Und Friede auf Erden

Und Friede auf Erden
Titelbild von Sascha Schneider

Und Friede auf Erden ist Band 30 von Karl Mays Gesammelten Werken. Der erste und zweite Teil des Textes wurde 1901 unter dem Titel Et in terra pax im Sammelband China des Verlegers und Redakteurs Josef Kürschner veröffentlicht, mit dem May schon früher zusammengearbeit hatte.

Inhaltsverzeichnis

Entstehungsgeschichte

Josef Kürschner gab das Werk 1901 heraus, unter dem Titel:

“China. Ein Denkmal den Streitern und der Weltpolitik. Schilderungen aus Leben und Geschichte, Krieg und Sieg.”
Zeitgenössische Darstellung Deutscher Truppen beim Boxeraufstand

Zuerst in Lieferungen, dann als Sammelband in sehr prunkvoller Ausstattung verkauft, sollte es den Sieg der verbündeten Mächte im Chinesischen Boxeraufstand verherrlichen. Der Herausgeber erwartete sich von May eine abenteuerliche Geschichte im Stile der Reiseerzählungen und wurde vom pazifistischen Inhalt völlig überrascht. Da das Werk vom Autor in einzelnen Lieferungen abgegeben wurde, bemerkte Kürschner nicht sofort das ‘Kuckucksei’, forderte dann aber entweder eine Änderung, die May verweigerte, oder die Kürzung und den Abschluss des Werkes. Der Herausgeber entschuldigte sich im Vorwort bei seinen Lesern:

[...] hat einen etwas anderen Inhalt und Hintergrund erhalten, als ich geplant und erwartet hatte.

Es gilt als sicher, dass Karl May mit voller Absicht das hurrapatriotische Werk konterkarieren wollte (“Mit dieser Art von Gong habe ich nichts zu tun!”). Seine Wertschätzung der alten Kultur Chinas hat er in launiger Weise schon im Band 40 Der blaurote Methusalem gezeigt. Deshalb war er auch ein entschiedener Gegner des China-Feldzuges Deutschlands. Bertha von Suttner, die berühmte Friedensvertreterin (Die Waffen nieder!), war ihm seither sehr verbunden und besuchte ihn 1912 bei seinem letzten Auftritt in Wien in seinem Hotel.

Für den 1904 mit nunmehr deutschem Titel erscheinenden Band 30 der Gesammelten Reiseerzählungen schrieb er zu seinem Text einen dritten Abschnitt dazu. Damit erreichte er den von Friedrich Ernst Fehsenfeld vorgegebenen Buchumfang von rund 600 Seiten. Dieses Werk Mays ist das erste in der ‘symbolischen’ Periode seines Schaffens. Beeinflusst durch seine große Orientreise 1899/1900 verwendete er Personen und Orte, die er dabei kennengelernt hatte. So lässt sich in seinem Reisebegleiter Sejjid Omar unschwer sein tatsächlicher Diener Hassan erkennen.

Für den Karl-May-Verlag war dieses Buch eine Herausforderung, die mit vorsichtigen Eingriffen entschärft werden sollte. Dr. Paul Rentschka (1922) und Otto Eicke (1938) übernahmen diese Arbeit und trotz Rentschkas katholischem und Eickes nationalem Hintergrund verfuhren beide relativ behutsam. Im Jahre 1958 führte Hans Wollschläger den Text wieder an die Urfassung bei Fehsenfeld heran.[1]

Inhalt

Am Tor des Ostens

In Kairo lernt Karl May die Hauptpersonen seiner Reise kennen: den stolzen Araber Sejjid Omar, der freiwillig in seine Dienste tritt, den religiösen Eiferer Waller mit seiner sanften Tochter Mary und zwei hochgebildete Chinesen, Vater und Sohn. Gemeinsam erleben sie ein Abenteuer bei den Pyramiden von Gizeh und beschließen, zusammen weiterzureisen. Nach der Schiffsreise haben sie den ersten unangenehmen Zusammenstoß mit einer Gruppe von selbsternannten ‘Zivilisatoren’ in Colombo auf Ceylon. Auch bei der Überfahrt nach der Malaiischen Halbinsel und in Penang selbst müssen sie sich mit den rücksichtslosen Menschen auseinandersetzen.[2]

Im Land der Heiden

In Penang trifft Karl May einen alten Bekannten, Sir John Raffley (Band 11, Am Stillen Ozean), den schrulligen Engländer, der sich jedoch zu einem humanistisch denkenden und lebenden Menschen entwickelt hat. Er lädt die Reisegesellschaft ein, mit seiner Yacht Yin nach Atjeh auf Sumatra mitzufahren. Waller hat dort in einem Wahnsinnsanfall einen Tempel niedergebrannt und die Dorfbewohner verlangen dafür von seiner Tochter ein hohes Lösegeld. Doch sind ihr Priester, der junge Chinese Tsi und auch Raffley Mitglieder der Gesellschaft Shen, die sich die Verbreitung des Friedens zum Ziel gesetzt hat. Der Missionar Waller soll so von seinem unheilvollen Drang erlöst werden, alle ‘Heiden’ mit Gewalt bekehren zu wollen. Gemeinsam reisen alle auf der Yacht Yin nach China. Unterwegs erzählt der junge Chinese das Märchen von der ‘Taucherinsel Ti’.[2]

Hier endete das ursprüngliche Werk für den Sammelband China.

Das Reich der Shen

Im fiktiven Hafen Ocama in der Bohai-Bucht des Gelben Meeres haben die Shen ihr Hauptquartier errichtet. Raffley stellt der Reisegesellschaft seine chinesische Frau Yin, die Namensgeberin für seine Yacht, vor. Ein Umsturzversuch der ‘Zivilisatoren’, die sich als Handlanger von Waffen- und Opiumschmugglern erweisen, wird abgewiesen. Waller kann von seinem Wahn endgültig erlöst werden und tritt, so wie alle anderen, der Shen bei.[2]

Der Zauberteppich

Im Band 81 Abdahn Effendi, ist die kurze Erzählung Der Zauberteppich zu finden. In das Gewand eines orientalischen Märchens kleidet hier Karl May 1901 seine Abrechnung mit Josef Kürschner und den Herausgebern des Sammelwerkes China. Ein Zauberteppich, gewebt von Ijâr (arabisch “Mai”) für Yussuf el Kürkdschi (türkisch für “Josef der Kürschner”), lässt alle, die ihn betrachten, ihren wahren Charakter erkennen.[3]

Literatur

  • Lothar und Bernhard Schmid (Herausgeber): Der geschliffene Diamant. Die Gesammelten Werke Karl Mays. Karl-May-Verlag Bamberg/Radebeul 2003, ISBN 3-7802-0160-7.
  • Und Friede auf Erden. Reiseerzählung von Karl May. Karl Mays Gesammelte Werke, Band 30, Karl-May-Verlag, Bamberg 1958.
  • Abdahn Effendi. Reiseerzählungen und Texte aus dem Spätwerk von Karl May. Band 81, Karl-May-Verlag, Bamberg/Radebeul 2000, ISBN 3-7802-0081-3.

Weblinks

Digitalisierter Volltext von Und Friede auf Erden bei Zeno.org

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Hermesmeier/Stefan Schmatz: Entstehung und Ausbau der Gesammelten Werke. Eine Erfolgsgeschichte seit 110 Jahren. In: Lothar und Bernhard Schmid (Herausgeber): Der geschliffene Diamant. Die gesammelten Werke Karl Mays. Karl-May-Verlag, Bamberg/Radebeul 2003, ISBN 3-7802-0160-7, S. 385-387.
  2. a b c Und Friede auf Erden. Reiseerzählung von Karl May. Karl Mays Gesammelte Werke, Band 30, Karl-May-Verlag, Bamberg 1958.
  3. Der Zauberteppich. In: Abdahn Effendi. Reiseerzählungen und Texte aus dem Spätwerk von Karl May. Band 81, Karl-May-Verlag, Bamberg/Radebeul 2000, ISBN 3-7802-0081-3, S. 196-199.

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