- Walpershofen
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Walpershofen Gemeinde RiegelsbergKoordinaten: 49° 19′ N, 6° 55′ O49.3224166666676.9195555555555220Koordinaten: 49° 19′ 21″ N, 6° 55′ 10″ O Höhe: 220–275 m ü. NN Einwohner: 2.018 (2009) Eingemeindung: 1974 Walpershofen ist ein Ortsteil im Nordwesten der Gemeinde Riegelsberg im Saarland
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Geographische Lage
Walpershofen liegt mitten im Köllertal, das hier - südlich des weiten Heusweiler Beckens - durch den Kurzenberg im Osten sowie die Ausläufer des Poss und des Geisbergs im Nordwesten bzw. Westen eingeengt wird. Mitten durch den Ort fließt von Norden nach Süden der Köllerbach. Dieser teilt - ebenso wie der Bahndamm der ehemaligen Köllertalbahn - den Ort in eine südöstliche (Etzenhofer Str., Kurzenberg) und eine nordwestliche Hälfte (Heusweiler Str., Salbacher Str., Herchenbacher Str.).
Verkehrswege
Die Hauptstraße von Walpershofen, die Landesstraße 136 (von Holz über Heusweiler nach Völklingen), verläuft im Tal - nördlich der Ortsmitte (als Heusweiler Straße) rechts des Köllerbachs, südlich (als Etzenhofer Straße) links des Bachs. Die L136 quert den Köllerbach und den Bahndamm je zweimal (am nördlichen Ortsrand und in der Dorfmitte), was einen Straßenverlauf mit z.T. engen Kurven und Unterführungen mit sich bringt. Drei Durchgangsstraßen führen von der Ortsmitte aus dem Tal: die Kurzenbergstraße (nach Osten), die Salbacher Straße (nach Nordnordwesten) und die Herchenbacher Straße (nach Westen).
Seit dem 30. Oktober 2011 fährt die Saarbahn (Linie 1) auf der Trasse der ehemaligen Köllertalbahn durch Walpershofen. Neben dem Haltepunkt Walpershofen-Mitte (ehemaliger Bahnhof Walpershofen) gibt es in Walpershofen zwei weitere Haltestellen: Walpershofen-Mühlenstraße und Walpershofen/Etzenhofen am südlichen Ortsrand von Walpershofen, am Punkt des Übergangs der Saarbahn auf die Trasse der ehemaligen Köllertalbahn, etwa in Höhe der Einmündung des Russenwegs (L267), an dem entlang die Saarbahn Richtung Güchenbach fährt. Im Zuge des Ausbaus der Saarbahnstrecke wurde Anfang 2009 die Eisenbahnbrücke in der Ortsmitte von Walpershofen abgerissen und im Juni 2010 durch eine neue, weiter gespannte Brücke ersetzt.
Nachbarorte
Das Ortsgebiet von Walpershofen grenzt an die Heusweiler Ortsteile Dilsburg (im Nordosten) und Niedersalbach (im Nordwesten), im Westen und Süden an die Köllerbacher Ortsteile Herchenbach und Etzenhofen, die jetzt allesamt zur Stadt Püttlingen gehören, und im Südosten und Osten grenzt es an die Riegelsberger Ortsteile Güchenbach und Hilschbach. An den Ortsgrenzen Walpershofens zu Riegelsberg, Niedersalbach und Herchenbach ist die Bebauung (meist Ein- oder Zweifamilienhäuser) von beiden Seiten „zusammengewachsen“.
Geschichte
23. April 1293: In der ältesten bekannten Urkunde, in der der Ortsname Walpershofen erwähnt wird, erklärt ein Johannes, Meier zu Walpershofen, dass er von Herzog Friedrich III. von Lothringen für geleistete Kriegsdienste entlohnt wurde. Diese Urkunde befindet sich heute in der Nationalbibliothek in Paris.[1]
Wie die anderen Dörfer des Köllertals bleibt auch Walpershofen über Jahrhunderte ein kleines Bauerndorf.[2] Es hat bis ins 19. Jahrhundert weniger als 100 Einwohner:
1542: Neun Familien, insgesamt 50 Menschen leben in Walpershofen (lt. der Einwohnerliste, die anlässlich der sog. „Türkenschatzung“ angelegt wurde).[3]
1618: Mit zwölf Haushaltungen ist Walpershofen am Beginn des Dreißigjährigen Krieges einer der größten Orte des Köllertales.[4] Die Häuser stehen rechts des Köllerbachs im Bereich der unteren Herchenbacher Straße, dem eigentlichen Dorfkern Walpershofens.[5]
1648: Im 30-jährigen Krieg wird Walpershofen weitgehend zerstört. Bei Kriegsende wohnt niemand mehr im Dorf: „Walpershofen, 13 Häuser (mit Hirtenhaus), stehet gantz oedt.“(aus einem Bericht über die Zustände in der Grafschaft Saarbrücken am Kriegsende)[6]
1684: Auch 36 Jahre nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges sind dessen Folgen noch nicht überwunden: Nur drei der ehemals zwölf Häuser des Dorfes sind bewohnt; von den anderen heißt es jeweils im Renovatur-Protokoll über den Zustand des Dorfes Walpershofen: „Das Hauß ist ein Steinhauffen ...“.[7]
1703: Bau einer ersten Schule (lutherisch) in Walpershofen. Dazu schreibt 1734 J.D.Horstmann, Pfarrer zu Kölln: „Im Cöllerthal war bey meiner Ankunft kein Schulhauß. Es ist aber anno 1703 zu Wallperßhofen, als an welchem Ort die Kinder aus dem gantzen Thall am füglichsten können zusammen kommen, Eines auffgebauet ... worden ...“[8]
1758: Mit der Grube am Stehlsberg in Walpershofen wird eine der drei ältesten Steinkohlegruben des Köllertals (neben Rittenhofen und Lummerschied) den Untertanen für sechs Jahre zum Abbau überlassen.[9]
ab 1800: Ein neuer Ortsteil am Kurzenberg entsteht.[10]
1814/15: Nach mehr als zwanzig Jahren Kriegswirren und französischer Besatzung (Napoleonische Kriege) verläuft kurzzeitig (zwischen dem Ersten und dem Zweiten Pariser Frieden) die preußisch-französische Staatsgrenze zwischen Walpershofen und Etzenhofen.[11]
1850: Die Bebauung des Geisbergs (obere Herchenbacher Straße) beginnt.[12]
Die um die Mitte des 19. Jahrhunderts in der Region verstärkt einsetzende Industrialisierung führt zu einem schnellen Strukturwandel:
Die zahlreicher werdenden Kohlegruben im und um das Köllertal und die neu gegründete Völklinger Hütte brauchen immer mehr Arbeitskräfte. Viele Bauern und Landarbeiter finden nun in den Bergwerken und im Eisenwerk Arbeit. Landwirtschaft wird vielfach nur noch als Nebenerwerb betrieben („Bergmannsbauern“). Wegen der Arbeitsmöglichkeiten kommen zudem immer mehr Menschen aus dem weiteren Umland ins Köllertal und damit auch nach Walpershofen, das sich so vom Bauerndorf zum Wohnort für Industriearbeiter entwickelt.[13] - Allein schon die Einwohnerzahl Walpershofens spiegelt die dramatische Entwicklung während weniger Jahrzehnte vor allem in der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts wider.[14] Schon im Jahre 1885 zählen 75% der mittlerweile 606 Einwohner zur „bergmännischen Bevölkerung“.[15]
1872: Bau der ev.-lutherischen Kirche am Fuße des Kurzenberges[16]
1887/88: Bau des Schulgebäudes für die ev. Schule in der Herchenbacher Straße
1889: Gründung der katholischen Schule in Walpershofen und Bau des Schulgebäudes in der Salbacher Straße
1893: Der „naue Weg“, die Etzenhofer Straße, wird angelegt. Bebaut wird sie - wie die Salbacher Straße - erst nach der Jahrhundertwende.[17]
1909: Baubeginn der Köllertalbahn: Mitten durch das Dorf wird der Bahndamm im Bachbett des Köllerbachs, der einige Meter nach Osten verlegt worden war, aufgeschüttet. Die Dorfbrücke („Hirtenbrücke“) über den Köllerbach wird durch eine neue Brücke ersetzt, welche die Kurzenbergstraße und die Herchenbacher Straße in gerader Linie verbindet.[18] Der Streckenabschnitt von Etzenhofen bis Walpershofen ist zweigleisig (und damit auch die südliche der drei Eisenbahnüberführungen in der Dorfmitte bis zu ihrer Zerstörung 1945), weil vom Bahnhof Etzenhofen ein Parallelgleis durch Walpershofen zur Grube Dilsburg führt.[19]
1911: Inbetriebnahme der Köllertalbahn - Vermutlich wegen des Parallelgleises gibt es zunächst keinen Haltepunkt in Walpershofen: Noch ein Vierteljahrhundert müssen die Walpershofer zu Fuß zum Bahnhof in Etzenhofen gehen, wenn sie mit der Eisenbahn fahren wollen.
1913: Anschluss Walpershofens an das elektrische Stromnetz
1928: Bau und Weihe der katholischen Kirche
1929: Einweihung der neuen evangelischen Kirche in der Herchenbacher Straße[20]
1930: Bau eines Turnplatzes in der Bellhumes am Kurzenberg durch arbeitslose Turner[21]
1936: Walpershofen erhält eine Eisenbahnhaltestelle, nachdem das Parallelgleis der Grubenanschlussbahn abgebaut worden ist.[22]
1939: (irrtümliche) Räumung des Dorfes und Evakuierung der Bevölkerung (v.a. nach Hessen und Thüringen) bei Kriegsbeginn (Sept.-Nov.)
20. März 1945: Von Herchenbach her besetzt eine amerikanische Panzereinheit das Dorf. Zuvor hatten zurückziehende deutsche Truppen die drei Eisenbahnüberführungen in Walpershofen gesprengt.
1946: Erste Züge fahren wieder bis Heusweiler (über Eisenträger als Notbrücken).
1947-63: Kohleabbau am Stehlsberg in der Privatgrube Dr. Schäfer. Mit einer Belegschaft von 350 Bergleuten und einer Fördermenge von über 100.000 t erreichte die Kohleförderung am Stehlsberg im Jahre 1957 ihren Höhepunkt.[23]
1952: Eine Bürgerversammlung beschließt den Verbleib Walpershofens im Bürgermeistereiverband („Amt“) Riegelsberg.
1953: Als letzte der drei zerstörten Eisenbahnbrücken wird die Überführung in der Dorfmitte eingleisig wieder aufgebaut.
1957: Neubau der Straßenbrücke über den Köllerbach in der Dorfmitte
1962: Bau der Schulturnhalle in der Herchenbacher Straße
1. Jan. 1974: Walpershofen verliert seine Selbständigkeit und wird im Zuge der saarländischen Gebiets- und Verwaltungsreform Ortsteil der Gemeinde Riegelsberg, obgleich es erheblichen Widerstand gegen diese Eingemeindung gegeben hatte: Eine Meinungsumfrage in der Walpershofer Bevölkerung ergab, dass eine Zwei-Drittel-Mehrheit eine Eingemeindung nach Heusweiler vorgezogen hätte, nur 22% sprachen sich für Riegelsberg aus. - Heusweiler liegt näher, dorthin fuhr man zum Wochenmarkt, zum Arzt; von Walpershofen aus war Riegelsberg damals mit öffentlichen Verkehrsmitteln nur über Heusweiler zu erreichen.[24] - Andererseits gehörte Walpershofen schon seit Jahrzehnten zum Amt Riegelsberg, so dass die Verwaltungsaufgaben in der neuen Einheitsgemeinde ohne Bruch fortgeführt werden konnten. Auch konnte Riegelsberg nur durch die Eingemeindung Walpershofens die vorgeschriebene Mindesteinwohnerzahl von 15.000 erreichen.[25]
1985: Einstellung des Personenzugverkehrs auf der Köllertalstrecke
1990: Fertigstellung der Köllertalhalle (Dorfgemeinschaftshaus und Sporthalle)
27. Juni 2008: Mit der Schließung der Grundschule Walpershofen endet die über 300-jährige Schultradition des Dorfes.
2009/10: Abriss und Neubau der Eisenbahnüberführung in der Dorfmitte
31. Oktober 2011: Beginn des regulären Saarbahn-Verkehrs durch Walpershofen
Weblinks
- Literatur über Walpershofen in der Saarländischen Bibliographie
- Gerhild Krebs: Das Köllertal (1850–2000)
- Einige Bilder
- Sportplatz Walpershofen
- Sportverein Walpershofen
- Turnverein Walpershofen
- Freiwillige Feuerwehr Walpershofen
Literatur
- Heinrich Gerstner, Josef Gillet, Eugen Meyer, Karl Rug: Dorfbuch der Gemeinde Walpershofen, hrsgg. 1958 von der Gemeinde Walpershofen - Nachdruck 1999, Überarbeitung: Helmut Lange
- Geschichtswerkstatt Walpershofen der VHS Riegelsberg: Walpershofen mitten im Köllertal 1293 - 1993 , Festbuch zur 700-Jahr-Feier hrsgg. von der Gemeinde Riegelsberg, erschienen 1993 im Selbstverlag der Gemeinde
- Ortschronik Riegelsberg, hrsgg. von der Gemeinde Riegelsberg, erschienen im Selbstverlag der Gemeinde, Bd.1: 1980, Bd.2: 1993
- Karl-Heinz Janson: Die Grubenbahn Etzenhofen - Walpershofen - Dilsburg. in: Verein Jahrbuch Walpershofen e.V. (Hrsg.): Jahrbuch Walpershofen 2008. 5. Jahrgang (erschienen 2009), S. 82-85
- Helmut Lange: Zum Besten der Kinder ... 300 Jahre Schule in Walpershofen, Riegelsberg 2003
- Helmut Lange, Hans-Georg Huber: Ein Schwarzer Freitag, in: Verein Jahrbuch Walpershofen e.V. (Hrsg.): Jahrbuch Walpershofen 2008. 5. Jahrgang (erschienen 2009), S. 121 ff.
Einzelnachweise
- ↑ Festbuch zur 700-Jahr-Feier, S.13 ff.
- ↑ Gerhild Krebs: Das Köllertal (1850–2000)
- ↑ Dorfbuch, S.13 und S.52.
- ↑ Dorfbuch, S.53.
- ↑ Ortschronik Riegelsberg, Bd.2, S.199
- ↑ Festbuch zur 700-Jahr-Feier, S.23
- ↑ Dorfbuch, S.54 f.
- ↑ Dorfbuch, S.162
- ↑ Dorfbuch, S.59
- ↑ Ortschronik Riegelsberg, Bd.2, S.199
- ↑ Dorfbuch, S.59 ff.
- ↑ Ortschronik Riegelsberg, Bd.2, S.199
- ↑ Gerhild Krebs: Das Köllertal (1850–2000)
- ↑ Dorfbuch, S.13
- ↑ Ortschronik Riegelsberg, Bd.2, S.122
- ↑ die Daten zu den Jahreszahlen 1872 bis 1957 - wenn nicht anders vermerkt: Dorfbuch, S.64-68
- ↑ Ortschronik Riegelsberg, Bd.2, S.199
- ↑ Ortschronik Riegelsberg, Bd.2, S.199
- ↑ Janson, Die Grubenbahn Etzenhofen - Walpershofen - Dilsburg. S. 83.
- ↑ Ortschronik Riegelsberg, Bd.2, S.230
- ↑ TV Walpershofen - Website Vereinsgeschichte
- ↑ Janson, Die Grubenbahn Etzenhofen - Walpershofen - Dilsburg. S. 84.
- ↑ Ortschronik Riegelsberg, Bd.2, S.157 ff.
- ↑ Ortschronik Riegelsberg, Bd.2, S.50 ff.
- ↑ Ortschronik Riegelsberg, Bd.2, S.42 f.
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