Sent GR

Sent GR
GR ist das Kürzel für den Kanton Graubünden in der Schweiz und wird verwendet, um Verwechslungen mit anderen Einträgen des Namens Sentf zu vermeiden.
Sent
Wappen von Sent
Basisdaten
Staat: Schweiz
Kanton: Graubünden
Bezirk: Innw
Gemeindenummer: 3763i1f3f4
Postleitzahl: 7554
Koordinaten: (820863 / 189132)46.81666810.3333341440Koordinaten: 46° 49′ 0″ N, 10° 20′ 0″ O; CH1903: (820863 / 189132)
Höhe: 1'440 m ü. M.
Fläche: 111.61 km²
Einwohner: 877 (31. Dezember 2009)[1]
Website: www.sent-online.ch
Sent GR

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Karte
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Über dieses Bild
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Sent (deutsch: Sins) ist eine politische Gemeinde im Kreis Suot Tasna, Bezirk Inn des Schweizer Kantons Graubünden.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Sent ist ein Ort im Unterengadin, der auf einer Sonnenterrasse ca. 1'450 m hoch über dem Inn liegt. In der Gemeinde leben 877 Einwohner (Ende 2009). Zu Sent gehören die Fraktionen Sur En, Crusch, Sinestra und Zuort.

Geschichte

Die erste Erwähnung der Gemeinde Sent findet sich im Jahre 930. Knapp 500 Jahre später, im Jahre 1400, wies das Gemeindegebiet dieselbe Ausdehnung auf wie noch heute. Neben der Nachbargemeinde Scuol war Sent zwischen 1572 – 300 Häuser, 1000 Einwohner – und 1900 die grösste Gemeinde des Engadins. Sent hiess früher auch Sinz und Sindes. Onomastisch sind der Name und seine Herkunft bis heute ungedeutet.

1499 äscherte ein österreichisches Heer Sent ein. Mit grossen Bränden in den Jahren 1596, 1748, 1823, 1911 und 1921 blieb dies bei weitem nicht die einzige Brandkatastrophe.

Auszeichnungen

Für seine ökologischen Bemühungen erhielt die Gemeinde am 19. November 2011 das Label «Energiestadt[2]».

Wappen

Blasonierung: In Silber über grünem Dreiberg ein pfahlweise gestellter, schwarzer Schlüssel, das Attribut des Kirchenpatrons Petrus

Der Hügel mit der Ruine der Peterskirche bilden das Wahrzeichen der Gemeinde.

Bevölkerung

Sprachen

Die bündnerromanische Mundart Vallader ist bis heute die Sprache der Bevölkerungsmehrheit geblieben. Bis weit ins 19. Jahrhundert wurde sie von allen Bewohnern verwendet. Doch gab es bis 1970 eine kleine deutschsprachige Minderheit. 1880 gaben 88 %, 1910 schon 89 %, 1941 gar 91 % und 1970 noch 86 % der Bevölkerung Romanisch als ihre Umgangssprache an. Seither hat der Anteil der Deutschsprachigen stark zugenommen. Dies zeigt auch folgende Tabelle:

Sprachen in Sent
Sprachen Volkszählung 1980 Volkszählung 1990 Volkszählung 2000
Anzahl Anteil Anzahl Anteil Anzahl Anteil
Deutsch 89 12,79 % 154 20,00 % 232 26,82 %
Rätoromanisch 561 80,60 % 567 73,64 % 591 68,32 %
Italienisch 32 4,60 % 23 2,99 % 15 1,73 %
Einwohner 696 100 % 770 100 % 865 100 %

Romanisch wird von der Gemeinde und der Schule unterstützt. Im Jahr 1990 verstanden 86 % und 2000 noch 84 % der Bevölkerung Romanisch.

Religionen und Konfessionen

Die Gemeinde trat erst 1576 zur Reformation über, also viel später als die übrigen Unterengadiner Orte.

Herkunft und Nationalität

Von den 877 Bewohnern Ende 2009 waren 795 Schweizer Staatsangehörige.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Brauchtum

Am 6. Januar wird das Fest Babania gefeiert.

Bauwerke

Sent im Winter, vom östlichen Ende des Dorfes aus
  • Typisch für Sent sind Häuser, die mit Sgraffito verziert sind.
  • Von weitem sichtbar ist der Kirchturm der reformierten Kirche, der in der heutigen spitzen Form erst Ende des 19. Jahrhunderts gebaut wurde. Die Kirche selbst ist wesentlich älter.
  • Beim Dorfeingang findet sich die Ruine der alten Kirche Baseglia San Peder, welche vermutlich um das Jahr 1200 gebaut wurde.[3] Nach der Reformation verfiel die Kirche langsam. Der Turm wurde zeitweise als Munitions- und Pulvermagazin gebraucht. Vermutlich steht er deshalb noch. Das Bauwerk befindet sich im Besitz der Familie des Dichters Peider Lansel.
Ein typischer Senter Giebel

Senter Giebel

Senter Giebel[4] findet man als architektonische Eigenart hauptsächlich in Sent, und seltener in anderen Dörfern der Umgebung. Die Besonderheit besteht in der geschweiften Form des Dachgiebels. Er gelangte zu Ende des 18. Jahrhunderts durch Südtiroler Handwerker ins Engadin. Mit der Zeit wurde diese barocke Giebelform zu einem Merkmal des Dorfes und erhielt deshalb ihren Namen.

Ackerterrassen

[5] An der Hanglage von Sent wurde früher Ackerbau betrieben. Um den Hang zu bebauen, wurde er in Terrassen umgestaltet. Die steilen Stücke zwischen den heutigen Viehweiden bestehen aus Hecken, eine für die Schweiz einzigartige Landschaftsform. Viele Vogelarten finden dort einen Lebensraum.

Übername

In der Tradition der Übernamen der Engadiner Dörfer heissen die Senter ils asens (dt.: die Esel).

Persönlichkeiten

Durch ihre Herkunft bzw. Aufenthalte und Tätigkeiten mit Sent verbunden sind u.a.:

Literaten und Publizisten

  • Nicola Bardola (* 1959), Autor, Journalist, Übersetzer.[6]
  • Cla Biert (1920–1981), Schriftsteller. Lebte ab 1978 in Sent.[7]
  • Manfred Koch (* 1955), Literaturwissenschafter, Essayist und Literaturkritiker. Lebt seit 2007 in Sent.
  • Peider Lansel (1863–1943), Dichter und Förderer des Rätoromanischen. Mit einer Senterin verheiratet und zeitweise hier wohnhaft.
  • Angelika Overath (* 1957), Literaturwissenschafterin, Journalistin, Schriftstellerin. Lebt seit 2007 in Sent, 2010 erschien ihr Werk Alle Farben des Schnees. Senter Tagebuch.
  • Andri Peer (1921–1985), Schriftsteller, geboren in Sent.
  • Jon Pult (1911-1991), Publizist und Sprachpolitiker
  • Conradin Riola (1667/1670–1743), reformierter Geistlicher und theologischer Schriftsteller

Bildende Künstler

  • Max Huggler (1903–1994), Kunstwissenschafter. Lebte zeitweise in Sent.[9]
  • Wolfgang Laib (* 1950), Objekt- und Installationskünstler. Zeigte Ausstellung in der „Chasa dal guvernatur“ 2009, seither dort seine mit Bienenwachs ausgekleidete „Zelle“.[10][11]
  • Gian Enzo Sperone, Kunsthändler und Galerist in Rom, New York (Sperone Westwater) und Sent. Seit 2006 Besitzer der „Chasa dal guvernatur“ und Betreiber der dortigen Galerie.[12]
  • Not Vital (* 1948 in Sent), Bildhauer, Maler, Zeichner, Kupferstecher. Schöpfer des Parkin „Not dal Mot“. Werke in der „Chasa dal guvernatur“.[13]

Musiker

  • Willem Mengelberg (1871–1951), Dirigent und Komponist. Lebte zeitweise auf Hof Zuort, stiftete die dortige Kapelle.[14]
  • Warren Thew (1927–1984), Pianist, Komponist, Dichter und Zeichner. Lebte ab 1972 zeitweise in Sent; Schrieb seither rätoromanische Gedichte und Lieder.[15][16]

Wirtschaft und Infrastruktur

Haupteinnahmequelle des Orts ist der Tourismus. Im Winter kommen viele Gäste, die im benachbarten Ort Scuol mit der Bergbahn ins Skigebiet Motta Naluns fahren.

Im Sommer bewirtschaften elf Senter Bauern gemeinschaftlich noch zwei Alpen. Die Milch wird hauptsächlich zu Käse verarbeitet, der in der örtlichen Käserei verkauft wird.

Weblinks

 Commons: Sent – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Statistik Schweiz – Bilanz der ständigen Wohnbevölkerung nach Kantonen, Bezirken und Gemeinden
  2. Fadrina Hofmann: "Dieses Label verpflichtet zu nachhaltigen Taten", in: Die Südostschweiz vom 14. November 2011, S.4
  3. http://www.sent-online.ch/cumuen/baselgias/sanpeder.html
  4. http://www.sent-online.ch/cumuen/chasas/culmainas/index.html, Sent
  5. http://www.sent-online.ch/cuntradas/terrassas/index.html
  6. Nicola Bardola im Porträt der Gemeinde Sent
  7. Cla Biert im Porträt der Gemeinde Sent
  8. Chasper Pult: Wir freuen uns. Dass du mit „Culur“ zurückgekehrt bist. Rede anlässlich der Einweihung am 9. August 1997, abgerufen am 4. November 2010.
  9. Max Huggler im Porträt der Gemeinde Sent.
  10. Ausstellungs-Anzeige der Galerie Sperone
  11. Gian Enzo Sperone: Wolfgang Laib. Mit einem Vorwort von Marco Meneguzzo: Cells/Celle. Ausstellungskatalog. Sperone, Sent 2009. (englisch/italienisch)
  12. Gian Enzo Sperone im Porträt der Gemeinde Sent
  13. Not Vital beim Sikart.
  14. Willem Mengelberg im Porträt der Gemeinde Sent
  15. Warren Thew im Porträt der Gemeinde Sent
  16. WP-Artikel zu Warren Thew ist in Vorbereitung.

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