Titus Tobler

Titus Tobler

Titus Tobler (* 25. Juli 1806 in Stein AR; † 21. Januar 1877 in München) war ein Schweizer Arzt und Palästinaforscher.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Titus Tobler, Porträt von Carl Gonzenbach 1875

Titus Tobler wurde 1806 in Stein (Kanton Appenzell Ausserrhoden) als Sohn eines reformierten Pfarrers geboren. Nach einer Grundausbildung an der Kantonsschule in Trogen AR studierte er Medizin in Zürich, Wien, Würzburg und Paris. Ab 1827 war er als praktizierender Arzt in Teufen AR tätig. Neben seine Tätigkeit als Mediziner wirkte er in politischen Ämtern und betätigte sich als Schriftsteller und Journalist. 1830 erschien von ihm die Bildungsschrift Die Hausmutter. Bis heute findet sein Werk Appenzeller Sprachsatz (1837) in der Dialektforschung Beachtung. Im Jahr 1834 verliess er Teufen und war in verschiedenen Dörfern Appenzells tätig. Ab 1840 liess er sich in Horn TG am Bodensee nieder, wo er bis 1871 als Badearzt tätig war. Von 1854 bis 1857 war Tobler Mitglied des Schweizer Nationalrates. Auf seine Anregung hin wurde der Karfreitag in der Schweiz zum Feiertag erhoben.

Seine eigentliche Bedeutung erlangte er durch seine Forschungstätigkeit zu Palästina. Er galt als einer der besten Kenner der Palästinaliteratur, so dass er zuweilen als Nestor der mittelalterlichen Reisebeschreibungen bezeichnet wird.[1] 1835 besuchte Tobler zum ersten Mal Palästina. Seine Reiseerlebnisse, die er 1839 in zwei Bänden unter dem Titel Lustreise in Morgenland veröffentlichte, fanden grosse Beachtung. Weitere Palästinareisen, die Tobler 1845, 1857 und 1865 unternahm, erfuhren ebenfalls literarischen Niederschlag. Als sein grösster Verdienst gilt die Zusammenstellung aller ihm bekannten gedruckten und ungedruckten Quellen zu Palästina, die er 1876 in seiner Bibliographica geographica Palaestinae veröffentlichte. Dies und die vielen anderen Veröffentlichungen zu Palästina brachten ihm den Ruf eines Pioniers der Palästinologie ein.[2] Zur Zusammenstellung der Palästina-Bibliographie suchte Tobler Bibliotheken in ganz Europa auf und nahm mit anderen Palästinaforschern Kontakt auf.

1865 unternahm Tobler seine vierte und letzte Reise nach Palästina. Wegen Ausbruch einer Choleraepidemie konnte er allerdings nicht alle geplanten Ziele erreichen. Als er 1871 in den Ruhestand trat, wechselte er seinen Wohnsitz vom Bodensee nach München, um sich ganz seiner Forschungstätigkeit zu widmen. Dort starb Titus Tobler am 17. Januar 1877. Testamentarisch hatte er angeordnet, dass seine Leiche in seiner Heimatgemeinde Wolfhalden beerdigt wurde.[3]

Werke

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Stefan Schröder: Zwischen Christentum und Islam. Berlin 2009.
  2. Vgl. Goren (2003), S. 221.
  3. Furrer (ADB), S. 401.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Tobler — (von Tobel) steht für: Chocolat Tobler, Schweizer Schokoladenfabrik (Toblerone) Tobler Haustechnik, Schweizer Haustechnik Großhändler Tobler Verlag, Schweizer Verlag in Altstätten SG Tobler Co., von Jakob Tobler in Altstätten SG 1916 gegründete… …   Deutsch Wikipedia

  • Tobler — Tobler, 1) Titus, schweizer. Sprachforscher und Palästinaforscher, geb. 25. Juni 1806 in Stein (Kanton Appenzell), gest. 21. Jan. 1877 in München, studierte Medizin in Zürich, Wien, Würzburg und Paris, ließ sich dann in seiner Heimat als Arzt… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Tobler — Tobler, 1) Johannes, geb. 1732 zu St. Margaretha im Rheinthal; st. 1808 als Diakonus in Zürich; er schr. u.a.: Anmerkungen zur Ehre der Bibel, Halle 1771–85, 8 St.; Erklärungsschriften, Zür. 1776; Blätter vermischten Inhalts, ebd. 1783; Gedanken… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Tobler — Tobler, Titus, geb. 1806 zu Stein in Appenzell A. Rh., Arzt, wohnt zu Horn im Thurgau am Bodensee, ist bekannt durch seine 2 Reisen nach Palästina und deren literarische Früchte (namentlich »Topographie von Jerusalem«, 2 Bde., Berl. 1853–54) und… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Тоблер Тит — (Tobler, 1806 77) швейцарский лингвист и исследователь Палестины; был врачом, занимался изучением швейцарского фольклора, предпринимал путешествия на Восток (в 1835, 1840, 1857 и 1865 гг.). Написал: Appenzellerischer Sprachschatz (Цюрих, 1837);… …   Энциклопедический словарь Ф.А. Брокгауза и И.А. Ефрона

  • Palästīna — (hierzu die Karte »Palästina«), griechisch röm. Name für das hebräische Pleschet, das ursprünglich nur die Küstenebene der Philister südlich von Joppe (Jafa) bezeichnete, also mit Philistäa gleichbedeutend ist. Schon früh wurde der Name P. als… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Liste der Nationalräte des Kantons Appenzell Ausserrhoden — Diese Liste zeigt alle Mitglieder des Nationalrates aus dem Kanton Appenzell Ausserrhoden seit Gründung des Bundesstaates im Jahr 1848 bis heute. Parteiabkürzungen FDP: Freisinnig Demokratische Partei, seit 2009 FDP.Die Liberalen LdU: Landesring… …   Deutsch Wikipedia

  • Demographic history of Jerusalem — Arab market, Old City of Jerusalem Children in Jerusalem …   Wikipedia

  • Bartholome Bischoffsberger — (* um 1622 in Heiden AR; † 1698 in Trogen AR) war ein evangelisch reformierter Schweizer Geistlicher. Er war seit 1643 Pfarrer zur Trogen und starb dort als Dekan 1698. Er ist der Verfasser der Appenzeller Chronik (1682). Literatur Titus… …   Deutsch Wikipedia

  • Bischoffsberger — Bartholome Bischoffsberger (* um 1622 in Heiden AR; † 1698 in Trogen AR) war ein evangelisch reformierter Schweizer Geistlicher. Er war seit 1643 Pfarrer zur Trogen und starb dort als Dekan 1698. Er ist der Verfasser der Appenzeller Chronik… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”