhelm Levison (auf Anordnung der nationalsozialistischen Machthaber wurde ihm dieser Doktortitel im Jahre 1938 von der Universität Bonn aberkannt und erst 1967 wieder zuerkannt).

Auf Wunsch seines Abtes Ildefons Herwegen kam Michels 1929 als Dozent für Liturgie- und Religionsgeschichte nach Salzburg. Hier gründete er 1931 mit zwei Mitbrüdern die Salzburger Hochschulwochen als Vorstufe zur geplanten katholischen Universität, da die frühere Universität nach den Befreiungskriegen säkularisiert und 1810 von der Bayrischen Besatzungsmacht geschlossen wurde. Die geplante katholische Universität, in der nach amerikanischem Vorbild Forschung und Lehre voneinander getrennt sein sollten, kam allerdings so nie zustande.

Forschungszentrum Edmundsburg auf dem Mönchsberg in Salzburg
Inschrift auf dem Großen Festspielhaus von Thomas Michels
Grabstätte von Thomas Michels mit dem Kreuz von Toni Schneider-Manzell

Nachdem er 1935 die österreichische Staatsbürgerschaft angenommen hatte, wurde er tit. a.o. Universitätsprofessor. Am 12. März 1938 fand der Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich statt: Michels flüchtete am Morgen dieses Tages zu Fuß über den Brenner nach Gries bei Bozen, dann fand er für kurze Zeit Aufnahme bei den Benediktinern von Engelberg in der Schweiz und lebte schließlich von 1938 bis 1947 in den USA. Er war einer der ersten gewesen, nach denen die Gestapo in Salzburg fahndete, hatte er doch in einer österreichischen Zeitschrift die „versehentliche Tötung“ seines Freundes, des Musikkritikers Willi Schmidt, vom 30. Juli 1934 als Mord, begangen durch die Nationalsozialisten, angeprangert. In Keyport (New Jersey) leitete er als Prior ein OSB-Priorat, leistete weitgefächerte Seelsorge und wirkte als Professor für Geschichte am Saint Michael’s College im Staate Vermont. Ebenfalls war er Professor für Christliches Altertum am Manhattanville College in New York.

Nach seiner Rückkehr nach Salzburg 1947 wirkte er bis zu seiner Emeritierung als Professor an der dortigen Theologischen Fakultät der Universität Salzburg. Den Titel des „ordentlichen Universitätsprofessors“ verlieh ihm die Fakultät erst 1962, als er bereits 70 Jahre alt war. Ebenso war er Präsident des Katholischen Hochschulwerks. Von 1950 bis 1971 war er Präsident der Salzburger Hochschulwochen. Im Jahre 1961 gründete er das „Internationale Forschungszentrum (IFZ)“ [1] auf dem Mönchsberg in Salzburg, dessen Präsident er bis 1977 war. Er blieb auch bis zu seinem Tode Vorstand des „Instituts für Religionswissenschaft und Theologie“. Trotz aller Verdienste wurde nicht er, sondern ein anderer Gründungsrektor, als die staatliche Universität in Salzburg im Jahre 1964 neu gegründet wurde. Das „Österreichische Institut für Menschenrechte (ÖIM)“ [2] ist 1987 als erstes Menschenrechtsinstitut im deutschen Sprachraum aus dem IFZ hervorgegangen.

Wirkung

Michels ist eine der großen Gestalten des deutschen und österreichischen Katholizismus im 20. Jahrhundert. Seine unbeugsame Haltung gegenüber den Nationalsozialisten verdient hervorgehoben zu werden, ebenso wie seine weltweite Seelsorge von einem Schreibtisch in seiner Mönchszelle am Salzburger Nonnberg aus. Besonders zu erwähnen ist sein Wunsch, junge Wissenschaftler zu fördern, dies konnte er insbesondere als Präsident des von ihm gegründeten IFZ tun. Er war, nicht zuletzt auf Grund seiner Biographie, weltoffen und welterfahren: Die Tabula Gratulatoria zu seinem 85. Geburtstag umfasst rund 500 Namen aus aller Welt und wird angeführt von den Staatsoberhäuptern Liechtensteins, Österreichs und der Bundesrepublik Deutschland. In seiner körperlichen Erscheinung wahrhaft ein Hüne, verstand er es, sich viele Freunde - allerdings auch manche Feinde - auf der ganzen Welt zu schaffen, besonders unter Künstlern, Wissenschaftlern, Autoren, aber auch unter einfachen Menschen. Er war so etwas wie ein Genie der Freundschaft.

Von ihm stammt auch die Inschrift auf dem Großen Salzburger Festspielhaus. Der Distichon lautet: „Sacra camenae domus / concitis carmine patet / quo nos attonitos / numen ad auras ferat“.

Thomas Michels ist auf dem Friedhof des Klosters Nonnberg begraben. Das Grabkreuz wurde von seinem Freund Toni Schneider-Manzell gestaltet.

Literatur

  • Wilhelm Blum: Thomas Michels. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Band XIV. (1998), Spalten 1261-1263; [3]

Einzelnachweise

  1. [1]
  2. ÖIM [2]

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