Übernamen der Engadiner Dörfer

Übernamen der Engadiner Dörfer

Die Übernamen der Engadiner Dörfer sind eine kulturelle Besonderheit insbesondere des Unterengadins im Kanton Graubünden und historisch später und etwas weniger verbreitet auch im Oberengadin, bei der jedes Dorf einen Über- bzw. Spottnamen (rätoromanisch in den ladinischen Idiomen surnom) erhalten hat. Der Name steht in Verbindung mit Legenden, die sich um das jeweilige Dorf ranken. Die Tradition, Einwohner mit dem Übernamen zu belegen, hat sich bis heute im Engadin erhalten.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Übernamen entsprechen jahrhundertealter mündlicher Tradition und gehen auf die Frühe Neuzeit zurück. Schriftlich fixiert wurden sie erstmalig vom Scuoler Rechtsanwalt Nott Arquint im Jahre 1880. Sie erscheinen in poetischer Form in einer Gedichtssammlung Burlescas d'Engiadina (dt.: Engadiner Possen)[1]. In dieser Kollektion fehlen die Oberengadiner Orte, die dort alle unter der Bezeichnung ils puters (auch der Ausdruck für die Oberengadinische Sprache) subsumiert werden.

1909 ergänzte Gaudenz Barblan die Erzählungen um die Oberengadiner Orte anhand alter Überlieferung und veröffentlichte die gesamtengadinische Sammlung in den Annalas (= Jahrbüchern) da la Società Retorumantscha[2].

Die Übernamen

Unterengadin

  • Compatsch / Champatsch (Samnaun) - die Geschickten (rät.: ils indschignaivels)
  • Tschlin - die Zigeuner (ils tschiainders)
  • Ramosch - die Ahlentreiber (ils süblats)
  • Sent - die Esel (ils asens)
  • Scuol - die Schweine (ils porchs oder ils tschukels)
  • Tarasp - die Messefresser (ils magliamessas)
  • Ftan - die Ochsen (ils muois)
  • Ardez - die Schafe (la bescha [kollektiver Plural])
  • Guarda - die Spekulanten (ils speculants), vgl. unten Celerina/Schlarigna
  • Lavin - die Kuhwürger (ils stranglavachas)
  • Susch - die Mörder (ils morders)
  • Zernez - die Hundefresser (ils magliachognas)

Oberengadin

Literatur

  • Ils surnoms da noss cumüns - üna particularità da noss cumüns. Die Spottnamen unserer Dörfer - eine Engadiner Eigenart, hg. unter dem Korrektorat von Helen Gysin, der Lia Rumantscha und Anita Gordon-Steinrisser, 2. Auflage Scuol 2007, ISBN 978-3-033-01422-0

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ils surnoms da noss cumüns ... (siehe Literatur), S.9
  2. ebd.

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