- Wilhelm Heer
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Wilhelm Heer, auch Willi oder Willy Heer, (* 21. Juni 1894 in Rothenburg ob der Tauber; † 5. Juni 1961 ebenda) war ein deutscher Politiker (NSDAP).
Inhaltsverzeichnis
Leben und Wirken
Nach dem Besuch der Volksschule und des Progymnasiums wurde Wilhelm Heer an der städtischen Bauschule in Nürnberg im Maurer-, Steinmetz- und Architekturmodelleurhandwerk ausgebildet. Anschließend verdiente er seinen Lebensunterhalt als Hochbautechniker. Am 15. April 1921 wurde er städtischer Bauführer in Kitzingen am Main.
Von November 1914 bis Dezember 1918 nahm Wilhelm Heer am Ersten Weltkrieg teil, in dem er zweimal verwundet und mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet wurde. Nach Kriegsende schloss er sich dem Freikorps Epp an, mit dem er an der Niederschlagung der Münchner Räterepublik teilnahm.
Am 1. März 1921 trat Wilhelm Heer in die NSDAP ein, für die er noch im März 1921 die Ortsgruppe Rothenburg ob der Tauber und im September 1921 die Ortsgruppe Kitzingen gründete. Später übernahm er zudem Funktionen als Kreisleiter der Kreise Kitzingen, Gerolzhofen und Ochsenfurt sowie ab August 1933 als stellvertretender Präsident des Kreistags von Mainfranken. Wilhelm Heer nahm an allen Straßenkämpfen und Saalschlachten im Maindreieck teil. Am 6. November 1922 wurde er in Hohenfeld schwer verwundet.
Im Mai 1933 wurde Wilhelm Heer Mitglied des Stadtrates von Kitzingen und des Kreistages von Unterfranken.
Von November 1933 bis zum Ende der NS-Herrschaft im Frühjahr 1945 saß Wilhelm Heer als Abgeordneter für den Wahlkreis 26 (Franken) im nationalsozialistischen Reichstag. Des Weiteren wurde er mit dem Koburger Ehrenzeichen und dem Goldenen Ehrenzeichen der NSDAP ausgezeichnet.
Am 23. Februar wurde er in Folge eines schweren Bombenangriffs in Kitzingen verschüttet und seine Wohnung vernichtet. Er konnte sich durch einen Kellerdurchbruch retten. Noch vor dem Ende des II. Weltkriegs (8. Mai 1945) floh Wilhelm Heer nach Österreich, von wo er am 20. Juni 1945 ausgewiesen wurde.
Inhaftierungen
Am 24. Juni 1945 erfolgte die Inhaftierung im Rothenburger Gefängnis, wenige Tage später die Überführung ins Internierungslager Hammelburg. Vom April 1947 bis September 1948 war Wilhelm Heer in den Krankenabteilungen der Zivilinternierungslager Ludwigsburg und Garmisch inhaftiert. Gleich nach seiner Entlassung 1948 folgte ein halbes Jahr Untersuchungshaft in Kitzingen und Würzburg. Im sogenannten "Kitzinger Synagogenprozeß", der bis heute zu heftigen Kontroversen führt und als Schauprozess von allen Seiten kritisiert wird[1], wurde Wilhelm Heer, mittlerweile schwer erkrankt, vom Landgericht Würzburg am 16. März 1949 zu einer Freiheitsstrafe verurteilt. Daraufhin wurde er 2½ Jahre in der Krankenabteilung der Strafanstalt Kaisheim inhaftiert. Vorzeitige Entlassungsgesuche wegen Krankheit wurden wegen angeblicher "Fluchtgefahr" von der Staatsanwaltschaft nicht genehmigt. Die Entlassung aus der Strafanstalt Kaisheim erfolgte erst am 12. Oktober 1951 nach in Kraft treten des Entnazifizierungsschlussgesetz vom 1. Juli 1951 unter der Bewilligung einer Bewährungsfrist.[2]
Familie
Heers Onkel ist der Bildhauer Adolf Heer.
Literatur
- Joachim Lilla (Bearbeiter): Statisten in Uniform. Die Mitglieder des Reichstags 1933-1945, Düsseldorf 2004. ISBN 3-7700-5254-4.
- Erich Stockhorst: 5000 Köpfe – Wer war was im Dritten Reich, Kiel 2000. ISBN 3-88741-116-1.
- Albrecht Liess, Staatsarchiv Würzburg, Institut für Zeitgeschichte München-Berlin, Unterfranken (Germany), Bavaria (Germany). Generaldirektion der Staatlichen Archive: Wege in die Vernichtung: die Deportation der Juden aus Mainfranken 1941-1943: Begleitband zur Ausstellung des Staatsarchivs Würzburg und des Instituts für Zeitgeschichte München-Berlin in Zusammenarbeit mit dem Bezirk Unterfranken / [Gesamtredaktion des Begleitbandes, Albrecht Liess]. Ausgabe 3 von Sonderveröffentlichungen der Staatlichen Archive Bayerns. 2003.
Weblinks
Quellennachweise
- ↑ Vgl. z. B.: Mainpost vom 22. November 2009. Gerolzhofen: Der Tag, an dem es Gerolzhofen nicht gab. Stephan Oettermann referierte über den Pogrom 1938 in Gerolzhofen und Frankenwinheim.
- ↑ Knobling, Harald: Die Synagoge in Kitzingen: Geschichte, Gestalt, Bedeutung. Band 6 von Schriften des Stadtarchivs Kitzingen. Sauerbrey, 2003. Außerdem unveröffentlichte Erinnerungen von Lothar Heer, zusammengestellt 1999.
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