- Wilmersdorfer Waldfriedhof Stahnsdorf
-
Der Wilmersdorfer Waldfriedhof Stahnsdorf befindet sich in der Gemeinde Stahnsdorf im Land Brandenburg, ist jedoch ein landeseigener Friedhof des Landes Berlin, der vom Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf verwaltet wird. Die Größe des seit 1921 genutzten Friedhofs beträgt 28,1 Hektar.[1] Der Friedhof ist ein eingetragenes Denkmal des Landes Brandenburg.[2]
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Bereits vor dem Ersten Weltkrieg erwarb die damals selbstständige Gemeinde Wilmersdorf eine Fläche in unmittelbarer Nachbarschaft zum Südwestkirchhof Stahnsdorf, um dort einen Friedhof anzulegen. Ausschlaggebend war der Platzmangel auf den innerstädtischen Friedhöfen und die gute Erreichbarkeit durch die seit 1913 verkehrende Friedhofsbahn, die auch die infrastrukturellen Möglichkeiten zur Überführung der Leichen bot. Noch vor der Bildung von Groß-Berlin im Jahre 1920 schrieb Wilmersdorf einen beschränkten Wettbewerb zur Gestaltung aus. Hierbei wurde folgende Vorgabe gemacht: „Die Anlage muss einfach und würdig sein, der Eindruck einer öffentlichen Parkanlage ist zu vermeiden. Auf sachgemäße Einteilung für die verschiedenen Grabstellenarten ist Bedacht zu nehmen und Hauptgewicht darauf zu legen, dass, um ein recht schnelles Zurechtfinden zu ermöglichen, die Wegeführung und Anlage klar, einfach und zweckmäßig gestaltet ist.“[3]
Den Wettbewerb gewann der Charlottenburger Gartenarchitekten Erwin Barth, der den Friedhof in einem Rechteckschema gliederte. Es entstand eine Mischung aus einem Alleequartierfriedhof (Anlage der Wege) und einem Waldfriedhof (Bewuchs). Auch Barth selbst wurde nach seinem Tode auf dem Friedhof bestattet.
Für die Trauerfeiern wurde eine kleine hölzerne Friedhofskapelle errichtet. Die erste Beisetzung erfolgte am 15. September 1921.[4]
Ab 1935 nahm die Zahl der Bestattungen zu, da ab dieser Zeit auf dem innerstädtischen Friedhof Wilmersdorf nur noch Feuerbestattungen zugelassen waren. 1939 begannen die Nationalsozialisten in der Vorbereitung für den Bau der Welthauptstadt Germania mehrere Friedhöfe zu beräumen. Umbettungen von Friedhof Maxstraße erfolgten zu dieser Zeit in großer Zahl auf den Wilmersdorfer Waldfriedhof. Hierdurch befinden sich Grabstätten auf dem Friedhof, die älter als der Friedhof selbst sind.
Nach dem Mauerbau war der Friedhof vom in West-Berlin liegenden Wilmersdorf abgeschnitten. Die Verwaltung wurde trotzdem vom Bezirksamt des damaligen Bezirks Wilmersdorf durchgeführt – zu Bestattungen ist es jedoch kaum noch gekommen, auch da der Friedhof im Grenzgebiet lag. Seit dem Fall der Mauer sind Bestattungen wieder uneingeschränkt möglich, finden jedoch auf Grund der schlechten Erreichbarkeit kaum statt.
Beigesetzte bekannte Persönlichkeiten
(* = Ehrengrab des Landes Berlin[5])
Bild Name Hans Baluschek* (1870–1935), Maler und Grafiker Erwin Barth* (1880–1933), Gartenarchitekt Georg Benjamin (1895–1942), Mediziner, Widerstandskämpfer Maximilian Bern (1849–1923), Schriftsteller Arthur Eloesser (1870–1938), Schriftsteller und Kritiker Adolf Heilborn (1873–1941), Arzt und Schriftsteller Ernst Heilmann* (1881–1940), Politiker und Jurist, Widerstandskämpfer Magdalena Heilmann* (1894–1986), Sozialarbeiterin, Mitbegründerin der Arbeiterwohlfahrt Willi Jaeckel* (1888–1944), Maler Rudolf Kögel (1829–1896), Theologe Hugo Lederer (1871–1940), Bildhauer Paul Levi* (1883–1930), Politiker und Rechtsanwalt John Henry Mackay (1864–1933), Schriftsteller Leo Müffelmann (1881–1934), Freimaurer Hans Otto (1900–1933), Schauspieler, Widerstandskämpfer Sophie Pagay (1857–1937), Schauspielerin Emil von Reznicek (1860–1945), Komponist und Dirigent Rahel Sanzara (1894–1936), Schauspielerin und Schriftstellerin Willi Schur (1888–1940), Schauspieler Walter Simons (1861–1937), Politiker und Jurist Olga Wohlbrück (1867–1933), Schriftstellerin und Regisseurin Gustav H. Wolff (1886–1934), Bildhauer Literatur
- Peter Hahn: Berliner Friedhöfe in Stahnsdorf. Geschichte, Geschichten, Personen. Oase Verlag, Badenweiler 2010, ISBN 978-3-88922-065-3.
- Hans-Jürgen Mende: Lexikon Berliner Grabstätten. Haude & Spener, Berlin 2006, ISBN 3-7759-0476-X.
Belege
- ↑ Liste Berliner Friedhöfe der Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung
- ↑ Denkmalliste des Landes Brandenburg, Landkreis Potsdam-Mittelmark (Stand: 31. Dezember 2008)
- ↑ Peter Hahn: Barth, Erwin (Wilmersdorfer Waldfriedhof) / Der Gartenarchitekt ist auf seinem "eigenen" Friedhof begraben. In: Märkische Allgemeine Zeitung vom 8. Jani 2005
- ↑ Udo Christoffel: Berlin-Wilmersdorf: Die Jahre 1920 bis 1945. Wilhelm Möller, Berlin 1985, ISBN 3-9801001-1-1, S. 94.
- ↑ Ehrengrabstätten des Landes Berlin (Stand: April 2009)
Weblinks
Commons: Wilmersdorfer Waldfriedhof Stahnsdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Wilmersdorfer Waldfriedhof Stahnsdorf im Lexikon des Bezirks Charlottenburg Wilmersdorf
- Friedhofsplan mit bedeutenden Grabstellen bei der Märkischen Allgemeinen Zeitung
- Wilmersdorfer Waldfriedhof Stahnsdorf Stiftung Gartenkunst Brixen
52.39472222222213.179444444444Koordinaten: 52° 23′ 41″ N, 13° 10′ 46″ OKategorien:- Friedhof in Brandenburg
- Stahnsdorf
- Baudenkmal im Landkreis Potsdam-Mittelmark
Wikimedia Foundation.