Olga Wohlbrück

Olga Wohlbrück

Olga Wohlbrück (geborene Wendland (?); * 5. Juli 1867 (65?/69?) in Gainfarn bei Wien; † 20. Juli 1933 in Berlin) war eine österreichische Schauspielerin, Regisseurin und Schriftstellerin. Sie gilt als die erste weibliche Filmregisseurin in Deutschland.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Olga Wohlbrück war die Tochter des Wiener Zuckerfabrikanten Max W. Wohlbrück und der Olga Wohlbrück, geb. Ussow sowie die Enkelin des österreichischen Politikers Franz Schuselka. Ihre Kindheit und frühe Jugend verbrachte sie vorwiegend in Russland. Bereits als junges Mädchen begann sie mit dem Verfassen von Kurzerzählungen in deutscher, französischer und russischer Sprache. In Kiew besuchte sie das russische Mädchengymnasium, mit 15 Jahren bestand sie dort das Abitur.

Wie schon andere Mitglieder ihrer Familie vor ihr, interessierte sich auch Olga Wohlbrück früh für die Schauspielerei. Nach der Reifeprüfung zog sie für drei Jahre nach Paris zu ihrer Großmutter Ida Schuselka-Brüning, die vor ihrer Ehe an diversen Theatern in Sankt Petersburg beschäftigt war. Von ihr erhielt Olga ersten Schauspielunterricht. In Paris folgte 1886 auch das erste Engagement am Théâtre National de l'Odéon. Ein Jahr später heiratete sie in Paris den Schriftsteller Maximilian Bern, mit dem sie 1888 nach Berlin übersiedelte. Hier sammelte Olga weitere Erfahrungen als Schriftstellerin, war aber weiterhin auch als Schauspielerin tätig, u. a. an der Freien Volksbühne und am Königlichen Schauspielhaus. Es folgen Engagements u.a. in Wien, St. Petersburg, Frankfurt/Main, Leipzig, Dresden, Breslau, Danzig und Amsterdam.

Olga Wohlbrück begann in dieser Zeit auch, als Regisseurin an diversen Berliner Theater zu arbeiten. Gegen 1910 gründete sie das private Figaro-Theater in der Berliner Motzstrasse, an dem sie u. a. auch die junge Claire Waldoff engagierte, die hier ihre ersten Erfolge feierte. 1913 schrieb Olga Wohlbrück ihr erstes Drehbuch, das sie in eigener Regie noch im selben Jahr verfilmte: Ein Mädchen zum Verschenken ist der erste nachweisbare deutsche Film, bei dem eine Frau Regie geführt hat. Es sollte allerdings ihre einzige Regie-Erfahrung bleiben. Ebenfalls 1913 schrieb sie das Drehbuch zu dem Film Das Goldene Bett, bei dem Walter Schmidthässler Regie führte.

Ab dieser Zeit war Olga Wohlbrück nur noch schriftstellerisch tätig, schrieb weiterhin Drehbücher für die Produktionsfirmen Messter-Film, die Vera-Filmwerke, die Eiko-Film und Phoebus-Film und veröffentlichte Novellen, Theaterstücke und Romane, von denen einige auch verfilmt wurden. Olga Wohlbrück starb am 20. Juli 1933 in Berlin. Ihren literarischen Nachlass verwaltet heute das Deutsche Literaturarchiv in Marbach.

Werke (Auswahl)

  • Aus drei Ländern, novellistische Sittenbilder, Novellen, G. J. Göschen'sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1891
  • Carriere, Roman. Berlin: Verlag des Vereins der Bücherfreunde, Berlin 1892
  • Du sollst ein Mann sein!, Roman, Martin Maschler, Berlin 1908 (Text im Internet)
  • Der Roman der XII, Roman, zus. m. Hanns Heinz Ewers, Hermann Bahr, Otto Julius Bierbaum, Otto Ernst, Herbert Eulenberg, Gustav Falke, Georg Hirschfeld, Felix Hollaender, Gustav Meyrink, Gabriele Reuter und Ernst von Wolzogen, Konrad W. Mecklenburg vormals Richter’scher Verlag, Berlin 1909 (Wiederauflage 1992 im Insel Verlag)
  • Die Boyersen. Neue Novellen, Grethlein & Co., Leipzig/Berlin/Frankfurt a.M. 1909
  • Das goldene Bett, Roman, Martin Maschler, Berlin 1910
  • Des Ratsherrn Leinius Tochter, Novelle, Wiking-Bücher Post & Obermüller, Leipzig 1910 (Text im Internet)
  • Das kleine Glück, Roman, Grethlein & Co., Leipzig/Berlin/Frankfurt a.M. 1910 (Text im Internet)
  • Aus den Memoiren der Prinzessin Arnulf Concordia Deutsche Verlags-Anst., Berlin 1912
  • Die neue Rasse, Roman, Cotta'sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart/Berlin 1912
  • Sonnenbrut, Roman, Concordia, Berlin 1913
  • Barbaren..., Roman, Gustav Großkopf, Berlin 1914
  • Das ist Russland, Otto Janke, Berlin 1915
  • Der große Rachen, Roman, August Scherl, Berlin 1915
  • Die goldene Krone, Roman, Scherl, Berlin 1917
  • Romantik, Roman, Scherl, Berlin 1918
  • Die Primadonna, Roman, Scherl, Berlin 1919
  • Der König von Troplowitz, Roman, Ullstein Verlag, Berlin 1920
  • Athleten Roman, Ullstein, Berlin 1921
  • Vor der Tat, Roman, Langenscheidt, Berlin 1922
  • Die rote Glut, Roman, Verlag Eysler & Co., Berlin 1923
  • Herr und Frau Wiedemann, Roman, Wiking-Bücher, Bremen ca. 1925
  • Die Frau des Schullehrers Tarnow, Roman, Hackebeil, Berlin 1926
  • Die Sukoffs. Ein sibirischer Roman, Mitteldeutsche Verlagsanst, Halle 1927
  • Die Frau ohne Mann Roman, Paul Franke Verlag, Berlin um 1930
  • Schloß Borowitzky, Roman, Wiking-Bücher Hugo Wille, Leipzig o.J.

Filme

  • Ein Mädchen zum Verschenken, 1913, Drehbuch und Regie
  • Das Goldene Bett, 1913, Drehbuch
  • Künstlerlaunen (auch: Der Maler, die Liebe und das Fräulein), 1920, Idee
  • Die Goldene Krone, 1920, Romanvorlage
  • Berlin W., 1920, Romanvorlage
  • Athleten, 1925, Romanvorlage

Sekundärliteratur

  • Richard Wrede (Hrsg.): Das geistige Berlin, Storm, Berlin 1897
  • Sophie Pataky (Hrsg.): Lexikon Deutscher Frauen der Feder 1840-1898 2 Bd., ?, Berlin 1898
  • Salomon Wininger: Große jüdische Nationalbibliothek mit mehr als 8000 Lebensbeschreibungen, Buchdruckerein Arta, Czernowitz 1925-36
  • Kurt Mühsam/ Egon Jacobsohn: Lexikon des Films (1. Aufl.), Lichtbildbühne, Berlin 1926
  • Reichshandbuch - Biographien lose Blatt-Sammlung, Bundesarchiv, Berlin (o.J.)
  • Gerhard Lüdtke (Hrsg.): Nekrolog zu Kürschners Literaturlexikon 1901-1935, De Gruyter, Berlin/Leipzig 1936
  • Lexikon der Frau, Encyclios Verlag, Zürich 1953
  • Kurt Loup: Die Wohlbrücks. Eine deutsche Theaterfamilie, Claassen, Düsseldorf 1975
  • Walther Killy (Hrsg.): Literaturlexikon, Bertelsmann, Gütersloh/München 1993
  • Petra Budke/Jutta Schulze: Schriftstellerinnen in Berlin, 1871 bis 1945. Ein Lexikon zu Leben und Werk. Orlando, Berlin 1995
  • Paul S. Ulrich: Biographisches Verzeichnis für Theater, Tanz und Musik Berlin-Verlag (= CD-Rom), Berlin 1997

Weblinks

Quellen

  • Gabriele Hansch, Gerlinde Waz: Filmpionierinnen in Deutschland. Ein Beitrag zur Filmgeschichtsschreibung Berlin 1998 (unveröffentlicht)

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