- Kanton Appenzell Ausserrhoden
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Kanton Appenzell Ausserrhoden Wappen Basisdaten Staat: Schweiz Amtssprache: Deutsch Hauptort: Herisau, Trogen[1] Grösster Ort: Herisau Beitritt zum Bund: 1513 Kürzel/Kontrollschild: AR ISO 3166-2: CH-AR Fläche: 243 km² Einwohner: 53'316[2] (31. Dezember 2009) Bevölkerungsdichte: 219 Einw. pro km² Ausländeranteil: 14,0 %[3] (April 2011) Arbeitslosenquote: 1,3 %[4] (Juli 2011) Website: www.ar.ch Lage des Kantons in der Schweiz Karte des Kantons Gemeinden des Kantons Appenzell Ausserrhoden (französisch Appenzell Rhodes-Extérieures, italienisch Appenzello Esterno, rätoromanisch Appenzell Dadora) ist ein deutschsprachiger Kanton im Nordosten der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Der Regierungs- und Parlamentssitz befindet sich in Herisau, Gerichts- und Polizeisitz ist Trogen.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Lage
Appenzell Ausserrhoden grenzt an die Kantone Appenzell Innerrhoden und St. Gallen. Die beiden Appenzell sind gänzlich vom Kanton St. Gallen umgeben.
Höchster Berg ist der Säntis (2'502 m ü. M.) im Alpstein, auf dem sich die Grenzen der drei Kantone Appenzell Innerrhoden, Appenzell Ausserrhoden und St. Gallen treffen.
Im Kanton werden 56,0 Prozent der Gesamtfläche als landwirtschaftliche Flächen genutzt.[5]
Bevölkerung
Sprachen
Amtssprache ist Deutsch. Die gesprochenen schweizerdeutschen Mundarten unterscheiden sich etwas zwischen Vorderland (wobei der Kurzenberger Dialekt stark abweicht), Mittelland und Hinterland (Hörprobe). Die einheimischen Dialekte werden in manchen Gemeinden von den jüngeren zwei Generationen kaum mehr gesprochen; bei ihnen dominiert das St.-Galler-Deutsch.
Religionen – Konfessionen
Der grösste Teil des Kantons Appenzell Ausserrhoden ist historisch bedingt evangelisch-reformiert. Diese Gebiete trennten sich 1597 vom katholisch gebliebenen Hauptort (Landteilung).
Brauchtum
Appenzeller Hinterland
Silvesterchlausen
Im Hinterland von Appenzell Ausserrhoden wird der Brauch des Silvesterchlausens gepflegt. Das Chlausen findet je nach Ortschaft am 31. Dezember und/oder 13. Januar statt.
Gidio Hosestoss
Am Aschermittwoch findet in Herisau alljährlich die schaurig-schöne Abschiedszeremonie für den wohl bekanntesten Herisauer Mitbürger statt. Der ehrenwerte Gidio Hosestoss wird zu Grabe getragen und wie schon vor über 150 Jahren ist er auch im aktuellen Jahr an einem geklauten Leckerli (Kleiner Lebkuchen ohne Füllung) erstickt. Der Trauerumzug, welcher durch den Herisauer Dorfkern führt, wird von seiner armen Witwe, Eulalia Fadehäx, und anderen Verwandten auf Umzugswagen angeführt. Mit dabei ist immer auch der «Gidiopfarrer», ein Oberstufenschüler, welcher das vergangene Jahr pointiert und mit scharfer Zunge in die Trauerrede für Gidio mit einschliesst. Anschliessend an die Trauerfeier gibt es für alle Kinder Leckerli, Berliner und Öhrli. Der arme Gidio wird dann am Funkensonntag auf dem Scheiterhaufen kremiert und quasi als Opfer für einen baldigen Frühlingsbeginn dargebracht.
Das Amt des Gidiopfarrers wird immer vom jeweils aktuellen Pfarrer an einen nächsten übergeben. Kaum ein Einwohner weiss bis zum Aschermittwoch, wer dieses Jahr den Pfarrer stellt und so wird schon im vornherein viel gemunkelt und vermutet.
Der Ursprung des Gidio wird im angrenzenden Gossau vermutet. Beobachteten doch dort vor vielen Jahren ein paar Herisauer Schulbuben, wie komisch gekleidete Männer einem Trauerwagen mit einer Strohpuppe folgten. Dies veranlasste sie, dieses ebenfalls zu probieren und in die Fasnachtszeit einzubauen. Der Name «Gidio» stammt aus jener Zeit, als es bei den Kindern auf der Strasse noch hiess: «Du bist doch ein Gidio!» Heute wird der Sinn dieser Aussage meist viel deutlicher ausgedrückt und soll deshalb hier nicht aufgeführt werden.
Den Gidio-Umzug kennt nur auch Waldstatt, welches diesen Brauch ziemlich sicher von Herisau übernommen hat.
Das Bloch
Das Bloch (Grosser Baumstamm) symbolisiert den letzten Stamm, der von der Holzgewinnung zur Winterzeit aus dem Wald gezogen wird. Er soll vom Waldbesitzer seinen fleissigen Arbeitern geschenkt worden sein, welche den Stamm auf einem Wagen nun in einem farbenprächtigen Umzug durch die angrenzenden Gemeinden zieht und ihn stolz der Bevölkerung zeigt. Am Abend wird der Stamm vergantet und mit dem Erlös ein Fest für die Blochmannschaft finanziert. So der Hintergrund diese Brauches.
In Wirklichkeit wird das Bloch nur in Urnäsch von erwachsenen Männern gezogen und dies auch nur alle zwei Jahre. In den Gemeinden Hundwil, Schwellbrunn und Stein setzt sich die Zugmannschaft aus Knaben der Unter- bis Oberstufe zusammen.
Politik
Als ehemaliger Halbkanton ist Appenzell Ausserrhoden im Ständerat mit einem Sitz vertreten. Im Nationalrat, in dem die Sitze nach Einwohnerzahl zugeteilt werden, hat der Kanton derzeit Anspruch auf einen Sitz.
- Ständerat: Hans Altherr (FDP), seit 2003
- Nationalrat: Andrea Caroni (FDP), seit 2011
Exekutive (Regierungsrat)
Die Regierung des Kantons Appenzell Ausserrhoden besteht aus sieben vollamtlichen Regierungsräten. Seit den letzten Gesamtwahlen setzt sich der Regierungsrat folgendermassen zusammen:
- Vier Vertreter gehören der FDP.Die Liberalen an: Marianne Koller-Bohl, Jakob Brunnschweiler, Rolf Degen und Jürg Wernli
- Zwei Vertreter sind Mitglieder der Schweizerischen Volkspartei (SVP): Hans Diem und Köbi Frei
- Ein Vertreter stellt die Sozialdemokratische Partei (SP): Matthias Weishaupt
Der Regierung steht Frau oder Herr Landammann vor, zur Zeit ist dies Hans Diem.
Legislative (Kantonsrat)
Appenzell Ausserrhoden hat einen Kantonsrat mit 65 Mitgliedern, die in ihren Wohngemeinden gewählt worden sind. Jede Ausserrhoder Gemeinde hat Anrecht auf mindestens einen Kantonsratssitz. Die verbleibenden Sitze werden gemessen an der Einwohnerzahl auf die Gemeinden verteilt. Sitzzahl der Gemeinden:
- Schönengrund: 1
- Wolfhalden, Bühler, Grub, Hundwil, Lutzenberg, Reute, Schwellbrunn, Stein, Wald: je 2
- Urnäsch, Waldstatt, Gais, Trogen, Rehetobel, Walzenhausen: je 3
- Speicher, Heiden: je 4
- Teufen: 6
- Herisau: 14
Landsgemeinde
Bis zu ihrer Abschaffung 1997 (mit einer an der Landsgemeinde beschlossenen Urnenabstimmung) wurden sämtliche kantonalen Abstimmungen und Wahlen an der jährlich am letzten Sonntag im April stattfindenden Landsgemeinde entschieden. Sie fand abwechselnd in Trogen und Hundwil statt.
Die Stimmbürger versammelten sich auf dem jeweiligen Landsgemeindeplatz im «Ring», während die Kantonsregierung auf dem «Stuhl» (eine Art Holzbühne) stand. Abgestimmt wurde durch Erheben einer Hand und anschliessendes Mehren (optisches Vergleichen der Anzahl erhobener Hände vom Stuhl aus) durch die Regierung. Bei knappem Ausgang wurden die Stimmen ausgezählt.
Zu Beginn der Landsgemeinde wurde von Stimmvolk und Regierung das Appenzeller Landsgemeindelied gesungen (Text: «Ode an Gott» von Karoline Rudolphi, Musik: Johann Heinrich Tobler).
Über die letzte «Männer-Landsgemeinde» in Hundwil, bei der das kantonale Frauenstimmrecht angenommen wurde, drehte Erich Langjahr den Dokumentarfilm Männer im Ring (auf der Seite des Produzenten/Regisseurs finden sich auch Standfotos der Landsgemeinde). Zu Geschichte und Kultur der Ausserrhoder Landgemeinde erschien zehn Jahre nach der Abschaffung in der Appenzeller Zeitung eine interessante Artikelserie.
Parteiensystem
Die Freisinnig-Demokratische Partei ist in Ausserrhoden mit Abstand die stärkste Partei. Sie besetzt gegenwärtig vier der sieben Regierungsratssitze, zwei Sitze belegt die Schweizerische Volkspartei und einen die Sozialdemokratische Partei der Schweiz. Ein Vertreter der Christlichdemokratischen Volkspartei (CVP) wurde noch nie in die Ausserrhoder Regierung gewählt. Im Kantonsrat ist die Situation ähnlich: Die FDP besetzt 24 der 65 Sitze, die SVP 10, die SP 4, die CVP/EVP 5 und Parteilose haben 22 Sitze inne, wovon eine Kantonsrätin der FDP-Fraktion angehört und 2 parteiunabhängige Kantonsräte der SP-Fraktion angehören. In den Gemeinden existieren zudem Lesegesellschaften. Häufig werden Parteiunabhängige von Lesegesellschaften empfohlen, was die hohe Anzahl Parteiunabhängiger im Kantonsrat zum Teil erklärt. Eine weitere Erklärung für den aussergewöhnlich hohen Anteil an Parteiunabhängiger ist auch das Wahlsystem nach Majorzverfahren.
Geschichte
Siehe auch: Geschichte des ungeteilten Kantons Appenzell
1597: Landteilung: Appenzell wird in das katholische Innerrhoden und in das reformierte Ausserrhoden geteilt. Hauptort (Rathaus, Stock und Galgen) für Ausserrhoden wird Trogen. ab 16. Jahrhundert: Beginn der Leinenherstellung, 1667 Leinwandschau in Trogen, 1706 Leinwandschau in Herisau, Gründung grosser Textilhäuser in verschiedenen Gemeinden, Blütezeit der Weberei, später Stickerei, Niedergang der Textilindustrie in den Krisenjahren 1920–1939 1749: Seit 1749 besteht Ausserrhoden aus zwanzig Gemeinden mit neunzehn reformierten Kirchgemeinden (Lutzenberg bleibt kirchlich mit Thal SG verbunden) 1834: Annahme der ersten, liberalen Verfassung – Verfassungsrevisionen 1876 und 1908 1876: Herisau wird Tagungsort des Kantonsrates, Sitz der Regierung und wichtiger Verwaltungszweige 1875–1913: Bau verschiedener Bahnlinien 1910: Höchststand der ausserrhodischen Bevölkerung (57'973 Personen); im Vergleich dazu 1990: 52'229 Personen 1934: Johannes Baumann wird als erster Appenzeller Bundesrat 1972: Einführung des Frauenstimmrechts auf Gemeindeebene 1989: Einführung des Frauenstimmrechts auf kantonaler Ebene 1991: Einführung Stimmrechtsalter 18 Jahre auf kantonaler und kommunaler Ebene 1994: Erstmalige Wahl von zwei Frauen in den Regierungsrat 1995: Annahme einer total revidierten Kantonsverfassung 1996: Verkauf der Kantonalbank an die UBS durch Bankpräsident Hans-Rudolf Merz 1997: Erstmalige Wahl einer Frau ins Landammannamt; Abschaffung der Landsgemeinde 1998: Erstmalige Urnenwahl des Regierungsrates 2002: Erste Urnenabstimmung auf der Grundlage eines fakultativen Referendums 2003: Hans-Rudolf Merz wird Bundesrat 2010: Hans-Rudolf Merz tritt zurück Gemeinden
Nach der Landteilung wurden aus den sechs Rhoden des ungeteilten Kantons Appenzell, die nun im Gebiet von Ausserrhoden lagen, gleichnamige Gemeinden mit weitgehend gleichen Grenzen. Einige Änderungen im Grenzverlauf gab es allerdings an der neuen Grenze zu Innerrhoden. Im Lauf der Zeit teilten sich viele Gemeinden auf, bis schliesslich um 1749 mit der Abspaltung von Stein von Hundwil die heutige Gliederung in 20 Gemeinden entstand.
Nachfolgend aufgelistet sind Gemeinden mit mehr als 2000 Einwohnern per 31. Dezember 2009:
Ort Einwohner Herisau 15'426 Teufen 5810 Heiden 4023 Speicher 4013 Gais 3017 Urnäsch 2230 Walzenhausen 2015 Siehe auch: Gemeinden des Kantons Appenzell AusserrhodenBezirke
1858 wurde eine Gliederung des Kantons in drei Bezirke eingeführt. Offiziell wurde die Bezirks-Verwaltungen 1995 wieder abgeschafft. Die Aufgliederung lebt jedoch in den drei Regionen, die den ehemaligen Bezirken entsprechen, weiter und ist im täglichen Leben nach wie vor sehr verbreitet (zum Beispiel in Namen von Sportanlässen und Vereinen). Auch die Zivilstandsämter sind nach den drei ehemaligen Bezirken gegliedert und das BFS führt auf Ersuchen des Kantons die Nummerierung der Gemeinden weiterhin gemäss der alten administrativen Bezirksaufteilung.
Die drei ehemaligen Bezirke sind:
- Hinterland (Gemeinden: Herisau (Bezirkshauptort), Hundwil, Schönengrund, Schwellbrunn, Stein AR, Urnäsch, Waldstatt)
- Mittelland (Gemeinden: Bühler, Gais, Speicher, Teufen AR (Bezirkshauptort), Trogen)
- Vorderland (Gemeinden: Grub AR, Heiden (Bezirkshauptort), Lutzenberg, Rehetobel, Reute AR, Wald, Walzenhausen, Wolfhalden)
Verkehr
Das kantonale Strassennetz umfasst insgesamt 227 km, davon sind
- Hochleistungsstrassen (Autostrassen), 6 km
- 82 km Hauptverkehrsstrassen,
- 53 km Regionalverbindungsstrassen und
- 86 km Lokalverbindungstrassen.[6]
Auf Ausserrhoder Gebiet befinden sich keine Autobahnen und kein Meter SBB-Gleis.
Die vielen Appenzeller Privatbahnen spielten eine Pionierrolle im Schweizer Bahnsystem. Die meisten sind Schmalspurbahnen, Teile davon verfügen über Zahnradabschnitte. Eine Sonderstellung nimmt die Rorschach-Heiden-Bergbahn RHB ein, die zu den weltweit ganz wenigen Normalspur-Zahnradbahnen gehört. Seit dem 1. Juli 2006 sind die appenzellischen Bahnen unter dem Dach der Appenzeller Bahnen (AB) vereint.
Einzelnachweise
- ↑ In Herisau befindet sich zwar der Sitz der Regierung und des Parlaments, jener des Obergerichts sowie der Kantonspolizei jedoch in Trogen. Appenzell Ausserrhoden hat daher keinen klar definierten Hauptort, da in allen anderen Kantonen alle genannten Behörden im Hauptort sind.
- ↑ Klein, aber anschaulich. – Daten und Fakten 2010/2011 (PDF), Departement Volks- und Landwirtschaft Appenzell Ausserrhoden, abgerufen am 13. November 2010
- ↑ Bestand der ständigen ausländischen Wohnbevölkerung nach Wohnkanton und Ausländergruppe Ende April 2011 (PDF), Bundesamt für Migration (BFM), abgerufen am 31. August 2011
- ↑ Die Lage auf dem Arbeitsmarkt – Juli 2011 (PDF), Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO), Pressedokumentation, abgerufen am 31. August 2011
- ↑ Quelle: Statistik für die EUREGIO-Bodensee. In: Aufgelistet! Die zehn Landkreise der Bodenseeregion, … In: Südkurier vom 25. Februar 2011 und in: Ders. vom 2. Juli 2011
- ↑ Verzeichnis der Kantonsstrassen (PDF-Dokument), vom 4. Mai 2010, Regierungsrat des Kantons Appenzell Ausserrhoden
Weblinks
Wikisource: Kanton Appenzell Ausserrhoden – Quellen und VolltexteCommons: Appenzell Ausserrhoden – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien- Website des Kantons Appenzell Ausserrhoden
- Offizielle Statistik
- Verfassung des Kanton Appenzell Ausserrhoden
- Appenzell (Ausserrhoden) im Historischen Lexikon der Schweiz
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