Udo von Mohrenschildt

Udo von Mohrenschildt

Udo von Mohrenschildt (* 3. November 1908 in Dresden; † 22.Juni 1984 in Ottmanach/Kärnten) war ein deutscher Journalist.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Jugend und Ausbildung

Mohrenschildt wurde 1908 als Sohn des Landwirtes Walter Constantin von Mohrenschildt geboren. Sein jüngerer Bruder war der spätere SA-Führer Walter von Mohrenschildt. Nach seinem Studium begann Udo von Mohrenschildt als Journalist in Berlin zu arbeiten.

Noch während seines Studiums war Mohrenschildt mit der mit der nationalsozialistischen Bewegung in Kontakt gekommen. Am 1. Januar 1931 trat er der NSDAP (Mitgliedsnummer 391.185) und der Schutzstaffel (SS) bei. Am 7. April 1931 wurde Mohrenschildt, der damals in der Grolmannstraße 19 lebte, aus unbekannten Gründen aus der NSDAP ausgeschlossen. Nach der Feststellung seiner Zugehörigkeit zur SS wurde diese Entscheidung mit Beschluss des Obersten Parteigerichts vom 7. Juli 1931 zurückgenommen. Das Angebot Reinhard Heydrichs in dessen Stab einzutreten will Mohrenschildt damals jedoch abgelehnt haben.

NS-Zeit

1931 erhielt Mohrenschildt eine Stellung als Redakteur im Wolff'schen Telegraphenbüro. Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten im Frühjahr 1933 wurde Mohrenschildt dann als Schriftleiter in das neugegründete Deutsche Nachrichtenbüro (DNB), aufgenommen, der damaligen staatlichen Nachrichtenagentur des Deutschen Reiches, in die das Wolff’sche Telegraphenbüro aufgegangen war.

Eigenen Angaben zufolge war Mohrenschildt im Juni/Juli 1934 zur Ermordung im Zuge der als Röhm-Putsch bekannt gewordenen politischen Säuberungswelle der Nationalsozialisten vom Frühsommer 1934 vorgesehen, der unter anderem sein jüngerer Bruder Walter zum Opfer fiel. Er überlebte jedoch, da er sich während der Säuberungswelle als Korrespondent des DNB in Rom aufhielt. Am 1. Juli 1934 wurde er jedoch auf Anweisung des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda fristlos beim DNB entlassen.

In den folgenden Monaten lebte Mohrenschildt bei der mit ihm befreundeten Familie von Rudolf Bockelmann in Kärnten. Der im September 1934 geborene Sohn der Familie, Udo Bockelmann, der später als Schlagersänger unter dem Namen Udo Jürgens bekannt wurde, wurde damals nach dem Hausgast benannt, der auch sein Patenonkel wurde.[1]

Nach seiner Rehabilitierung war Mohrenschildt seit dem Jahreswechsel 1934/35 erneut beim DNB als Journalist tätig.

Nachkriegszeit

Im Jahr 1948 sollte Mohrenschildt beim Hamburger Abendblatt als Nachrichtenredakteur angestellt werden. Diese Anstellung kam schließlich nicht zustande, da Mohrenschildt zu diesem Zeitpunkt noch nicht entnazifiziert war.[2]

In der 1970er Jahren berief der Forscherkreis um Walter Hofer, Pierre Gregoire und Edouard Calic sich auf Mohrenschildt als Kronzeugen für ihre These der Verantwortung der Nationalsozialisten für die Inbrandsetzung des Reichstagsgebäudes in der Nacht des 28. Februar 1933. In den Veröffentlichungen der Forschergruppe wurde wiederholt auf einen angeblich Hofer vorliegenden Bericht Mohrenschildts vom Mai 1976 rekurriert, in dem dieser angeblich berichte, sein Bruder Walter, 1933 bis 1934 Adjutant des SA-Gruppenführers von Berlin Karl Ernst, habe ihm damals vertraulich mitgeteilt, dass Ernst den Reichstag in Brand gesteckt habe.[3] Die Vertreter der so genannten Alleintäterthese wie Hans Mommsen, Fritz Tobias oder Uwe Backes, die von einer alleinigen Täterschaft des Niederländers Marinus van der Lubbe für den Reichstagsbrand ausgehen, bemängelten, dass Hofer die angeblichen Mohrenschildt-Aufzeichnungen keinen Personen außerhalb seiner Forschergruppe zur Prüfung vorgelegt habe und vermerkten zudem kritisch, dass diese Aufzeichnungen auffälligerweise erst nach dem Ableben Mohrenschildts von der Hofer-Gruppe in ihren Publikationen zum Reichstagsbrand verwertet wurden.

Archivalien

  • Parteikorrespondenz zu Mohrenschildt (Bundesarchiv: Bestand PK, Film I 123 "Mohr, Wilhelm - Moitzi, Josef", Bilder 499-510.
  • Unterlagen zu Mohrenschildt beim Obersten Parteigericht der NSDAP (Bundesarchiv: Bestand OPG, Film G 88 "Mohr, Johann, Molks, Fritz", Bilder 1301-1312).

Einzelnachweise

  1. Udo Jürgens, Michaela Moritz: Der Mann mit dem Fagott - Schlagersänger differenzieren nicht.
  2. Christiane Sonntag: Medienkarrieren: biografische Studien über Hamburger Nachkriegsjournalisten, 2006, S. 172.
  3. Siehe u.a.: Pierre Gregoire: Der Reichstagsbrand: die Provokation des 20. Jahrhunderts. Forschungsergebnis, 1978 und Alexander Bahar: Der Reichstagsbrand. Wie Geschichte gemacht wird, 2001.

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