- İske imlâ-Alphabet
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Die İske imlâ-Schrift (tatar. Kyrillisch: Иске имла; İske imlâ: یسكی یملا; IPA: [is'kɘ imˈlæː] - zu Deutsch: alte Schrift; Türkisch: eski yazu) ist eine Schrift, die vor 1920 als offizielle Schrift zur Schreibung der tatarischen Sprache diente. Das Alphabet basiert auf der perso-arabischen Schrift.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Das arabische Alphabet wurde mit der Islamisierung der Türken eingeführt. Zuvor wurden die alttürkischen Orchon-Runen zur Schreibung der Turksprachen verwendet. Die Tataren übernahmen das arabische Alphabet von den Wolga-Bulgaren, als sie in das Land um Wolga und Ural einwanderten. Tatarische, sowie altbulgarische Kultur vermischten sich stark, sodass Sprache und Schrift sich langsam anglichen. Diese Sprache nennt man Alttatarisch oder alte tatarische Literatursprache (tatar. Kyrillisch: искә татар әдәби теле; Latein: iske tatar ädäbi tele; Arabisch: یكی تاتار ادبی تلی; IPA: [isˈkʰɘ tɒˈtɒɾ ædæˈbiː tɘˈlɘ]).
Besonders stark beeinflusst wurde İske imlâ von jenem arabischen Alphabet, welches zur Schreibung der allgemeinen turkischen Literatursprache Tschagatai oder auch Türki genannt, benutzt wurde. So finden sich keine direkten Parallelen zu jenem Alphabet, welches zur Wiedergabe der osmanischen Sprache benutzt wurde.
Später im Jahr 1920 wurde İske imlâ durch Yaña imlâ (neue Schrift) ersetzt, dass kein Abdschad sondern ein Alphabet darstellte. Yaña imlâ ist heute jedoch nicht mehr im Gebrauch.
Heutiger Gebrauch
Offiziell ist İske imlâ nicht mehr im Gebrauch und viele Tataren können es Aufgrund vieler Schriftreformen zu Latein und Kyrillisch nicht mehr lesen. Dennoch sind besonders Kleriker und religiösere Privatpersonen dem Alphabet heute noch kundig und benutzen es im privaten Gebrauch.
Ebenso wird man religiöse Publikationen auch noch in arabischer Schrift vorfinden können.
Orthographie
Im Gegensatz zum osmanischen Alphabet hat İske imlâ eine sehr klare Struktur der Orthographie, welche es möglich macht, dass man leichter zwischen Vokalen wie a, o und u und ä, ö und ü unterscheiden kann, so zeigen Konsonanten wie غ ,ع und ق immer einen dunklen Konsonanten an (siehe Vokalharmonie), während ك und گ immer einen hellen Konsonanten anzeigen. Über die folgende Vokalharmonie kann man so weitere Vokale ausschließen. Steht z.B. in einem Wort ein ق , so kann man mit 90%iger Wahrscheinlichkeit ausschließen, dass man ein ä, e, i, ö oder ü in jenem Wort vorfinden wird.
Schreibung der Vokale
Des Weiteren werden u und ü mit Waw (و) geschrieben, während o und ö ungeschrieben bleiben, bzw. wenn mit Taschkil, dann mit Damma (also am Wortanfang mit Hilfe von Alif (ا)). E wird im Wort mit Kasra geschrieben, nur am Wortende mit Yaa (ی). Ebenso wird ä in der Regel am Wortanfang mit Alif (ا) und der Wortmitte mit Fatha geschrieben und am Ende mit He (ـه), welches auch bei weiteren Suffixen behalten wird und der Suffix getrennt dahintergeschrieben wird. A wird hingegen am Wortanfang mit Alif Madda (آ) und in weiteren Silben immer mit Alif (ا) geschrieben. Es kann jedoch zu Ausnahmen kommen, sodass Alif im Satz ä darstellt und in einem solchen Falle wird es wie in imlâ mit einem Ââ transkribiert. Yaa (ی) wird immer benutzt um ıy oder i darzustellen, wobei es auch bei i zu kleineren Ausnahmen kommen kann, in denen es mit Kasra geschrieben wird (aber nur in Fremdwörtern).
Besonderheiten
Eine Besonderheit bei İske imlâ und Tschagatai ist, dass wenn ein Yaa (ی) oder Waw (و) am Wortanfang einen Vokal darstellen sollen, sie nicht mit einem vorangehenden Alif (ا) wie in allen anderen arabischen Adschadorthographien geschrieben werden, sondern einfach ohne Alif. Steht ein Alif davor, so handelt es sich entweder um einen Diphthong oder um ein Fremdwort aus dem Arabischen oder Persischen, denn diese werden so geschrieben, wie in ihrer ursprünglichen Orthographie.
Eine andere große Besonderheit im Tatarischen ist, dass die Buchstaben ح und ع hart gesprochen werden nämlich [x] und [ʁ]. Jedoch wird das Ta marbuta aus dem Arabischen wenn ä gesprochen mit He geschrieben (ـه), aber die meisten arabischen Wörter sind über das Persische ins Tatarische gelangt, sodass die meisten arabischen Worte mit Ta marbuta Endung im Tatarischen auf -at oder -ät enden.
Das Alphabet
Name Initial Medial Final Alleinstehend modernes Latein modernes Kyrillisch IPA 1 älif آ ﺎ ﺎ آ a а [ʌ~ɒ~æ] 2 älif ﺍ ﺍ ﺎ ﺍ ä ә [ʌ~ɒ] 3 bi ﺑ ﺒ ﺐ ﺏ b б [b] 4 pi ﭘ ﭙ ﭗ ﭖ p п [pʰ] 5 ti ﺗ ﺘ ﺖ ﺕ t т [tʰ] 6 si ﺛ ﺜ ﺚ ﺙ s с [s~θ] 7 cim ﺟ ﺠ ﺞ ﺝ c җ [ʑ] 8 çi ﭼ ﭽ ﭻ ﭺ ç ч [ɕ] 9 xi ﺣ ﺤ ﺢ ﺡ x х [x] 10 xı ﺧ ﺨ ﺦ ﺥ x х [x] 11 däl ﺩ ﺪ ﺪ ﺩ d д [d] 12 zäl ﺫ ﺬ ﺬ ﺫ z з [z~ð] 13 ra ﺭ ﺮ ﺮ ﺭ r р [r] 14 zi ﺯ ﺰ ﺰ ﺯ z з [z] 15 jé ﮊ ﮋ ﮋ ﮊ j ж [ʒ] 16 sin, sen ﺳ ﺴ ﺲ ﺱ s с [s] 17 şın ﺷ ﺸ ﺶ ﺵ ş ш [ʃ] 18 sad ﺻ ﺼ ﺺ ﺹ s с [s] 19 dad, z’ad ﺿ ﻀ ﺾ ﺽ d, z д, з [d~z] 20 tí ﻃ ﻄ ﻂ ﻁ t т [tʰ] 21 zí ﻇ ﻈ ﻆ ﻅ z з [z] 22 ğäyn ﻋ ﻌ ﻊ ﻉ ğ г(ъ) [ʁ] 23 ğayn ﻏ ﻐ ﻎ ﻍ ğ г(ъ) [ʁ] 24 fi ﻓ ﻔ ﻒ ﻑ f ф [f] 25 qaf ﻗ ﻘ ﻖ ﻕ q к(ъ) [q] 26 kaf ﻛ ﻜ ﻚ ﮎ k к [kʰ] 27 gaf ﮔ ﮕ ﮓ ﮒ g г [ɡ] 28 eñ ﯕ ﯖ ﯔ ﯓ1 ñ ң [ŋ] 29 läm ﻟ ﻠ ﻞ ﻝ l л [l~ɫ] 30 mim ﻣ ﻤ ﻢ ﻡ m м [m] 31 nün ﻧ ﻨ ﻦ ﻥ n н [n] 32 ha ﻫ ﻬ ﻪ ﻩ h һ [h] [æ] 33 waw ﻭ ﻮ ﻮ ﻭ w u ü в у ү [ʊ~ʉ] [w] 34 vaw ﯞ ﯟ ﯟ ﯞ 2 v в [v] 35 ya ﻳ ﻴ ﻰ ﻯ y, í, i, -e й, и, ый, -e [ɯɪ~i~ɘ] [j] - 1: eine alternative Schreibweise, dieses erst später entstandenen Buchstaben für den Wert [ŋ] ist نك.
- 2: eine alternative Schreibweise, dieses erst später entstandenen Buchstaben für den Wert [v] ist و.
Beispieltext
Folgender Text wird in İske imlâ, seinem Nachfolger Yaña imlâ und einer lateinischen Transkription dargestellt:
İske imlâ Yaña imlâ Zamanälif Deutsche Übersetzung بارلق كشیلر ده آزاد هم حقوقلری یاغننن تیڭ بولپ توالر. آلرغا آقل هم وجدان بیرلگن هم بر-برسینه قراتا توغاننرچا مناسبتته بولرغا تیشلر. بارلئق كئشئلەر دە ئازات هەم ئوز ئابرویلارئ هەم حۇقوقلارئ یاعئننان تیڭ بولئپ توالار. ئالارعا ئاقئل هەم وۇجدان بیرئلگەن هەم بئر-بئرسئنە قاراتا توعاننارچا مۇناسەبەتتە بولئرعا تیئشلەر. Barlıq keşelär dä azat häm üz abruyları häm xoquqları yağınnan tiñ bulıp tualar. Alarğa aqıl häm wöcdan birelgän häm ber-bersenä qarata tuğannarça mönasäbättä bulırğa tieşlär. Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen. Siehe auch
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