- Mainfranken
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Die Region Mainfranken mit ihren beiden Oberzentren Würzburg und Schweinfurt stellt den östlichen Teil des bayerischen Regierungsbezirks Unterfranken dar. Als historische Trennlinie fungierend, grenzt der Spessart Mainfranken von der zweiten unterfränkischen Teilregion – dem Bayerischen Untermain – ab.
Mainfranken bezeichnet im Wesentlichen die am Maindreieck und teils die am Mainviereck gelegenen Gebiete Frankens.
Inhaltsverzeichnis
Begrifflichkeit und geographische Abgrenzung
Der Begriff "Mainfranken" wurde von Fritz Knapp, Professor für Kunstgeschichte an der Universität Würzburg, in seinem Buch "Mainfranken – eine kunstgeschichtliche Heimatkunde" (2. Aufl. 1937, 376 S., Verlag Stürtz, Würzburg) umfassend verwendet. Er beschreibt die Kunstprovinz "Mainfranken" von Bamberg über Würzburg bis Aschaffenburg.
Amtlich wurde der Begriff "Mainfranken" durch Verordnung der bayerischen Staatsregierung vom 20. Mai 1938 (GVBl. 1938, 199) eingeführt und löste mit Wirkung vom 1. Juni 1938 die bisherige Bezeichnung "Unterfranken und Aschaffenburg" ab. Nach Ende des Dritten Reiches wurde der Name am 15. Juli 1946 erneut geändert und der Regierungsbezirk "Unterfranken" ohne den Zusatz Aschaffenburg genannt.
Aus heutiger Sicht hat sich die geographische Definition Mainfrankens als "das Gebiet der beiden Planungsregionen Würzburg und Schweinfurt-Rhön."[1] durchgesetzt. Gleichzeitig entspricht Mainfranken damit der geographischen Ausdehnung des Kammerbezirks der IHK Würzburg-Schweinfurt sowie der kommunalen Arbeitsgemeinschaft Chancen-Region Mainfranken.
Basisdaten Einwohner 962.874 Fläche 7.000 km² Bevölkerungsdichte 136 Einw./km² Städte und Gemeinden 234 Größte Städte Würzburg 134.460 Schweinfurt 55.655
Im administrativen Sinne umfasst Mainfranken folgende kommunalen Gebietskörperschaften:
- Kreisfreie Stadt Schweinfurt (55.655 Einwohner)
- Kreisfreie Stadt Würzburg (134.460 Einwohner)
- Landkreis Bad Kissingen (106.895 Einwohner)
- Landkreis Haßberge (87.032 Einwohner)
- Landkreis Kitzingen (89.366 Einwohner)
- Landkreis Main-Spessart (130.611 Einwohner)
- Landkreis Rhön-Grabfeld (85.086 Einwohner)
- Landkreis Schweinfurt (114.993 Einwohner)
- Landkreis Würzburg (160.559 Einwohner)
Manchmal wird der Begriff Mainfranken synonym mit Unterfranken verwendet, siehe auch die Einteilung der Reichsgaue von 1939 bis 1945.
Im weiteren Sinne wird mit Mainfranken seltener auch das mittelalterliche Herzogtum Ostfranken bezeichnet. Während der Obermain zu Ostfranken zählt, rechnet man den Mittelmain aber bereits zu Westfranken.
Mainfranken deckt sich weitgehend mit dem Weinanbaugebiet Franken.
Wirtschaft
Wirtschaftliche Kennziffern Unternehmen 60.000 Beschäftigte (gesamt) 315.244 Beschäftigte (nach Sektoren) Produzierendes Gewerbe: 39 % Handel, Gastgewerbe, Verkehr: 22 % Sonstige Dienstleistungen: 38 % Land- und Forstwirtschaft: 1 % BIP in Mio. € 26.118 BIP je Einwohner in € 29.269 Exportquote 41,8 % Arbeitslosenquote 3,7 % Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts noch stark landwirtschaftlich geprägt, hat sich Mainfranken in den letzten Jahren zu einem modernen Industrie- und Dienstleistungsstandort entwickelt, der vom Europäischen Statistikamt Eurostat inzwischen regelmäßig unter den TOP 10 der führenden Hightech-Standorte Europas gelistet wird.
Insgesamt sind 60.000 Unternehmen aus einem breiten Branchenspektrum in Mainfranken beheimatet. Dieses reicht von traditionellen Handwerksbetrieben über Dienstleistungsunternehmen bis hin zu Global Player und mittelständischen Unternehmen aus Industriebranchen wie Maschinenbau und Automobilzulieferung. Zu den in Mainfranken angesiedelten bekannten Marken gehören unter anderem BASF (Würzburg), Bionade (Ostheim/Rhön), Bosch Rexroth (Lohr am Main), Braun (Marktheidenfeld), Danone (Ochsenfurt), Fränkische Rohrwerke (Königsberg in Bayern), FAG (Schweinfurt), Fresenius (Schweinfurt) Knauf (Iphofen), Kneipp (Würzburg), Koenig & Bauer (Würzburg), Kühne (Sennfeld), René Lezard (Stadtschwarzach), Rhön-Klinikum (Bad Neustadt/Saale), s.Oliver (Rottendorf), Siemens (Bad Neustadt/Saale), SKF (Schweinfurt) und ZF Sachs (Schweinfurt).
Ein weiterer, stark in Mainfranken verwurzelter Wirtschaftszweig ist der Weinbau. Vor allem im Rahmen der touristischen Inwertsetzung der Region kommt diesem eine große Bedeutung zu, ist doch sowohl die Kulturlandschaft, als auch das Image und Selbstverständnis Mainfrankens stark von der Weinwirtschaft geprägt. Der Bocksbeutel – Symbol des fränkischen Weinbaus – ist seit mindestens 250 Jahren typisches Behältnis für den Frankenwein.
Kompetenzfelder
Folgende überregional bedeutsamen Wirtschaftssektoren wurden im Rahmen einer unabhängigen Prognos-Studie als Kernkompetenzen des Wirtschaftsstandorts Mainfranken identifiziert:
Automotive/Maschinenbau
Im Bereich Automotive/Maschinenbau belegt Mainfranken laut Studie Rang vier unter bundesweit 97 Regionen und fungiert als Drehscheibe zwischen den Standorten der großen Automobilhersteller. Regionale Kompetenzen liegen dabei insbesondere in den Bereichen Präzisions- und Wälzlagertechnologie, Brems- und Kupplungssysteme, Antriebs- und Steuerungstechnik, Hydraulik, Druckmaschinen sowie Kfz-Elektromotoren und Kfz-Bediensysteme. Den hohen Stellenwert des Sektors verdeutlicht die überproportionale Steigerung der Beschäftigtenzahl auf über 40.000 in den vergangenen Jahren. Die Standorte der Unternehmen in diesem Kompetenzfeld finden sich in der gesamten Region mit Schwerpunkten in Schweinfurt, den Landkreisen Main-Spessart, Haßberge, Rhön-Grabfeld, Würzburg und Kitzingen.
Gesundheit/Bio-Medizin
Ein Standbein des Gesundheitssektors in Mainfranken bildet die Bio- und Medizintechnologie. Deren Entstehung wurde maßgeblich von den wissenschaftlich-medizinischen Einrichtungen der Universität Würzburg, der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt sowie des Universitätsklinikums Würzburg geprägt. Die nördlich gelegenen Gebiete Mainfrankens hingegen haben sich auf das Kur- und Klinikwesen sowie den Wellnessbereich spezialisiert. Im Bäderland Bayerische Rhön mit den Kurorten Bad Kissingen, Bad Brückenau, Bad Neustadt, Bad Bocklet und Bad Königshofen werden heute Heil-, Kur- und Rehaverfahren realisiert. Im Rahmen des 2008 gestarteten Wettbewerbs des Bundesministeriums für Bildung und Forschung zu den „Gesundheitsregionen der Zukunft“ liegt Mainfranken unter den TOP 20 der deutschen Regionen.
Neue Materialien
Basis der mainfränkischen Kompetenz in der Querschnittstechnologie Neue Materialien bilden die in der Region ansässigen Forschungseinrichtungen der beiden Hochschulen sowie außeruniversitäre Forschungszentren, wie das Fraunhofer Institut für Silicatforschung ISC, das Süddeutsche Kunststoff-Zentrum, das Bayerische Zentrum für angewandte Energieforschung e.V. (ZAE Bayern) oder die Neue Materialien Würzburg GmbH. Die in Würzburg ansässige Nanoinitiative Bayern GmbH übernimmt die Clustermanagement-Aufgaben des bayerischen Nanotechnologie-Clusters. Themenschwerpunkten der regionalen Werkstoffkompetenz in Forschung und Anwendung liegen in den Bereichen Funktionswerkstoffe, Kunststofftechnologie, Copolymere, Verarbeitungstechnologie, Nanostrukturierte Materialien sowie Komposite.
Logistik
Auf Grund der zentralen, verkehrsgünstigen Lage in Deutschland und Europa weist die Logistik in Mainfranken überdurchschnittliche Wachstumsraten auf. So konnten in den vergangenen Jahren zahlreiche neue Logistikzentren international agierender Unternehmen realisiert und die regionalen Logistikkompetenzen in Forschung und Anwendung erweitert werden. Diese liegen vor allem in den Bereichen "Komplexe Logistiksysteme", "Tracking & Tracing" sowie "Logistik-IT-Systeme".
Verkehr
Straße
Mainfranken ist über die beiden Hauptachsen A3 in West-Ost-Richtung und A7 in Nord-Süd-Richtung an das europäische Fernstraßennetz angebunden. Ergänzt werden diese durch die Autobahnen A70 (Richtung Bamberg/Bayreuth), A71 (Richtung Thüringen/Erfurt) und A81 (Richtung Stuttgart).
Schiene
Mit dem Hauptbahnhof Würzburg als Intercity-Knotenpunkt hat die Region unmittelbaren Anschluss an das europäische Bahnfernverkehrsnetz. Des Weiteren befindet sich in Gemünden am Main ein Bahnknoten, der als Drehkreuz im Fracht- und Güterverkehr der Eisenbahnverkehrsunternehmen fungiert.
Wasserweg
Der Main ist prägendes Landschaftselement und mit seiner Schifffahrt traditioneller Verkehrsweg der Region. Über den Rhein-Main-Donau-Kanal verbindet der Main heute die Nordsee mit dem Schwarzen Meer und ist somit in eine der zentralen europäischen Wasserstraßen eingebunden. Mit den Häfen Würzburg, Schweinfurt, Haßfurt, Kitzingen, Marktbreit, Ochsenfurt und Zeil am Main verfügt die Region über 7 Umschlagplätze vom Schiff auf andere Verkehrsträger.
Luftverkehr
Auf Grund der guten verkehrsinfrastrukturellen Vernetzung mit den benachbarten Metropolen über Schiene und Straße sind die Flughäfen Frankfurt am Main, Nürnberg und Stuttgart schnell zu erreichen. Die regionalen Verkehrslandeplätze Giebelstadt (bei Würzburg) und Haßfurt (bei Schweinfurt) werden hauptsächlich für den Geschäftsreiseverkehr mainfränkischer Unternehmen genutzt.
ÖPNV
Aktuell umfasst der Verkehrsunternehmens-Verbund Mainfranken (VVM) das Gebiet der Stadt und des Landkreises Würzburg und sorgt für einheitliche Tarife und abgestimmte Fahrpläne unter den verschiedenen Trägern des öffentlichen Nahverkehrs. Zum 1. Februar 2009 wird die Kitzinger Nahverkehrsgemeinschaft (KiNG) dem VVM beitreten. Ziel des weiteren Integrationsprozesses ist es, den Verkehrsverbund auf ganz Mainfranken auszudehnen.
Regionalentwicklung – Region Mainfranken GmbH
Vor dem Hintergrund des verschärften Wettbewerbs der Regionen wurde im Jahr 2011 die Region Mainfranken GmbH gegründet. Gesellschafter der Regionalentwicklungsgesellschaft sind die
- 7 mainfränkischen Landkreise
- 2 kreisfreien Städte
- Wirtschaftskammern IHK Würzburg-Schweinfurt und HWK für Unterfranken
Unter dem Dach der Region Mainfranken GmbH sind die zentralen regionalen Akteure versammelt, mit dem Kernmotiv, alle vorhandenen Kräfte zu Gunsten einer aktiven Gestaltung der Zukunft Mainfrankens zu bündeln.
Zentrale Aufgabe der Regionalentwicklungsgesellschaft ist die Stärkung der Region als eigenständigen, attraktiven Wirtschaftsstandort und Lebensraum durch Projekte im Regionalmarketing in der Regionalentwicklung.
Naturraum Mainfranken
In naturräumlicher Hinsicht ergibt sich für Mainfranken eine landschaftliche Dreiheit aus Gäuflächen, den Tälern des Mains und seiner Zuflüsse sowie den rahmenden Mittelgebirgen.
Die Mainfränkischen Platten bilden die zentrale naturräumliche Einheit Mainfrankens. Aufgrund ihrer überwiegend agrarischen Prägung als Kulturlandschaft, werden sie häufig etwas unpräzise als Gäulandschaften bezeichnet. Diese profitieren vom geökologischen Standortvorteil einer hohen Bodenbonität durch Parabraunerden auf Lößbasis. Diese agrargeographische Gunstsituation ermöglicht eine intensive landwirtschaftliche Nutzung mit Spezialisierung auf den Anbau von Zuckerrüben, Weizen, Braugerste und Raps, teilweise auch auf Erwerbsgartenbau.
Die darin eingeschnittenen Flussläufe des Mains und seiner Hauptzuflüsse Fränkische Saale, Sinn und Wern bilden mit ihren Terrassen- und Steilhängen die natürliche Basis für den mainfränkischen Weinbau.
Eingerahmt wird Mainfranken von den Mittelgebirgslandschaften Rhön im Norden, Spessart im Westen sowie Haßberge und Steigerwald im Osten. Mit der Einrichtung von vier Naturparks werden diese wertvollen Kulturlandschaften in ihrer heutigen Form bewahrt und gleichzeitig für einen naturnahen, sanften Tourismus in Wert gesetzt. Zudem wurde die Rhön im Jahre 1991 länderübergreifend von der UNESCO als Biosphärenreservat anerkannt.
Literatur
- Franz X. Bogner: Mainfranken aus der Luft – Maindreieck und Mainviereck. Luftbildband. Stürtz Würzburg 12/2007 (ISBN 978-3-8003-1791-2).
- Ulrich Ante, Jürgen Kopf, Manfred Plagens und Jörg Philipp: Mainfranken – Eine Untersuchung zur regionalen Entwicklung. Würzburg, 2006.
- Ulrich Ante: Zur Raumwahrnehmung im westlichen Unterfranken: Von der ländlichen zur zwischenstädtischen Region? In: Würzburger Geographische Manuskripte. Heft 70, 2005, S. 47–45.
- Sonja Kraft: Strukturkrise und Strukturwandel in Schweinfurt. Akteure und Prozesse der post-industriellen Transformation., Würzburger Geographische Manuskripte, Heft 56, 2001.
- Burkhard Müller: Mainfranken (ein Essay in Deutsche Landschaften), S. Fischer Verlag 2003, ISBN 3-10-070404-5.
- Herbert Schultheis: Juden in Mainfranken 1933–1945 unter besonderer Berücksichtigung der Deportationen Würzburger Juden. Bad Neustadt a. d. Saale 1980. ISBN 3-9800482-0-9.
- Verlag Kommunikation & Wirtschaft GmbH, IHK Würzburg-Schweinfurt (Hrsg.): Wirtschaftsregion Mainfranken, Oldenburg 2007.
- Horst-Günter Wagner: Mainfranken – Wirtschaftsgeographische Entwicklungswege und Problemfelder. S. 17–35 in: Marquardt-Kuron, Arnulf u. Konrad Schliephake (Hrsg.): Raumbezogene Verkehrswissenschaften – Anwendung und Konzept. Bonn 1996, 428 S. = Material zu Angewandten Geographie Band 26.
- Horst-Günter Wagner: Die Entwicklung des Wirtschaftsraumes Unterfranken 1814–2000. S. 137–190 in: Kolb, Peter u. Ernst-Günter Krenig (Hrsg.): Unterfränkische Geschichte, Bad 5/1: Von der Eingliederung in das Königreich Bayern bis zum 21. Jahrhundert. Würzburg 2002, 640 S.
- Horst-Günter Wagner, Winfried Schenk: Dynamik und Struktur der Bevölkerung in Unterfranken seit 1815. S. 55–74. in: Peter Kolb und Ernst-Günter Krenig (Hrsg.): Unterfränkische Geschichte, Bd. 5/1. Würzburg 2002, 640 S.
- Horst-Günter Wagner: Mainfranken: Chancen und Risiken eines Wirtschaftsraumes. Gedanken zu einem Marketing-Konzept. In: Würzburger Geographie Arbeiten. Band 89, 1994, S. 33–49.
Einzelnachweise
- ↑ Horst-Günter Wagner: Mainfranken: Chancen und Risiken eines Wirtschaftsraumes. Gedanken zu einem Marketing-Konzept. Würzburger Geographische Arbeiten, Band 89, 1994, S. 33.
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