Österreichische Botschaft in Berlin

Österreichische Botschaft in Berlin
Österreichische Botschaft in Berlin-Tiergarten

Die Österreichische Botschaft in Berlin ist der Hauptsitz der diplomatischen Vertretung Österreichs in Deutschland. Sie befindet sich im Berliner Ortsteil Tiergarten an der Stauffenbergstraße 1.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Bis 1890 befand sich die Vertretung der k.u.k.-Monarchie Österreich-Ungarn beim Deutschen Reich in der Moltkestraße 3 (heute Willy-Brandt-Straße) im Spreebogen. 1890 bezog die österreichisch-ungarische Botschaft einen eigenen Neubau am Kronprinzenufer 14[1] im Alsenviertel (heute Bettina-von-Arnim-Ufer[2]). Nachdem Österreich-Ungarn an der Seite Deutschlands den Ersten Weltkrieg verloren hatte, wurde mit dem Vertrag von Saint-Germain die Auflösung der österreichischen Reichshälfte geregelt. Die Botschaft der gegenüber dem k.u.k.-Reich stark verkleinerten Ersten Republik bezog ein neues Domizil in der Bendlerstraße 15[3] (heute Stauffenbergstraße[4]). Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Bis in die 1950er Jahre wurde ein Neuaufbau des fast vollständig zerstörten Botschaftsviertels im Tiergarten in seiner Vorkriegsnutzung diskutiert. Mit der Verschärfung des kalten Krieges und der Zementierung der deutschen Teilung wurde dieses Vorhaben zunehmend unrealistisch. Ab 1958 trat der Berliner Senat mit einer Reihe von Staaten in Kaufverhandlungen, um die Botschaftsruinen zu beseitigen, und das Viertel einer neuen Stadtplanung zuzuführen. Österreich verkaufte sein Grundstück in der Stauffenbergstraße 15 noch in den 1980er Jahren.[5]

Lageplan der Botschaftsumgebung

Nach dem Ende der deutschen Teilung und dem Hauptstadtbeschluss von 1991 sowie dem Berlin/Bonn-Gesetz von 1994 stand fest, dass die wesentlichen deutschen Ansprechpartner der höchsten diplomatischen Vertreter eines Landes – Bundeskanzleramt, Bundestag und Außenministerium ihren Sitz ab 1999 (spätestens 2000) in Berlin haben würden. Dementsprechend erwarb die Republik Österreich ein neues Grundstück Stauffenbergstraße/Ecke Tiergartenstraße. Auf dem Grundstück befand sich in der Vorkriegszeit bis zum Ende der bundesstaatlichen Selbständigkeit 1937 die Vertretung der freien Hansestadt Lübeck beim Deutschen Reich.[6] Den Architekturwettbewerb von 1996 bis 1997 gewann der österreichische Architekt Hans Hollein. Baubeginn war im März 1999 und die Grundsteinlegung erfolgte am 9. Juni 1999. Die Baukosten betrugen rund 14,9 Mio. Euro. Das Gebäude wurde schließlich am 5. Juli 2001 in Anwesenheit der österreichischen Außenministerin Benita Ferrero-Waldner und ihrem deutschen Counterpart Joschka Fischer sowie Bundespräsident Thomas Klestil eingeweiht.[7] Von 2003 bis 2009 war Christian Prosl der Botschafter, bis er 2009 von Ralph Scheide abgelöst wurde.

Lage und Gebäude

Die Botschaft befindet sich auf einem Eckgrundstück an der Einmündung der Stauffenbergstraße in die Tiergartenstraße, direkt am südlichen Rand des Tiergartens. Direkte Nachbarn der Österreichischen Botschaft sind westlich – von der Tiergartenstraße aus gesehen rechts – die Baden-Württembergische Landesvertretung. Südlich – von der Stauffenbergstraße aus gesehen links – schließt sich an die Botschaft ein leerstehendes Grundstück an, auf das als nächster Nachbar die Ägyptische Botschaft folgt.

Dreigliederung des Baukörpers

Das Grundstück hat die Form eines Trapezes: die Front zur Stauffenbergstraße ist ca. 80 m breit, das Grundstück ist von der Stauffenbergstraße aus gesehen ca. 55 m tief, und an der rückwärtigen Front zur benachbarten Baden-Württembergischen Landesvertretung nur noch ca. 55 m breit. Die Grundstücksfläche beträgt knapp 3.700 m². Der Bebauungsplan schreibt für das Gebiet eine Bebauung mit freistehenden Stadtvillen vor, die mindestens 10 m voneinander entfernt und maximal 16 m hoch sein dürfen. Der Entwurf der Botschaft als Solitär geht mit seinen Maßen knapp an die Grenzen dieser Vorgaben, um die in der Bauaufgabe geforderten Volumina unterzubringen, die sich zu einer Bruttogeschossfläche von gut 7.300 m² addieren. Das Gebäude besteht aus drei mit einander verbundenen Baukörpern. Im Süden des Grundstücks ist ein Bau mit U-förmigem Grundriss parallel zur Stauffenbergstraße ausgerichtet. Die beiden Flügel des Baus haben eine anthrazitfarbene Fassade, und beherbergen im zur Straße gelegenen Flügel Büroräume, während sich im hinteren Flügel die Residenz des Botschafters befindet. In der Basis des U liegen Konsulatsräume, dieser Gebäudeteil hat eine rötliche Fassadengestaltung. Am Gelenk des Baus schließt sich ein organisch geformter Bau an, der mit einer schuppenförmigen Kupferfassade verkleidet ist, und in die Grundstückspitze zur Ecke Stauffenbergstraße /Tiergartenstraße hineinragt. Der Grundriss des Kupferbaus hat die Forme einer Flosse. In diesem Baukörper befinden sich im Erdgeschoss Veranstaltungsräume. Das Österreichische Kulturforum Berlin hat seinen Sitz ebenfalls im Botschaftsgebäude.

Literatur

  • Rudolf Agstner: 130 Jahre Österreichische Botschaft Berlin: Von der Moltkestraße zur Stauffenbergstraße. Philo Verlagsgesellschaft, 2003, ISBN 978-3865723352.
  • Falk Jaeger: Exzellenz bitten zum kleinen Braunen in die Privatgemächer. Die Österreichische Botschaft in Berlin von Hans Hollein. In: „Baumeister“, Jg. 98, Nr. 8 (August 2001), ISSN 0005-674X, S. 12.
  • Lars Klaaßen: Österreichische Botschaft Berlin. Die Neuen Architekturführer Einzelbände, Band 041, Stadtwandel Verlag, Berlin 2004, ISBN 978-3-933743-86-2.
  • Hans Kröger: Alle unter einem Dach. Die österreichische Botschaft in Berlin ist ein Jahr in Betrieb. In: „Der Facility Manager“, Jg. 9, Nr. 7/8 (Juli/August 2002), ISSN 0947-0026, S.32–34.
  • Klaus Dieter Weiß: Fragmentarisch. Hans Holleins stilvolle Botschaft für ein neues Österreich. In: „Deutsche BauZeitschrift“, Jg. 49, Nr. 8 (August 2001), ISSN 0011-4782, S. 15.
  • Österreichische Botschaft in Berlin von Hans Hollein. Kubus und Kurve. In: „Architektur Aktuell“, Heft-Nr. 204 (1997), ISSN 0570-6602, S.4–5.

Weblinks

 Commons: Österreichische Botschaft in Berlin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Berliner Adressbuch 1913, unter Benutzung amtlicher Quellen. Scherl, Berlin 1913, Teil II. (Behörden), S. 15.
  2. Kronprinzenufer bei Luise Berlin. (Abgerufen am 3. April 2010)
  3. Berliner Adressbuch 1937, unter Benutzung amtlicher Quellen. Scherl, Berlin 1937, Teil IV. (Straßen), S. 61.
  4. Bendlerstraße bei Luise Berlin. (Abgerufen am 3. April 2010)
  5. Katharina Fleischmann: Botschaften mit Botschaften – von Raumbildern und einer neuen Länderkunde. BIS-Verlag, Oldenburg 2008, ISBN 978-3-8142-2108-3, urn:nbn:de:gbv:715-oops-9533, S. 43–44.
  6. Berliner Adressbuch 1936, unter Benutzung amtlicher Quellen. Scherl, Berlin 1936, Teil IV. (Straßen), S. 866. (Bendlerstraße 1 / gehört zu Tiergartenstraße 12–13.)
  7. Silvia Meixner: Zwei Herzen im Dreivierteltakt: Joschka und Benita üben sich im Polit-Handkuss. In: „Die Welt“ vom 6. Juli 2001.
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