Wilhelm-Raabe-Schule (Bremerhaven)

Wilhelm-Raabe-Schule (Bremerhaven)
Wilhelm-Raabe-Schule
Gebäude von 1915
Schulform Schulzentrum der Sekundarstufe I
Gründung 29. April 1878
Ort Bremerhaven - Geestemünde
Land Bremen
Staat Deutschland
Koordinaten 53° 32′ 19,7″ N, 8° 35′ 33,1″ O53.53888.59254Koordinaten: 53° 32′ 19,7″ N, 8° 35′ 33,1″ O
Leitung Dierk Buscher
Website Wilhelm-Raabe-Schule

Die Wilhelm-Raabe-Schule in Bremerhaven-Geestemünde, Friedrich-Ebert-Straße 10, ist ein Schulzentrum der Sekundarstufe I (Klassenstufe 5 - 10). Sie hat einen Gymnasialzweig und einen Sekundarschulzweig, in dem die Schüler entweder den Mittleren Schulabschluss oder die Berufsbildungsreife erlangen können. Ab dem Schuljahr 2011/12 wird die Wilhelm-Raabe-Schule eine Oberschule werden.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Geestemünde

Im alten Bremerhaven hatte es mit der Realschule von 1858 nur eine höhere Schule gegeben. Vergeblich hofften die Hafenorte auf eine gemeinsame Gymnasialschule. So entschloss sich Geestemünde mit seinen damals nur 4.000 Einwohnern, ein eigenes Progymnasium zu errichten. Am 29. April 1878 wurde es im früheren Gebäude des Amtsgerichts in der Bülowstraße eröffnet. Schon in den ersten Jahren übertraf der Zulauf alle Erwartungen. Als Bremerhaven 1882 sein Realgymnasium in ein Vollgymnasium umwandelte, sanken die Schülerzahlen der Geestemünder Schule. Deshalb wurde sie 1885 in eine lateinlose Realschule umgewandelt.

1887 trat der „Geestemünder Lehrplan“ in Kraft, der Englisch als erste Fremdsprache vorsah, das erste Mal an einer öffentlichen Schule in Deutschland. Da die Räume zu klein und zu dunkel waren, verlegte die Schule 1889 in die Schulstraße. 1904 wurde ein Reformrealgymnasium angegliedert. Bald wieder zu klein, wurde ein Neubau am Hohenzollern-Ring (der späteren Friedrich-Ebert-Straße) gebaut, der am 23. April 1908 bezogen wurde. Über dem Eingang zur Aula stand das Motto der Schule: Litteris, patriae, deo! Die Wetterfahne mit dem züchtigenden Lehrer musste auf Protest der Eltern ausgewechselt werden. 1910 wurden die ersten Abiturienten entlassen.

Umbrüche

In den 1920er Jahren wurde die sechsklassige Vorschule abgebaut. Mit der Preußischen Schulreform wurde der Lateinunterricht reduziert. Zugunsten des Bremerhavener Gymnasiums wurde das 1926 hinzugekommene Realgymnasium nach zwei Jahren aufgegeben. 1939 wurde die bremische Stadt Bremerhaven in die preußische Stadt Wesermünde eingegliedert. 1941 musste das Schulhaus aufgegeben und der Kreisleitung der NSDAP als Dienstgebäude überlassen werden. Es diente auch dem Luftschutz und der Unterbringung des Sicherheitsdienstes.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Am 23. Oktober 1945 wurde der Schulbetrieb wieder aufgenommen. Kriegsteilnehmer konnten in Lehrgängen die volle Universitätsreife erlangen. Am 12. Dezember 1945 wurde die Schule als Realgymnasium mit einem humanistischen Zweig wiedereröffnet. Dieser gymnasiale Zweig übernahm die Tradition des alten Bremerhavener Gymnasiums, der Bürgermeister-Smidt-Schule.

Durch eine Verordnung der britischen Militärregierung vom 31. Dezember 1946 wurde der Stadtkreis Wesermünde in die zur Freien Hansestadt Bremen gehörenden Stadt Bremerhaven eingegliedert. Die nach dem Zweiten Weltkrieg erste Stadtverordnetenversammlung konstituierte sich in der Aula der Schule. Am 20. März 1950 gab ihr das Lehrerkollegium den Namen von Wilhelm Raabe. Neben den Oberstudiendirektor trat ein Rektor. Die Koedukation wurde eingeführt.

1957 wurden die Zweige in Hauptschule, Mittelschule (später Realschule) und Gymnasium gegliedert. Das Gymnasium begann mit der 5. Klasse und verlangte in den ersten Jahren eine Aufnahmeprüfung.

Als Bremerhaven 1961 eine Partnerschaft mit dem westpreußischen Elbing eingegangen war, feierte die Schule die Übernahme ihrer Patenschaft für alle Elbinger Schulen. Seither hing am Schuleingang das Elbinger neben dem Bremerhavener Wappen.

1962/63 wurden die alte Sextaner-Baracke an der Hohenstaufenstraße, die Schulhofmauer und der Pavillon, später auch die beiden charakteristischen Türme abgerissen.

Die Umstellung des Schuljahres auf den 1. August brachte 1966 zwei Kurzschuljahre. Die Schülerzahl nahm stark zu. Das Gymnasium hatte 23 Klassen mit 659 Schülern, die Realschule fünf Klassen mit 169 Schülern und die Hauptschule neun Klassen mit 247 Schülern.

Das Ende der Gymnasialen Oberstufe

Zu Beginn des Schuljahres 1974/75 wurden die Oberstufen von fünf der sechs Bremerhavener Gymnasien zusammengelegt. Nur die Wilhelm-Raabe-Schule durfte ihre 11. Klassen noch bis zum Abitur durchlaufen lassen. 1977/78 hatte die Schule 49 Klassen mit 1.465 Schülern, d. h. durchschnittlich 30 Schüler bei neun Wanderklassen. Das bis dahin einzige altsprachliche Gymnasium Bremerhavens lief aus, wobei die Wilhelm-Raabe-Schule nach wie vor das Fach Latein anbietet. Eine Orientierungsstufe wurde eingeführt.

Schulzentrum heute

Die Wilhelm-Raabe-Schule wurde nach 1977/78 zu einem Schulzentrum der Sekundarstufe I (Klassenstufe 5 - 10) umgewandelt mit den Abteilungen

  • Orientierungsstufe, Klasse 5 - 6,
  • Gymnasium, Klassen 7 - 10,
  • Hauptschule, Klassen 7 - 10,
  • Realschule, Klassen 7 - 10.

Ab dem Schuljahr 2004/05:

  • Gymnasium, Klassen 5 - 9,
  • Sekundarschule, Klassen 5 bis 8,
  • BBR (Berufbildungsreife), Klassen 9 und 10,
  • MSA (Mittlerer Schulabschluss), Klassen 9 und 10.

Ab dem Schuljahr 2011/12

  • Oberschule, Klassen 5 - 10.

Die Schüler aller Abteilungen verlassen die Schule zur Zeit nach der 10. Klasse., lediglich die Schüler der Gymnasialklassen die nach dem neuen Modell des Abiturs nach 12 Jahren erwerben können, verlassen die Schule bereits nach dem 9. Schuljahr.

Siehe auch: Bremer Schulwesen

Lehrer

An der Schule wirkten bedeutende Lehrer, Kunsterzieher, Musikpädagogen und Philologen:

  • Dr. Karl-Wilhelm Blumberg' (Latein, Griechisch)
  • Martin Eisenschmidt (Latein, Griechisch)
  • Dr. Kurt Meyer (Deutsch, Geschichte) [1]
  • Dr. Rudolf Roßberg (Philosophie, Physik, Mathematik) [2]
  • Paul Kunze (Kunst)
  • Walter Nordmann und Werner Steinmeier waren feste Größen im Bremerhavener Musikleben und leiteten Chor und Orchester der Schule[3]
  • Wolfgang Rapp und Alfred Kunst brachten über das Laienspiel viele Schüler zum Theater
  • Heinz Aulfes (Geschichte, Politik)
  • Dr. Dieter Weber (Germanistik)
  • Dr. Gerhard Junge (Romanistik, Germanistik) [4]
  • Dr. Rudolf Korth war der Theater- und Literaturkritiker der Stadt

Schulleitung

Oberstudiendirektoren des Gymnasiums

  • 1912-1928 Prof. Dr. Lemke
  • 1929-1941 Dr. Karlaugust Strate
  • 1941-1947 Moritz Waje
  • 1947-1959 Hermann Randermann
  • 1959-1975 Dr. Heinz Rogge
  • 1975 Theodor Meyerholz
  • 2006-2010 Joachim Schlegel

Schulleiter des Schulzentrums

  • Aktuell: Dierk Buscher

Stellvertretende Schulleiter (Rektoren)

  • 1950-1963 Erich Manske
  • 1964-1973 Adolf-Walter Schmidt
  • 1973 Helmut Klatt
  • Aktuell: Matthias Schmuhl

Musik auf Tonträgern

  • Kinderchor. Jugendchor. Orchester, Schallplatte. Lorby-Schallplatten 1988
  • Mädchenchor und Orchester der Wilhelm-Raabe-Schule Bremerhaven, Kompaktkassette. Landshut 1996

Literatur

  • Helmut Hannemann: Festschrift zur 100-Jahrfeier der Wilhelm-Raabe-Schule 1878 – 1978. Bremerhaven, o. J.
  • Hermann Randermann: Realgymnasium mit Gymnasium Bremerhaven-Geestemünde. Bericht über das Schuljahr 1949. Bremerhaven 1950

Anmerkungen

  1. Meyer kam vom Goethe-Institut auf Korfu
  2. Eisenschmidt, Meyer und Roßberg lagen vor dem Zweiten Weltkrieg an der Leipziger Thomasschule jahrelang im Wettstreit um die Rolle als Primus Omnium. Roßberg galt im Land Bremen als „das Genie der Didaktik der Mathematik“
  3. Viele Schüler sangen in der Stadtkantorei, in Kirchenchören, im Bachchor und im Opernchor des Stadttheaters
  4. Junge leitete zwei Jahre lang die Deutsche Schule in Djakarta

Weblinks


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