Ungarische Botschaft in Berlin

Ungarische Botschaft in Berlin
52.51679113.380973
Ungarische Botschaft in Berlin
Der Plattenbau der ungarischen Botschaft in Ost-Berlin (1987)

Die Ungarische Botschaft in Berlin ist der Hauptsitz der diplomatischen Vertretung von Ungarn in Deutschland. Sie befindet sich Unter den Linden 76 in Berlin-Mitte.

Geschichte

Bis 1918 war Ungarn Teil der k.u.k.-Monarchie Österreich-Ungarn, dessen diplomatische Vertretung beim Deutschen Reich sich ab 1890 am Kronprinzenufer 14 (heute Bettina-von-Arnim-Ufer) im Alsenviertel befand.[1] Aus dem Zusammenbruch Österreich-Ungarns am Ende des Ersten Weltkriegs ging ein selbständiges Ungarn hervor. Die neugebildete ungarische Gesandtschaftskanzlei bezog zunächst das Haus Corneliusstraße 8[2] und später ein Palais in der Drakestraße 2 in Berlin-Tiergarten.[3] Heute ist das Grundstück Teil des Erweiterungsgeländes des Zoologischen Gartens, nur das Nachbargrundstück mit der ehemaligen Dänischen Gesandtschaft ist noch bebaut.

Ungarischer Gesandter in Berlin war von 1935 bis 1944 Döme Sztójay, der dort schon von 1925 bis 1933 als Militärattaché tätig war. Sztójay gehörte zum inneren Zirkel von Reichsverweser Miklós Horthy und hatte „unerschütterliches Vertrauen“ in den Sieg des nationalsozialistischen Deutschlands, mit dem Ungarn verbündet war. Sztójay wurde nach seiner Abberufung aus Berlin ungarischer Ministerpräsident und 1946 in Ungarn hingerichtet.[4]

Am Ende des Zweiten Weltkriegs war das Gesandtschaftsgebäude zerstört. Zugleich hatte Deutschland infolge der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Streitkräfte im Mai 1945 seine staatliche Souveränität verloren und unterhielt daher nicht länger Auslandsbeziehungen. Die alliierten Siegermächte übten die Regierungsgewalt in Deutschland durch Militärregierungen aus, wobei Vertretungen der mit ihnen verbündeten Staaten als Militärmissionen beim Alliierten Kontrollrat akkreditiert waren. Ungarn, das zu den besiegten Achsenmächten gehörte, gewann im Februar 1947 seine Souveränität mit den Pariser Friedensverträgen wieder, war aber in Berlin zunächst nicht vertreten.

Erst nach der Anerkennung der DDR durch die ungarische Volksrepublik am 18. Oktober 1949 gab es eine diplomatische Mission Ungarns in Ost-Berlin, die 1953 zur Botschaft erhoben wurde. Sie befand sich seit 1966 in einem Plattenbau Unter den Linden 74–76/Ecke Otto-Grotewohl-Straße. In West-Berlin unterhielt die Volksrepublik ein Konsulat im Reifträgerweg 27-29 in Nikolassee. Nach der deutschen Wiedervereinigung und dem Umzug der Bundesregierung nach Berlin blieb der Standort Unter den Linden erhalten, während die Botschaft in Bonn 1991 geschlossen wurde. Die ungarische Regierung entschied sich für einen Neubau. Der Plattenbau wurde abgerissen und das neue Gebäude wurde 1999–2001 nach einem Entwurf des Architekten Ádám Sylvester errichtet.[5]

Botschafter in Berlin war von Sommer 2000 bis Ende 2002 Gergely Pröhle, danach bis 2010 Sándor Peisch, der im Dezember 2010 von József Czukor abgelöst wurde.[6]

Weblinks

 Commons: Ungarische Botschaft in Berlin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Berliner Adressbuch 1913, unter Benutzung amtlicher Quellen. Scherl, Berlin 1913, Teil II. (Behörden), S. 15.
  2. Berliner Adressbuch 1924, unter Benutzung amtlicher Quellen. Scherl, Berlin 1924, Teil III. (Behörden), S. 7
  3. Matthias Donath: Architektur in Berlin 1933-1945. Ein Stadtführer, Lukas Verlag, Berlin 2004, S. 99
  4. Eric Roman: Austria-Hungary & the Successor States. Infobase, New York 2003, ISBN 0816045372, S. 564.
  5. Ulrich Paul: Roland Ernst errichtet Botschaft Ungarns. In: „Berliner Zeitung“ vom 18. September 1998. (Abgerufen am 5. April 2010.)
  6. Neuer ungarische Botschafter in Berlin: Prof. Dr. József Czukor(Abgerufen am 14.Dezember 2010.)

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