- Tatarische Sprache
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Tatarisch Gesprochen in
Russland Sprecher 8 Millionen Linguistische
Klassifikation- Turksprachen
- Kiptschakische Sprachen
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- Tatarisch
-
- Kiptschakische Sprachen
Offizieller Status Amtssprache von Tatarstan Sprachcodes ISO 639-1: tt
ISO 639-2: tat
ISO 639-3: tat
Die tatarische Sprache (tatarisch: Татар теле, Татарча Tatar tele, Tatarça) ist eine westtürkische Sprache der uralischen Untergruppe.[1] Unklar ist jedoch, ob noch heute Sprachen einer anderen kiptschakischen Gruppe miteinbezogen werden.[2] Die Kurzform ist Tatarisch. Tatarisch ist heute Amtssprache in der Republik Tatarstan.
Heute bezeichnet der Name „Tatarisch“ vor allem die Sprache der Wolga- oder auch Kasantataren in Russland und auf der ukrainischen Halbinsel Krim das Krimtatarische. Auf Tatarisch erscheinen verschiedenste Publikationen und Medien. So gibt es auch Fernsehen und Internetseiten in dieser Sprache.
Inhaltsverzeichnis
Hauptverbreitungsgebiet
Als Hauptverbreitungsgebiet des Tatarischen gilt vor allem Russland. Dort wird die tatarische Sprache in folgenden autonomen Republiken gesprochen:
Zahlreiche tatarische Sprachcluster sind auch weit verstreut in Sibirien, in China und in zahlreichen anderen Ländern zu finden.
Alternative Bezeichnungen
Die Sprachbezeichnung „Tatarisch“ diente früher im russischen Zarenreich als Sammelname für alle im Reich gesprochenen Turksprachen. Damit wurden fälschlicherweise auch Sprachen mit einbezogen, die linguistisch Teil einer anderen Sprachgruppe waren. Eine Differenzierung der in Russland gesprochenen Turksprachen fand erst in der Sowjetunion statt.
Verschiedentlich bezeichnen die Tataren ihre Sprache auch als „tatarisches Türkisch“ (Tатар Төрекчәсе Tatar Törekçäse), um zu verdeutlichen, dass ihre Sprache zur Sprachfamilie der Turksprachen gehört. Im türkischen Sprachgebrauch und in der türkischen Turkologie wird hauptsächlich nur der Begriff des „tatarischen Türkischen“ (türkisch Tatar Türkçesi) verwendet.
Namensherkunft
Benannt ist das Tatarische nach einem mongolischen Stamm, die Tatar, der mit Dschingis Khans Truppen im 13. Jahrhundert aus der Mongolei in die Wolga-Kama-Region kam und sich dort niederließ. Die Mongolen gingen in den Folgejahren in ihrer turksprachigen Umwelt auf. Schließlich wurde ihr Name auf alle turksprachigen Bewohner der Goldenen Horde und ihrer Nachfolgereiche übertragen.
Klassifizierungsmöglichkeiten
Tatarisch wird mit unter verschieden klassifiziert. So listet das „Fischer Lexikon Sprachen“ (1987) das Tatarische innerhalb der Turksprachen wie folgt ein:[3]
- Turksprachen
- Westlicher Zweig
- Bulgarische Gruppe
- Oghusische Gruppe
- Kiptschakische Gruppe
- Kiptschak-oghusische Gruppe
- Kyptschak-bulgarische Gruppe (Kyptschaktatarisch)
- Tatarisch
- Westlicher Zweig
Dagegen listet das „Metzler Lexikon Sprache“ (1993) das Tatarische wie nachfolgend beschrieben auf:[4]
- Turksprachen
- Südwesttürkisch (Oghusisch)
- Osttürkisch (Karlukisch)
- Westtürkisch (Kiptschakisch)
- Uralisch (Kiptschak-Bulgarisch)
- Tatarisch
- Uralisch (Kiptschak-Bulgarisch)
Die aktuelle Klassifikation ist im Artikel Turksprachen aufgeführt.
Dialekte und Alphabete
Im 13. Jahrhundert war Tatarisch, neben dem Komanischen, „Amtssprache“ der westlichen Goldenen Horde.[5] Es ist in sich dialektal stark gegliedert. So gibt es in ganz Russland weit verstreute Dialekte. Die wichtigsten und bekanntesten Dialekte sind:[6]
- der Dialekt von Astrachan
- der Dialekt von Kassimow
- der Dialekt von Mischär
- der Dialekt von Turinsk
- der Dialekt von Ischin
- der Dialekt von Jalutorovsk
- der Dialekt von Barabinsk
- der Dialekt von Tobolsk und
- der Dialekt von Tümen
In der Zeit zwischen dem 13. Jahrhundert und dem 15. Jahrhundert wurde das Alt-Tatarische (die von Wendt als „Kyptschaktatarisch“ bezeichnete Sprachform) mit einem arabischen Alphabet geschrieben. Im 15. Jahrhundert wurde es von einem osttürkischen Idiom, dem Tschagatai, das ebenfalls in arabischer Schrift geschrieben wurde, abgelöst.
In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde eine moderne tatarische Schriftsprache entwickelt, mit denen die Tataren, neben dem Tschagatai, schrieben. Die Schreibung solcher „neu-tatarischer“ Texte erfolgte im 19. Jahrhundert auf törki, einer arabischen Schrift ohne feste Rechtschreibregeln und eingeschränktem Lautumfang.
In den 1920er–1930er Jahren wurden mit dem sogenannten Jangaliff lateinische Buchstaben verwendet. 1926 wurde für diese lateinische Schriftform, die auf der Grundlage des von Aserbaidschan propagierten „neuen türkischen Alphabet“ geschaffen wurde, eingeführt. Ab Ende der Dreißiger kam die heute übliche Schreibung mit kyrillischen Buchstaben in Gebrauch,[7] die zugleich mit dem obligatorischen Russischunterricht eingeführt wurde.
Mit der Reformpolitik des Michail Gorbatschow wurde 1988/89 von Seiten nationalistischer Tataren kurzfristig die Wiedereinführung der arabischen Schrift gefordert. Doch sehr schnell wich man von diesem Gedanken ab, als die Regierung Tartastans beschloss, sich über die Türkei zum Westen zu öffnen und ein lateinisches Alphabet auf der Grundlage des modernen türkischen Alphabetes zu schaffen. Tatarstan wollte in den Jahren 1989–1991 die völlige Unabhängigkeit von Russland und unterschrieb deshalb 1991 auch nicht einen neuverfassten Unionsvertrag, der den Tataren weitgehende autonome Selbstbestimmung zusicherte. Die tatarische Führung führte im Jahr 2001 dann auch ein modifiziertes türkisches Alphabet ein, das allerdings auf einen großen Widerstand der russischen Minderheit stieß. Trotzdem wurde im September 2001 allein dieses lateinische Alphabet zur Schreibung des Tatarischen offiziell verwendet. Ein Jahr später (2002) wurde dieses Lateinalphabet nochmals leicht überarbeitet.
Diese Praxis verbot das Russische Verfassungsgericht jedoch im November 2004, mit der Begründung, dass für die Einigkeit Russlands eine einheitliche Schrift notwendig wäre.[8] Seit dem werden inoffiziell das lateinische und kyrillische Alphabet in Tatarstan nebeneinander verwendet. In amtlichen Publikationen wird das Tatarische ausschließlich in kyrillischer Schrift veröffentlicht.
Gegenüberstellung des tatarischen mit dem türkischen Lateinalphabet:
• Tatarisch: Aa Ää Bb Cc Çç Dd Ee Ff Gg Ğğ Hh Xx Iı İi Íí Jj Kk Ll Mn Nn Ññ Oo Öö Pp Qq Rr Ss Şş Tt Uu Üü Vv Ww Yy Zz • Türkisch: Aa Bb Cc Çç Dd Ee Ff Gg Ğğ Hh Iı İi Jj Kk Ll Mn Nn Oo Öö Pp Rr Ss Şş Tt Uu Üü Vv Yy Zz Sprachcodes
- SIL code: TTR
- ISO 639-1: tt
- ISO 639-2: tat
Siehe auch
Literatur
- Tamurbek Dawletschin, Irma Dawletschin, Semih Tezcan: Tatarisch-deutsches Wörterbuch. Harrassowitz, Wiesbaden 1989, ISBN 3-447-02978-1
- Andreas Frings: Die tatarische Schriftreform und das kulturelle Gedächtnis. (= Mainzer Arbeitspapiere zur Geschichte Osteuropas; 1). Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, Mainz 2004 (Volltext)
- Hermann Vámbéry: Etymologisches Wörterbuch der turko-tatarischen Sprachen. Ein Versuch zur Darstellung der Familienverhältnisses des turko-tatarischen Wortschatzes. Brockhaus, Leipzig 1878 (Neudruck: Biblio-Verlag, Osnabrück 1972, ISBN 3-7648-0640-0)
- Suzanne Wertheim: Language "Purity" and the De-Russification of Tatar. Paper, Berkeley Program in Soviet and Post-Soviet Studies, Berkeley 2002 (Volltext)
- Ekrem Čaušević: Kazantatarisch. (Wieser Enzyklopaedie des Europaeischen Ostens / Okuka, Miloš & Krenn, Gerald (ur.). Klagenfurt-Wien-Ljubljana : Wieser Verlag, 2002.. Str. 793-797.]; http://www.uni-klu.ac.at/eeo/Kasantatarisch.pdf)
- Margarete I. Ersen-Rasch: Tatarisch. Lehrbuch für Anfänger und Fortgeschrittene. Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden 2009, ISBN 978-3-447-06110-0
Einzelnachweise
- ↑ Helmut Glück (Hrsg.): Metzler Lexikon Sprache, S. 630-631
- ↑ Helmut Glück: ebenda
- ↑ Heinz F. Wendt: Fischer Lexikon Sprachen, 1987 (S. 328-329)
- ↑ Helmut Glück (Hrsg.): Metzler Lexikon Sprache, 1993 (S. 657)
- ↑ Heinz F. Wendt: Fischer Lexikon Sprachen, S. 329
- ↑ Heinz F. Wendt: ebenda
- ↑ Baldauf, I.; Schriftreform und Schriftwechsel bei den muslimischen Rußland- und Sowjettürken (1850–1937) …; Budapest 1993
- ↑ Russland-Aktuell: Tataren müssen Kyrillisch schreiben, 16. November 2004
Weblinks
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